Franz Gräffer
Josephinische Curiosa
InhaltInhalt
- Franz Gräffer
- Vorwort
- I. Eine natürliche Schwester.
- Kapitel 4
- II. Der Kaiser und die Freymaurer.
- III. Warum wird Kaiser Joseph von seinem Volke nicht geliebt? –
- IV. Details über Josephs II. letzte Lebenstage und Begräbniß.
- V. Kaiser Joseph, Feßler und die Capuzinergräuel in Wien.
- VI. Kaiser Joseph in Paris.
- VII. Josephinische Memorabilien
- VIII. Was Joseph von den Staatsbeamten, und wie er es mit ihnen hielt.
- IX. Kaiser Josephs Gebethbuch.
- X. Joseph II. und Professor Feßler in Lemberg.
- XI. Rhapsodien über Kaiser Joseph.
- XII. Trattners Project des Büchernachdruckes en gros; seine Umfrage; Antwort auf selbe.
- XIII. Joseph II. letzte Augenblicke; sein Characterbild &c., der Kaiserinn Catharina von Rußland
- XIV. Ein absonderliches Taschenbuch.
- XV. Hinrichtung des Mörders Zahlheim; letzte Execution durch das Rad.
- XVI. Joseph der Zweyte; ein Gemählde ohne Schatten.
- XVII. Der entscheidende Beweggrund zur Aufhebung des Jesuitenordens.
- Zweytes Bändchen.
- XIX. Josephs scharfe Blicke auf das Bestechungssystem.
- XX. Kaiser Joseph und die Jesuiten in Oesterreich.
- XXI. Josephs Versuche gegen das heillose Asylrecht.
- XXII. Joseph's Krönung zum römischen König.
- XXIII. Der Vater Josephs des II.
- 1.
- XXV. Josephs Bestimmungen bey der Klösteraufhebung.
- XXVI. Josephinischer Criminalcodex.
- XXVII. Marien Theresiens letzte Lebenstage.
- XXVIII. Der berühmte Corridor (Controlorgang).
- XXIX. Curiose Feyerlichkeiten bey Josephs Geburt.
- XXX. Kaiser Joseph und Da Ponte.
- XXXI. Josephs Ansicht von der Preßfreyheit.
- XXXII. Die beyden Frauen Josephs.
- XXXIII. Drey Briefe Josephs, welche in den vorhandenen Sammlungen seiner Briefe nicht enthalten sind.
- XXXIV. Joseph in Windeln beym Preßburger-Reichstag.
- Drittes Bändchen.
- Aus der ersten Abtheilung.
- 37. Die Nonnen und der Nonnerich.
- 38. Literarische Attentate auf den Kaiser.
- 39. Zahlheim der letzte Geräderte.
- 40. Details über das Freymauererwesen unter Kaiser Joseph.
- 3. Freymaurer Auto da fé Kratters.
- 41. Zum Capitel der Frauenhäuser.
- Erste Scene.
- Kapitel 47
- 44. Mozart bey Hofe; Josephs Urtheil über ihn.
- Kapitel 49
- Kapitel 50
- Anhang.
- Viertes Bändchen.
- 48. Josephs schwarzer Freund und Königssohn Angelo Soliman.
- 49. Eines der frechsten Pasquille auf den Kaiser Joseph,
- 50. Die Gutachten Lascys, Kaunitz's und Loudons contra Kaiser Joseph.
- 51. Zur Geschichte der Reactionen gegen Josephs Reform.
- 52. Der Jesuit und der Teufel,
- 53. Briefe Josephs II., in den vorhandenen Sammlungen nicht enthalten.
- 54. Vom Minister Thugut.
- 55. Zur Geschichte der Aufstände gegen das Begräbnißpatent.
- 56. Das gedruckte Zahlheimische Todesurtheil.
- 57. Das berühmte Toleranzedict.
- Kapitel 63
- 59. Kaiser Joseph und die Abrahamiten (Deisten) in Böhmen.
- 60. Ein Brief des berühmten Feßler über den Papst Pius VI. in Wien; 2) des Papstes Homilie in der Stephanskirche; aus dem Lateinischen übersetzt.
- 61. Ueber Josephs Reform in Ungarn; an den Kanzler Carl Grafen von Palffy.
- 62. Der Classiker Wieland, über den Unfug des Büchernachdrucks unter Joseph II.
- 63. Fassung der Bücherprivilegien.
- 64. Josephs ungarisches Widerrufs-Rescript.
- 65. Der Papst, die Römer, der österreichische Erzbischof Edling und Joseph.
- 66. Eulog Schneider's
- 67. Verschiedenes Kleinere.
- Fünftes und letztes Bändchen.
- 69. Aus dem französischen Tagebuch der Königinn von Frankreich,
- 70. Friedrich II. über Joseph II.
- 71. »Deutsch« als ämtliche Geschichtssprache Ungarns u. s. w.
- 72. Die Broschurenfluth während der Josephinischen Preßfreyheit.
- 73. Kaiser Joseph als Mensch; sein Privatcharacter; seine Lebensweise und Gewohnheiten; seine Neigungen und Eigenheiten, und seine Persönlichkeit überhaupt.
- 74. Josephs Sorge für das Studienwesen.
- 75. Die Wiener und die Wienerinnen unter Josephs Regierung.
- 76. Josephs Plan zu einer Schauspieler-Pflanzschule (Pepiniére).
- 77. Das Abentheuer mit Heinrichs Buch: Gesetze der k. k. Armee.
- 78. Briefe Josephs II., in den vorhandenen Sammlungen nicht enthalten.
- 79. Wie Trenck auf Kaiser Joseph zu sprechen ist; und die Prozeßsache.
- Kapitel 85
Franz Gräffer
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XVII. Der entscheidende Beweggrund zur Aufhebung des Jesuitenordens.
Es ist begreiflich und bekannt, daß Joseph nichts unterließ, Maria Theresia endlich dahin zu stimmen, daß sie den Jesuitenorden aufhebe. Vielleicht aber wäre es ihm dennoch nicht gelungen, wenn, wie von mehreren glaubwürdigen Seiten her berichtet wird, Clemens XIV. ihr nicht ein Packet Papiere zugesendet hätte, welche den Inhalt ihrer eigenen und der Beichte ihrer Familie so wie mehrerer Großen (darunter natürlich die allergeheimsten Dinge) ausmachten; und diese Schriften waren dem Papste von Wien aus zugemittelt worden. Diese Entdeckung gab den Ausschlag, und die Kaiserinn hob den Orden in ihren Staaten auf.
Wie nun der Papst zu jenen Papieren gelangte, damit verhält es sich folgender Maßen: Der Rector des Profeßhauses der Jesuiten auf dem Hofe zu Wien (jetziges Gebäude des Hofkriegsraths) hatte eine Reise zu unternehmen, und beauftragte den Ordensgenossen Joseph Julian Monsperger (welcher 1774, also das Jahr nach der Aufhebung der Jesuiten die Professur der Hermeneutik an der Wiener Universität erhielt, und sich auch als Schriftsteller bekannt gemacht hat), indeß im Rectoratsaal aufräumen und säubern zu lassen. Als Monsperger mit dieser Anordnung beschäftigt war, fiel ihm ein an der Wand hängendes Gemälde auf; es bey günstigem Lichte zu betrachten, nahm er es herab, und siehe, hinter dem Bilde erscheint die kleine Thüre eines Wandschrankes. Ein Knöpfchen zeigt sich; Monsperger drückt daran, und das Thürchen springt auf. Eine Masse Papiere stellt sich dem Blicke des überraschten Entdeckers dar, und darunter ein ledernes Futteral, auf welchem geschrieben steht: »Beichten der Großen und Mächtigen.« Monsperger öffnet das Futteral, und zu seinem unbeschreiblichen Erstaunen findet er die Beichten der Kaiserinn, der Erzherzoge und Erzherzoginnen, mehrerer Minister und sonstigen Großen und wichtiger Damen. Monsperger, dem Jesuitenorden schon längst im höchsten Grade abhold, nimmt das verhängnißvolle Futteral mit sich, entschließt sich rasch und kurz, macht sich auf, und reist mit seinem Funde unmittelbar nach . . . Rom, zum heiligen Vater, welcher damahls Clemens XIII. war. Von diesem überkam Clemens XIV. die Papiere, und alles Übrige erklärt sich von selbst.
Wir bringen in Bezug auf die Jesuitenaufhebung hier noch eine Anecdote an, deren Doppelsinn wahrhaft pikant ist. Der um das Wiener Waisenhaus so verdiente Pater Parhamer († 1780,) als er die Nachricht von Clemens XIV. (Ganganelli) Hintritt, den man bekanntermassen einer Vergiftung von Seite der Jesuiten zuschrieb, deren Ordensaufhebung er decretirt hatte, erhalten, beeilte sich, den Kaiser von dieser Neuigkeit in Kenntniß zu setzten. Parhamer, der selbst Jesuit gewesen, erfuhr, daß der Monarch schon darum wisse. Und, setzte der Kaiser hinzu, es wird behauptet, die rachevollen Patres Jesuiten haben den heiligen Vater mit Gift aus der Welt geschafft. Parhamer war verlegen. Der Kaiser fragte: Was sagen Sie dazu? Der Gefragte antwortete: Ja Eure Majestät, es war stets der Grundsatz der Jesuiten, ihren Feinden zu vergeben. –
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