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Christoph Österreichers Amerikareise war ein Fehlschlag gewesen. Nicht, daß er keine Arbeit gefunden oder die gefundene verschmäht hätte; aber diejenige, für die ihn seine technischen Kenntnisse befähigten, war so schnell nicht zu haben; die körperliche eines Bauarbeiters stand in Widerspruch zu seinen schönen Händen, die wie ans Kreuz geschlagen aussahen, wenn sie einen Ziegelstein umfaßten oder den Stiel einer Schaufel umklammerten. Es blieb also nur die kaufmännische Bemühung niedriger Ordnung, wie er sie auch in Wien verrichtet hatte. Wieder ging er provisionshungrig herum, drang in Wohnungen und Kontore ein, von fremden Augen kalt gemessen – »also, an den Blick mußt du dich erst gewöhnen!« hatte der Major Zeller einmal gesagt –, bot Grammophonplatten oder elektrische Bügeleisen an, aber mit einem womöglich noch geringeren Erfolg als Schreibmaschinen. Um nicht zu verhungern, wurde er schließlich Kammerdiener eines reichen Mannes, der ihn liebgewann und für den Rest seines Lebens behalten wollte. Doch blieb Christoph nur so lange bei ihm, bis er sich die Kosten der Rückreise von seinem Lohn erspart hatte. Auch Mira war der Meinung, daß er gut daran täte, heimzukehren. Und so erschien er denn eines Tages kleinlaut und besiegt bei seinem Onkel Österreicher, der ihm das durch den fluchtartigen Abgang des Liramannes freigewordene Hofzimmer ziemlich widerwillig zur Verfügung stellte. Übrigens tat er es weniger aus Familiensinn, als um der immer lauernden Wohnungskommission ein Schnippchen zu schlagen. Seine scheinbare Herzensgüte war mit Bosheit unterfüttert.
Mira wußte, daß sie an Christophs verfrühter Heimkehr schuld war; sie fühlte sich für sein weiteres Fortkommen verantwortlich. Aber fürs erste konnte sie für den stellungslosen ehemaligen Offizier nichts anderes tun, als daß sie bei ihm Englisch lernte. »Ich nehm' einfach englische Stunden bei dir!« hatte sie gebieterisch-lustig im Tonfall der Baronin Lodersdorf gesagt, als es sich darum handelte, regelmäßige Zusammenkünfte zwischen ihnen auf einwandfreie Weise zu ermöglichen. Diese Lektionen fanden bei halbwegs gutem Wetter meistens im Freien statt. Man sah das Liebespaar trotz der Ungunst der Jahreszeit vielfach auf den versteckteren Bänken des Stadtparks oder Schweizergartens sitzen und, über ein Buch gebeugt, bei einer selbstgestopften Zigarette nach der Toussaint-Langenscheidtschen Methode Rede und Antwort tauschen.
Den verliebten Sprachunterricht abgerechnet, bestand Christoph Österreichers Beschäftigung in diesem brotlosen Winter nur noch darin, daß er auf die Stellenjagd ging oder Pappschachteln klebte für Miras Straßdiademe. Das nämlich war das Neueste, was Mira erfunden hatte. Sie schnitt ein Diadem aus Pappendeckel aus, bestrich es mit Fischleim und tauchte es in glitzernden Glasstaub. Am Abend, bei festlicher Beleuchtung, ins Haar geflochten, sah es aus wie echt, und manche neue Reiche brüstete sich damit, wenn sie sich im Theater auf einem Sitz der ehemaligen Hofloge breitmachte.
Während Mira mit Schere und Pinsel hantierte, erzählte ihr Christoph von Onkel und Tante Österreicher, deren eingebildete Beschränktheit für beide eine nie versiegende Quelle des Humors war. Dabei kam er eines Tages auch auf das Verkehrshindernis zu reden, das eine Tatsache war, aber auch ein Begriff und worin sich das Wesen der Familien Hanfstängl und Österreicher wie in einem Brennpunkt sammelte.
Dieses sogenannte Verkehrshindernis war ein Annex des in Speising gelegenen Hanfstänglschen Stammhauses, das der Urahn Karl Anton Hanfstängl aus dem Besitz einer ehemaligen theresianischen Hofdame zur Zeit der Napoleonischen Kriege erworben hatte und das bei der Erbteilung im Jahre 1919 an Tante Karoline gelangt war. Was aber das Hindernis betraf, so bestand es aus einem nasenartig vorspringenden Grundstücksdreieck, das, durch einen verfallenden Holzzaun gegen die enge Gasse abgegrenzt, seinerseits eine kleine Kapelle sicherte, die der Vorfahr der Frau Karoline zur Erinnerung an seine Errettung aus schwerer Lebensgefahr seinem Schutzpatron, dem heiligen Antonius, hatte errichten lassen. Grundstück, Zaun und Kapelle bildeten zusammen eine Art Bollwerk gegen den Fortschritt, das sich als solches zuletzt vor einem Vierteljahrhundert bewährt hatte, als die Gemeinde Wien den Grundstreifen enteignen wollte, um die Elektrische durch die Gasse zu führen. Papa Hanfstängl ließ es auf einen Prozeß ankommen, und obwohl die Gemeinde sich erbötig machte, die Kapelle an der Hofseite des Hauses aus dem abgetragenen Mauerwerk wieder aufrichten zu lassen, wurde das Enteignungsbegehren abgewiesen, da es ihrem zähen Gegner gelungen war, ein Gutachten des fürsterzbischöflischen Ordinariats zustande zu bringen, wonach ein Heiliger berechtigt sei, an eben der Stelle Trost zu spenden und die Anbetung der Gläubigen entgegenzunehmen, an der er das ihn beglaubigende Wunder verrichtet hatte. Die Elektrische mußte einen Umweg machen, und der alte Hanfstängl starb. In der Folge fiel das Stammhaus an seine Tochter, die Fabrik an den Sohn, der dabei freilich das ungleich bessere Geschäft machte. Aber wenn Tante Karoline die elegante Schwägerin nicht ohne schmerzhaften Neid im Automobil vorüberfahren sah, tröstete sie über die völlige Ertraglosigkeit des ererbten Hauses das ererbte Bewußtsein, ein Verkehrshindernis zu sein.
Eben entpuppte es sich neuerlich als solches, wie Christoph der erlustigt zuhörenden Mira zu berichten wußte. Eine Autobusgesellschaft, die »Wiener Bus A.-G.«, war gegründet worden, die sich eine größere Rentabilität von der Einrichtung eines sommerlichen Ausflugsverkehrs in den Lainzer Tiergarten versprach. Christoph kannte den Betriebsleiter des neuen Unternehmens, der niemand anderer als sein und Miras alter Bekannter, Major Zeller, war. Er hatte sich ihm angeboten und erfahren, daß die kürzeste Verbindung mit dem Lainzer Tiergarten durch die Gasse seines Onkels führte, die das Verkehrshindernis für die Autobusse unbefahrbar machte. »Verschaffen Sie uns den Grundstreifen für billiges Geld«, hatte der Major zu dem ehemaligen Oberleutnant gesagt: »und die Stellung eines zweiten Geschäftsführers ist Ihnen sicher …« Seither war der gute Christoph ein mit Schießbaumwolle geladener Realitätenagent. Aber noch fehlte es ihm an einer Handhabe, seinen brennenden Eifer loszuwerden.
»Let us see!« sagte Mira, die aufmerksam zugehört hatte, das Diadem aus der Hand legend; und sie schlug vor, am nächsten Nachmittag nach Speising hinauszufahren, um den heiligen Antonius an Ort und Stelle um seine Unterstützung anzugehen. Was auch tags darauf bei schönstem Vorfrühlingswetter geschah.
Aber während sie, Hand in Hand, an den gichtbrüchigen Zaun gelehnt, sich angelegentlich berieten, brach dieser plötzlich unter ihrem Gewicht zusammen, und sie sanken, wenn auch nicht gerade in betender Stellung, dem heiligen Antonius zu Füßen.
Zum Glück war die Straße wenig begangen, so daß niemand sehen konnte, was sie angerichtet hatten. Langbeinig laufend und im Laufen lachend machten sie sich aus dem Staube. »Das ging uns noch ab in unserem Elend«, sagte Mira, »daß wir den Staketenzaun bezahlen müßten!« Aber Christoph beruhigte die Geliebte. »Wer weiß, wozu es gut ist!« meinte er geheimnisvoll, aus sicherer Entfernung auf den niedergesunkenen Zaun blickend.
»Wie meinst du das?« fragte Mira neugierig und, um nicht ganz aus der Übung zu kommen:
»What does it mean?«
Christoph Österreicher antwortete prompt, wie im Toussaint-Langenscheidt:
»I have got an idea, dearest!«
Der heilige Antonius aber blickte, mit dem Kindlein auf dem rechten Arm und den Lilien in der linken Hand, von fern herüber und lächelte, als ob er Englisch verstünde.
Tags darauf beim Mittagessen begann Christoph in vorbedachter Weise von dem zerbrochenen Zaun zu sprechen. Ob der Onkel denn auch wisse, daß er zerbrochen wäre, fragte er: er hätte es kürzlich im Vorübergehen bemerkt.
Die erwartete Wirkung blieb nicht aus. Bei aller Pietät war Herr Österreicher auf das Familienhaus, das keinen Kreuzer trug und im Gegenteil fortwährend noch Geld verschlingen wollte, nicht gut zu sprechen, und so ist es begreiflich, daß er die Mitteilung seines Neffen zunächst, Saft schlürfend, mit den unfreundlichen Worten erledigte: »Meinetwegen. Die alte Keuschen soll ganz verfallen«, was ihm allerdings einen klagenden Hofdamenblick der neben ihm sitzenden Gattin eintrug.
Indessen Christoph pflichtete seinem Onkel bei, daß es wenig Sinn hätte, das niedergebrochene Gitterchen wieder aufrichten zu lassen: »Um so weniger«, sagte er, »als der Streifen Grund doch ohnehin keine Daseinsberechtigung hat.«
Jetzt aber war es an Onkel Österreicher, zu blicken: »Keine Daseinsberechtigung?« fragte er scharf: ob das Privateigentum vielleicht in seinen, Christophs, Augen keine Daseinsberechtigung mehr habe?
Das mußte der in der Familie als »Bolschewik« verrufene Christoph einstecken und es hinnehmen, daß ihm der Onkel, seine gedrückte Stellung ausnützend, gleich darauf den Auftrag erteilte, sich bei einem im Hause wohnenden Schreiner zu erkundigen, was die Erneuerung des Staketenzaunes allenfalls kosten würde.
Christoph tat, wie ihm geheißen. Er fuhr ein zweites Mal mit Mira hinaus und brachte eine Ziffer heim, die den erbosten Onkel veranlaßte, selbst nach dem Rechten zu sehen.
Aber bei dieser Gelegenheit stellte sich heraus, daß das alte Gebäude über und über erneuerungsbedürftig war. Alle Parteien stürzten sich gleichzeitig auf den Hausherrn, der sich seit Jahren persönlich nicht mehr hatte blicken lassen, und brachten ihre Beschwerden vor: ein Wasserleitungsrohr war aufgefroren, die Kanalisation schadhaft, ein Kamin innerlich schwer beschädigt, durch das Dach regnete es, und unter den Fußböden des Erdgeschosses wuchs und gedieh der alles zerrüttende Hausschwamm, wie sonst nichts in Österreich.
Herr von Österreicher bestellte bei einem befreundeten Architekten einen Voranschlag, wie hoch sich die notwendige Ausbesserung des Hauses, auf das Unerläßliche beschränkt, belaufen würde. Als er einen kurzen Blick auf die Endsumme getan, ließ er das Papier aus der Hand fallen und erklärte stöhnend, daß er die »Bude« verkaufen wolle.
»Was verlangst du dafür?« fragte Christoph, der seit vierzehn Tagen auf diesen Augenblick wartete.
Aber nun begannen erst die Schwierigkeiten.
Vor allem war es nicht leicht, den Onkel dazu zu vermögen, eine Ziffer zu nennen. Als es schließlich geschehen war, begab sich Christoph Österreicher zum Major Zeller, der jedoch nach Anhörung dieses Angebots bloß ganz schwach lächelte. Es war ihm und seiner Gesellschaft nicht darum zu tun, ein Demolierungsobjekt um den Betrag von 40 000 Franken zu erstehen, sondern sie waren allenfalls dazu bereit, ein paar hundert Franken für den vorgelagerten Geländestreifen zu opfern. Das Haus sollte jemand anderer kaufen. Aber wer?
Das Ehepaar Hanfstängl! sagte Mira. Ja, aber warum sollten sie? fragte Christoph. Weil Daisy Hanfstängl ihre Schwägerin haßt, antwortete das junge Mädchen.
Das Argument war triftig. Denn zwischen den beiden Schwägerinnen bestand tatsächlich eine jener unausgesprochenen Frauenfeindschaften, die, durch die Erbteilung genährt, neuestens auch in ihrem Benehmen Miras Mutter gegenüber zum Ausdruck kam. Beide bewarben sie sich um den Verkehr mit der geborenen Hohenbruck, die sie beide für ihren Salon erobern wollten. Dabei stellten sie sich allerdings, ihrer verschiedenen Veranlagung entsprechend, ganz verschieden an. Die elegante Daisy und ihr lordhaft aussehender Gatte luden, als reiche Leute, die Frau des Feldmarschalleutnants ein, doch einmal an einem Sonntag mit ihnen im Automobil nach Heiligenkreuz zu fahren, was Miras Mutter, in dem verpflichtenden Gefühl, die Großnichte eines ehemaligen Botschafters beim Heiligen Stuhl zu sein, dankend ablehnte. Frau Karoline Österreicher schlug einen bewährteren Weg ein, der noch sicherer zum Ziele führt. Sie erkundigte sich bei ihrem Neffen Christoph, wo die geborene Hohenbruck am Sonntag die Messe höre, und stellte sich nach dem Gottesdienst beim Ausgang der Kirche in einer Weise auf, daß Ihre Exzellenz sie beim Hinausgehen unmöglich übersehen konnte. Diese blieb denn auch huldvoll stehen und sprach die geborene Hanfstängl, die sie flüchtig kannte, leutselig an, während ihr der Rittmeister, der einen halben Schritt hinter seiner Frau stand, nach rückwärts ausschlagend devot die Hand küßte. Ein Gespräch entwickelte sich, und als die geborene Hohenbruck, auf den Flor am Arm des Rittmeisters deutend, fragte, um wen er trauere, erwiderte dieser: »Um die Monarchie, Exzellenz!« Ihre Exzellenz war entzückt; und wehrlos gegen schlechtrassige Leute, die ihr submiß entgegenkamen, wie sie von jeher war, willigte sie bereits am nächsten Sonntag ein, sich von Karoline Österreicher die Etüde von Czerny vorspielen zu lassen, worauf diese ihrer Schwägerin telefonierte: »Herzerl, du kommst doch auch? Die Gräfin Winkler-Hohenbruck hat sich nämlich bei mir angesagt!« – Frau Daisy Hanfstängl solcherart nur die Wahl lassend, entweder auf ein erwünschtes Beisammensein zu verzichten oder Karolines gesellschaftliche Überlegenheit anzuerkennen … Es gibt Wunden, die niemals vernarben im Herzen einer Weltdame, und diese Einladung schlug eine solche.
Alles kam also darauf an, den Kaufhandel in einer Weise zu führen, daß Daisy Hanfstängl Lust bekam, das Schlößchen – es war eine Bude, aber auch ein Schlößchen, je nachdem – der Schwägerin wegzuschnappen. An sich eignete es sich als ein »Voluptuar« ungleich besser für Daisy, die selbst ein Voluptuar war, was man von Tante Karoline weiß Gott nicht behaupten konnte. Aber natürlich mußte die Geschichte vorsichtig hinter dem Rücken des Ehepaares Österreicher eingefädelt werden, da dieses andernfalls sofort mit dem Preis hinaufgegangen wäre. Wenn man aber die Bus-Gesellschaft vorschob, um erst im letzten Augenblick an Stelle dieses vermeintlichen Käufers den wirklichen, Onkel Ado, einspringen zu lassen, so war allen Beteiligten geholfen: Die Gesellschaft erhielt den Kapellenstreifen, Christoph eine Anstellung und Mira einen Mann.
All das war einwandfrei ausgedacht und machte dem ererbten diplomatischen Talent Miras alle Ehre, aber der Ausführung des Planes stellte sich ein unerwünschtes Hindernis entgegen: das Ehrgefühl Christophs, der plötzlich erklärte, daß er den Onkel, dessen Hausgenosse er war, hinters Licht zu führen sich nicht entschließen könne. Mira, als eine Evastochter, fand das zwar höchst unpraktisch, aber der halbverhungerte ehemalige Offizier hatte nun einmal seine Grundsätze. »Ich will mir, wenn ich mich in der Früh vorm Spiegel rasier', ins Gesicht sehen können!« sagte er.
Da, während er noch schwankte, begegnete er eines Tages dem Doktor Höfer, der ihn fragte, ob er schon wüßte, daß die Witwe Prohaska verhungert sei. Verhungert, jawohl, das käme vor.
Die unglückliche Frau, deren Gatte sich so hohe Verdienste um das Hanfstänglsche Unternehmen erworben hatte, führte seit Jahren einen aussichtslosen Kampf gegen die beiden Schwäger, von denen der eine auf dem Standpunkt verharrte, daß ihn ihre Versorgung nichts angehe, während der andere sie bloß nicht versorgte. Vergeblich hatte Höfer, durch Weidenau auf ihren Fall aufmerksam gemacht, sich bemüht, ihn richtigzustellen. Er verschaffte ihr das Armenrecht und veranlaßte einen ihm befreundeten Rechtsanwalt, die Abtretung der ihr testamentarisch zugesicherten Wohnung aus dem Titel der Bereicherung nachträglich anzufechten. Aber Rudolf Österreicher wandte ein, daß dies ja der freie Wille der Witwe Prohaska gewesen wäre und daß sie dafür eine entsprechende Abfertigung erhalten hätte – eine Abfertigung in entwerteten österreichischen Kronen, versteht sich, in welcher Währung sie auch nach wie vor ihre Pension bezog. Die Schwäger hatten sie ihr sogar »im Gnadenwege« erhöht, auf das Hundertfache, zu einer Zeit allerdings, als der Wert der Krone bereits auf ein Tausendstel gesunken war. Aber: »Krone ist Krone«, sagte der Rittmeister im Ruhestand.
»Fragen Sie doch die Herren Österreicher und Hanfstängl,« äußerte Doktor Höfer, »ob sie irgend etwas, sei es einen Teppich oder ein Haus, anders als gegen wertbeständige Währung verkaufen. Aber ihre Pensionisten sollen von österreichischen Kronen leben!«
Christoph, in seinem Gewissen plötzlich beruhigt, fragte nun wirklich. 40 000 Schweizer Franken! hatte Onkel Rudolf gesagt; 34 000, sagte der lordhaft an seinem Schreibpult thronende Onkel Ado. Und auf diese Weise kam der Handel zwischen den beiden Schwägern, ohne daß einer vom anderen wußte, schließlich nach endlosem Feilschen zustande, und das Verkehrshindernis fiel nach der Übersiedlung des heiligen Antonius der Bus-Gesellschaft nahezu kostenlos in den Schoß. Es gab allerdings auch Leute, die, wie Exzellenz Malik zum Beispiel, boshaft behaupteten, es wäre eigentlich der schönen Mira in den Schoß gefallen.
Frau Daisy Hanfstängl aber stilisierte nach Unterfertigung des Kaufvertrages bereits die Einladung, die sie, so Gott will, im nächsten Winter von ihrem neuhergerichteten »Voluptuar« aus an ihre Schwägerin Karoline würde ergehen lassen:
»Die Gräfin Winkler-Hohenbruck nimmt am Sonntag mit ihrer Tochter Mira bei uns den Tee. Du kommst doch auch, Herzerl? Aber natürlich, mit deinem Mann. Ich hätt' dir ja gerne das Auto geschickt, aber das brauch' ich für die Hohenbruckschen Damen und die Fürstin, die vielleicht auch mitkommt … Na, ihr könnt ja mit der Elektrischen herausfahren oder noch besser! – mit dem Bus, der doch jetzt direkt an unserem Haus vorbeigeht!«