Georg Bötticher
Allerlei Schnick-Schnack
Georg Bötticher

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Die Vorstellung.

              Stumm, vom Mondlicht bleich umflossen,
Ruhn des Städtleins Häusermassen:
Sieh, da schwanken engumschlossen
Zweie durch die stillen Gassen.

Traun für einen Studio halten
Würde man den Jüngren, Kleinen,
Und die größre der Gestalten
Ist ein Künstler, will mir scheinen.

Wo die letzten Häuser stehen
Und im weißen Mondenstrahle
Eines Brunnens Wasser gehen –
Halten sie mit einem Male . . .

Und mit kühnem Mantelschwunge
Tritt der Alte in die Helle
Und er lallt mit schwerer Zunge:
»Junger Freund, wir sind zur Stelle!

Sehr Ihr auf dem Postamente
Dort das Wunder eines Weibes?
Diese Büste, diese Lende,
Diese Götterpracht des Leibes?

Bessres hab ich nie geschaffen!
Bessres schaff ich nimmer wieder!
Hättet Ihr nicht – solchen – Affen – –
Auf die Kniee zög's Euch nieder!

Und dies Weib mit Göttermiene
Lebt noch heute, ist vorhanden:
Meine Gattin Karoline
Hat hierzu Modell gestanden.

Eure künftge Schwieger, wißt es,
Schaut Ihr hier im Licht der Sterne!
Liebt Ihr unsre Tochter – ist es
Zeit, daß sie Euch kennen lerne . . .

Schatz, dies ist der Dr. Steude,
Der auf Lisbeth wagt zu hoffen,
Ein gelehrtes Haus, nur heute –
Leider – merklich – schwer besoffen . . .

Nun, ihr werdet schon bekannter
Werden. Doch jetzt laßt in Ehren,
Lieber Sohn und Anverwandter,
Uns ein Glas vom Besten leeren . . .

Und von dannen schwanken beide,
Engumschlossen, nicht zu trennen – –
Also lernte Dr. Steude
Seine Schwiegermutter kennen.

Stets, wenn an der Brunnenfrauen
Spätrer Zeit er kam vorüber,
Seufzt er: »So, in Stein gehauen,
Ist sie mir doch sehr viel lieber!«


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