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17. Kapitel: Ergänzungen zur Sunjattalegende

Die in diesem Kapitel zusammengefaßte Auswahl von Erinnerungen an die Vergangenheit haben im Zusammenhang dieses Werkes, abgesehen von ihrer historischen und ethnographischen Bedeutung besonderen Wert für die Beurteilung des geschichtlichen Denkens dieser Hochsudaner. Hier ist als volksmäßig bei Hochsudanern entwickelt, was den Tiefsudanern (siehe Teil I dieses Bandes) nicht empfindbar wäre.]

Mitteilungen des alten Hansumana Kuate und einiger anderer Dialli in Kankan. – Das Land der Koba wird als »Do« bezeichnet. Es umfaßte die drei Länder Kirri, Maffadugu, Do »und reichte nach Norden«. Die Bewohner dieses hier also nicht Sangarra [sondern Do] genannten Landes wurden mir hier als Konne, Konte oder Kanute angegeben und als Name ihres Herrschers wird Dumogoniamago Dierra genannt. Dieser herrschte über zwölf Dörfer, in denen zwölf Geschwister (?) lebten. Jeden Morgen kam eine Kobaantilope mit Namen Dang, die tötete jeden Morgen einen Mann aus den Dörfern. Diese Dang hatte Zähne, Ohren, Schwanz, Leib, Füße und alles auf der einen Seite aus Gold, auf der andern Seite aus Silber. – Das war die Koba, die von den beiden Traore getötet wurde. –

Einige interessante Ergänzungen zur ältesten Kulturkenntnis brachte der greise Hansumana Kuate. Er sagte: »Heute sind die Diarra oder Dierra sehr einflußreich. Die Mande sind aber viel, viel älter in allen diesen Ländern.« Weiterhin: »Es gab in uralten Zeiten drei große Städte im Norden, die lagen dicht beieinander. Die größte war Njani Mba; dieser Ort hatte schon bei seiner Gründung dreihundert Häuser. Im Westen von Njani-Mba lag die Stadt Susu, um die die Jogofamilie wohnte und aus der Susu Sumanguru kam. Dann gab es noch Surru, eine Stadt, von der ich nicht weiß, wo sie liegt. In ihr lebte Sutige Sirama, der Ahnherr des Mbueta-Stammes (die Kayesleute sagen Mgueta statt Mbueta). Das war ein mächtiger König und der erste, der Pferde hatte. Vor Sutige Sirama kannte man die Pferde nicht und die Mande hatten damals keine Pferde. Alle diese großen Städte lagen direkt beieinander.«

 

Zu Susu Sumanguru ist noch verschiedenes hinzuzufügen, das wichtige Angaben über sein Machtbereich und die ihm untergebenen Stämme bietet. Sumanguru hieß Kante. Er führte aber nach der Eroberung Mandes und Njani Mbas den Gruß »Bammana« ein. Erstaunt über diese neue Angabe fühlte ich dem alten Kuate energisch auf den Zahn. Der ehrliche Alte blieb aber fest bei seiner Angabe und brachte die zweite überraschende Neuheit, daß in seiner Jugend noch ein Buch existiert habe Es kann dies nach allem, was ich weiter davon hörte, keiner der uns bisher bekannt gewordenen arabischen Schriftsteller gewesen sein., das aber von Samori, seinem Lehrmeister, geraubt worden sei. Darin habe das und alles andere gestanden. Leider tat ihm diese Angabe nachher selbst leid und er leugnete sie wieder, weswegen weiß ich nicht. Jedenfalls verstimmte es ihn, daß er so weit mit seinen Mitteilungen über die Quellen gegangen war. Immerhin klärte er mir folgendes auf: Susu Sumanguru schuf in Njani Mba das ältere Bammanareich. Die Kulloballi, die die Herrscher des mehr südlich gelegenen Mareiches waren, wurden verdrängt (siehe unten) und als Sunjatta dann kam, gründete er das Mallireich am Niger.

Um wieder auf den Gruß zu kommen, so wurde mir gesagt, daß die Kulloballi sich heute »Diarra« entbieten, sich früher aber mit »Keita« anredeten und daß Sunjatta, der entweder Konate oder Keita gewesen sein soll (!), den Gruß »Keita« aussprach. Wie weit hierin ein Widerspruch liegt, wird später kritisch zu beleuchten sein. (Diese Anrede »Kulloballi-Diarra« wird in Bamako energisch bestritten.)

Jedenfalls ward Mansa Dangaratuma, der Ziehbruder Sunjattas (der Legende), als König von Mande und Oberhaupt der Kulloballi durch Susu Sumanguru in den großen Wald bei Kissi gedrängt. Die Kulloballi wurden aufgerieben, und ich erhielt folgende Angaben über die Zersplitterung der Nachkommen Mansa Dangaratumas.

1. Die Nachkommen Kano Simbos sind Dialli geworden und führen heute den Stammesnamen Duguno.

2. Die Nachkommen Kaniojo Simbos leben als Kulloballi heute auf dem rechten Nigerufer im Fiegebiet.

3. Die Nachkommen Simbomba Marentas leben heute verstreut unter dem Namen »Keita«.

4. Ein großer Teil der Kulloballi lebt im südwestlichen Nkissigebiet, andere in Kaartu, Segu usw.

Wurden die Kulloballi des Mandereiches derart durch Susu Sumanguru vertrieben, so scheint er andererseits den Bewohnern des nördlichen Gamareiches nichts Schlimmes angetan zu haben, und deren Auswanderung beginnt nach meinen Berichterstattern aus Kankan mit dem Auftreten Sunjattas. Sicher ist, daß die Jogostämme dieses Nordgebietes, auf die wir gleich näher zu sprechen kommen werden, zunächst mit Susu Sumanguru gegen Sunjatta kämpften.

 

Surrakata war der Ahnherr und Stammesführer der Kuate, die nach Angabe eines in Torong auf der Wanderung getroffenen Dialli einst weit im Norden saßen und Bücher zu schreiben vermochten, trotzdem sie nicht Mohammedaner waren. Die Kuate sind heute die meistwissenden Dialli. Hansumana Kuate erzählt: »Surrakata war Heide und zog einmal zu Pferde wohlbewaffnet gegen Mohammed zu Felde. Er traf mit Mohammed zusammen; als er aber zu den Waffen griff, verschwand Mohammed plötzlich samt dem Pferde im Boden. Da sagte Surrakata: ›Das ist eine ganz außerordentliche Sache. Ich werde in Zukunft diesem Mohammed dienen.‹ Als Mohammed mit seinem Pferde wieder emporkam, ward Surrakata Mohammedaner.«

 

Wir kommen nun zu einem der wichtigsten, zu einem der bedeutungsvollsten Teile der Sunjattalegende, das ist die Aufzählung der Stämme, die um den Herrscher versammelt waren. Jeder Dialli weiß, daß dies sechzehn unterworfene, vier fremde, fünf mohammedanische und vier gelehrte Stämme waren, über die Sunjatta gebot, jeder kennt die allgemeine Einleitung und die Namen der kleinen Gruppen. Eine wirklich brauchbare Einteilung der sechzehn unterworfenen Völker erhielt ich aber erst in Kankan.

Die sechzehn, die Tuntjontanninoro, hießen:

  1. Kudujo oder Kudujogo oder Kurrujogo, heute Dialli,
  2. Sujo oder Sussorojogo (= Sussogojogo Bammana),
  3. Bajo oder Ballajogo (= Baga jogo in Bammana), 4. Jajo oder Jarajogo,
  4. Sunjo oder Sumojogo,
  5. Kuruma oder Korromaga,
  6. Kokaffare, von Fakoli abstammende Korromaga,
  7. Deteba unter Dedebalu, heute in Gadugu und Bandiagadugu,
  8. Deteba unter Kanu Simba,
  9. Konte oder Konne unter Djibami,
  10. Mantuma unter Sakolibimba,
  11. Traore unter Tiramaga,
  12. Bosso unter Sansaro Dabo
  13. Bosso unter Bundiuru Diawage,
  14. Deteba unter Jere Lengung,
  15. Kammara unter Simbara Koliki.

Ferner befehligte der große König »vier Fremde«, die Djabifedjonani. Wie Sunjatta zu diesen kam, berichtet die Legendenkunst in Kankan folgendermaßen: Als Sunjatta nach Mema floh, sandten seine Feinde vor ihm her eine Botschaft an den Tungara, die diesen aufforderte, den Flüchtling zu töten. Die ältere Schwester der Tungara verliebte sich aber in den Königssohn und lieh ihm ihren Schutz. Sie war es, die ihm die Djabifedjonani gab, die nachher die Grundlage von Sunjattas siegreicher Kriegerschar repräsentierte. Die »vier Fremden« waren:

  1. Kokossimobong,
  2. Simbenkoko,
  3. Faifra Sari,
  4. Kulabankunjama.

Für die Geschichte der »sechzehn Völker« erhielt ich nachfolgende ergänzende Mitteilungen.

Die Deteba waren ihrem Ursprunge nach Mande und nicht Mauren. Sie wohnen zwischen Kankan und dem Bafing und zwar z. B. in Kirima, in Gadugu, in Bandiagadugu. Sie zerfallen heute in drei Stämme, nämlich: 1. Kamasogo, 2. Kiabu und 3. eine Dialligruppe, deren Name aber meinen Berichterstattern entfallen ist. Sie waren von alters her Heiden (im Gegensatz zum Mohammedanismus) und sind es noch heute.

Die Jogo, von denen oben fünf aufgezählt sind, waren ursprünglich zwölf Heiden. Der Stammvater war Nanjerra, dessen Sohn Fakoli.

Sirra Missa, dessen Nachkommen und Stammesmitglieder waren die zwölf Jogo, von denen oben fünf als Tributäre Sunjattas aufgeführt wurden. Von den andern kann ich nichts erfahren. Der Stammesherr Sirra Missa war Zeitgenosse Sunjattas. Die fünf Jogo standen erst auf der Seite Sumangurus, der, wie sie, Heide war. Die Jogo wurden geschlagen und mußten fliehen. Sie zogen sich zurück nach Konian, Bafing, nach Buguni hin und so weiter.

Von drei weiteren wichtigen Stämmen hören wir, daß es vor Sunjattas Siegen im Süden des Reiches Susu Sumangurus drei große Könige gab, nämlich:

  1. Siajerra, der Herrscher der Konate,
  2. Farinkamma, der Herrscher der Kammara,
  3. Tiramaga, der Herrscher der Traore.

Die Traore waren den andern beiden überlegen und die Konate wie die Kammara zahlten an Tiramaga Tribut. Tiramagas Sitz war Samaja auf dem rechten Nigerufer südlich der Fiemündung. Die Nachkommen Tiramagas zerfielen in vier Gruppen. Der erste Sohn des großen Traorefürsten blieb in Samaja, der zweite ging nach Kenjeba, das ich zwischen Samaja und Ballandugu zur Seite liegen ließ, der dritte ging nach einem Orte Kenjeba auf der linken Nigerseite und der vierte und letzte endlich führte seine Horden nach Westen in das Gebiet zwischen Sigirri und Kita usw. Diese Traore aus Bransas Stamm sind die Bambugu, Bewohner des Landes Bambuk. Wir hören von vier verschiedenen Zweigen, nämlich:

1. Gadugu
2. Baniagadugu
3. Gangaran
4. Bafing
Die vier Bransazweige.

Alle Traore bezeichnen sich als echte Mande. Eigentümlich ist folgender Widerspruch zwischen den Tannas der westlichen und östlichen Traore. Während im Segugebiet die Traore (oder Damele) geschworene Freunde der Diarra sind und beide stets soweit Hand in Hand gehen, daß sie dasselbe Tanna haben (z. B. Tie-udo, eine kleine Feldhuhnart), dürfen die Traore in Bambuk die Diarra nicht sehen, nicht mit ihnen essen, nicht mit ihnen in einem Dorfe schlafen oder sprechen. Das Tanna der Traore im Segugebiet, das sich auf Menschen bezieht, sind die Baru, ein mißachtetes Volk der Kalebassenverfertiger. In Torong hatten die dortigen Traore das gleiche Tanna wie der Stamm der Korrongo, die mit den Baru identisch sind.

Den Bericht, betreffend die erste Pferdeerwerbung, gibt Hansumana in anderer Weise als Korrongo. Nach Hansumana ließ Sunjatta Pferde im Norden bei den Sonninke kaufen. Während des Transportes überfiel der Djolofi-Mansa den Zug und raubte alle Pferde. Darauf ließ er an Sunjatta beschimpfende Worte sagen. Als Sunjatta diese Nachricht überbracht wurde, sagte er: »Nun, so werde ich die Pferde nicht kaufen, sondern erkämpfen.« Damit begann er diesen Krieg, und das war der letzte Krieg seiner Regierung.

 

Die Maurenstämme im Mandegebiet (mitgeteilt vom alten Hansumana Kuate in Kankan). – Als alte mohammedanische Stämme im Gebiet des oberen Niger werden folgende fünf angegeben:

  1. Traore, abstammend von Mfali,
  2. Fofana, abstammend von Sidiki,
  3. Sisse, abstammend von Hammara,
  4. Turre, abstammend von Hammara,
  5. Saganogo, abstammend von Hansumana Bulabana.

Diese fünf scheinen aber mit den Morikantalulu nicht identisch zu sein. Es ist auch nicht anzunehmen. Dagegen wird mit Bestimmtheit angegeben, daß die angeführten vier Urgroßväter die ersten Apostel des oberen Nigerlandes gewesen seien. Weiterhin wird mit großer Bestimmtheit angegeben, daß viele in alten Zeiten schon zum Mohammedanismus übergegangene Stämme seitdem wieder dem Heidentum anheimgefallen sind. –

Ein Volk, das früher ein Maurenstamm war und einmal Rabio (arabisch) sprach, sind die Berte, Ich erhielt für das Milogebiet folgende Angaben:

  1. Sali Maga na Farisi (Sali, Fürst im Dorf Farisi) war der Stammvater der Berte. Er lebte sehr weit im Norden. Er war ein kriegerischer Apostel des Mohammedanismus.
  2. Tummono Manjaga Berte war sein Sohn. Er lebte zur Zeit Sunjattas.
  3. Faram Berte, Sohn des Vorigen,
  4. Nanjerra Berte, Sohn des Vorigen,
  5. Abulai Berte, Sohn des Vorigen,
  6. Simaila Berte, Sohn des Vorigen,
  7. Mamari Berte, Sohn des Vorigen,
  8. Mussa Berte, Sohn des Vorigen,
  9. Sirima Berte, Sohn des Vorigen,
  10. Dianka Muru Berte, Sohn des Vorigen,
  11. Nassu Dianka Berte, Sohn des Vorigen, lebt heute in Tinti Ulu.

Ehe die Berte nach Tinti Ulu kamen, waren sie in Dalaba ansässig. Saran (Mutter) Suarra Mori (er selbst) hat sie nach dem Süden geführt. Die Berte haben am Milo und zwar von seiner Mündung bis zur Quelle folgende Dörfer inne: Dalaba, Sunkurrung, Bafele, Dierra, Kurra, Damissa, Mamfarra. Tinti Ulu liegt im Inland.

Als wichtigste Marabutstämme werden nachher aufgezählt: Berte, Sisse, Djanne, Kassama, Sanogo.

Turre werden nochmals als Rabio sprechende Mauren (Surraka) bezeichnet.

 

Geschichte der Massari (mitgeteilt von Mitgliedern der Königsfamilie in Kankan). – Das Wort Massari wurde mir, ohne daß ich nach Sinn und Bedeutung fragte, folgendermaßen erklärt: In Njani Mba, welches zwischen Banamba und Niamina (am Niger) gelegen ist und sich östlich der Stadt Susu oder Soso (der Hauptstadt Susu Sumangurus) befand, das also entschieden die Hauptstadt des alten Malireiches ist, lebten die Herrscher, die Mansa, des Malireiches. Ihre Nachfolger wurden als Mansa-nde, als Königssöhne benannt und daraus entstammte im Laufe der Zeit die Bezeichnung Massare oder Massari. Im speziellen gelten als Massari die Nachkommen der nachfolgend aufgezählten ersten elf Könige.

1. Kaiabi. Als dieser starb, war sein Weib schwanger und der zweite Kaiabi, des ersten Kaiabi Sohn wurde nach seinem Tode geboren. In jedem derartigen Fall nimmt die Volksanschauung an, daß der nachgeborene Sohn nichts anderes ist, als der wiedergeborene Geist des verstorbenen Vaters. So wurde denn dieser Sohn Kalabis ebenfalls genannt: Kaiabi.

2. Kaiabi. Um aber die beiden Kaiabi zu unterscheiden, bezeichnet man sie als Kalabibumba (Vater) und Kalabidogoma. – Nach nicht ganz verständlichen Angaben des Dialli Hansumana Kuate muß jedenfalls angenommen werden, daß von diesen beiden Kaiabi die Bezeichnung Kulloballi abstammt, oder daß sie die ersten Kulloballi waren.

3. Tubi la Wal war der Nachfolger und Sohn Kalabidogomas. Tubi heißt »Zivilisiert«. Vielleicht soll es bedeuten, daß er der erste Mohammedaner war. Wal war sein Name. Jedenfalls unternahm er eine Reise nach Medina und das war, ehe Mohammed geboren war. Jedoch wußte Tubi la Wal infolge dieser Reise voraus, daß Mohammed geboren werden würde und erklärte deshalb, daß der erste Sproß, der nach seiner Rückkehr geboren werden würde, den Namen Mamadu erhalten solle. Die Verworrenheit dieser Angaben, wurde von Dialli noch dadurch bunter gemacht, daß er sagt: »Mekka war damals noch kein heiliger Ort.« – Als er zurückkam, wurde Kanu als sein Sohn geboren und somit Mamadu genannt.

4. Mamadu Kanu, der ein großer Herrscher gewesen ist und anscheinend der wirkliche mohammedanische Fürst nach Volksanschauung ist.

5. Mansa Mballa Blindana. Bei diesem Herrscher fällt auf, daß die Dialli immer das Wort Mansa zufügen, welches den andern ja natürlich auch zugehört, aber nicht so fest mit dem Namen verbunden tragen. – Von Mansa Mballa Blindana wird außerdem einmal erzählt, daß er der zweite mohammedanische König gewesen sei Einige Berichterstatter tauschen 4 und 5 um, erklären Mamadu Kanu als Sohn Mansa Mballa Blindanas und lassen letzteren die Pilgerfahrt ausführen, die dem König Nr. 3, also Tubi la Wal, zugeschrieben wird..

6. Kanu Simbong. 7. Kanu Njoro Simbong. 8. Simbong Mba Marenta. Sollen alle drei Brüder und Söhne Mansa Mballa Blindanas gewesen sein. Sehr interessant ist es, daß auf den König Simbong Mba Marentas das Mali-Tanna zurückgeführt wird, indem erzählt wird, daß er die Gabe gehabt habe, sich in ein Mali (Nilpferd) zu verwandeln, und daß er dies auch oft getan habe. Deshalb hätten seine Nachkommen bis Sunjatta nicht gewagt, das Nilpferd zu verspeisen und deswegen sei das Mali-Tanna entstanden. Den Widerspruch, der darin liegt, daß das Reich schon lange Mali (nach ihrer Angabe) geheißen habe, wissen sie natürlich nicht zu erklären.

9. Mbello, Sohn und Nachfolger des Vorigen.

10. Mbello Bakong, Sohn und Nachfolger des Vorigen.

11. Kunfata Komaga Kenji, Sohn und Nachfolger des Vorigen. Wird schlechtweg auch Fara Maga Kenji genannt. Sein Sohn und Nachfolger war der berühmte:

12. Sunjatta. Für die Herrschaft dieses mythischen Helden des Malireiches konnte ich in Kankan verschiedene Ergänzungen erhalten. Zunächst erscheint es mir wichtig, daß ein Widerspruch besteht. Einige behaupteten, daß alle diese Fürsten schon in Njani Mba geherrscht hätten. Aber die Mehrzahl, und sie wird Recht haben, bestritt das. Sie sagte, bis dahin hätten alle Fürsten nur in »Mande« geherrscht. Betrachten wir die geographische Lage der einzelnen Orte und Landschaften:

Am weitesten im Süden lag das Land Sankara, das heute noch in der Landschaft Sankarang erhalten ist. Die Hauptstadt war Do. Nördlich davon lag Nkirri, Land und Stadt. Die Stadt ist heute noch erhalten in dem Orte Kirrikorroni, der in der Nähe Kangabas liegt (also nördlich Bamakos). Diese beiden Provinzen bilden den Schauplatz der Koba-Geschichte. Die beiden Traorejäger kamen aus Nkitri nach Do. Do ward dann Sankarang und Nkirri Mande. Im Norden davon nahe dem Niger lag Njani Mba, wenig westlich davon Soso und Susu, das Land der Kante, also Susu Sumangurus. Während alle diese Länder westlich des Niger lagen, befand sich Dabo und Mema auf dem rechten Nigerland. Aus Mema, das jenseits von Segu lag, kamen die Tungara, die heute eifrige Mohammedaner und weit über das Land versprengt sind. Genauere Angaben über die Lage Dabos und Memas habe ich auch hier nicht erhalten können.

Natürlich herrscht in allen Angaben über die Reihenfolge der einzelnen Herrscher Konfusion, die Angaben über die geographische Lage der Länder sind aber immer als ziemlich richtig zu bezeichnen. Ferner scheint mir aus den einzelnen Mitteilungen als Volksanschauung hervorzugehen:

A. daß alle diese »Mande«herrscher bis auf Sunjatta nur in Nkirri (als Mande) herrschten,

B. daß Simbong Mba Marenta den »Mali-Verband« schuf,

C. daß Sunjatta der erste war, der in Njani Mba König, daß er überhaupt ein großer Usurpator war,

D. stelle ich als sehr interessante Tatsache fest, daß alle Kulloballi früher und zum Teil auch heute noch nicht das Mali essen, also sicher zum alten »Malibunde« gehörten.

13. Djurli-nkung war der älteste Sohn und Nachfolger Sunjattas. Er hatte seinen Namen nach der ersten Frau Sunjattas, die Djurli hieß.

14. Nkung-Mamadi, Sohn und Nachfolger des Vorigen.

15. Bate-Mande-Mori, Sohn und Nachfolger des Vorigen.

16. Suru-Mansa-Mamudu, Sohn und Nachfolger des Vorigen. Damit ist die Reihe der Herrscher, die das ganze Malireich beherrschten beendet. Es löst sich unter den sechs Söhnen dieses sechzehnten Fürsten auf, und zwar erhielten wir folgende Angaben:

A. Futa Ngamu Nkansigama war der erste Sohn Suru Mansa Mamudus. Er zog nach Futa (Diaion oder Toro?) und wurde anscheinend ein einflußreicher mohammedanischer Lehrer. Von seinem Stamme ist hier nichts weiter zu hören.

B. Ka Mori Mbakorro. Er war der erste König in Kangaba (südlich Bamako), ihm folgte sein Sohn Mansa Tora Mori, dem folgte dessen Sohn Terenagimba, dem folgte dessen Bruder Terena Mambi, dem folgte Terenagimbas Sohn Mansina Kamori, der außerordentlich viele Kriege führte, dem folgte dessen Sohn Minamba, dem folgte dessen Sohn Nakani Mambi, der im Kriege mit Samori nach Westen gedrängt wurde und in Kayes zuletzt lebte und auch starb.

C. Niamaga, dessen Stamm (Kulloballi) heute noch das alte Gebiet Sendugu (Faraba, Balandugu, Diallakorro, Keniera usw.) auf dem rechten Ufer des Niger inne hat.

D. Mansa Kurru nahm den Westen in Besitz. Seine Nachkommen sitzen heute noch im Gebiet von Kita am oberen Senegal.

E. Mansa Nganda nahm ein Gebiet bei Kankaba ein. Seine Nachkommen wohnen heute noch in Narena.

F. Fina Dukuma. Seine Söhne sind Suru Mansa Mamudu, Kenjeraba, Oronina, dessen Nachkommen alle heute noch auf dem linken Nigerufer wohnen.

 

Geschichte der Massari oder Keita (mitgeteilt von Dialli Gangumadi Kuate, aus Surrakatas Geschlecht, wohnhaft in Tigibirri bei Sigirri). – Die Aufzählungen wurden nicht so sicher vorgetragen wie die Hansumanas. Darum allein schon hat dieser Stammbaum einen sehr zweifelhaften Wert.

  1. Dubila Wali oder Bilali war der erste Mohammedaner,
  2. Kubara, Sohn des Vorigen,
  3. Mamari Kani, Sohn des Vorigen,
  4. Farakomarimfakeni, Sohn des Vorigen,
  5. Marang Sunjatta, Sohn des Vorigen, oder Mangsa (Mansa) Sunjatta,
  6. Njani Mansa Mamuru, Sohn des Vorigen,
  7. Djuranangung, Sohn des Vorigen,
  8. Kuma mari, Sohn des Vorigen,
  9. Bata Mande Mori, Sohn des Vorigen,
  10. Nyamarang, Sohn des Vorigen,
  11. Mansa Kurru, Sohn des Vorigen,
  12. Fakandah, Sohn des Vorigen,
  13. Tenengkung, Sohn des Vorigen,
  14. 1Seriborih, Sohn des Vorigen,
  15. Njumatenebori, Sohn des Vorigen,
  16. Kasa Mesa, Sohn des Vorigen, kämpft gegen die von Sendugu nach Süden ziehenden Fulbe,
  17. Kambo,
  18. Dongfodie I,
  19. Senebamang,
  20. Dongfodie II,
  21. Sakoba,
  22. Flamoro,
  23. Kamori.

Danach kamen die Sarakole ins Land, die sich des Reiches Mali bemächtigten und von folgenden Fürsten regiert wurden: Djemori Kumang, Wassaba Kenne, Sirala Mini, Domu, Djo Mori, Nang Kumang, heute im Dorfe Kunjang Chef.

 

Fragmente zur Geschichte der Stammesüberlieferung (mitgeteilt durch den Dialli Gangumadi Kuate in Tigibirri. Diese Mitteilungen sind im Volk anerkannter als die Liste der Maliherrscher). – Das Land »Do« der Sunjattalegende lag nach Norden. In demselben wohnten die Konne, welche auch Diarra hießen. Die Mutter Sunjattas war eine »Konne mussu«, stammte also bestimmt aus dem Diarrageschlecht. – Sunjatta selbst war vom Keitageschlecht. Die Keita oder Koita, wie meine Tigibirrileute es aussprachen, waren seit uralten Zeiten Herren in Mande und sogar die Herrscher oder Oberherrscher über die sehr geachteten Traore.

Susu Sumanguru wohnte östlich von »Niani Mba« in einer großen Stadt namens Susu, die aber nicht so bedeutend war wie Niani Mba, das 1441 Gehöfte zählte, deren jedes mit einer kleinen Tata umgeben war und die alle um das Gehöft des Königs gruppiert waren. Sumanguru war Kante. Heute trifft man noch Kante z. B. in Ballandugu am rechten Nigerufer südlich der Fiemündung. Die Leute Sumangurus redeten sich mit Bammana an. Sumanguru war Heide. Als seine Horden durch Sunjatta geschlagen waren, flohen sie sehr weit nach Süden. Sumangurus Niani Mba wurde nur eingenommen und nicht zerstört. Neben diesen beiden Städten gab es noch eine große Stadt, die hieß Surru. Sie wurde bewohnt von den Kueta oder Gueta, die sich als Gruß mit »Mangallu« anredeten. Der Nachkomme (Sohn?) Sunjattas mit Namen »Niani Mansa Mamuru« zog von Niani mba aus und führte gegen Sirra Mamba Kueta, den Stammesherrn der Gueta, und gegen Surru einen glücklichen Krieg. Anscheinend wurde Surru zerstört, doch wußte das mein Dialli nicht genau.

Hier hörte ich von einer neuen Episode der Sunjattalegende, die sich in der Zeit zwischen der Rückkehr aus Mema und dem Zusammenstoßen mit Susu Sumanguru abgespielt haben soll. Sunjatta hatte in seinem Dienste nur die »vier Fremden«, die er durch die Tungaraschwester erhalten hatte. Unterwegs begegnete er unter einem Diallakorro (einem alten Diallabaume) nahe dem Dorfe Tabu oder Tabung (wo diese Ortschaft lag, konnte ich nicht erfahren) zwölf Jägern. Er stieß mit ihnen in einem harten Gefecht scharf zusammen und überwand sie. Darauf leisteten sie ihm Heeresfolge im Kriege gegen Sumanguru und zeichneten sich durch große Tapferkeit aus. Die zwölf Jäger waren:

1. Sia Jatta Kumba
(Stamm Konate)
2. Tamfara Sujogo,
3. Segimfara Sujogo,
4. Konontofara Sujogo,
5. Somfara Mussa,
6. Kumantige Djarra Djang,
7. Koro Mansa Turrukule,
(alle sechs Konne oder Diarra)
8. Bammana Mansa Dangu,
(Stamm Dumbia oder Korromaga)
9. Bammana Mansa Kosila,
10. Buturi Dyanguaki Ode, Sansaralo Dabu (aus Sumanas Geschlecht)
11. Kamadjang Gummare,
12. Tamogo Djonikia,
(alle vier Kammara)

Als Morikantalulu, d. h. als die fünf mohammedanischen Stämme im Gefolge Sunjattas gab der Dialli mir folgende Reihe:

  1. Turre,
  2. Kaba oder Diagite,
  3. Sisse,
  4. Sila,
  5. Serefu.

Sehr interessant ist hierbei, daß die Kaba als Diagite aufgeführt wurden. Der Berichterstatter blieb fest bei der Betonung der Identität und fügte hinzu: »Die Malinke nennen die Kaba Diagite, die Fulbe Diagate.«

Als Stammherrn der Garanani oder Ngaranani, der vier gelehrten Stämme, wurden hier angegeben:

  1. Abudu Mundulubi Sarifu, der arabische Weisheit besaß (wahrscheinlich ist Sarifu = Scherif).
  2. Abudu Lahi (= Abdulahi), der Sohn des Vorigen.
  3. Surrakata (= Surrukuta), der Sohn des Vorigen, Stammvater der Kuate.

Die Kuate sind die eigentlichen Träger der alten Weisheit, die eigentlichen Dialli. Es gibt Dialli aus allerhand anderer Stammeswurzel, aber ihr Wissen ist minderwertig, und sie sind (das ist richtig) in der Ausübung ihres Berufes von allen Leuten nicht als so hoch qualifiziert erachtet wie die Kuate. In alter Zeit konnten die Dialli schreiben und hatten Bücher (!). Im Laufe der vielen Kriege gingen diese aber verloren und heute gibt es in den südlichen Mandingoländern sicher nicht einen einzigen Dialli, der zu schreiben oder zu lesen verstünde. – Im übrigen soll es Dialli aus folgenden Stämmen geben:

  1. Kuate,
  2. Kurrujogo,
  3. Djebagate (aus Traorestamm),
  4. Njingung,
  5. Konte,
  6. Kuruma,
  7. Duguno,
  8. Dante,
  9. Kante,
  10. Kammara.

 

Über verschiedene Stämme und Stammesgruppierungen war hier noch folgendes aufzuzeichnen.

Die Traore nennen sich auch Dambele und stehen den Könne oder Diarra sehr nahe. Die Traore waren ursprünglich Mohammedaner. Als Malinke wurden sie wieder Heiden. Sie waren früher sehr mächtig, aber stets von den Keita oder Koita beherrscht, die immer die Herren des Mandelandes waren. Im Gegensatz zu den Traore waren die Keita früher nicht Mohammedaner, auch nicht Surraka (Mauren), welchen Ursprunges sich manche Traore rühmen. Als Ahnenreihe der Traore erhalte ich:

Kanjumarang (erster Traore)
 
Damasauulenni   Damasaulamba
 
Tira-maga,
Fürst der Traore
zu Sunjattas Zeit.
  Diabagate,
Stammherr der Dialligruppe,
die noch heute diesen Namen führt.

Die beiden Söhne Kanjumarangs waren jene beiden Traorejäger, die die Mutter Sunjattas nach Mande brachten.

Von den Keita hörte ich noch, daß sie sich früher in ein Nilpferd (Mali) zu verwandeln wußten. Demnach sind sie wohl auf das engste mit der Entstehung des Malireiches verbunden. Sehr interessant ist es, daß, wie in Konian und Torong Sonninke gleich bedeutend mit Heide ist, im Sigirrigebiet Malinka der Gegensatz zu Moriba ist und auch Heide bedeutet.

Verschiedene Stammesnamen. Wenn sich in den Mandingoländern zwei Leute begegnen, so stellen sie sich sogleich unter Nennung ihres Stammesnamens vor. Das Merkwürdige bei dieser Namensnennung ist, daß der selbst genannte Stammesname nicht immer mit der Stammesbezeichnung übereinstimmt, die die andern anwenden. So stellen sich z. B. vor: die Konate als Siadjerra, die Konne als Dierra oder Diarra, die Kulloballi als Keita, die Dumbia oder Sussoko als Kuruma oder Koromaga, Traore als Dambele, Mbueta oder Gueta (Surru) als Mangallu, Kante als Bammana.

Dagegen sagen die Kammara auch Kammara, die Kuate auch Kuate.

 

Geschichte der Kante. – Die große Gestalt des Susu Sumanguru der Mali(nke)geschichte, des mächtigen Gegners Sunjattas stammt aus dem Geschlecht der Kante. Seine Hauptstadt und sein Land lagen im Westen Banambas, so wie Niani Mba im Osten lag und hieß Soso oder Susu. Die beiden Mütter des Königs, Dabi und Sansu, waren beide vom Turestamme. Er soll das Mandegebiet zum Teil erobert haben, als ihn Sunjatta in heftigem Kampfe und nach vielen Schlachten überwand. Der Stammherr des Kantehauses hieß:

1. Debi Kante. Er hatte seinen Namen nach dem kleinen Vogel Debi, der statt zwei vier Flügel haben soll. Er ist ein halb mystischer Vogel, der in gewissem Sinne gefürchtet wird. Wenn heute die Milch einer Kuh schlecht ist und mehrere Tage lang schlecht schmeckt, so sagt man: »Die Kuh ist sicher über den Debivogel gegangen.« Der schlechte Geschmack kann von acht Tagen bis zu einem Monat währen.

2. Mansa Kante, der Sohn des Vorigen, anscheinend der erste große König des Susureiches.

3. Oninge Kante, Sohn und Nachfolger des Vorigen.

4. Kunjang Kante, Sohn und Nachfolger des Vorigen.

5. Susu Sumanguru, der Sohn Kunjangs, der das Reich zur höchsten Blüte brachte und dann von Sunjatta gestürzt wurde. Die Susu wurden dann nach Süden verdrängt, und wohnen zum größten Teil im Lande südlich Futa Djallons. Nicht unwichtig ist es aber, daß man auch heute noch Kante im Maligebiet antrifft, die aus dem alten Susureiche stammen.


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