Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Hadrian in Aegypten. Verhältnisses dieses Landes. Alexandria. Brief Hadrians an Servianus. Einfluß Aegyptens und Alexandriens auf das Abendland.
Aegypten, das älteste Culturland der Welt, bedeutete damals nichts mehr als die vom Nil befruchtete Kornprovinz Roms. Sie war seit Augustus eine Domäne des Kaisers, welche so eifersüchtig gehütet wurde, daß kein Senator noch Ritter ohne Erlaubniß desselben Aegypten betreten durfte. Ein römischer Pascha, ein ritterlicher Präfect verwaltete oder mißhandelte das unselige Land von Alexandria aus als Vicekönig.Als erster Präfect (Eparchos) unter Hadrian erscheint im Jahr 118 Rhammius Martialis, C. I. G. 4713, und Letronne, Inscr. de l'Égypte I, 513, n. 16. Vor ihm war in der letzten Zeit Trajans Präfect M. Turbo. Am 19. Febr. 122 war es Haterius Nepos, Memnonsinschr., ibid. II, 340. Die Einwohnerzahl soll gegen 8 Mill. betragen haben; heute über 6 Mill. Marquardt, R. St. I, 439.
Die Provinz war in die Gebiete Oberägypten oder Thebais, Mittelägypten oder Heptanomis und das Delta geteilt, und diese zerfielen wieder in 46 Nomen. Die römischen Straßen durchzogen Aegypten bis nach Hiera Sykaminos im äthiopischen Lande Dodekaschoinos jenseits des ersten Katarakts.
Nach einer Geschichte von Jahrtausenden unter einheimischen Dynastien hatte das Volk der Pharaonen für immer seine Selbständigkeit verloren, erst an die Perser, dann an die Griechen, endlich an die Römer. Dies Schicksal der Fremdherrschaft hat sich bis auf die Gegenwart fortgesetzt, denn Aegypten ist wegen seiner Lage dazu bestimmt, nicht einem einzelnen Volk, sondern der Welt anzugehören. Es war schon ein internationales Land seit Alexander dem Großen, die Beute ausländischer Abenteurer, wie noch am heutigen Tage. Lange Sclaverei hatte die dortige Bevölkerung jeder bürgerlichen Kraft beraubt, so daß die alten Städte, selbst die griechischen, vielleicht mit alleiniger Ausnahme von Ptolemais und Naukratis, ihre Gemeindefreiheit verloren hatten, und von römischen Beamten ohne Mitwirkung eines Senats regiert wurden. Sogar Alexandria besaß keine communale Verfassung mehr, sondern sie war als Hauptstadt Aegyptens nur dadurch ausgezeichnet, daß in ihr ein kaiserlicher Juridicus die Gerichtsbarkeit ausübte.
Die Kaiser legten die Einrichtungen der Ptolemäer ihrer Verwaltung Aegyptens zum Grunde. Sie waren deren Nachfolger, die göttlich verehrten Könige des Landes, und gleich ihnen ließen sie die alten Religionsgebräuche und die Priesterhierarchie bestehen. Aber die von Steuern bedrückten Einwohner hatten keine politischen Rechte mehr, sondern sie lebten den Parias oder Heloten gleich von den Griechen und Römern geknechtet. Ihr Zustand war im Ganzen dem der heutigen Fellahs vergleichbar. Die Römer verachteten die Aegypter sammt und sonders, nicht nur die Eingeborenen, sondern auch die Hellenen und Juden, welche seit Alexander dem Großen massenhaft eingewandert waren. Der düstere Aberglaube, die wilde Zügellosigkeit und Uneinigkeit machten sie in den Augen der Römer unwürdig, bürgerlich frei zu sein. Nur mit eiserner Hand ließen sich, nach ihrer Ansicht, diese immer zu Tumulten geneigten Massen niederhalten.Siehe das bemerkenswerte Urteil des Tacitus, Hist. I, 11: Aegyptum copiasque, quibus coercetur, iam inde a divo Augusto Equites Romani obtinent, loco regum. Ita visum expedire provinciam aditu difficilem, annonae fecundam, superstitione ac lascivia discordem et mobilem, insciam legum, ignaram magistratuum domi retinere. Und doch reichten zwei Legionen hin, die 22. Dejotariana und die 2. Trajana, ganz Aegypten in Zaum zu halten.Zur Zeit des Antoninus Pius lag sogar nur die 2. Trajana in Aegypten, weil die 22. Dejotariana im hadrianischen Judenkriege untergegangen war, Pfitzner S. 226.
Solche Tumulte abgerechnet, wie sie die Auffindung des Apis kurz vor der Ankunft Hadrians veranlaßt hatte, blieb auch das Land lange in Ruhe, und nur von der jüdischen Bevölkerung war in den letzten Jahren Trajans, im Zusammenhange mit den Aufständen in Asien, eine fanatische Rebellion gewagt worden.
Die ganze Kraft Aegyptens lag in dem einen Alexandria vereinigt. Diese Stadt war im Jahre 130 noch derselbe mächtige Welthafen, wie ihn Strabo zur Zeit des Augustus geschildert hatte.Der Advent Hadrians in Alexandrien fällt in das alexandrinische 15. Jahr des Kaisers (vom 29. Aug. 130 bis 29. Aug. 131). Eckhel IV, 64; VI, 489 f. Die africanisch behelmte Alexandria küßt dem Kaiser die Hände. – Alexandria begrüßt den auf einer Quadriga einziehenden Kaiser. – Hadrian sitzt auf einem Schiff. – Hadrian und Sabina halten die Hände der Isis und des Serapis, Cohen II, n. 58. Die zahlreichen alexandrischen Münzen bei Zoega, Num. Reg., n. 296 f. An Größe stand sie nur Rom nach.Aristides, Orat. XIV, 363. Dio Chrysostomus, welcher dort der Begleiter Vespasians gewesen war, nannte sie von allen menschlichen Sehenswürdigkeiten die sehenswürdigste.Dio Chrys. (Dind.), Orat. XXXII, 412 f. Andre Stellen bei Lumbroso, L'Egitto, c. XII. Ihre Lage machte sie zur Gebieterin des roten, des indischen und Mittelmeers, und zum Marktplatz für hundert Völker der Erde. Ihr Wolstand durch Handel und Kunstgewerbe wurde von keiner andern Stadt erreicht, und sie war zugleich die Schatzkammer ägyptischer Geheimnisse und griechischer Wissenschaft. Den großen Hafen und den Eunostos füllten die Kauffahrer aller Küsten, und in ihren Magazinen lagen die Erzeugnisse der heißen Zonen aufgespeichert, welche Karavanen aus Arsinoe, aus Myos Hormos und Berenike herbeibrachten.
Der Bedeutung Alexandrias entsprach ihre architectonische Pracht. Das Serapeum im Stadtteil Rhakotis, die alte Königsburg im Bruchion, das Museum mit seinen Säulengängen und die große Bibliothek, das Cäsarium, die berühmte Straße Canobus, Gymnasien, Theater, Hippodrome, Tempel und zahllose Kunstwerke alter und neuer Zeit bildeten ein Ganzes von so glänzender Schönheit, daß im Zeitalter der Antonine Aristides sagen konnte: die große und erhabene Stadt Alexanders ziert als Kleinod das römische Reich, wie eine Halskette oder ein Armband ein üppiges Weib schmückt. Noch dauerte dort der Göttercultus Alexanders fort, und Hadrian, welcher das Grabmal des Pompejus besucht hatte, versäumte schwerlich auch das Sema zu verehren, wo der unsterbliche Gründer der Stadt in einem großen Sarkophag unter einer gläsernen Decke bestattet lag, nachdem die goldene des Ptolemäus Lagi durch den habgierigen Auletes geraubt worden war.Strabo 794. Vor ihm besuchten die Gruft Cäsar und Augustus, nach ihm Septimius Severus und Caracalla, der dort seine Kaiserinsignien niederlegte. Nach Dio 75, 13 hatte Severus die von ihm gesammelten heil. Bücher der ägyptischen Priester in das Grabmal gelegt, und dieses dann dem Volk verschlossen, damit niemand mehr die Leiche Alexanders sehe, noch jene Bücher lese. Bei Clarke (The Tomb of Alexander, 1805, S. 58 f.) die weiteren Schicksale des Sema, worin auch die Ptolemäer bestattet lagen.
In dem letzten Aufstande der Juden war Alexandria verheert worden, und Hadrian hatte schon in seinen ersten Jahren diese Beschädigungen herstellen lassen, wie er auch nach dem verödeten Cyrene Colonien ausgeführt zu haben scheint.Daher vielleicht die Münze Restitutori Lybiae, Eckhel VI, 497. Hieron. in Euseb. Chron. ed. Schöne S. 165: Hadr. Alexandriam a Romanis subversam publicis instauravit expensis. Die armenische Uebersetzung hat a Judaeis. Jedenfalls ist diese subversio Uebertreibung, doch substituirte Zoega (Num. Aeg.) S. 101 mit Unrecht in der Stelle des Eusebius für Alexandria Hierosolyma. Da die ältesten Städte der Pharaonen schon zum großen Teil in Ruinen lagen, hatte Alexandria in Aegypten keine Nebenbuler mehr. Das betäubende Gewühl dieser Stadt bei dem Gemisch der Religionen und Racen dreier Weltteile, der fieberhafte Kampf um das Leben, der berauschende Odemzug Africas und Asiens, der eigenartige Geist des kosmopolitischen Hellenentums, welches gerade hier seinen Sitz genommen hatte, die Frivolität, Genußsucht und Lasterhaftigkeit des Volks setzten selbst Römer und Griechen in Erstaunen. Dio Chrysostomus hat in seiner Rede an die Alexandriner die Kehrseite zu seinem Lobe der Herrlichkeit ihrer Stadt in grellen Zügen gezeichnet. Ich habe, so sagte er ihnen, euer Meer und Land, eure Häfen und Monumente gepriesen, nicht aber euch selbst, und er schilderte nun das Volk als einen Auswurf der Welt, jedes Ernstes bar, versunken in alle Lüste, für nichts begeistert als für Theater und Circus. Die Sittenverderbniß, die Streit- und Spottsucht der Alexandriner war überall verrufen.Sie büßten ihre Frechheit schwer unter Caracalla. Herodian IV, 98 f. Dio 77, 22. Ihr Naturell hat Ammian. Marcell. XXII, c. 18 gezeichnet. Andere Stellen bei Lumbroso c. 13 carattere degli Alessandrini. Auch Hadrian hat ihren Charakter in dem folgenden Briefe an seinen Schwager dargestellt:
»Aegypten, mein teurer Servianus, welches du mir angepriesen hast, habe ich als ein durchaus leichtsinniges, veränderliches und jedem Gerüchte nachjagendes Volk kennen gelernt. Die den Serapis verehren, sind Christen; Menschen, die sich Bischöfe Christi nennen, sind nichts desto weniger Anhänger dieses Gottes. Es gibt dort keinen Vorsteher der jüdischen Synagoge, keinen Samaritaner, keinen christlichen Presbyter, der nicht Astrolog, Zeichendeuter und Quacksalber wäre. Selbst der Patriarch wird, so oft er nach Aegypten kommt, von der einen Partei gezwungen, den Serapis, von der andern, Christus anzubeten.Wol der Patriarch der Juden, Tillemont, Adrien, S. 409. Es ist eine rebellische, nichtswürdige, schmähsüchtige Menschenclasse. Die Stadt ist reich an Schätzen und Hilfsquellen. Da legt keiner die Hände in den Schoß. Hier wird in Glas gearbeitet, dort in Papier, dort in Leinwand. Alle diese geschäftigen Menschen scheinen irgend ein Handwerk zu betreiben. Selbst solche, die von Podagra und Chiragra geplagt oder blind sind, machen sich zu thun. Ihr Gott ist das Geld, Christen, Juden, alle Nationen beten ihn an.Unus illis est deus – statt unus ist nach Lehrs nummus zu lesen, Friedländer II , 138. Es ist beklagenswert, daß diese Stadt so schlecht geartet ist, denn ihre Bedeutung und Größe machen sie wol würdig, das Haupt ganz Aegyptens zu sein. Ich habe ihr alles zugestanden, ihr die alten Privilegien wiedergegeben und so viel neue hinzugefügt, daß mir die Bürger persönlich danken kamen, und doch machten sie, sobald ich die Stadt verlassen hatte, meinem Sohne Verus eine üble Rachrede. Was sie dem Antinous nachgesagt haben, hast du bereits gehört, wie ich glaube.Im Text Antonio, wofür Antinoo gelesen werden muß. Mögen sie denn immerhin mit ihren Hühnern sich mästen, von deren Ausbrütungsweise zu reden ich mich scheue. Ich schickte dir drei buntfarbige Kelche, die mir der Tempelpriester verehrt hat, als außerordentliche Weihgeschenke für dich und meine Schwester. Daraus magst du an Festtagen trinken; nur siehe zu, daß unser Africaner dabei des Guten nicht zu viel thut.«
Es ist kein ausreichender Grund vorhanden, diesen Brief für ganz unecht zu halten, obwol einiges in ihm so aussieht, als konnte es von Hadrian nicht gesagt sein.Vopiscus hat den Brief der vita Saturnini c. 8 eingefügt, und will ihn der hadrionischen Biographie des Phlegon entnommen haben. Nach der Ueberschrift (Had. Aug. Serviano consuli salutem) ist er an Servianus gerichtet, als derselbe Konsul war. Nun verzeichnen die Fasten (Klein, Fasti consulares) als Consul d. J. 132 Trebius Servianus, und zu 134 L. Julius Ursus Servianus Cos. III. Die Ueberschrift kann später gemacht oder das Wort consuli zugesetzt worden sein. Die größeste Schwierigkeit scheint in den Worten filium meum Verum zu liegen; denn adoptirt wurde Verus erst im Jahr 136. Filius kann indeß nur den Liebling Hadrians bezeichnen, und Verus war gewiß schon von diesem zu seinem Nachfolger ausersehen. Er begleitete den Kaiser in Aegypten. Es ist unnötig, wie Greppo S. 230 thut, eine neue Reise Hadrians nach Aegypten in seiner letzten Zeit anzunehmen. Aus dem nemo illic hat Casaubon geschlossen, daß der Brief nach Hadrians Abreise aus Aegypten geschrieben sei; wenigstens hatte er, wie er selbst schreibt, Alexandria verlassen. Ich halte den Brief für echt, wenn auch, wie sein Text zeigt, einige Stellen interpolirt worden sind. Ich stoße mich weniger an das filium meum, als an die wiederholte Beziehung auf die Christen Alexandrias, die nicht hadrianisch sein kann. Selbst wenn der Brief nur Erfindung wäre, bliebe er doch ein altes Zeugniß vom Wesen Alexandrias, der großen Werkstätte der magischen Geheimlehre, der Theosophie und christlichen wie heidnischen Philosophie. Hier blühte zwar noch immer die hellenische Wissenschaft, welche gerade in dieser Epoche den Astronomen Claudius Ptolemäus hervorbrachte, aber neben ihr entwickelte sich eine excentrische, fantastische Speculation in den Schulen der Griechen, Juden und Christen. Sie mischte sich zusammen aus dem Monotheismus und Pantheismus. Hier flossen die Vorstellungen Asiens und Griechenlands in einander und erzeugten auf dem Grunde ägyptischer Mysterien die Doctrin der Gnostiker, und unter diesen kann man jene Christen verstehn, die den Serapis anbeten sollten. Die Juden bildeten einen großen Bestandteil der alexandrinischen Bevölkerung. Von den fünf Stadtvierteln hatten sie zwei inne. Ihre reiche Gemeinde stand unter einem Vorsteher oder Ethnarchen. Aus der Verbindung des Mosaismus mit den hellenischen Ideen war schon im ersten Jahrhundert nach Christus die platonisirende Philosophie des Philo hervorgegangen.
Eins hat der sonderbare Brief übersehen, den mächtigen Einfluß, welchen der Geist Alexandrias auf Rom und das Abendland ausübte. Dieser Einfluß hatte sich schon in der ersten Stunde geltend gemacht, als Aegypten römisch wurde, und er dauerte drei Jahrhunderte fort. Kein fremder Beherrscher seit dem Perser Kambyses, welcher seine Hand an die Götter des Landes gelegt hatte, war im Stande gewesen, deren felsenfeste Macht zu brechen. Die Lagiden, wie die Römer hatten vielmehr diese Götter anerkannt, ja zu den ihrigen gemacht. Während die Aegypter zu Knechten der Fremden herabgesunken waren, eroberten ihre Götter von Memphis und Theben Griechenland und Rom. Isis, Osiris, der hundsköpfige Anubis und der zum Zeus gewordene Serapis besaßen selbst nicht unter dem großen Ramses eine so weite Herrschaft als in den drei ersten Jahrhunderten des römischen Kaiserreichs. Die Weisheit der Priester Aegyptens war die älteste der Welt, und sie schienen deshalb im Besitze der Urkunden der Menschheit zu sein. Gegen diese von den Jahrtausenden in gleichen Formen überlieferte Hierarchie mußten selbst die Priester des Jehovacultus, oder die des Melkart und der Astarte in Syrien, oder jene des Apollo von Delphi und des Zeus von Dodona wie von gestern her erscheinen. Die Mysterien vom Nil bezauberten die Gemüter des Abendlandes; Scenen ägyptischer Gottesdienste sieht man noch mit Verwunderung in den Wandmalereien Pompejis häufig abgebildet. Dort und in Herkulanum, in Campanien und Etrurien gab es Isistempel, wie auch ein Iseum und Serapeum in Rom, wo Domitian für die ägyptischen Geheimnisse geschwärmt hatte.Aus ihm stammt der berühmte Nil des Braccio nuovo. Ausgrabungen im Juni 1883 haben hinter der Minerva einen kleinen Obelisken mit Hieroglyphenschrift an den Tag gebracht. Schon in der letzten Zeit der Republik war der Isisdienst in Rom eingedrungen. Preller, R. Mythol., Abschnitt Isis und Serapis. – Nach dem Tempel der Isis und des Serapis, welchen Caracalla gebaut hatte, wurde sogar eine Region Roms benannt, nämlich die III., da am Colisäum ein Isistempel gelegen war.
Bald nach den Antoninen wurden diese Götterdienste zu einem Bedürfniß der lateinischen Welt. Alexandrinische Kaufleute verbreiteten bis nach Gallien und Spanien mit der Religion auch die Moden Aegyptens. Die Teppiche, die Mosaiken, die Sphinxbilder, die Nillandschaften, die Gefäße und die Perlen der Kleopatra wurden eifrig im Westen gesucht, und selbst die Einrichtung ägyptischer Häuser ahmte man dort nach. Wahrsager und Gaukler, Aerzte und Astronomen, Tänzer und Musiker, Rhetoren und Gelehrte ergoß das eine Alexandria in ganzen Schwärmen über das Abendland.Lumbroso a. a. O. – Daß auch die Malerei von Aegypten her beeinflußt wurde, lehrt eine merkwürdige Stelle im Petronius, Satyricon c. 2: pictura quoque non alium exitum fecit postquam Aegyptiorum audacia tam magnae artis compendiariam invenit; womit wol das Genre gemeint ist. Und gerade Hadrian hat diese Einflüsse auf dasselbe gemehrt.
Der wißbegierige Kaiser besaß das lebhafteste Interesse für die alexandrinische Gelehrsamkeit, deren Sitz auch unter der Herrschaft der Römer das Museum blieb. Er hat dort mit den Philologen und Sophisten disputirt und konnte hinreichende Gelegenheit haben, an ihrer Pedanterie seinen Spott auszulassen. Die Privilegien, von denen sein Brief redet,. beziehen sich wol zum Teil auch auf jene berühmte Musenanstalt. Doch müssen es noch viele andre Wolthaten gewesen sein, die ihm die Alexandriner zu danken hatten. Sie vergalten sie ihm durch boshafte Schmähreden und durch kriechende Schmeicheleien. Sie stellten ihm Statuen und Altäre auf.Eckhel IV, 64. Von keinem Kaiser gibt es so viele alexandrinische und überhaupt ägyptische Münzen als von Hadrian.