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Die Haft auf Giebichenstein.

(1076)

Der Pfalzgraf Friedrich ruhte still
Zu Gosegk in der Ahnengruft,
Sein Weib berauscht in Ludwigs Arm
Der jungen Ehe Wonneduft.

Zu Magdeburg bei Becherschall
Lacht laut die Lust im hohen Saal,
Da plötzlich tritt ein Ritter ein
Und stört der Liebe frohes Mahl:

»Ludwig, ihr seid in Kaisers Haft!
Der edle Bischoff Bremens zeiht
Des Mords an seinem Bruder euch –
Hier der Befehl! – Macht euch bereit!«

Ohnmächtig hin sinkt Adelheid,
Der Graf blickt stumm und finster drein,
Kein Sträuben frommt – der Wagen rollt
Fort nach der Veste Giebichenstein.

Zu Giebichenstein im hohen Schloß
Zwängt Eisen Ludwigs stolzen Leib:
O Hölle, blauen Himmel schaun
Fern einem heißgeliebten Weib!

Mit einer Brust voll Ungestüm
Zu schmachten jahrelang allein –
O jeder Tag wird Ewigkeit
Unsäglich ruheloser Pein.

Unmuthig blickt oft stundenlang
Der Graf ins grüne Thal vom Thurm,
Er hört die Saale rauschend ziehn,
Windfahnen lustig drehn im Sturm.

Er sieht die Schwalben freien Flug's
Sich kreuzen wie Gedanken leicht,
Den ärmsten Fischer neidet er,
Deß Nachen durch die Fluten streicht.

Die Zelle mißt er grimmen Schritts,
Sinnt hin und her, und her und hin –
Ha! was erfaßt ihn jach – er wankt,
Gebrochen scheint ihm Aug' und Sinn:

»Ihr Wächter! meinen Schreiber ruft,
Gesegn' euch Gott – bald ist's vorbei!«
Der Schloßvogt hört des Grafen Ruf,
Und gibt den Zutritt eilig frei.

Ludwigs Vertrauter naht dem Herrn:
»Mein Stündlein naht!« – das Wort versagt –
Nur leise flüsternd tröstet er
Den Diener, der vor Schreck verzagt:

»Ein weit Gewand bring' heimlich mir,
Ich wag' den Sprung vom Felsenrand,
Halt Ross' und Diener mir bereit,
Um Mitternacht am Saalestrand!« –

Der Abend senkt sich dunkelstill
Und mehrt der Zelle düstres Leid;
Der Schreiber geht, und kehrt zurück,
Im Arm des Grafen Sterbekleid.

Dann eilt er fort. – Welch schwüle Nacht!
Die Thüre steht geöffnet weit,
Kein Laut im Kerker – draußen murrt
Beim Bretspiel nur der Wächter Streit.

»Du hast geschlagen falscherweis,
Nun hüte dich vor meinem Thurm« –
»»Was schiert den flinken Springer dies –
Sprich, Bruder, rüttelt so der Sturm?««

Die Zugluft weht die Ampel aus,
Zerschlägt die Scheiben mit Geklirr,
Indeß herauf vom Thale dringt
Ein Freudejauchzen gell und wirr.

Die Wächter springen auf vom Spiel:
»Hilf Himmel! Ludwig ist entflohn!
Hinab zur Saale sprang der Graf!
Sein Mantel glänzt im Nachen schon!«

Die Wächter kreuzen sich vor Angst,
Indeß erklimmt in sichrer Hut
Der kühne Springer fern den Strand,
Und schwingt sich auf sein Roß voll Muth:

»Folgt mir ihr treuen Rittersleut',
Habt Dank ihr Freund' in meinem Leid!
Nach Sangerhausen ruft mein Stern,
Der Stern der Sehnsucht, Adelheid!«



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