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Da Herr und Mrß. Bennet keine Einwendungen gegen die erhaltene Einladung der jungen Leute machten, und des Vetters höfliches Anerbieten, ihnen zur Gesellschaft zu Hause zu bleiben, standhaft ablehnten, fuhr er mit seinen schönen Cousinen nach Meryton, woselbst Lydia sogleich mit der angenehmen Nachricht empfangen wurde, daß Herr Wickham ihres Onkels Einladung angenommen habe und sich im Hause befinde.
Bis die Tischgäste erschienen, hatte Collins Muße, seine Umgebungen zu mustern und zu bewundern; und er war so frappirt von der geschmackvollen Ausstaffirung des Gesellschaftszimmers, daß er erklärte, sich nach Rosings, in eins der schönsten Sommergemächer versetzt zu sehen geglaubt. Eine Vergleichung, die zwar anfänglich nicht die erwünschte Wirkung hervorbrachte; später aber nachdem er berichtet, daß Rosings der Aufenthalt Lady Katharinens, und die Zimmer daselbst im geschmackvollsten, kostbarsten Styl eingerichtet, sehr huldvoll aufgenommen wurde. Durch dieses wohlangebrachte Compliment in die beste Laune versetzt, widmete Mrß. Philips dem gesprächigen Collins nun ihre ganze Aufmerksamkeit und lernte nicht allein die herrlichen Gemächer seiner hohen Beschützerin, sondern auch seine eigne demüthige Wohnung von innen und außen, so weit es durch Beschreibung möglich war, kennen.
Endlich erschienen die Herrn, und Wickham trat mit so viel Anstand in das Zimmer, daß Elisabeth nicht umhin konnte, im Stillen die Bemerkung zu machen, daß er sich sehr vortheilhaft vor den Uebrigen auszeichnete, obgleich die Officiere dieses Regiments meistens sehr feine, gebildete Leute waren und die heutige Gesellschaft aus der Elite bestand.
Wickham war der Glückliche, dem alle Augen sich zuwandten, und Elisabeth die Glückliche, an deren Seite er endlich Platz nahm. Mit der Leichtigkeit und Gewandheit eines Mannes von Welt wußte er dem gleichgültigsten Gespräch eine interessante Wendung zu geben und die Aufmerksamkeit der Zuhörerinnen auf sich zu ziehen.
Der arme Collins war seit dem Eintritt der Officiere in seine eigenthümliche Unbedeutendheit zurückgesunken. An die jungen Damen wagte er sich gar nicht mehr, da sie ihre Ungeduld über die Breite seines Vortrags kaum zu verbergen im Stande waren. Nur Mrß.. Philips lieh ihm dann und wann ein geneigtes Ohr, und versah ihn in den Zwischenzeiten sehr reichlich mit Caffee und Kuchen.
Jetzt wurden die Spieltische arrangirt und Herrn Collins sein Platz beim Whist angewiesen. Wickham, der kein Whistspieler war, fand am andern Tisch zwischen Elisabeth und Lydia eine willige Aufnahme. Anfänglich schien es, als ob Letztere ihn ganz in Beschlag nehmen würde; denn sie besaß eine unerschöpfliche Unterhaltungsgabe und ließ den gefaßten Gegenstand schwer wieder los. Sobald aber das Lotteriespiel begann, theilte sich ihre Aufmerksamkeit; und sie war so sehr beschäfftigt mit den Gewinnen und Wetten, daß sie sich keinem Einzelnen widmen konnte. Wickham benutzte ihren Spielenthusiasmus, sich Elisen wieder zuzuwenden, und diese war bereit ihn anzuhören. Am Liebsten hätte sie die Geschichte seiner Bekanntschaft mit Darcy gehört; – wagte aber nicht den Namen dieses Mannes zu nennen. Doch Wickham selbst leitete die Unterhaltung darauf hin, indem er fragte, wie weit Netherfield von Meryton entfernt sei? und wie lange Herr Darcy sich dort aufgehalten habe? –
»Ungefähr einen Monat,« entgegnete Elisabeth und fuhr dann, das Gespräch festhaltend, fort – »er soll, wie ich höre, ein schönes Gut in Derbyshire besitzen?«
»Ja,« erwiederte Wickham – »Sein Besitzthum ist eins der einträglichsten in der ganzen Gegend; man taxirt es auf 10,000 des Jahrs. Sie hätten sich an niemand wenden können, der Ihnen darüber so genaue Auskunft zu geben vermag, als ich, da ich von meiner Kindheit an mit seiner Familie bekannt bin.«
Elisabeth sah ihn voll Erstaunen an.
»Diese Versicherung scheint Sie in Erstaunen zu setzen, Miß Bennet, und ich finde es sehr begreiflich, nachdem Sie gestern Zeuge unseres kalten Zusammentreffens gewesen sind. Kennen Sie Herrn Darcy genauer?«
»So genau, wie ich ihn kennen zu lernen wünsche,« rief Elisabeth mit Wärme. – »Ich habe vier Tage mit ihm in einem Hause gelebt, und ihn sehr unangenehm gefunden.«
»Ich habe kein Recht zu entscheiden, ob er angenehm oder unangenehm ist,« sagte Wickham. »Ich kenne ihn zu lange und zu genau, um über ihn richten zu dürfen, auch ist es mir unmöglich, ihn unpartheiisch zu beurtheilen; aber ich glaube, Ihre Meinung würde im Allgemeinen Erstaunen erregen – und vielleicht sprächen Sie sie auch nicht überall mit gleicher Wärme aus. – Hier sind Sie unter Ihrer eigenen Familie.«
»Ich sage hier nicht mehr, als ich in jedem andern Hause, Netherfield ausgenommen, sagen würde,« entgegnete Elisabeth rasch. »Er ist in Hertfordshire durchaus nicht beliebt. Jedermann ist empört über seinen Stolz, und Sie werden nirgends ein günstigeres Urtheil über ihn hören.«
»Das ist allerdings wunderbar, so wenig er auch ein günstigeres verdient. Aber ich bin gewohnt, die Welt durch sein großes Vermögen geblendet, oder durch sein hochmüthiges und gebieterisches Wesen eingeschüchtert zu sehen.«
»Und ich bin geneigt, ihn trotz meiner geringen Bekanntschaft seines Charakters, für keinen guten Menschen zu erklären.«
Wickham schüttelte den Kopf, und fuhr dann nach einer Pause fort – »Ich möchte wohl wissen, ob er noch lange in hiesiger Gegend zu bleiben gedenkt?«
»Darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben, aber ich hörte nichts von seiner baldigen Abreise, als ich in Netherfield war. Ich hoffe, Ihre Pläne werden durch seine Gegenwart keine Umänderung erleiden?«
»O, nein! Ich bin nicht gesonnen, mich durch Herrn Darcy vertreiben zu lassen. Wenn er mich zu vermeiden wünscht, mag er gehen. Wir stehen nicht auf dem freundschaftlichsten Fuß, und es giebt mir alle Mal einen Stich durchs Herz, wenn ich ihn sehe; aber ich habe keinen Grund, ihn zu vermeiden, und das will ich der ganzen Welt beweisen. Er hat mich unverantwortlich schlecht behandelt. Sein Vater war ein vortrefflicher Mann, und der treueste Freund, den ich je besessen. Der Anblick des Sohnes erweckt tausend Erinnerungen in meiner Seele; alles, was er mir gethan, wollte ich ihm gern verzeihen, nur nicht, daß er meine schönsten Hoffnungen getäuscht, und dadurch das Andenken seines Vaters entehrt hat.«
Elisabeth hörte dem Sprecher mit steigendem Interesse zu, wagte, aber nicht weiter zu fragen.
Wickham ging nun auf allgemeinere Gegenstände über, rühmte die angenehme Lage von Meryton, den Vorzug der guten Gesellschaft und fuhr dann fort: »Diese Gründe haben mich auch bewogen, in das Corps einzutreten. Geselliger Umgang ist mir unentbehrlich. Ich bin in meinen schönsten Erwartungen getäuscht worden, und kann jetzt die Stille der Einsamkeit nicht mehr ertragen. Ich muß Beschäfftigung und Zerstreuung haben, und nur die Notwendigkeit macht mir das militairische Leben, für welches ich nicht erzogen worden bin, erträglich. Zum Geistlichen war ich bestimmt und hätte jetzt im Besitz einer einträglichen Stelle sein können, wenn es dem Herrn, von dem wir eben sprachen, beliebt hätte.«
»Wie so?« –
»Der verstorbene Herr Darcy, mein Pathe und theuerster Wohlthäter, der mir nur Gutes und Liebes im Leben erwiesen, wollte auch noch nach seinem Tode für mich sorgen, und verhieß mir die erste erledigte Stelle in seinem Kirchspiel. Es wäre eine angemessene Versorgung gewesen; sie wurde mir aber nicht zu Theil – der Sohn bestimmte sie einem Andern.«.
»Gütiger Gott!« rief Elisabeth – »ist es möglich, dem letzten Willen des Vaters so entgegen zu handeln? Warum suchten Sie Ihre Ansprüche nicht auf dem Wege des Rechts geltend zu machen?«
»Leider machte dieß eine kleine Unregelmäßigkeit in der Form unmöglich. Die Absicht meines verstorbenen Wohlthäters war mir und jedem rechtlichen Mann klar; aber dem jungen Herrn Darcy beliebte es sie zu bezweifeln, oder als eine bedingungsweise Belohnung zu betrachten, die ich durch Unverstand, Thorheit oder dergleichen verscherzt haben sollte. Genug, die, Stelle ward einem andern gegeben, obgleich ich mir bewußt bin, nichts gethan zu haben, was mich ihrer unwürdig gemacht hätte – es mußte denn eine zu freimüthige Aeußerung über sein Betragen ihn erzürnt haben. Ich bin zwar von lebhaftem Temperament, kann mir aber nichts Böses in dieser Art vorwerfen. Soviel ist gewiß, daß wir ganz verschiedene Gesinnungen und Ansichten haben, und daß er mich haßt.«
,Schrecklich! Sein Betragen verdient öffentlich bekannt gemacht zu werden.«
»Früher oder später wird es ans Tageslicht kommen, doch nicht durch mich. So lange mir das Andenken des Vaters noch so theuer und werth ist, kann ich den Sohn nicht Preis geben.«
Elisabeth lobte seinen Edelmuth, und fand ihn in diesem Augenblick hübscher und anziehender als je.
»Aber,« fuhr sie nach einer Pause fort – »was kann ihn dazu bewogen haben, so grausam gegen Sie zu verfahren?
»Nichts weiter als Abneigung – eine Abneigung, die ich nur aus Eifersucht erklären kann. Seines Vaters Liebe zu mir hat ihm schon als Kind eine Bitterkeit gegen mich eingeflößt, die in spätern Jahren dadurch, daß ich ihm oft vorgezogen worden, in Haß ausgeartet ist.«
»Ich hätte Herrn Darcy nicht für so böse gehalten. Obgleich er mir nie gefallen, hielt ich ihn doch nicht für schlecht; nur für hochmüthig und vorurtheilsvoll; aber solcher Ungerechtigkeit, solcher Grausamkeit glaubte ich ihn nicht fähig. Und doch,« fuhr sie nach einigem Nachdenken fort, »begreife ich die Möglichkeit, wenn ich mich an ein Gespräch in Netherfield erinnere, wo er selbst eingestand, einen unversöhnlichen Charakter zu haben. Es muß wirklich ein schrecklicher Mensch sein!«
»Ich kann nicht über ihn urtheilen,« entgegnete Wickham mit Bescheidenheit, »mir wird es schwer, gerecht gegen ihn zu sein.«
Elisabeth schwieg einige Augenblicke in Gedanken verloren, und rief dann mit Wärme: »den Freund, den Pathen, den Liebling seines Vaters auf eine solche Weise zu behandeln, ist wirklich schrecklich! Und wahrscheinlich sind Sie doch mit einander aufgewachsen?«
»Allerdings. In einem Kirchspiel geboren, brachten wir unsre ganze Jugendzeit unter einem Dach zu, Freud und Leid, Unterricht und Erholung mit einander theilend. Mein Vater hatte früher dasselbe Geschäfft getrieben, wie Ihr Herr Onkel Philips, es jedoch bald aufgegeben, um sich ganz der Sorge für das Pemberley'sche Gut zu weihen. Der verstorbene Herr Darcy erkannte seinen Eifer und äußerte oft, daß er ihm den größten Dank schuldig sei. Er behandelte ihn ganz als Freund, und fühlte sich glücklich, ihm durch das Versprechen meiner künftigen Versorgung für die thätige und zweckmäßige Verwaltung seiner Güter belohnen zu können.«
»Unbegreiflich und abscheulich zugleich,« sagte Elisabeth mit Unwillen, »daß der Sohn nicht wenigstens aus Stolz gerecht gegen Sie gewesen ist. Wenn auch nicht aus einem bessern Motiv, mußte ihn doch sein Stolz vor solcher Unredlichkeit bewahren.«
»Das ist mir selbst ein Räthsel geblieben,« entgegnete Wickham, »da der Stolz alle seine Handlungen leitet, sein bester Freund ist, und ihn oft zur Ausübung der Tugend veranlaßt. Aber wir Menschen sind nun ein Mal nicht immer consequent, und aus seinem Betragen gegen mich sprechen noch stärkere Leidenschaften als der Stolz.«
»Kann ein so abscheulicher Stolz jemals zu etwas Gutem führen?« fragte Elisabeth
»Ja. Er hat ihn oft veranlaßt, freigebig und großmüthig zu handeln – reichlich Geld zu spenden, eine edle Gastfreiheit auszuüben, seinen Unterthanen beizustehen und Arme zu unterstützen. Das hat er aus Familienstolz und Sohnesstolz gethan, um nicht hinter seinem Vater zurückzubleiben, den Einfluß des Pemberley'schen Hauses nicht zu verlieren, und sich so populär zu beweisen, wie diese Familie es immer gethan. Er hat auch brüderlichen Stolz, der ihn in Verbindung mit einiger brüderlichen Liebe zu einem gütigen und sorgsamen Aufseher seiner Schwester macht; und Sie werden ihn gewiß schon als den aufmerksamsten und besten Bruder rühmen gehört haben.«
»Und wie ist seine Schwester?«
»Es thut mir leid, sie nicht liebenswürdig nennen zu können; aber sie ist ihrem Bruder zu ähnlich, stolz, sehr stolz. Als Kind war sie gut und gefällig und mir sehr zugethan, weshalb ich ihr denn auch mit Freuden jede müßige Stunde widmete. Jetzt aber ist sie mir nichts mehr. Sie ist ungefähr 15 bis 16 Jahr alt, und wie man sagt sehr hübsch und auch außerordentlich unterrichtet. Seit ihres Vaters Tode lebt sie in London bei einer ältlichen Dame, die ihre Erziehung leitet.«
Nach mehreren Pausen und Versuchen, die Unterhaltung auf andere Gegenstände zu leiten, kam Elise noch ein Mal auf den ersten zurück. »Ich bin erstaunt,« sagte sie, »über seine genaue Freundschaft mit Herrn Bingley. Wie kann dieser liebenswürdige, gutmüthige Mann sein Freund sein und Gefallen an ihm finden? – Kennen Sie Herrn Bingley?«
»Durchaus nicht.«
»Er ist sanft, liebenswürdig und gut – er kann Herrn Darcy unmöglich kennen.«
»Wahrscheinlich nicht. Herr Darcy kann übrigens sehr liebenswürdig sein, so bald es ihm beliebt. Er besitzt alle dazu erforderlichen Eigenschaften, und ist sogar ein unterhaltender Gesellschafter, wenn er es der Mühe werth hält. Unter seines Gleichen benimmt er sich ganz anders; sein Stolz verläßt ihn zwar nie, aber er ist zugleich freimüthig, unbefangen, verständig und hinsichtlich des Vermögens und der Figur auch vielleicht angenehm.«
Indem erhob sich die Whistparthie; die Spieler mischten sich unter die andere Gesellschaft, und Collins nahm zwischen Elisabeth und Mrß. Philips Platz, welche Letztere ihm ihr Bedauern über seinen Spielverlust an den Tag legte. Er erwiederte sehr ernsthaft, daß ihm ein so geringer Verlust als fünf Schillinge durchaus nicht inkommodire; und daß er, Dank sei es Lady Katharine von Bourgh's Freigebigkeit, solche Kleinigkeiten nicht zu beachten nöthig habe.
Wickham wurde aufmerksam bei Erwähnung des Namens, und nachdem er Collins einige Augenblicke beobachtet, fragte er Elisen leise, ›ob ihr Vetter genau mit der Familie von Bourgh bekannt sei?‹
»Lady Katharine hat ihn vor Kurzem mit einer Pfarre beschenkt,« entgegnete sie, »auf welche Weise es ihm gelungen ist, sich ihr bemerkbar zu machen, weiß ich nicht; aber daß er sie noch nicht lange kennt, hat er erzählt.«
»Es wird Ihnen bekannt sein, daß Lady Katharine von Bourgh und Lady Anne Darcy Schwestern waren, und Erstere deshalb des jetzigen Herrn Darcy's Tante ist.«
»Nein, ich hörte nie davon; überhaupt nichts von Lady Katharinens Bekanntschaft und Verwandschaft; und selbst von ihrer Existenz nicht eher als vorgestern.«
»Ihre Tochter, Miß von Bourgh, wird einst ein beträchtliches Vermögen bekommen, und man glaubt, daß sie für ihren Vetter bestimmt ist.«
Diese Nachricht entlockte Elisen ein Lächeln, indem sie an die arme Miß Bingley dachte. Vergebens also waren ihre Aufmerksamkeiten, ihr Bestreben ihm zu gefallen, ihr Lob seiner Schwester!
»Herr Collins,« sagte sie, »spricht mit großer Verehrung von Lady Katharine und ihrer Tochter; doch vermuthe ich aus einigen kleinen Schilderungen, daß die Dankbarkeit sein Urtheil besticht, und diese hochgepriesene Gönnerin und Patronin eine anmaaßende, hochmüthige Frau sein muß.«
»Sie besitzt beide Eigenschaften in einem hohen Grade,« erwiederte Wickham. »Ich habe sie zwar in mehreren Jahren nicht gesehen, erinnere mich aber sehr wohl, daß ich sie nie leiden mochte, und daß ihr Wesen sehr gebieterisch und hochfahrend war. Sie gilt für außerordentlich fein und gebildet; ich glaube aber, daß sie diesen Ruf theils ihrem Rang und Vermögen, theils ihrem absprechenden Benehmen, und endlich dem Stolz ihres Neffen verdankt, welcher jedem Gliede seiner Familie einen Verstand erster Classe beizulegen für gut findet.«
Elisabeth fand diese Schilderung sehr treffend und charakteristisch; und sie fuhr fort, sich mit Wickham zu unterhalten, bis das Abendessen dem Spiel ein Ende machte, und den andern Damen Gelegenheit gab, ihre Ansprüche an ihn und seine Artigkeiten geltend zu machen. Durch eine allgemeine interessante Unterhaltung konnte sich niemand in Mrß. Philips lärmenden Gesellschaften auszeichnen; aber alles, was Herr Wickham sagte, war gut gesagt, und alles, was er that, mit Anstand gethan. Elisabeth blieb nicht ungerührt von so vielen innern und äußern Vorzügen; sie dachte auf dem Rückweg nur an das, was er ihr gesagt, fand aber keinen Augenblick Muße, seiner zu erwähnen, indem Lydia und Collins ohne Aufhören schwatzten. Erstere von ihren Gewinnsten, von verlornen und gewonnenen Marken, letzterer von Mrß. Philips außerordentlicher Artigkeit und Höflichkeit, die ihn selbst seinen Verlust im Spiel vergessen ließ; und beide waren noch nicht fertig, als der Wagen in Longbourn hielt.