Ferdinand Gregorovius
Der Kaiser Hadrian
Ferdinand Gregorovius

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Vierzehntes Capitel.

Zweite Orientreise. Hadrian in Athen und Eleusis. Reise nach Asien. Ephesus. Smyrna. Sardes.

Von Africa kehrte Hadrian nach Rom zurück, um sodann seine zweite große Orientreise anzutreten, die ihn über Athen nach Kleinasien, Syrien und Aegypten führen sollte.Spart, c. 13 denique, cum post Africam Romam redisset, statim ad orientem profectus per Athenas iter fecit – aber wer bürgt für die chronologische Genauigkeit dieses statim? Daß Hadrian in der ersten Hälfte des März 129 in Rom gewesen ist, schließt Dürr S. 32 aus Ulpian Dig. 5, 3, 20, 6, da das SC. Iuventianum nach einem schriftlichen Antrage Hadrians am 14. März zum Beschluß erhoben wurde. Die Römer konnten über die Unruhe ihres Kaisers erstaunen, welcher die Hauptstadt des Reichs nur als sein Absteigequartier zu betrachten, und fremde Provinzen, wie vor allen andern Griechenland, Italien vorzuziehen schien. Er schiffte nach Athen sei es am Ende 128, oder am Anfange des folgenden Jahres.

Wenn die Angabe Spartians richtig ist, riefen ihn dorthin die von ihm begonnenen und jetzt vollendeten Bauwerke zu ihrer Einweihung; aber man darf zweifeln, daß die Weihe des großen Zeustempels schon zu jener Zeit stattgefunden hat, und überhaupt, daß so viele Gebäude Hadrians in Athen zu einer und derselben Zeit vollendet sein konnten.Das setzt die Phrase Spartians voraus atque opera, quae apud Athenienses coeperat, dedicavit, ut Jovis Olympii aedem et aram sibi Die Athener mußte die schnelle Wiederkehr des Kaisers in einen wahren Taumel der Freude versetzen. Da sie bereite von seiner ersten Ankunft eine Zeitrechnung zählten, werden sie auch seinen zweiten Besuch mit ganz besondern Ehren gefeiert haben. Es geschah wol damals, daß sie den zwölf attischen Phylen eine dreizehnte mit dem Namen Hadrianis hinzufügten.Die Phyle Hadrianis ist oft in Inschriften erwähnt, welche Hertzberg II, 343 f. zusammengestellt hat. – Dittenberger, Die attischen Phylen (im Hermes 1875 IX, 386. 397). Hermann, Jahrb. d. griech. Staatsaltert. 5. Aufl. § 176. In Folge der 13. Phyle wurde der Rat der Athener wieder auf die Zahl 500 zurückgestellt. Wenn der Kaiser mit der Vergangenheit Athens hinreichend bekannt war, so konnte ihm freilich eine Ehre zweifelhaft erscheinen, welche ehedem Antigonus und Demetrius von denselben Athenern empfangen, aber dann wieder verloren hatten, um sie an die Könige Attalus von Pergamon und Ptolemäus von Aegypten abzutreten.Pausan. I, 5, 5.

Leider sind wir über alles im Dunkel geblieben, was Griechenland diesem Kaiser in Bezug auf die Verbesserung seiner bürgerlichen und volkswirtschaftlichen Zustände verdankt hat; denn die Reihe von Inschriften und Münzen aus Städten, die ihn als Wolthäter und Gründer gepriesen haben, läßt nichts Thatsächliches erkennen. Trotz all' des Schimmers neuer Tempel, neuer Feste und Spiele blieb Griechenland eine politische Ruine, die niemals mehr mit neuem Nationalleben erfüllt werden konnte.

Von Athen aus besuchte Hadrian wiederum die ansehnlichsten Städte Griechenlands. Sparta feierte seine zweite Anwesenheit durch Spiele und pries ihn als seinen Heiland.C. I. G. n. 1308 f. Eine Inschrift aus Mantinea, wonach ihm der Grammateus dieser Stadt eine Statue und einen Tempel weihte, gehört wahrscheinlich in diese Zeit.Le Bas-Foucart Sect. VI. Arcadie n. 352 g. Megara errichtete dem Kaiser zu Ehren eine neue Phyle Hadrianis.C. I. G. n. 1072. Inschriften aus Korinth, Thespiä, Koronea, aus Phokis und von einigen Inseln lassen es ungewiß, welcher Epoche sie angehören.Passim bei Böckh, Thespiae 1614, Koronea 1615, Mitylene 2177, Andros 2349 add. Vol. II, Aegina 332, Thera 2454.

Bevor Hadrian von Athen nach Asien weiter reiste, war er nochmals in Eleusis, und dort hat er wahrscheinlich die zweite Mysterienweihe genommen.Die Einweihung fand zweimal statt: εποπτεύειν (was Euseb. Chron. und Dio von Hadrians eleusinischer Weihe gebrauchen) heißt die letzte und höchste Weihe empfangen. Salmasius zum 13. Cap. Spartians. Der Rat dieser Stadt errichtete der Priesterin der Demeter eine Bildsäule, auf deren Basis sie sich selbst und den Kaiser in Distichen verherrlicht hat. Ich habe, so sagte diese edle Heilige, nicht den Dioskuren, nicht dem Asklepios, noch dem Herakles die Weihen erteilt, sondern ihm, dem Gebieter der Welt, Hadrianus, dem Herrscher über zahllose Sterbliche, welcher unerschöpfliche Reichtümer über alle Städte und vor allen über die Stadt des Kekrops ergießt.’Άσπετον ὸς πάσαις πλου̃τον κατέχευε πόλεσσιν, ‛Αδριανὸν κλεινη̃ς δ'έξοχα Κεκροπίης. C. I. G. I, n. 434.

Hadrian konnte in Eleusis noch die Feste des Monats Boedromion feiern;Ueber die eleusin. Feiertage vom 14. bis 25. Boedrom. die Tafel bei A. Mommsen, Heortologie S. 268. dann ging er, etwa im Herbst 129, nach Ephesus in See.Er sagt das selbst im angeführten Brief an die Ephesier (Wood, Discov. of Eph. n. 1). Das Datum ist trib. pot. XIII (Jahr 129). Die Inschrift wurde von Wood im großen Theater gefunden, und ist jetzt in London. Es war sein zweiter Besuch in dieser Stadt der Artemis.

Ephesus, einer der großen Marktplätze für den Handel zwischen Asien, Griechenland und Aegypten, blühte zu jener Zeit noch so sehr, daß sie sich die erste und größeste Metropolis Asiens nennen durfte.πρώτη καὶ μεγίστη μητρόπολις τη̃ς ’Ασίας, in Inschriften bei Wood Discov. im Anhange. Das πρώτη und μητρόπολις legten sich freilich auch andre Städte Asiens bei. Auch war sie der Sitz des römischen Proconsuls. Andere Städte der Provinz, wie Pergamon, Sardes, Cyzikus und Smyrna, blickten voll Neid auf ihre glückliche Nebenbulerin. Sie machten ihr diesen Vorrang, namentlich den Vorsitz bei der Festgenossenschaft und Landesversammlung Asiens streitig (τὸ κοινὸν ’Ασίας). Die Spiele der Provinz wurden auch in jenen Städten gefeiert, aber die panionischen, die mit den Festen der großen Artemis verbunden waren, hielt man in Ephesus ab.Hadrian selbst wurde als Panionios verehrt. Inschrift aus Ephesus, Curtius im Hermes IV. 1. Heft S. 182.

Seit die Römer diese Stadt vom Pergamener Attalus geerbt hatten, betrachteten sie dieselbe als ein Kleinod ihres Reichs. Alle Kaiser begünstigten sie. Sie war eine der vierzehn Städte Kleinasiens, welche Tiberius nach dem schrecklichen Erdbeben wieder herstellte; auf der Basis der Statue, die ihm jene Städte weihten, ist der Genius von Ephesus abgebildet, mit drei Kornähren, einer Granate und einem Mohnhaupt in der Hand, als Symbol der Fruchtbarkeit des Landgebiets.Dies Piedestal steht im Museum Neapels. Eine ähnliche Vorstellung auf ephes. Münzen, Mionnet, Suppl. VI, n. 880, Edmund Falkner, Ephes. and the Temple of Diana, 1862, II, 291. Claudius und Nero, Vespasian und Trajan, endlich Hadrian selbst schmückten die Stadt mit so vielen Gebäuden, daß ihre heutigen Ruinen von Tempeln und Theatern, von Stadien, Gymnasien, Bädern und Wasserleitungen, welche über die Höhen und die Täler dort zerstreut sind, fast durchaus der römischen Epoche angehören.Wood S. 11. Unter Antoninus wurde ein großer Teil der Stadt nahe am Odeum neugebaut. Siehe außer Wood u. Falkner, E. Guhl, Ephesiaca, 1843, Hyde Clarke, Ephesus, 1862.

An den Abhängen der Berge Koressos und Prion, auf denen noch die großartigen Reste der Ringmauern die Stärke der alten Befestigung darthun, lag Ephesus, in einer weiten Niederung verbreitet, welche der Kenchrios und der »schwänereiche« Kaystros durchströmen. Der Zauber dieser Landschaft übertrifft selbst die Reize der sardischen Gefilde am Hermos. Künstliche Häfen verbanden die Stadt mit dem einige Millien von ihr entfernten Meer. Der Reichtum der Natur, die Einflüsse Lydiens und Persiens und die berauschende Sinnlichkeit des Cultus der Artemis hatten sich vereinigt, um das Volk der Epheser zu dem üppigsten Joniens zu machen. Ihre Stadt war das Paradies der Wonnen, der Laster, und der Mysterien des Orients. Sie wimmelte von Musikern, Schauspielern und Tänzern, von Priestern, Magiern und Astrologen. Ihre abergläubischen Künste waren in der Welt berühmt; die ephesischen Charaktere vom Gürtel und Kranz der vielbrustigen Diana wurden selbst in Rom als Amulete getragen, und die Liebesromane, für welche es keine passendere Scene als Ephesus geben konnte, las man mit Begierde im ganzen Reich.

Ihren Weltruhm verdankte die Stadt dem Tempel der Artemis, einem Wunderwerk jonischer Baukunst. Siebenmal war das Artemision zerstört und wieder erbaut worden.Plin., H. N. XVI, 79, 1. Zuletzt hatte es in der Nacht, als Alexander der Große geboren wurde, die Brandfackel eines Wahnsinnigen vernichtet. Dieser Tempel war der größeste des Altertums gewesen, 425 Fuß lang und 220 Fuß breit, von 60 Fuß hohen Säulen getragen, ein Werk des Chersiphron.Strabo 640. Sodann führte Dinokrates, der geniale Architect Alexanders, einen prachtvollen Neubau auf, wie es scheint in denselben Verhältnissen.Von diesem Tempel sagte Kallimachus, Hymnus auf Diana v. 249: του̃ δ'ούτι θεώτερον όψεται ηὼς, ουδ' αφνειότερον. Ihn fand Hadrian vor, als er nach Ephesus kam. Von seinen 127 Säulen waren 36 über der Basis mit mehr als lebensgroßen Figuren in Basrelief geschmückt.Plin., H. N. XXXVI, 21 (columnae celatae). Siehe Erläuterungen zum Stadtplan von Ephesus von F. Adler, Abhandl. der Akad. d. Wiss. zu Berlin 1873, S. 34 f. Die Künstler Griechenlands hatten vor und nach Alexander gewetteifert, das Heiligtum der Diana mit schönen Bildwerken auszustatten. Phidias und Polyklet, Praxiteles und Myron hatten dafür gearbeitet, Lysippus dort die Statue Alexanders aufgestellt, und die großen Maler Parrhasius (dieser war Epheser von Geburt), Euphranor, Zeuxis und Apelles schufen die herrlichsten Gemälde für diesen Tempel.Guhl, Ephesiaca S. 186 f. Falkener S. 305. Wenn nun auch im Laufe der Zeit manche Kunstwerke untergegangen sein mochten, so war doch das Artemision in der Zeit Hadrians noch ein reicheres Museum, als der Apollotempel in Delphi. Er diente zugleich als das allgemeine Schatzhaus Asiens, worin Städte und Privatpersonen Gelder niederlegten.

Die Priesterschaft der Artemis vermochte einst im Namen der Göttin die Stadt und ihre Landschaft zu beherrschen.Ueber die Macht und Politik derselben Curtius, Beiträge zur Gesch. u. Topographie Kleinasiens, phil. u. hist. Abh. d. Akad. d. Wiss. zu Berlin, 1873. Zu ihren Gunsten hatten Alexander, sodann Mithridates und noch Marc Antonius dem als Asyl dienenden Tempelbezirk einen unverhältnißmäßigen Umfang gegeben. Der verständige Augustus beschränkte ihn und umzog ihn mit einer Mauer.Strabo 641. Augustus baute den Peribolos im J. 6 v. Chr. Wood fand die augustischen Inschriften an der Ecke desselben, und sie wiesen ihm den Weg zur Tempelstätte. Das Artemision wurde etwa 140 Jahre nach dem Besuche Hadrians von den Gothen zerstört, als Gallienus Kaiser war (260–268). Seine Stelle war so spurlos geworden, daß Wood 6 Jahre brauchte, um sie im Frühjahr 1870 aufzufinden. Eine große runde Vertiefung, halb versumpft, worin Binsen und Gestrüppe wachsen und zu weißem Kalkstaub zermalmter Schutt mit wenigen Resten des Tempels umherliegt, ist alles, was von der Herrlichkeit des Artemision übrig blieb. In der Nähe steht die prächtige Moschee Selims, die aus Werkstücken des Tempels erbaut ist. Aber die Kaiser achteten die Privilegien des Tempels, und zumal scheint Hadrian der ephesischen Diana wolgesinnt gewesen zu sein. Der Cultus des Genius Roms und des Kaisertums, welchem schon der Umstand Nachdruck geben mußte, daß Ephesus der Sitz des Proconsuls war, vertrug sich sehr gut mit der Politik der Tempelpriesterschaft. Nirgend anderswo in Kleinasien scheint der Kaiserdienst überhaupt so in Blüte gewesen zu sein, als in dieser Stadt, und sie war vielleicht die wahre Geburtsstätte dieser die Menschheit entwürdigenden Religion der Despotie.Krause, Neokoros. Preller, R. Mythologie, Kaisercultus, am Ende. – Doch behauptete Smyrna, zu allererst ein emplum urbis Romae errichtet zu haben, Tacit. Ann. IV, 56. Ephesische Münzen verbinden Hadrian sogar mit der großen Göttin Artemis, welche auf ihnen abgebildet ist in ihrem Tempel stehend, oder zwischen zwei Hirschen, wie sie die bekannte Bildsäule in Neapel darstelltMionnet, Suppl. VI, 381 f. Cohen VII, Suppl. S. 15. Auf Münzen und in Inschriften zu Ehren des Kaisers ist die zweite Neokorie der Stadt verzeichnet.Inscr. Attic. n. 485. C. I. G. 2965. Nachdem Hadrian den Zunamen Olympios angenommen hatte, wurden auch dort seine olympischen Spiele gefeiert. Ein Heiligtum des vergötterten Kaisers für die ganze Provinz Asien bestand daselbst unter dem Oberpriester derselben, dem Asiarcha, welcher den Spielen vorstand.C. I. L. III, 246 f. Die Priester des Artemision weihten Hadrian und seiner Gemalin Bildsäulen und verehrten beide nach ihrem Tode neben der Diana als Götter.Ephesische Inschr. zu Ehren Hadrians zusammengestellt von Dürr, Anh. n. 27 f. Inschriften auf Sabina C. I. G. n. 2964–66. N. 2965 wurde gesetzt, als Aurelius Fulvus Antoninus, der nachmalige Kaiser Anton. Pius, Proconsul Asiens war (vor 135). Wood, App. n. 3. C. I. L. III, n. 6070ª, Inschrift einer Statue von der Bule in Ephesus gesetzt der jüngeren Matidia, der Schwester der Diva Sabina. Die älteste hadrianische Inschrift, von der wir wissen, ist ein Decret des Kaisers vom 27. Sept. 120 in Briefform an die Gerusia der Stadt, von deren Gesandten überreicht an Cornelius Priscus, den Proconsul Asiens; Curtius, Inschr. aus Ephesus, Hermes IV, 1, 178.

Wenn der Kaiser einen tieferen Blick in die fantastische Welt von Ephesus geworfen hätte, so würde er neben dem Dienst der uralten Göttin mit den Chören ihrer in Purpur gekleideten Tempeljungfrauen und den Schwärmen entmannter Priester eine stille, aber festgeordnete Gemeinde entdeckt haben, welche sich zum Namen Christi bekannte. In diesen üppigen Boden der asiatischen Schwärmerei war das Senfkorn des Evangeliums schon frühe gefallen, und kräftig aufgegangen. Aus der Nähe des Artemision hatten die Boten der neuen Weltreligion das Netz ihrer Lehre über Kleinasien ausgebreitet. In Ephesus hatte der Apostel Paulus drei Jahre lang gepredigt, und wahrscheinlich auch der Apostel Johannes gelebt. Das vierte Evangelium entstand hier, und im Ganzen wurde gerade diese Stadt der Diana, welcher »ganz Asia und der Weltkreis Gottesdienst erzeigte«, ein Mittelpunkt des evangelischen Lebens und eine Werkstätte der christlichen Dogmatik.Renan, St. Paul S. 333 f. L'église chrétienre S. 46.

Von Ephesus aus besuchte Hadrian viele andre Städte Asiens noch einmal. Keine scheint ihn mehr angezogen zu haben als Smyrna, die Königin der jonischen Meere. Zu ihren Häupten stand der sagenhafte Ursitz der Tantaliden, das finstre Gebirge Sipylos, wo noch das Felsenbildniß der trauernden Niobe gesehen wird; zu ihren Füßen lag der große von Schiffen bedeckte Golf, während die meilenweiten sanften Gestade einen fortgesetzten Garten von Fruchthainen bildeten.

Smyrna rühmte sich eine Gründung des Tantalus, oder des Theseus, oder der Amazonen zu sein; vor allem aber galt sie als der Geburtsort Homers. Die Bildsäule des Dichters stand dort in einem Prachtbau, dem Homereion, und sie genoß nicht mindere Verehrung als die Göttermutter Kybele in ihrem berühmten Tempel. Die mächtige Stadt nannte sich, mit Ephesus wetteifernd, die erste und glänzendste Asiens durch Schönheit und Größe, die Metropole Asias, dreimal Neokoros der Auguste, der Schmuck Joniens.C. L G. n. 3191. 3202 und mehre andre Inschr. Ihre Pracht muß groß gewesen sein, wenn die enthusiastische Schilderung wahr ist, welche Aristides von ihren Bädern, Theatern und Portiken, ihren vielen Gymnasien und Tempeln und von dem Reiz ihrer Landschaft gemacht hat. Er schilderte sie, nachdem sie unter Marc Aurel ein Erdbeben zerstört hatte; er nannte Smyrna das Bildniß der Erde, das Theater Griechenlands, das Gewebe der Nymphen und Grazien.Or. XX, Monodie auf Smyrna. Schon früher hatte Strabo (646) sie genannt: καλλίστη τω̃ν πασω̃ν – Lucian Είκονες 960: η καλλίστη τω̃ν ’Ιωνικω̃ν πόλεων –

Die Stadt war durch See- und Karavanenhandel reich, und ein Hauptsitz der Sophistik. Dort lebte der gefeierte Polemon, mit welchem Hadrian befreundet war. Ihm zu Liebe überschüttete er Smyrna mit Gnaden.Philostr. vita Soph. II, S. 43 (ed. Kayser). Die smyrnäische Inschr. C. I. G. 3148 bemerkt die von Hadrian durch Polemon empfangenen Wolthaten, die 2. Neokorie, die Atelie, Festspiele, Einsetzung von Theologoi und Hymnodoi, große Geldsummen, Bauten. Zu Ehren Hadrians von Polemon geprägte Münzen, Mionnet III, S. 227. Suppl. VI, 340. Die dankbaren Smyrnäer errichteten dem Kaiser einen Tempel, und sie feierten später die hadrianischen Olympien mit besonderer Pracht.C. I. G. n. 3174 ’Ολυμπίω σωτη̃ρι καὶ κτίστη. 3175 Inschr. aus der Zeit des Antoninus Pius, wonach Hadrian den Smyrnäern eine Verordnung wegen dieser Olympien gegeben hatte. – Smyrnäische Münzen auf Hadrian mit dem Bilde des Jupiter und zwei Tempeln, Mionnet III, 227 f. Sogar den Zunamen Adriana hat sich Smyrna beigelegt.Mionnet III, 205. Eckhel II, 544.

Weiter ins lydische Land hinein, wo an den Abhängen des Sipylus und des Tmolus der Hermus die große Niederung durchströmt, lag eine Reihe alter Städte, welche die Geschichte der lydischen und persischen Könige, der Seleuciden und der Römer als Schauplätze des Kampfes um die Herrschaft Asiens berühmt gemacht hatte. Die ansehnlichsten waren Magnesia am Sipylus, wo die Scipionen die Herrschaft des Königs Antiochus gebrochen hatten, Sardes und Philadelphia. Sardes war zur Zeit Hadrians noch groß und reich. Die alte Königsburg dauerte auf ihrer steilen Felsenhöhe, zu deren Füßen über dem Ufer des goldreichen Paktolos der Kybeletempel stand, dessen Priesterschaft an Macht mit jener der ephesischen Diana wetteiferte. Jenseits des Hermus, zwischen dem Fluß und dem See des Gyges erstreckten sich die Nekropolen der lydischen Könige mit ihren zahllosen Tumuli, so wol erhalten, wie sie Herodot beschrieben hatte.Als ich im Frühjahr 1882 Sardes besuchte, machte Herr Dennis Ausgrabungen in einigen Tumuli. Die sardische Akropolis wird in kurzer Zeit von der Felskuppe völlig herabgestürzt sein.

Sardes erhielt von Hadrian die erste Neokorie.Krause, Neokoros S. 53. Eine dortige Inschrift, die sich auf ein Decret Trajans über fünfjährige Spiele bezieht, nennt Hadrian den neuen Dionysos.Vielleicht gehört das Decret Hadrian selbst an; siehe Böckh zu C. I. G. n. 3455. In dieser alten Krösusstadt war, wie in andern Städten Lydiens, die Christengemeinde bereits sehr groß, und bald nach Hadrian wurde der Bischof Melito als Apologet des Christentums und Sammler der canonischen Schriften des alten Testaments berühmt.

Aus andern Städten in Lydien und Karien, wie Kolophon und Magnesia am Mäander, aus Thyatira, aus Tralles und Milet gibt es Inschriften, die der Wolthaten Hadrians gedenken.Kolophon: C. I. G. n. 3036. Magnesia: Mionnet III, 148. Die Inschrift der Magneten C. I. G. n. 2910 erwähnt von Hadrian erhaltene außerordentliche Geschenke. Die Inschrift von Tralles C. I. G. n. 2927 sagt, daß Aul. Fabric. Priscianus Charmosynos als Strateg die Stadt auf Befehl Hadrians mit 60000 Modii Getreide aus Aegypten versorgt habe. Tralles und Milet nannten H. ihren Gründer. Mionnet III, 184. Suppl. VI, 274. Die Städte Philomelium und Stratonicea legten sich den Namen Adriane bei. In Thyatira wirb ein Adrianeion erwähnt, C. I. G. 3491. Das einst herrliche Milet, seit Alexander dem Großen herabgekommen, dauerte noch mit seinen Häfen fort. Es nannte sich die Metropolis Joniens, aber es verdankte die Erhaltung seines Rufes nur noch dem alten Orakeltempel des Apollo Didymeus. Milesische Inschriften verbinden Hadrian mit diesem Gott und auch mit der Artemis Pythia.’Απόλλωνι Διδυμει̃ καὶ Αυτοκράτορι ‛Αδριανω̃ – C. I. G. 2863. 2866. 2877. Das Attribut Olympios zeigt, daß sie nach der Annahme desselben gesetzt sind. C. I. G. 339: η μητρόπολις, τη̃ς ’Ιωνίας Μιλησίων πόλις setzt Hadrian eine Bildsäule im Olympieion Athens. Phrygien hat hadrianische Advents- und Restitutionsmünzen. Dort sind namentlich aus Aezani Inschriften erhalten, welche bekunden, daß Hadrian die zwischen dieser Gemeinde und dem Zeustempel seit Alters streitigen Landmarken festgestellt hat.Le Bas-Wadd. n. 860, unter dem Proconsul Asiens Avidius Quietus.

In Ephesus oder in Smyrna wird er den Winter von 129 auf 130 zugebracht haben. Von dort konnte er Lycien besuchen, das merkwürdige Land des Sarpedon, dessen Städtebund mit selbständiger Verfassung bis auf die Zeit des Vespasian fortgedauert hatte. Denn erst dieser Kaiser hob die Autonomie Lyciens auf und vereinigte die Landschaft als römische Provinz mit Pamphylien. In eigenartiger Weise hatte sich dort der griechische Charakter in Sitten, Sprache und Kunst entwickelt, und von der letzteren geben noch die vielen Grabdenkmäler Zeugniß.Das Interesse für dieses Land ist durch die österr. Expedition im J. 1882 erneuert worden. Vorläuf. Bericht über zwei österr. archäolog. Expeditionen nach Kleinasien von Otto Benndorf, Wien 1883. – Eine Reise durch das Land des Sarpedon von Alex. v. Warsberg, Oesterr. Rundschau, 1883.

Die angesehensten Städte Lyciens waren Xanthos mit dem berühmten Tempel und Orakel des Apollo, Patara, Telmessos, Tlos, Phaselis, Pinara, Myra und Olympos. Inschriften aus der Seestadt Phaselis verzeichnen die Ankunft Hadrians; doch scheint sein dortiger Besuch erst in die Zeit nach seiner Rückkehr aus Aegypten zu fallen.Phaselis: C. I. G. n. 4336. 4337, und add. S. 1157: Statuen gesetzt υπὲρ τη̃ς επιβάσεως αυτου̃ von den Atalissenern und Korydallern. Zwei andre 4334. 4335 haben die trib. pot. XV. Für diese setzt Dürr S. 160 das J. 130 an, und in dieses den Besuch H.'s in Syrien. Da aber am 22. März 129 die 13. trib. pot. Hadrians verzeichnet ist (C. I. L. III², S. 1111, Tafel Mommsens), fällt ins Frühjahr 130 noch die 14., und erst ins Frühjahr 131 die 15. Auch ohne die Anwesenheit des Kaisers konnten ihm Statuen gesetzt werden. Olympos in Lycien setzte ihm eine mit der Inschrift πατρὶ πατρίδος σωτη̃ρι του̃ κόσμου ohne Zusatz des Olympiers: Le Bas-Wadd. n. 1342. In Myra sind Getreidemagazine Hadrians verzeichnet, C. I. L. III, n. 232 (in ruinis Myrorum ad ostia fluvii Andraki).

Er hat sodann manche Häfen und Städte in Pisidien und Pamphylien besucht, wie Olbia und Perge, Aspendos, Side und Kibyra.Eine Inschrift von Kibyra nennt ihn ευεργέτην καὶ σωτη̃ρα του̃ κόσμου: C. I. G. 4380. Wohl dasselbe Kibyra, welches Hadrian nach seinem Tode in Puteoli eine Ehrenbildsäule setzte. C. I. G. 5852. Es gab freilich zwei Städte dieses Namens in Pisidia oder Kabalia, und in Pamphylien.

In Cilicien konnten sich Tarsus, Adane, Aegä und Mopsvestia nicht ohne besondere Ursache den Namen Adriana beigelegt haben. Da dieses zwischen Pamphylien und Syrien liegende Küstenland seit Hadrian als eigene Provinz mit einem proprätorischen Legaten erscheint, so hat offenbar dieser Kaiser seine Verhältnisse neu geordnet.Marquardt, R. St. I², S. 388. – Advent. Aug. Ciliciae, Cohen II, n. 595. Tarsus verzeichnet die erste Neokorie unter Hadrian, Krause, Neokoros S. 80. Sodann ist Hadrian nach Syrien gezogen.


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