Friedrich Huch
Pitt und Fox
Friedrich Huch

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Intermezzo

Fräulein Nippe saß im Stadtgarten, auf der kleinen Bank neben der Marmorgruppe: «Venus, Amor die Flügel beschneidend.» Auf ihrem Schoß lag «Waldmeisters Brautfahrt» aufgeschlagen, aber sie las wenig darin, bei jedem fernen Schritt durchzuckte es sie unruhig – bald mußte er kommen!

Wie heilig hatte sie ihre Rolle gespielt, im Schicksal Lottes und Herrn Könneckes! Und was war nun der Dank dafür? Sie fühlte sich abgesetzt, ihre Rolle war ausgespielt, man brauchte sie nicht mehr. Und sie war doch innerlich noch so jung, ihr Herz verlangte noch nach Liebe.

Es nahten Schritte. Sie besah schnell noch einmal ihre Fingernägel und nahm dann «Waldmeisters Brautfahrt» mit nachlässiger Eleganz zwischen die Finger. Ein junger Mann; sie umfaßte schnell die Erscheinung: Soigniert, proper, adrett. – O Gott, wenn er das doch wäre! Ob er das wohl war? Er kam näher, er schien nicht überrascht, als er sie sah, und erst, als in ihren unverwandten Blick etwas wie eine leise Beschwörung trat, schien er zu stutzen, doch er ging vorbei und warf nur einen flüchtigen, etwas verwunderten Blick auf sie zurück. – Ob er es dennoch war? Hatte er vielleicht nur den Mut nicht, sie anzureden? War er zu schüchtern? – Sie zog eine Offerte aus der Tasche und räusperte sich laut. Aber die Gestalt verschwand langsam in dem Grün. «Herr von mittleren Jahren» hieß es auf dem Papier. – Nein, ihr schnelles, impulsives Herz hatte ihr wieder einmal einen Streich gespielt, dies war kein Herr von mittleren Jahren, oder vielmehr: Leider war der Herr von mittleren Jahren nicht dieser junge Mann. Und sie hatte sich in den wenigen Augenblicken schon in diese Gestalt eingelebt, sie sah ihn schon in Gedanken auf irgendeiner Hotelterrasse, Kaffee trinkend, sich gegenübersitzen, und hinter ihnen erhoben sich blaue Berge.

Sie wartete.

Da kam des Wegs daher, langsam, und ein wenig behindert, wie es schien, ein ziemlich alter Mann. Er ging nicht gerade an einem Krückstock, aber sie mußte doch an einen Krückstock denken. Der Herr blieb stehen, stemmte, leicht vorgebeugt, den Stock mit ausgestrecktem Arm zu Boden und sah sie an, mit blauen, etwas trüben Augen, und, wie es schien, gedrückt von jahrelangem Kummer.

Du großer Gott! dachte Fräulein Nippe, sollte er das etwa sein? – Sie nahm sich vor, zu tun, als sitze sie hier nur ganz zufällig, falls er sich etwa näherte. Aber mitten in ihrem Gefühl der Enttäuschung war ihr so, als könne noch ein dritter kommen, der noch viel schrecklicher wäre, und als müsse sie sich vorerst an diesen zweiten halten, der vielleicht überhaupt gar nicht der richtige war; dann konnte es ja gar nichts schaden! – Sie lächelte schwach und sah zu Boden.

Hm! sagte der alte Mann langgedehnt und ziemlich laut, halb unschlüssig, halb nachdenklich. – Was sollte sie nur tun?! – Hm! antwortete sie endlich, ohne aufzusehen. Dann fühlte sie, wie der Herr sich auf das andere Ende der Bank setzte. – Sie rückte unwillkürlich, so weit es ging, bis zu ihrem eigenen Bankende und wagte nicht, zur Seite zu blicken. Endlich tat sie es aber doch, da sie fühlte, daß sein Blick noch immer auf ihr ruhte.

Der Herr schien zu einem Entschluß zu kommen. Er trommelte nervös mit den Fingern leise auf der Bank, dann sagte er mit verhaltener Stimme: Gestatten Sie mir eine Frage: Sind Sie's, oder sind Sie's nicht? – Sie wollte erst antworten: Mein Herr, Ihre Frage ist mir unverständlich! aber sie brachte kein Wort über die Lippen. – Es ist dies ein eigentümliches Zusammentreffen! sagte sie endlich. – Der Herr seufzte tief, sah lange zu Boden und öffnete schließlich den Mund wieder: Hat es einen Zweck, daß wir zusammen reden? – Sie suchte nach einer Antwort. Dasselbe könnte ich Sie ja auch fragen! sagte sie nach einer Weile.

Beide sahen sich unschlüssig an, und endlich begann er wieder: Na, dann will ich also den Anfang machen. Ich kann Ihnen kaum mehr sagen, als Sie in meiner Annonce schon gelesen haben. Meinen Namen und den Stand meines Vermögens wissen Sie; Sie wissen, daß ich Angestellter bei einer größeren Firma bin, daß mich das Leben nach allen Richtungen enttäuscht hat, und daß ich mich nach einem ruhigen Heim und nach einer gleichgesinnten Seele sehne. Sollten Sie sich nun einen Scherz mit mir erlaubt haben, so kränkt mich das weiter nicht, ich habe das schon mehrere Male erfahren und bin die harten Püffe gewöhnt im Leben. Einer mehr oder weniger schadet nicht. Und Ihre Neugierde dürfte auch wohl nicht sehr befriedigt sein, denn ich bin ein schlichter, einfacher Mann! – Er blickte beim Sprechen durchdringend auf sie, indem er fortwährend an einem Mantelknopfe drehte. – Also bitte, sagte er nach einer Pause, nun ist es an Ihnen! Dann lehnte er sich zur Bank zurück, sah zu den Bäumen auf, und sie merkte, daß er schnell atmete.

Ja, ich weiß nicht – begann sie zögernd. Der Herr wartete, aber es kam nichts weiter.

Ich will niemand zur Last fallen! sagte er mit resignierter Stimme und wollte sich erheben. – Nein, bleiben Sie! ich muß mir die Sache doch erst überlegen! – Er sank wieder zurück, und Fräulein Nippe fing nun an. Sie sagte, auch ihr habe das Leben schlimm mitgespielt, auch sie sehne sich nach einem stillen Hafen, auf dessen glattem Spiegel die Sonne scheine. Jeder Mensch trage sein Ideal von Glück in sich: Dem einen sei es Reichtum, Perlen und Brillanten, des andern Brust schwelle der Ehrgeiz und öffne ihm uferlose Bahnen, wieder ein anderer jage schillernden Hirngespinsten nach und gerate darüber nur allzu leicht in den Sumpf, während das Flämmchen kaltherzig, ohne lebendiges Feuer weiterhüpfe – noch ein anderer – aber da unterbrach sie der Herr und sagte: Das geht uns hier nichts an. Bitte, reden Sie von sich! Antworten Sie auf die Frage: Weisen Sie den Gedanken an eine Ehe mit mir ohne weiteres zurück? – O nein, sagte sie unschlüssig, durchaus nicht, das heißt –- Was heißt? fragte er gewichtig. Sie wußte selbst nicht, was sie eigentlich weiter sagen solle, aber nun vollendete sie: das heißt, ich kann mich doch nicht eins, zwei, drei entscheiden! – Aber habe ich denn das gesagt? Habe ich denn das verlangt? Sind Sie auch eine von den Menschen, die immer etwas anderes hören als man sagt? Lassen Sie uns jetzt nüchtern, ich möchte sagen: geschäftlich reden. Das übrige kommt später. Also: Sie weisen den Gedanken nicht von vornherein zurück. Gut. Von mir wissen Sie so ungefähr, was für den Anfang nötig ist. Ich muß aber auch eine Art von Grundlage haben, was Sie selbst betrifft. Ich muß Klarheit haben über Ihre Persönlichkeit. Womit haben Sie sich bis jetzt beschäftigt? – Fräulein Nippe erzählte dieses, er nickte mehrere Male aufmerksam vor sich hin; er schien sich alles im Geiste zu notieren und mit eigenen Dingen in Zusammenhang zu bringen. – Dann sah er sie wieder an, sein Blick bekam etwas Unsicheres, Verlegenes, er wollte gern eine neue Frage anbringen und suchte nach der Form. – Sie bemerkte das und errötete, indem sie dachte, er wollte fragen, ob sie noch rein sei. – Jetzt seien Sie nicht böse! sagte er mit einem Anlauf: wie steht es denn – nun also – hiermit? Er schlug sich auf seine Brust. – Dort saß das Herz. – Ich habe noch nie wahrhaft geliebt! antwortete Fräulein Nippe. Es fiel ihr Herr Könnecke ein, aber sie dachte: dem geschieht's ganz recht! – Er schien den Zusammenhang mit seiner Frage nicht gleich zu begreifen, dann sagte er: Ach so, ich verstehe jetzt; nein, sehen Sie, das meinte ich! und er ließ sein Portemonnaie ein wenig sehen. – Aber ich denke, rief Fräulein Nippe lebhaft, das Geld haben Sie? und sie wollte sogleich wieder ihren Zettelausschnitt aus der Tasche holen. Er verhinderte sie aber und versicherte, er wisse ganz genau, was er annonciert habe; er habe da seinen Vermögensstand genannt, aber hinzugesetzt, daß Vermögen auf der andern Seite zwar nicht unbedingt erforderlich, aber doch erwünscht sei. Und über diesen Punkt habe sie in ihrer Antwort Stillschweigen bewahrt. – Er redete in ruhigem, sachlichem Ton, und – als befinde er sich einem Geschäftsmann gegenüber, gegen den er die Interessen seiner Firma zu vertreten hätte, fragte er halb zutraulich überredend, halb so, als wisse er schon alles: Viel scheint da bei Ihnen wohl nicht los zu sein? – Fräulein Nippe schwieg. – Nur Mut! Wenn gar nichts da ist, haben wir beide schlimmstenfalls einen unnötigen Spaziergang gemacht, denn ganz allein kann ich es nicht bestreiten, beim besten Willen nicht, auch für Sie nicht, so gern ich's möchte. Also, wieviel sind's denn? – Fräulein Nippe schwieg noch immer. Diese Art des Kennenlernens war so nüchtern, so poesielos! Und überhaupt: Was saß sie eigentlich hier?! Sie dachte ja gar nicht daran, diesen Mann zu heiraten, der nichts von alledem besaß, was ihr an Idealen vorschwebte. – Da trommelte er wieder mit seinen Fingern. – Das kann Ihnen doch ganz egal sein! sagte sie halb gereizt. – Wie? fragte er, hörte mit Trommeln auf und sah sie von der Seite mit halb offenem Munde an. Schwerhörig schien er auch noch zu sein. – Sie wollte ihre Worte wiederholen, aber da kam abermals jenes sonderbare, halbklare Gefühl wie in dem Moment, wo sie ihn kennenlernte, und sie sagte, halb ärgerlich: Ach Gott, das genügt Ihnen ja doch nicht, wenn Sie so fürchterlich hohe Ansprüche machen. – Bewegt sich die Summe in den Hunderten? – O nein, das nun doch nicht, antwortete sie rasch, und nannte eine Zahl, die nach all dem Vorausgeschickten in ganz ansehnlicher Bescheidenheit dastand. – Sichere Papiere? – Bombensicher! Erste Hypotheken und Staatspapiere! – Er schien zu rechnen, seine Lippen bewegten sich halblaut. – Immerhin, es geht, es wird gehen, murmelte er schließlich; ich bin kein Mann, der große Ansprüche macht. – Ich auch nicht, sagte Fräulein Nippe. – Nun also, ich möchte Sie noch allerlei fragen, zum Beispiel nach Ihrem Seelenleben – aber das geht nicht alles auf einmal. Wir können uns die Sache ja erst einmal beiderseitig überlegen. Wenn es nichts ist – ist es nichts. Sind wir bis jetzt ohne einander ausgekommen, werden wir auch in Zukunft ohne einander auskommen können – das heißt, wenn das Geschick es will! Denn ich glaube an ein Geschick! Ich glaube an das Wort: ohne des Herrn Wille fällt kein Sperling vom Dach; und wie wir uns auch entschließen werden: das Geschick erfüllt sich auf jeden Fall! Er sah sie voll und überzeugt an und fragte: Habe ich nicht recht? Was? Ist das nicht die wahre Philosophie? – Jawohl! antwortete sie, innerlich gereizt, aber mit großem, bedeutungsvollem Blick, als folge sie ihm verstehend in schwindelnde Geistestiefen. – Wenn Sie Lust haben, so besuchen Sie mich in diesen Tagen einmal zum Kaffee, dann sehen Sie mein Heim, ich werde Ihnen später diesen Besuch erwidern, und wenn wir uns erst einmal näher – ich meine: seelisch – kennengelernt haben, dann wollen wir wieder über die Sache reden! Denn so jugendlich feurig eine Ehe schließen, ohne Prüfung, ohne Überlegung, das tue ich nicht! Das sind Geckenstreiche! Und vor solchen Geckenstreichen bewahren mich meine grauen Haare! Dazu bin ich zu alt! – Allerdings! rief da Fräulein Nippe, bei der plötzlich aller Groll gegen das Schicksal durchbrach, Sie haben recht – da haben Sie – weiß Gott! – recht! Und aus ihrer Kehle flog ein so bitterer Lachton, daß er sie erstaunt ansah. Sein Gesicht rötete sich, empfindlich verletzt suchte er nach Worten: Wenigstens, so sagte er endlich, mache ich mich nicht jünger als ich bin! – Habe ich das getan? fragte sie scharf. – Statt einer Antwort deutete er erregt mit seinem Stock auf ihre Haare. Sie griff nach ihrer Frisur: Glauben Sie etwa, daß das nicht echt ist?! Bitte, ziehen Sie, bitte, zerren Sie, so fest Sie wollen! Sie neigte die Stirn zu ihm. – Entschuldigen Sie, entschuldigen Sie! stotterte er, aber ich konnte unmöglich denken –- Also da sind Sie geschlagen! Nun bitte, was wissen Sie noch? Fragen Sie, fragen Sie, ich stehe für alles meinen Mann! – Fräulein Nippe blickte ihn mit geschlossenem Munde an, denn sie hatte teils falsche Zähne, – Er aber war ganz eingeschüchtert durch ihre Heftigkeit. War nun alles aus zwischen ihnen? Immer und immer wieder ließ er sich hinreißen zu einer zu großen Offenherzigkeit, zu rücksichtslosem Bekennen des von ihm als wahr Erkannten. Das hatte ihm schon vielen Kummer, viele Enttäuschungen im Leben bereitet, und nun hatte er sich gar noch geirrt! – Er wollte ablenken, beschwichtigen, aber Fräulein Nippe lachte höhnisch und sagte: Alles echt, Sie finden an mir nichts auszusetzen! Aber Sie? Sehen Sie sich doch mal in den Spiegel! Sie schreiben da in Ihrer Annonce: Herr von mittleren Jahren! Ich dachte mir: Ein bißchen graumeliert – Gott, schadet nichts, um so vertrauenswürdiger! Aber als Sie vorhin den Hut abnahmen, bemerkte ich, daß da von Farbe überhaupt wenig die Rede sein kann! – Sie war selbst ganz erstaunt über diese geistreiche Wendung, die sie auch ganz gewiß irgendwo einmal gelesen hatte. – Er wiederholte ihre letzten Worte langsam und fragend, da er den Sinn nicht gleich begriff. Dann sagte er: Ich sehe, wir passen nicht zueinander. Eines muß ich Ihnen nun aber doch schlank heraussagen: Überaus jugendlich sehen Sie auch nicht gerade aus! – Ich habe mich aber doch nicht jünger gemacht als ich bin! rief sie gereizt. – Bitte! Bitte! Bitte! Sein Stock deutete wieder auf ihr Haupt. – Aber ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt – fuhr sie auf. – Ta ta ta ta ta ta! rief er dazwischen, ich rede ja gar nicht von Ihrem Haar, ich rede ja von Ihrem Hut! So 'nen Hut setzt eine Prinzessin auf, aber keine Dame in Ihrem Alter! Und wenn Sie meine Frau würden: Das Dings da käme herunter, und 'ne Kapotte drauf, wie sich's gehört! – Fräulein Nippe wollte emporschnellen, blieb aber sitzen. Beide redeten nichts, jeder starrte erregt ins Leere. – Es verfloß eine lange Pause. Dann regte sich in beiden der Wunsch, wieder einzulenken, einen neuen geistigen Gedankenaustausch einzuleiten. Jeder suchte nach Worten, aber was um Gottes willen sollten sie nur reden! – Ja, sagte er endlich, sich erhebend, ich möchte nicht, daß unser Zusammensein mit einem Mißklang abschließt! – Aber wir sehen uns doch wieder?! fragte sie schnell und unwillkürlich. – Das hängt nur von Ihnen ab! Meinen Namen und meine Adresse wissen Sie – falls Sie – ich sage das für alle Fälle – über meine Verhältnisse, über meine Lebensführung etc. etc. noch eine besondere Garantie zu haben wünschen, verweise ich Sie direkt an meinen Chef – er nannte eine Firma, die Fräulein Nippe schon einmal gehört hatte – da werden Sie jederzeit prompteste Auskunft erhalten. – Sie machte eine diskrete Bewegung mit dem Kopfe. Dann entgegnete sie: Wie ich mich auch entschließen werde: Ich schreibe Ihnen auf alle Fälle eine Postkarte! Es fiel ihr noch ein, daß es wohl schicklich und angemessen sei, wenn sie dieser Unterredung ein Ende mache, sie streckte ihm deshalb die Hand entgegen und sagte: Also – vielleicht – auf baldiges Wiedersehen! Oder wie sagt Gretchen? – Hä?! fragte er. Dann antwortete er: Jawohl, vielleicht auf Wiedersehen, Fräulein Nippe. – Adieu, Herr Feihse! – Wieder lüftete er seinen Hut, und es wollte sie bedünken, als ob sie diesmal doch etwas mehr Haare sähe als das erstemal. Und wieder dachte sie, indem sie ihm nachsah: Es ist ja nur ein Stock, aber es sieht trotzdem aus wie ein Krückstock! Dann seufzte sie tief und hing ihren Gedanken nach. – Sie hatte auf jemand gewartet, dem ihr Herz entgegen fliegen sollte, und was war gekommen? Ein alter Kerl! – Sie lachte laut und höhnisch, sah sich aber im selben Augenblick erschrocken um, ob sie jemand gehört haben könne, dann lachte sie noch einmal, wieder höhnisch, aber etwas leiser. Dieser Schafskopf! Ob der sich wirklich einbildete, sie wolle ihn heiraten? Hatte er nicht bemerkt, daß sie nur zum Spaß auf alles einging? – Das habe ich doch alles nur aus Spaß gesagt! so redete sie laut zu sich selbst, und lauschte respektvoll und unsicher ihren eigenen Worten. Ob der wohl jetzt jeden Morgen zum Briefkasten ging, mit Herzklopfen und zitternden Händen? – Ich werde ihm schon schreiben! Ich werde ihn schon bestrafen, wegen der Haare und wegen meiner Zähne – oder vielmehr Hut. Ich werde ihn erst noch sicherer machen und dann die Maske lüften! Jawohl: die Maske lüften! Erkundigen will ich mich auch nach ihm, und wenn er mich angeschwindelt hat – Fräulein Nippe baute in Gedanken einen Satz zusammen: Der Unwahrheit Ihrer Aussagen auf den Grund gekommen, werden Sie es begreiflich finden...


 << zurück weiter >>