Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Begleitet von einem Maler und einem Architekten erschien von jetzt ab Ernö Kalmar auf allen großen Auktionen, wo Objekte aus hochherrschaftlichem oder Patrizierbesitz zur Versteigerung kamen.
In den Parterreräumen des Palais Wartenstein sollten die Kassen und die Wechselstube eingebaut werden. Dort sollte sich der Parteienverkehr abspielen.
Im ersten Stock sollten die drei Prachtsäle als Repräsentationsräume erhalten bleiben für Generalversammlungen, Verwaltungsratssitzungen und Empfänge des Präsidenten.
Die Privatwohnung des Herrn Präsidenten war im zweiten Stock vorgesehen. Das Schlafzimmer: Empire, das Speisezimmer: Maria Theresia, der Salon: Louis Quartorze, die Bibliothek: altenglische Renaissance.
Beraten von Architekt und Maler, kaufte Ernö Kalmar, was gut und teuer war. Heute war ein besonders aufregender Tag. Das Inventar eines ehemaligen erzherzoglichen Schlosses sollte zur Versteigerung kommen. Als Clou der Auktion galt ein Bett, in dem Napoleon nach der Schlacht von Aspern geschlafen haben sollte. Kalmar hatte sich's in den Kopf gesetzt, dieses Prachtstück, rotes Mahagoni mit Bronzebeschlägen, in seinen Besitz zu bringen.
Gleich zu Anfang bekam er seinen roten Kopf – er sah auch Präsident Wiesel unter den kauflustigen Anwesenden.
Marianne war mit Kalmar gekommen. Sie erregte durch ihre Schönheit und junge Berühmtheit fast ebenso viel Interesse wie das Bett Napoleons und die Anwesenheit Präsident Wiesels.
Präsident Wiesel hatte Marianne gesehen und ließ kein Auge von ihr.
Kalmar war wütend und trotzdem heimlich geschmeichelt – er war ja der Sieger! Und er mußte es auch im Kampfe um das Bett Napoleons bleiben!
Ein rasendes Auktionsduell zwischen den beiden Milliardären und Bankpräsidenten begann. Das Bett war bereits überzahlt! Millionen flogen hin und her! Kalmar wurde nervös. Das Bett kostete bereits mehr als die übrige Wohnung.
Sollte er weitergehen – oder ... da blitzte ihm ein Einfall durch den Kopf. Er neigte sich zu Marianne. Heiser flüsterte er ihr zu:
»Sobald Wiesel geboten hat – biete eine Million mehr!«
Wieder erklang der einförmige Ruf des Auktionators:
»Zehn Millionen, zum ersten – zum zweiten ... wer gibt mehr?«
Klar und schneidend die Stimme Mariannens:
»Elf Millionen!«
Eine lange Pause.
Präsident Wiesel verneigte sich galant vor der berühmten Tänzerin – und schwieg ...
»Elf Millionen, zum ersten – zum zweiten – und zum dritten Mal.«
Das Bett Napoleons war Natascha zugeschlagen!
Alles applaudierte wie im Theater.
Die Sensation war vorüber.
Das Publikum verlief sich ...
Am anderen Tage gab es in allen Blättern spaltenlange Berichte unter der Spitzmarke: das Bett Napoleons, die galanten Finanzgrößen und die Tänzerin Natascha.
Wieder hatte Kalmar gesiegt.
Es war das erste Mal, daß sein Name den gewissen populären Nimbus erhielt und daß man von ihm schrieb: der bekannte Finanzmann und Kunstkenner.
Ende der Woche erschien sogar im Interessanten Blatt die Photographie des Bettes, der beiden Finanzgrößen und der Tänzerin Madame Natascha. Es war die beste Reklame für die neue Bank, die man sich wünschen konnte – dazu noch sehr billig bezahlt, wenn man sie auf das Konto des neuen Unternehmens setzte – und dazu war Kalmar entschlossen.