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Die Nacht begann herabzusinken; der klare Himmel Babyloniens erschien mit Sternen besäet. Alexander und die ganze makedonische Armee war auf dem Platz und den umliegenden Straßen in Schlachtordnung aufgestellt.
Alle Herzen schlugen stärker als gewöhnlich, denn zwischen diesen beiden Kriegern, den tapfersten auf Erden, mußte die Schlacht schrecklich werden, und wenn der Sieg des Königs gewiß schien, (denn er hatte für sich ein Heer von zweihundertfacher Übermacht) so hatte auf der andern Seite Pendragon einen Mut, wie kein andrer, und die Gewißheit, der Todesstrafe nur durch einen Sieg entgehen zu können.
Er überschritt auf seinem Nadjed die Zugbrücke und kam mit einer so siegesgewissen Miene auf Alexander zu, daß dieser glaubte, er wolle sich ergeben und in triumphierendem Tone ausrief:
»Ah! da kommst du ja, Gallier!«
Dieser erwiderte:
»Ja, Makedonier, ich komme! Ich habe dir eine Zusammenkunft versprochen und ich habe noch nie mein Wort gebrochen.«
»Ergib dich!« schrie Alexander und schwang zornig seinen Wurfspieß.
Im gleichen Augenblick rief Pendragon:
»Hopp! hopp! mein lieber Nadjed! Vorwärts!«
Das Pferd stieß ein schreckliches Gewieher aus und sprengte im Galopp vorwärts, als wollte es alles vor sich her zermalmen.
Der König warf seinen Speer, der ohne Zweifel dem Leben und den Thaten Pendragons ein Ende bereitet hätte, wenn letzterer nicht mit dem seinigen die Brust von seines Gegners Pferd durchbohrt hätte, das sich bäumte, fiel und auf seinen Reiter stürzte.
Dieser Schlag war so unvorhergesehen, daß die Freunde des Königs meinten, dieser selber sei getroffen, und sich beeilten, ihn aufzuheben, wobei sie sich überzeugten, daß seine Wunde nicht tödlich war.
Er erhob sich und stieg auf ein andres Pferd. Aber in dem Augenblicke, wo er auf seinen Feind losstürzen und sich rächen wollte, brach plötzlich der Ruf: »Feuer! Feuer!« aus und brachte Unordnung in die Reihen der Makedonier.
Während nämlich Pendragon den König angriff, hatten seine Reiter, mit Talg- und Pechfackeln versehen, diese den Makedoniern unter die Füße und ins Gesicht geworfen, und man sah von allen Seiten Flammen aufsteigen.
Diese Idee stammte von mir, dem Sosikles, wenn ich es gestehen darf, und ich sah sie schon bei einer oder zwei Belagerungen, besonders bei Tyros, in Anwendung gebracht, wo, während des Sturms, als die Stadt schon halb eingenommen war, die Bewohner, die sich verloren sahen und nicht mehr an ihre Rettung, sondern nur an Rache dachten, ihren ganzen Vorrat von Öl, Fett, Naphtha und andern brennbaren Stoffen unter die Feinde warfen.
Zur rechten Zeit erinnerte ich mich jenes Brandes, und Alexander, der durch seine Schuld eine Stadt von sechzigtausend Einwohnern hatte in Flammen aufgehen sehen, erinnerte sich auch daran und fürchtete, Babylon, die größte und schönste Stadt Asiens, die er zu seiner Hauptstadt machen wollte, niederbrennen zu sehen.
Anstatt also Pendragon zu verfolgen, befahl er das Feuer zu löschen, und der Gallier, immer an der Spitze seiner Schar, zog, beinahe ohne daß man ihn anzuhalten wagte, durch die große Straße Babylons und zum Thore Belsazar, das niemand bewachte, hinaus, befand sich bald auf freiem Felde und zog weiter längs dem rechten Ufer des Euphrat.
Ich brauche nicht zu sagen, daß ich mich bei ihm befand. Wenn man mich in jener Nacht von Pendragon hätte trennen wollen, so hätte man zuvor meinen Leib von meiner Seele trennen müssen. Wir waren alle im Galopp davon gesprengt, ohne hinter uns zu blicken, denn es war nicht der passendste Zeitpunkt, die Landschaft zu betrachten, und es ist nur zu klar, daß der unbesiegliche und wütende Alexander, sobald der erste Brand gelöscht war, uns zu verfolgen sich anschickte.
Aber plötzlich kehrte sich Pendragon um und stieß einen lauten Schrei aus.
Wir kehrten uns alle um und sahen, wie sich mitten in einer schwarzen Rauchwolke eine leuchtende Flamme gen Himmel erhob, welche den ganzen Horizont erleuchtete.
»Der Baalstempel brennt!« sagte der älteste der Brüder Bull.
– »Und mein Vater wird in den Flammen umkommen!« rief Drangiane entsetzt.
Der jüngere der Brüder Bull meinte:
»Das ist wohl möglich, man kann nicht wissen. Der Alte hatte so seine Ideen, die er uns nicht mitgeteilt hat.«
Drangiane wollte ihr Pferd umwenden, aber Pendragon hielt sie zurück.
»Er hat es selber gewollt!« sprach er.
In der That, der Tod des Amalek war ein freiwilliger und er selbst steckte den Tempel in Brand. Ich war nicht Zeuge dieses schrecklichen Unglücks, aber Ptolemäos, des Lagos Sohn, der, wie schon gesagt, Geschichtschreiber Alexanders des Großen war und ihn auf allen seinen Zügen begleitete, hat es so deutlich berichtet, daß man nicht darüber zweifeln kann.
Ich lasse also den Bericht nach seinem ungefähren Inhalt (nicht wörtlich, denn ich habe sein Buch nicht vor mir) folgen:
Amalek, der mit drei Sklaven, die trotz seiner Abwehr sein Los teilen wollten, zurückgeblieben war, ließ die äußere Einfriedigung des Tempels offen, wie er es dem Abgesandten des Königs versprochen hatte; aber er betrat allein das Heiligtum, wohin übrigens er allein den Fuß setzen durfte.
Vergebens suchten seine Sklaven, die aus seiner düstern Miene und seinem hartnäckigen Schweigen schlossen, daß er etwas Unheilvolles vorhatte, ihn zurückzuhalten. Als ihn einer derselben am Rockschoß ergriff, stieß ihn Amalek heftig zurück und sagte ihm, es stehe ihm frei, ihn, den Amalek, zu verlassen und sich zu den Makedoniern zu begeben.
Das that er auch wirklich bald nachher, und von ihm hat man die meisten Einzelheiten erfahren.
Dann hörte er auf den regelmäßigen Schritt der makedonischen Krieger, welche über die Zugbrücke zogen und nun die äußere Umfriedigung des Tempels hinter sich hatten.
»Oh!« sprach er seufzend, »alles ist aus! Aber du wirst gerächt werden, Baal, durch die Hände deines Priesters, wenn dein Blitzstrahl dich nicht selber rächt.«
Der Tempel Baals – (man erfuhr dies erst nach der Katastrophe, und der Hohepriester allein wußte um dieses Geheimnis) – war auf einem dieser Naphthaseen gebaut worden, welche in Babylonien und Assyrien so häufig sind und dem berühmten toten Meere in Judäa gleichen.
Da man seit mehr als zwölfhundert Jahren diesen See mit monumentalen Bauten bedeckt hatte, so wußte niemand, außer dem Hohenpriester und seinen drei vornehmsten Stellvertretern oder Akoluthen (die übrigens immer leugneten, das Geheimnis gekannt zu haben) um die Sache.
Das ist der Grund eines Unheils, wie die Erde kaum ein größeres gesehen hat.
Kaum war Amalek in das Heiligtum eingetreten, als er eine durch Ziegelsteine versteckte Fallthür aufhob, welche die Öffnung eines dreihundert Fuß tiefen Brunnens bedeckte. Durch diesen allein war die Verbindung mit dem Naphthasee möglich.
Jedermann weiß, und der gelehrte Aristoteles, der Meister der Wissenschaft bei den Griechen und allen zukünftigen Völkern, hat erklärt, daß das Naphtha ein farbloses Mineralöl von durchdringendem und starkem Geruch ist, daß es ferner sehr leicht entzündbar ist und verbrennt, ohne etwas zurückzulassen. Amalek, der Erbe chaldäischer Priesterweisheit, kannte also diese Eigenschaften des Naphtha und bediente sich derselben, wie man sehen wird.
Er zündete eine Pechfackel an und warf sie in die Tiefe des Brunnens, der sich im Mittelpunkte des Sees befand.
Der Sklave, der dieses entsetzliche Unglück überlebte, erzählt, daß im gleichen Augenblick eine große Flamme aus dem Brunnen aufstieg wie aus einem Luftloch der Hölle, als ob die unterirdischen Mächte auf den Ruf Baals gekommen wären, um einen Kampf gegen die Menschen zu beginnen.
Da hob Amalek die Arme gen Himmel und rief:
»Baal! Baal! Räche dich, räche deinen heiligen Namen, welcher von diesen Bösewichtern geschändet wird!«
Hierauf schloß er sorgfältig das Heiligtum, zu welchem er allein den Schlüssel hatte, stieg auf die Höhe des höchsten Turmes des Tempels und rief mit schrecklicher Stimme:
»Weh euch! ihr Gottlosen und Tempelräuber! Wehe dir, Alexander, der du auf dich und deine Freunde den Zorn des Baal geladen hast!«
Dieser Ruf, der an Alexanders Ohren im gleichen Augenblick drang, wo er seine Vorhut über die Fallbrücke beordern wollte, rettete ihm ohne Zweifel das Leben, denn da er die Augen zum Gipfel des Turmes hob, erkannte er Amalek und gewahrte zugleich die Flamme, die sich über das Tempelgewölbe zu erheben begann.
Seine Freunde hielten ihn zurück und von allen Seiten schrie man: »Feurio! Feurio!«
Im gleichen Augenblicke bewegten unsichtbare Hände die drei großen Glocken Babylons, Semiramis, Assur und Nabopolassar; die Babylonier versichern, daß die Hände der schützenden Stadtgötter dies thaten, aber Ptolemäos glaubt, daß ein höchst seltsamer, durch die Chaldäer erfundener Mechanismus – die Chaldäer haben vieles erfunden, besonders was Sternkunde betrifft – sie in Schwingung versetzte, und daß Amalek bloß an einer verborgenen Feder zu drücken brauchte.
Die Wahrheit ist, daß die Makedonier sich blindlings hineinstürzten, um den Brand zu löschen, dessen Ursache sie nicht kannten und daß viele von ihnen den Tod fanden, da sie zu tief eindrangen in der Hoffnung, die von den chaldäischen Priestern eben verlassenen Gemächer plündern zu können.
Zu gleicher Zeit erhob sich der glühende, aus Afrika stammende Südwind und blies in den Brand. Das Wasser fehlte, da der Euphrat einige hundert Schritte entfernt war, und schließlich, was vermochten drei oder vierhundert mühsam herbeigeschleppte Eimer, um einen Naphthasee von einer halben Stunde Umfang auszulöschen?
Alexander sah dies ein und beschränkte sich darauf, die dem Tempel benachbarten Gebäude abbrechen zu lassen, um dem Brand zu wehren sich auszudehnen und die ganze Stadt zu zerstören, was den Ruin und vielleicht den Tod von zwei Millionen Einwohnern nach sich gezogen hätte.
Zehn Tage lang brannte der Tempel. Amalek erschien nicht wieder. Der einzige seiner Sklaven, der ihn überlebte, erzählte, daß er sich selber erdolcht und mitten in die Flammen gestürzt habe im Augenblick, wo die Glocke Semiramis, die von der Gewalt des Feuers losgelöst wurde, plötzlich in den Vorplatz des Heiligtums herabfiel, ihn durch ihr Gewicht zertrümmerte und in die Tiefe des Sees versank, wo keiner sie je auffischen wird.
So lautet die Erzählung des Ptolemäos, des ehrlichsten und wahrheitsliebendsten Geschichtschreibers Alexanders.
Was ich nun im folgenden erzähle, das habe ich, Sosikles, mit meinen eignen Augen gesehen und nehme dafür Zeus, den höchsten der unsterblichen Götter und die blauäugige Göttin Athene, die Schutzgöttin Athens, zu Zeugen.
Nachdem Pendragon eine Zeitlang von ferne dem Brand mit traurigen Gefühlen zugesehen hatte, gab er das Zeichen zum Abzug.
Um unsre, durch einen langen Ritt schon ziemlich erschöpften Pferde nicht allzusehr zu ermüden, stiegen wir in kurzem Trab auf eine ziemlich schöne, dann und wann beschattete Straße herunter, welche dem rechten Euphratufer folgt.
Der Gallier, der sonst so munter und zuversichtlich war, schien mir nachdenklich und besorgt.
Ich wagte es ihn zu fragen:
»Was habt Ihr? Fürchtet Ihr Euch? Seid Ihr nicht mehr der Sohn Astaraks?«
– »Ach!« antwortete er mit einem tiefen Seufzer, »ich bin immer noch Pendragon, aber ich habe jetzt etwas zu verlieren.«
– »Nein, Sosikles, wohl aber Drangianen, welche mir mehr wert ist als alle Kronen der Erde. Mit einem Wort ... ich bin unruhig. ... Wenn Pandou, der uns vorausgegangen ist, sein Schiff nicht erreicht hat? Wenn Samuel, dein Freund, uns verraten hat und meinem Feinde Alexander Amaleks Schätze ausliefern sollte?«
Ich sah ihn erstaunt an. Sollte er etwa geldgierig geworden sein? ... Pendragon geldgierig, das wäre das außerordentlichste Ereignis, dessen ich je Zeuge gewesen wäre.
Er verstand meine Gedanken und sagte:
»Dieses Geld, worüber ich in Unruhe bin, ist unsre Rettung. Die von Nearchos geführte Kriegsflotte Alexanders beherrscht den Euphrat und trennt uns von den Handelsschiffen, welche Pandou führt. Mit diesem Geld, das Samuel diesen Abend wegführte, muß er Nearchos bestechen, daß er uns die Fahrt frei läßt bis zum Persischen Meerbusen. Verstehst du jetzt?«
Gewiß, ich verstand ihn, aber seine Sorgen waren überflüssig. Am Abend des dritten Tages kam ein Bote von Samuel mit der Nachricht, daß seine Mission geglückt sei, daß Nearchos, statt den Fluß zu besetzen, unter irgend einem Vorwand vor Anker gehe und das Gepäck ans Land bringen lasse, daß endlich Pandou den Euphrat aufwärts fahre bis zu dessen Vereinigung mit dem Tigris und uns dort auf einer mitten im Zusammenfluß gelegenen Insel erwarte. Er bestellte diese Zusammenkunft auf morgen.
Ach! an diesen Morgen werde ich mich zeitlebens erinnern, da er für so viele von uns der letzte des Lebens war und es für mich selber beinahe geworden wäre.
Indessen hatte der Tag gut angefangen. Das Wetter war schön, der Himmel wolkenlos, wie immer in diesem Lande, welches die Sonnenstrahlen baden.
Wir hatten Halt gemacht in einem Sykomorengehölz und rasteten ein wenig, als der ältere der Brüder Bull, der als Kundschafter – eine Vorsichtsmaßregel, die jedermann für unnütz hielt! – ausgeschickt worden war, im Galopp zurückkehrte mit dem Rufe:
»Sie sind da!«
– »Wer?« fragte Pendragon.
– »Der König und die Thessalier!«
Im gleichen Augenblick sahen wir in der Ebene eine dichte Staubwolke und hörten Pferdegalopp. Aber schon war unsre kleine Schar unter den Waffen.
Pendragon sagte zu mir: »Sosikles, jetzt ist der rechte Augenblick da, wo du mir zeigen wirst, daß du ein Braver bist. Ich vertraue dir Drangianen an.«
»Du siehst«, fuhr er fort, »diese von Bäumen bedeckte Insel und diese große Barke, welche für den Augenblick unsre ganze Flotte ausmacht. Steige hinein mit etwa zehn von unsern Leuten und mit Drangiane; du wirst an der Insel landen und dort Drangianen aussteigen lassen, dann wirst du mir die Barke und die Ruderer wieder schicken, denn zu hoffen, daß wir über die thessalische Reiterei Meister werden – hundertfünfzig Mann, die uns bleiben, gegen einen Truppenkörper von wenigstens fünftausend Mann – ist Thorheit. Wir werden uns, so gut es geht, verteidigen, das ist alles.«
– »Und Ihr, Herr?«
– »Ich werde zuletzt einsteigen. Du weißt übrigens wohl, Sosikles, daß ich nicht umkommen kann und daß mir die Götter eine Krone schuldig sind. Was würde Pandou sagen, wenn meine zukünftigen Unterthanen, die Aryas, keinen Herrn hätten? Sei ruhig und geh!«
Drangiane weigerte sich zu gehorchen. Sie fürchtete für Pendragon.
»Ach!« sagte sie, »soll ich binnen dreien Tagen meinen Vater und meinen Gatten verlieren!«
Aber endlich wußte ihre Amme Arachosia, die ihr überallhin folgte, mit solcher Beredsamkeit ihr zu beweisen, daß Pendragon siegen müsse, daß Drangiane sich überreden ließ. Ich führte sie auf die Insel, welche mehr als tausend Schritte vom Ufer entfernt war. An dieser Stelle ist der Euphrat vierzig Fuß tief.
Von hier aus sahen wir dem Kampfe zu.
Es war so, wie man es von diesen beiden großen Helden erwarten konnte.
Alexander kämpfte mit seiner gewöhnlichen Unerschrockenheit und Pendragon wie ein Verzweifelter. Vierzig der Tapfersten aus seiner Schar ließen sich vor seinen Augen töten. Die andern, die an den Fluß getrieben wurden und wegen mangelnder Fahrzeuge nicht hinüber konnten, warfen ihre Waffen weg und baten um Gnade.
Alexander ließ ihnen Schonung angedeihen.
Es war ihm ja vor allem darum zu thun, Pendragon lebendig oder tot in seine Gewalt zu bekommen.
Als alle andern getötet waren oder ihre Waffen gestreckt hatten, blieb der Gallier allein am Ufer.
»Ergib dich!« sagte Alexander zu ihm, und ihrer zwanzig sprangen auf ihn zu, um ihn zu umzingeln.
Pendragon, der zu Pferde sich auf einer Art Vorgebirge, das den Fluß beherrschte, befand, und aus fünf Wunden blutete, warf seinen Schild über die rechte Schulter und sagte zu Nadjed:
»Mein Bruder! man soll uns niemals lebendig fangen, nicht wahr? Hopp! mein lieber Nadjed, vorwärts! wir wollen zu Dragiane!«
Roß und Reiter (ich habe es mit eignen Augen gesehen und darf nicht zweifeln) sprangen dreißig Fuß hoch hinab in den Fluß und schwammen gegen unsre Insel.
Pendragon langte erschöpft vor Anstrengung an der Barke an, wo ich mich mit Drangiane befand, und Alexander, der weder Barke noch Schiff hatte, da Nearchos von Samuel bestochen war, wurde gezwungen, von der Verfolgung abzustehen. Was Nadjed betrifft, so gelang es ihm, die Insel zu erreichen, wo wir uns sammelten.
Zwei Stunden später kam Pandou mit der Flotte. Drei Monate später landeten wir in Indien, wo Pendragon von den Aryas als ein Befreier begrüßt wurde und die Ordnung, den Frieden und die Freiheit mit dem Schwert wieder herstellte.
Ich war – und bin es noch jetzt – sein Hauptratgeber und beinahe sein einziger seit dem Tode des weisen Pandou, der sich mit mir in sein Vertrauen teilte. Sein Generalschatzmeister war Samuel, der sich ein schönes Vermögen durch die Pachtung der Zölle gemacht hat. Pendragon ist ein großer König; für die Griechen, welche die lächerliche Angewohnheit haben, alle Eigennamen zu ändern oder zu übersetzen, heißt er heute Sandrakottos. Unter diesem Namen wird er in ihrer Geschichte bekannt werden.
Er stieß noch ein zweites Mal mit Alexander zusammen und zwar in Indien, am Ufer des Ganges, und an jenem Tage wich der Makedonier zurück; aber jedermann kennt ja diese Geschichte, darum will ich mich nicht dabei aufhalten.
Vielleicht frägt man mich nach dem Schicksal Drangianens?
Sie war und ist noch die glückliche Gattin Pendragons und ward die Mutter von sieben schönen Kindern, deren ältestes, wie sein Vater, das Ebenbild des allmächtigen Indra ist, dessen Haupt man eingehauen sieht am Giebel des Tempels von Ellora.
Ende.