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Der Teekoster

Außer dem aus dem Krieg heimgekehrten Doktor Höfer gab es noch eine zweite Person in der Wiener Gesellschaft, die nicht wußte, daß der Baron Weidenau den Spitznamen »der Teekoster« führte, und das war der Baron selbst. Er hatte keine Ahnung von dieser tückischen Benennung, die ihm auf allen gewundenen Wegen seines Lebens voraneilte und laut wurde, sobald er irgendwo eine Türe hinter sich schloß. Aber so geht es ja gewöhnlich, und hierin besteht der feinste Reiz eines Spitznamens, daß er seinem Träger zeitlebens unbekannt zu bleiben pflegt.

Derjenige, den Weidenau im Schilde führte, war mindestens zehn Jahre alt und stammte aus Maliks Wortgarderobe, der ihn einmal, aus einem holländischen Seebad heimgekehrt, in Umlauf setzte. Auf der Rückreise aus besagtem Seebad hatte Professor Malik – damals noch Privatdozent – unter anderen Sehenswürdigkeiten, die Holland dem neugierigen Reisenden zu bieten hat, sich in einem holländischen Hafen auch die Persönlichkeit eines sogenannten Teekosters zeigen und erklären lassen. Es war dies ein äußerst gewichtiger Herr, mit einem Gesicht, rot und rund wie ein Eidamerkäse, der jahraus, jahrein nichts anderes tat, als die zur Ausladung gelangenden Teesorten fachmännisch begutachten, und der für diese seine zungenkritische Tätigkeit ein fürstliches Gehalt bezog. Allerdings dauerte die Herrlichkeit, wie Maliks Reisefreund erklärte, gewöhnlich nicht sehr lange, denn länger als ein paar Jahre vermochte sich ein Teekoster selten zu behaupten, dann verlor er den Geschmack und mußte durch eine neue, noch unverbrauchte Kraft ersetzt werden.

Malik fand, daß diese Tätigkeit viel Ähnlichkeit mit derjenigen seines Freundes Weidenau besaß, obwohl ein Unterschied bestand: Weidenau ließ sich nicht wie der holländische Teekoster die verschiedenen Teesorten bringen, sondern suchte sie persönlich in den unterschiedlichen Häusern auf. Trotzdem bestätigte die Gräfin Meisenburg die Bezeichnung hellauflachend mit einem »Exzellent!« und seither flatterte sie von Mund zu Mund.

Zu jener Zeit hatte Weidenau immerhin noch eine Art Nebenbeschäftigung gehabt – er war Bezirkskommissär –, die er seither zurückgelegt hatte. Und zumal in den ersten Kriegsjahren ergab er sich immer leidenschaftlicher der Teekosterei, was nicht ausschloß, daß seine Frau im Herbst 1916 ihr Jüngstes zur Welt brachte, »das fünfte Kind seiner Laune«, wie die Baronin Lodersdorf scherzte. Dann kam die Geschichte mit Lora Plank, kamen andere seiner Geschichten, die die Vervollständigung des halben Dutzends, das sich die Baronin wünschte, vereitelten.

Die Baronin Fanni hatte eine doppelte Sammlerneigung: sie sammelte Kinder und Sofakissen, die sie gleichfalls selbst verfertigte und auf die sich der zweite der beiden Aussprüche bezog, die Exzellenz Malik regelmäßig zu zitieren pflegte, wenn es galt, Fanni Weidenau für einen Uneingeweihten zu charakterisieren. Eines Tages nämlich, als ein Besuch die Baronin Weidenau dabei überraschte, wie sie eben im Begriffe stand, auf ihr siebzehntes Sofakissen mit Glasperlen »Nur ein Viertelstündchen« zu sticken, und die sie besuchende Dame – es war die Gräfin Meisenburg sie fragte, warum sie sich denn eigentlich diese Arbeit mache, erwiderte die Stickerin in aller Unschuld: »Man will doch, daß etwas von einem bleibt, was einen überlebt.«

Der andere berühmt gewordene Ausspruch ereignete sich im vierten Kriegsjahr. Eine Wohltätigkeitsvorstellung der »Hugenotten« fand statt, und die Baronin, die nie ins Theater ging, mußte einer Erzherzogin zuliebe mit einigen anderen adeligen Damen die Vertretung des Roten Kreuzes übernehmen. Bei dieser Gelegenheit sah sie die »Hugenotten« zum erstenmal. Befragt, wie sie ihr gefallen hätten, gab sie die klassische Antwort: »Ich weiß nicht … Der Kampf zwischen Katholiken und Lutheranern auf der Bühne hat doch etwas eher Peinliches!«

Wie schon aus dieser Äußerung hervorging, war die Baronin Fanni sehr fromm. Sie war auf dem Lande aufgewachsen, eine kleine Bauernkomtesse, deren größte Leidenschaft es war, bloßfüßig die Gänse zu hüten, und etwas von der ehemaligen Gänsemagd lebte noch immer in ihr, trotz des städtischen Daseins, das sie durch ein Dutzend Jahre zu führen sich gezwungen sah. Erst im letzten Kriegsjahr kehrte sie nach Groslowitz in Mähren zurück, wo sie zu Hause war. Diese Rückkehr hing zusammen mit der Einrückung des Teekosters zur Front, die wieder mit anderen Dingen zusammenhing, wie dem Baron, wenn er über seinem Schicksal brütete, immer klarer wurde. Doch half ihm diese Klarheit in keiner Weise, sein verwickeltes Liebesleben in Ordnung zu bringen.

Eben gab er sich wieder einer derartigen hypochondrischen Selbstbetrachtung hin. Er lag dabei auf seiner Ottomane, in Decken gewickelt und eines der siebzehn Sofakissen seiner Frau mit der zärtlichen Inschrift »Nur ein Viertelstündchen« unterm Kopf. Freuds »Einführung in die Psychoanalyse«, in der er, sich belehrend, gelesen hatte, lag neben ihm, und er spielte, seinen Betrachtungen hingegeben, abwechselnd mit dem Onyxspitzchen Loras und einem kleinen Lapislazulibleistift, den er Daria verdankte. Da trat, hochgeröteten Gesichts und sichtlich aufgeregt, die Wabi ins Zimmer. Sie hielt ein aufgerissenes Postpaket in der vor Freude bebenden Hand.

»Euer Gnaden, ein Schweinderl!«

»Wie? Was? – Mit der Post?«

Es verhielt sich tatsächlich so. Ein befreundeter Gutsbesitzer, der im nördlichen Niederösterreich, hart an der Grenze, seine Besitzung hatte, sandte den kostbaren Vierfüßler im Auftrage der Baronin Weidenau, die er kürzlich in Groslowitz besucht hatte. Die Baronin hatte ihm geklagt, daß sie infolge der Grenzabsperrung ihrem Mann nicht wie sonst hin und wieder etwas Eßbares schicken könne, worauf der Besucher sich bereit erklärte, dies an ihrer Statt zu tun; sie könne ihm ja die Schweinchen und Gänse gelegentlich in natura zurückgeben. Fanni Weidenau war von diesem wahrhaft christlichen Vorschlag gerührt, und auch Weidenau war es einen Augenblick lang. Denn bereits im nächsten siegte seine Geberlaune, die ihn immer überkam, wenn er etwas hatte, und er sagte zu der ihren Schatz an die Brust drückenden Wirtschafterin: »Das essen wir aber nicht allein auf!«

»Warum denn nicht, Euer Gnaden?« meinte diese, ökonomischer als ihr Herr veranlagt: »Es ist ja nicht viel!«

Aber Weidenau blieb bei seiner Absicht.

So kam es, daß tags darauf Exzellenz Malik, Doktor Höfer und die Baronin Lodersdorf – die Letztgenannte telefonisch, die beiden Herren brieflich – zu einem im voraus als »bescheiden« bezeichneten Frühstück gebeten wurden, das am Tag der Wahlen um ½2 Uhr bei Baron Weidenau stattfinden würde.

Dies waren die eigentlichen Gäste. Außerdem aber wurden auch noch Herr und Frau Österreicher zugezogen, mit Hinblick auf das bestehende Mietverhältnis, das dem Baron unverhältnismäßige Vorteile bot. Um sich in ihrem Genusse zu erhalten und eine bei dem täglich sinkenden Geldkurs täglich drohende Steigerung des Mietzinses nach Möglichkeit hintanzuhalten, entschloß sich Weidenau zu einer kleinen gesellschaftlichen Konzession: er lud das streberische Ehepaar, dessen Untermieter er vor zwei Jahren geworden war, gleichfalls zum Essen ein. Und er entschloß sich hierzu um so leichter, als, wie die Köchin seiner Haushälterin erzählt hatte, beide an der Grippe erkrankt zu Bette lagen.

Leider waren sie bereits gesund und kamen sogar als die ersten. Auch hatte die Grippe Frau Österreicher trotz ihrer Ängstlichkeit nicht gehindert, ihren Wahlzettel zugunsten der reaktionären Partei abzugeben. »Und wenn's mein Tod gewesen wäre, ich wär' wählen gegangen!« sagte sie, und der schwarzgefaßte Kneifer wackelte vor Sozialistenhaß auf ihrer zugleich hochmütig und devot in die Luft gesträubten Nase. Baron Weidenau lobte, nach der Türe blickend, diese Gesinnung; aber er fürchtete zugleich die Ansteckung und bat die tapfer hustende Frau Österreicher, das mit der Grippe vor den anderen Gästen wenigstens nicht zu erwähnen.

Auch der Rittmeister hatte gewählt, in Zivilkleidung, was in seinen Augen – er hatte den Krieg im Hinterlande geführt – ein großes Zugeständnis war. Jetzt trug er wieder Uniform, mit zwei Flören an den beiden Oberarmen. Auch er trauerte, wie seine Frau, nicht nur um den kaiserlichen Rat Hanfstängl, sondern auch um die Monarchie, und er betonte dies, um sich dem Baron zu empfehlen.

»Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, Herr von Österreicher, daß ich nicht auch Trauer trage!« sagte, auf seinen blaugrauen Anzug deutend, Weidenau, der unter Umständen reizend boshaft sein konnte.

Herr und Frau Österreicher wurden in den wohlerzogenen Kreisen, in die sie eindrangen, ohne darin zu verkehren, immer nur Herr und Frau von Österreicher genannt: grundsätzlich, weil sie es nicht waren.

Eben trat Exzellenz Malik ein, stürmisch und etwas bombenmäßig, wie es seine Art war, und das Ehepaar wurde vorgestellt.

»Gestatten Sie, Exzellenz«, sagte Weidenau – die Hand Maliks einen Augenblick festhaltend, »daß ich Sie mit Herrn und Frau von Österreicher bekannt mache.«

Malik, dessen flinke, kleine Augen scharf sahen, erkannte sofort, daß das keine ernst zu nehmenden Leute waren. Infolgedessen sagte er zu dem Rittmeister, seine Hand schüttelnd: »Oh, sehr erfreut!« mit einem Gesichtsausdruck, als wäre ihm endlich ein langgehegter Herzenswunsch in Erfüllung gegangen, und küßte der Frau von Österreicher die nur schwach widerstrebende, dann aber entschlossen nach oben schwebende Hand.

Auch Exzellenz Malik kam aus dem Wahllokal, von wo der Abonnent der »Arbeiterzeitung« die ermutigendsten Eindrücke mitgebracht hatte. Auf jedem Treppenabsatz war er mindestens einer Nonne, einem geradenwegs aus dem Versorgungshaus kommenden alten Weiblein, einem auf zwei Stöcke gestützten Pfründner begegnet, einem Versorgungspriester mit gesenkten Augen – von jenen stiernackigen Gesellen, die sich auf der Stiege wechselseitig dröhnend »Heil!« zuriefen und mit genagelten Schuhen zur Urne stapften, nicht zu reden: und alle diese Elemente, die die kompakte Mehrheit eines bodenständigen Kleinbürgertums durchsetzten und aufzuckerten, erhöhten das Vertrauen von Exzellenz Malik auf den Ausgang der Wahlen. »Gottlob, es gibt noch christliches Volk in Österreich!« sagte er und ließ sich, die langen Schöße seines Franz-Joseph-Rockes alert zurückschlagend, auf Weidenaus Schreibsessel nieder.

Malik übertrieb bei solchen Anlässen leicht ein wenig den christlichen Standpunkt, was seine Feinde mit seiner rein jüdischen Abstammung in Zusammenhang brachten.

Aber schon mußte er, kaum daß er sich im Lehnstuhl zurechtgerückt hatte, wieder aufspringen, da er seine »Freundin«, die Baronin Lodersdorf, gewandt und leichtfüßig eintreten sah. Sie trug sich betont einfach, dunkelkornblumenblaues Straßenkleid, das ungegürtet, hemdartig gestrafft, sie noch größer und schlanker erscheinen ließ, und sie hatte fast keinen Schmuck angelegt, nur ein dünnes mädchenhaftes Perlenkettchen um den Hals, im Gegensatz zu Frau von Österreicher, deren kurze Unterarme von goldenen Armbändern, Ketten und Spangen nur so klirrten.

Rasch umringt, konnte sie, während Weidenau ihre Rechte hielt, Malik nur die Linke reichen. Entzückt schloß er sie in seine beiden Handflächen ein, wobei er Tinett gleichzeitig nach ihrem Befinden seit dem Empfang beim »großen Chinesen« – es war der Nunzius, den er, die Rücksichten des Katholizismus übertreibend, so nannte – und nach ihrer Tante fragte: »Und wie geht es der durchlauchtigsten Tante, meiner hochverehrten Freundin? Ich habe sie seit dem Abend in der Leo-Gesellschaft nicht gesehen!« Worauf die Baronin spitzzüngig erwiderte: »Das müssen Sie sie selber fragen, Exzellenz, da sie doch Ihre Freundin ist! Die meine ist sie nicht –«, eine Anspielung auf gewisse, durch die Scheidung der Baronin Tinett verursachte Unstimmigkeiten, die Malik verständnisvoll lachend quittierte.

Auch Frau Karoline Österreicher lachte mit, in dem Gefühl, durch dieses Lachen mit der Familie Lodersdorf in nähere Verbindung zu kommen, während die Baronin ihre starkblickenden Augen suchend im Kreise herumgehen ließ.

»Wo ist denn Ihr Freund, der Doktor Höfer? Sie haben ihn mir doch versprochen, Baron Erni!« fragte sie.

»Abgesagt!« und der Baron zog einen Brief hervor, um ihn der Baronin zu zeigen.

Diese schaute, den Brief in der Hand, einen Augenblick lang gerade vor sich hin, über die Köpfe der sie Umstehenden hinweg, die sie sämtlich überragte. Das Wort »Schade!« schwebte ihr auf den Lippen; doch ließ sie es unausgesprochen, ohne recht zu wissen, warum.

 

Zwei Stunden später löste sich die kleine Gesellschaft auf. Das Ehepaar Österreicher wurde von dem neuen Untermieter, Capitano Cardutti, erwartet, mit dem verschiedenes zu besprechen war, Exzellenz Malik von einem akademischen Kollegen und ehemaligen Professor für Kirchenrecht, der mit ihm die Maßnahmen im Falle eines Sieges der christlichsozialen Partei zu erörtern wünschte; und nur die Baronin zögerte. Schließlich erklärte sie, ohne Rücksicht auf den zweideutigen Blick, den ihr die Frau Österreicher im Abgehen zuwarf, »noch fünf Minuten« bleiben zu wollen, und kam, mit dem Baron allein, unter vier Augen auf den Brief des Doktor Höfer zurück. Er lautete ganz förmlich und begründete das »Nichterscheinen«, wie Höfer sich richterlich ausdrückte, mit einem leichten Unwohlsein. Aber da man ein solches bei derlei Anlässen nur vorschützt, wenn einem nichts fehlt, war es um so interessanter, festzustellen, warum eigentlich Doktor Höfer »ausgesprungen« war, wie die Baronin Tinett es nannte.

»Was für ein Mensch ist das eigentlich, Ihr Freund?« fragte sie in diesem Zusammenhang: »Ist er ein Sozialist?«

»Das ist schon möglich!« sagte Weidenau.

»Welche sind seine Origines?« erkundigte sie sich weiter.

Doktor Höfer wäre kleinbürgerlicher Herkunft, erwiderte Weidenau, sein Vater sei Kaufmann gewesen, die Mutter eine ehemalige Erzieherin, schöngeistig und in voltairischen Traditionen aufgewachsen. Weidenau hatte sie gut gekannt und sich oft mit ihr über Guntram, der ihr Lieblingskind war, unterhalten. Dabei hatte sie dem Freund des Sohnes zwei Züge aus Guntrams Kindheit mitgeteilt, die ihr als Pädagogin für seinen Charakter bestimmend schienen und die Weidenau nun der neugierig aufhorchenden Baronin seinerseits zum besten gab.

Der eine hatte sich in Höfers siebentem Lebensjahr ereignet, zu einer Zeit also, als Weidenau ihn noch nicht kannte. Das Kind hatte sich, wie andere Kinder, einen Vogel gewünscht und von der Mutter zu Weihnachten erhalten. Aber kaum war die erste Freude vorüber, als er, das kleine Geschöpf, das in seinem viel zu engen Bauer aufgeregt hin und her flatterte, mitleidig betrachtend, sagte: »Der arme Vogel sehnt sich nach der Freiheit!« und das Bauer öffnen wollte. Nur die Warnung der Mutter, das nicht zu tun, weil ja sonst der Ausgeflogene mitten im Winter erfrieren müßte, hinderte ihn vorerst daran. Der Vogel wurde in das Kinderzimmer gestellt, gefüttert, und es wurde nichts weiter über die Sache geredet. Als aber zum erstenmal die Frühlingssonne zum offenen Fenster warm hereinschien, öffnete das Kind, ohne ein Wort zu reden, das Türchen des Käfigs und ließ den über alles geliebten Fink entschlüpfen. »Jetzt ist er wieder frei!« sagte es mit leuchtenden Augen, die in Tränen schwammen.

Die andere Geschichte begab sich sechs Jahre später, zu einer Zeit, als die Schulfreunde bereits miteinander Schach zu spielen pflegten. Guntram, der ein »Vorzüglich« nach Hause gebracht hatte, erhielt zur Belohnung von der Mutter eine Tüte Kirschen. Aber in dem Augenblick, als er sie aus den Händen der Obstverkäuferin übernahm, bemerkte er ein armes Kind, das mit hoffnungslos sehnsüchtigen Augen auf die Tüte starrte. Guntram trat auf das Kind zu, und ohne auch nur eine einzige Kirsche zum Munde geführt zu haben, legte er seinen ganzen Vorrat in die zwei schmutzigen Händchen des Proletariersohnes. »Und dabei waren Kirschen sein Lieblingsobst«, schloß der Baron seinen Bericht.

Eine kleine Pause folgte diesen beiden Geschichtchen. Dann erhob sich die Baronin und sagte, nach ihren Handschuhen greifend, lustig und bestimmt, wie es ihre Art war:

»Das mit den Kirschen ist natürlich ein Unsinn. Aber das mit dem Vogel gefällt mir: weil er kein Wort geredet und bis zum Frühjahr gewartet hat!«


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