Henry Fielding
Die Geschichte des Tom Jones / Theil V
Henry Fielding

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Erstes Kapitel.

Ueber Prologe.

Ein Bühnendichter soll häufig geäußert haben, er schreibe lieber ein ganzes Stück als einen Prolog; ich bin derselben Meinung und glaube, mit geringerer Mühe ein ganzes Buch dieser Geschichte als eines der einleitenden Kapitel schreiben zu können.

Wenn ich die Wahrheit sagen soll, so glaube ich, daß schon mancher kräftige Fluch gegen den Dichter ausgesprochen worden ist, der zuerst auf den Einfall kam, seinem Stücke einen sogenannten Prolog vorausgehen zu lassen, der anfangs zu dem Stücke selbst gehörte, später aber mit dem Drama, vor welchem er stand, so wenig Verbindung hatte, daß man sich des Prologes zu dem einen Stücke für alle übrigen bedienen könnte. Die neuen Prologe scheinen sich alle um dieselben drei Puncte zu drehen, nämlich um einen Mißbrauch des Geschmackes in der Stadt, eine Verdammung aller gleichzeitiger Dichter und einen Lobpsalm über die bevorstehende Darstellung. Die Ansichten in allem diesem sind sehr wenig verschieden und sie können es möglicherweise auch 124 nicht sein: ich habe mich sogar oft über die große Erfindungsgabe einiger Dichter gewundert, welche verschiedene Ausdrücke für einen und denselben Gegenstand ausfindig zu machen vermochten.

Ebenso wird, fürchte ich, ein zukünftiger Geschichtschreiber (wenn mir Einer die Ehre anthut, meine Art nachzuahmen), nachdem er sich bedenklich hinter den Ohren gekratzt, einige gute Wünsche für mich aussprechen dafür, daß ich zuerst diese Anfangskapitel aufgebracht habe, von denen die meisten, wie die neueren Prologe, eben so gut vor jedem andern Buche stehen können, als vor dem, das sie einleiten, ja sogar vor jeder andern Geschichte.

Wie unangenehm indessen auch eine dieser Erfindungen den Dichtern sein mag, so wird der Leser doch Vergnügen an der einen finden, wie der Zuschauer lange Vergnügen an der andern gefunden hat.

Erstlich giebt bekanntlich der Prolog dem Kritiker Gelegenheit, seine Kraft im Zischen und Pfeifen zu üben. Eben denselben Vortheil mögen auch diese Kapitel gewähren, in denen der Kritiker gewiß immer etwas findet, das seinem Geiste als Reiz dienen kann, so daß er sodann mit größerer Tadelsucht über die Geschichte selbst herfällt. Ich brauche gar nicht zu bemerken, wie kunstvoll diese Kapitel für diesen vortrefflichen Zweck eingerichtet sind, denn wir haben dafür gesorgt, in dieselben immer etwas Saures oder Scharfes zu legen, welches die erwähnte Tadelsucht zu reizen vermag.

Der träge Leser wie der träge Zuschauer findet ferner in beiden einen großen Vortheil, denn da sie weder die Kapitel lesen, noch den Prolog anzuhören brauchen, so können sie ein Viertelstündchen länger bei Tische sitzen und ein oder ein Paar Blätter bei jedem Buche der Geschichte überschlagen, was nichts geringes für Personen ist, welche 125 Bücher nur zu dem Zwecke lesen, um sagen zu können, sie hätten sie gelesen.

Es giebt noch viele andere Vortheile, die sich aus diesen ergeben, sie liegen aber meist so offen vor Aller Augen, daß wir uns mit Ihrer Aufzählung nicht aufhalten wollen, zumal da uns einfällt, wie der Hauptvorzug des Prologes und der Vorrede darin besteht, daß sie kurz sind.


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