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(1521)
Der Kölner Reichstag war geschlossen,
Hell lag der Abend auf dem Land,
Fern von den bechernden Genossen
Schritt Kurfürst Friedrich längs dem Strand,
Da begegnet ihm auf dem Weidendamm
Nachsinnend Erasmus von Rotterdam,
Den grüßt er gnädig, ruft ihn herbei
Und stellt ihm der Fragen gar mancherlei.
Wie ihr Gespräch bald auf Luther fällt,
Fragt Friedrich, was er von diesem hält,
Ob wol der Doctor samt seiner Lehr'
Im Unrecht oder im Rechte wär'.
Erasmus erwiedert mit ernstem Wort:
»Lutheri Glaub' ist ein fester Hort,
Was er behauptet, das zündet und trifft,
Es stimmt überein mit der heiligen Schrift.«
Der Kurfürst bleibt erst betroffen stehn,
Dann spricht er liebreich im Weitergehn:
»Ei, lieber Herr, so frag' ich euch noch,
Was that das Mönchlein dann Uebles doch,
Daß Pabst und Bischoff und Cardinal
Verfolgen ihn mit des Bannes Strahl,
Daß selbst der niedrigste Pfaff' im Reich
Ihn vermaledeiet dem Bösen gleich?« –
Erasmus lacht: »Herr! das ist klar,
Freund Luther spricht wie der Spiegel so wahr;
Und durch die Wahrheit ließ er denn auch
Drei große Sünden zu Schulden sich kommen:
Dem Pabste hat er die Krone genommen,
Dem Bischoff den Stab, und den Pfaffen den Bauch!«
Da sprach der Fürst: »Ist's wie ihr sagt,
So bleibe der Luther ganz unverzagt.
Sprech' auch, wie's ums Herz mir, frank und frei,
Und fürchte mich nicht vor der Klerisei:
Denn ist der Pabst
Gott, wie er vorgegeben,
Fördr' ich seine Lehren, ohne zu beben.
Ist er
bloßer Mensch, hab' ich Herzens genug,
Mich gen ihn zu wehren mit gutem Fug.
Doch ist er ein
Widersacher von Gott,
So sprech' ich all seiner Feindschaft Spott;
Dann ist mir sein Schönthun höllische Pein,
Sein grimmer Haß mir die lieblichste Gabe,
Weil ich nur Christi Freund kann sein,
Wenn ich den Pabst zum Feinde habe!«