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(1127-1157)
Graf Heinrich Herr von Eilenburg, der Jüngere zubenannt,
War gegen Konrad, Thimo's Sohn, in argem Haß entbrannt.
Zu rechten auf dem Petersberg naht jetzt das Paar vereint,
Zankapfel war das Meißnerland, deß Herrn sich jeder meint.
Indeß sie streiten um das Recht, tritt rasch aus Konrads Schaar
Ein Bürger Zörbig's vor und eilt ins Kloster zum Altar.
Er schwört: »Der Heinrich ist kein Graf, im Tod betheur' ich's noch,
Er ist ein ausgetauschtes Kind, sein Vater war ein
Koch!«
Graf Konrad hört's: »Mein Vetter der? und ihm die meißner Mark?
Für einen Eilenburger Koch ist dies Gericht zu stark!«
Der Markgraf Heinrich rächte flugs in offnem Kampf den Hohn,
Verstümmelt und getödtet ward der falsche Bürgerssohn.
Wie auch der Graf Wettin's gewandt und ritterlich sich schlug,
War doch zu schwach der Fähnlein Macht, die er zu Felde trug.
Des Koch's vermeinter Sohn verstand zu gut das Schwert zu ziehn,
Gefangen ward in blutgem Streit der Vetter von Wettin.
Graf Konrad! deine Zunge sprach leichtfertig Schmach und Hohn!
Bei Jena steht ein hoher Thurm, der zollt verdienten Lohn.
Zu Kirchberg in ein Eisenbett wird hart dein Leib gezwängt!
Ei wie der arme Büßer dort am Fuchsthurm traurig hängt!
Im hohen Käfig duldet er jahrlange Buß' und Noth;
Bis kund ihm von den Wächtern ward, daß Markgraf Heinrich todt.
Freiheit erkauft Konrad behend bei der bestochnen Schaar,
Eilt an des neuen Kaisers Hof, und neigt sich vor Lothar.
Der blickt ihn froh verwundert an: »Entflohst du deiner Schlucht?
Kampflustger Vogel, sei gegrüßt! ich schirme deine Flucht.
Die Wenden klopfst du wacker stets, des Kaisers eherne Hand,
Steh auf, du Graf Wettins! Steh auf,
Markgraf vom Meißnerland!«