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17. Kapitel

Nun standen nur noch drei junge Leute vor den Vogelkäfigen. Kaum war der alte Herr nicht mehr zu sehen, so huschten zwei der Männer an die beiden Türen rechts und links, nahmen dort Aufstellung und sahen hinaus. Der dritte aber trat schnell an einen Käfig, in dem ein Zwergara saß. Das war unter den vielen prachtvollen Vögeln eigentlich ein unscheinbares Tier, doch war er selten und sehr wertvoll.

Blitzschnell zog der Mann Lederhandschuhe an und legte ein Leinentuch ausgebreitet auf die Erde. Dann hatte er schneller, als man bis zehn zählt, mit einer sehr starken Kneifzange eine Reihe Drähte durchgekniffen. Der Vogel war in die äußerste Ecke gegangen und sah mit großen Augen, in denen sich die Pupillen abwechselnd verengten und erweiterten, zu. Schon wurde er mit Geschick und Sicherheit gepackt, all sein Sträuben half nichts. Er schrie nur einmal rauh auf, dann lähmte ihm das Entsetzen die Stimme. Rücksichtslos, aber sehr geschickt, wurde der Zwergara fest in das Tuch eingebunden, dann verschwand er unter dem Mantel.

Im selben Augenblick kam einer der Schmierensteher heran und sagte im Vorbeigehen nur das eine Wort: »Los!« Die Männer verließen das Papageienhaus durch die eine Tür, als durch die andere Besucher eintraten.

In angeregter Unterhaltung verließen die drei Gauner auf dem kürzesten Wege den Garten.

Ein so großer zoologischer Garten hat eine ganze Menge Abgang, und nicht nur durch natürliche: Ursachen, wie Altersschwäche oder die in so großem Tierbestande doch nie ganz zu vermeidenden Krankheiten. Nein, es kommen da ganz unglaubliche Sachen vor.

So zum Beispiel starb in diesem Zoo ein großes Nilpferd daran, daß ihm ein Junge einen Gummiball in den geöffneten Rachen warf. Ein Biber verendete, weil ein anderer Bengel ihm von erhöhtem Standpunkt aus einen Stein auf den Kopf fallen ließ.

Vor vielen Jahren gab es einen Unhold, der kurzgebrochene Nadelstücke in einen Apfel drückte, um sie dann an die Papageien zu verfüttern. Viele der schönen und wertvollen Vögel gingen ein. Dieser gemeine Schuft wurde allerdings gefaßt. Katzen, vor allem aber Ratten, richten auch alljährlich erheblichen Schaden an, und man kann den letzteren durch Gift, wegen der Gefährdung des Tierbestandes, nicht beikommen.

Auch kommt es immer wieder vor, daß Vögel entfliegen, und durchaus nicht immer fängt man sie wieder ein.

Selbst Säugetiere brechen mitunter aus. So hatten sich eines Morgens drei Fischotter befreit. Mit Netzen und Keschern und einem großen Aufgebot an Personal wurden sie gejagt. Mit Kähnen und langen Stangen kreiste man sie ein, und es gelang bald, zwei der Ausreißer wieder einzufangen, der dritte jedoch konnte sich wochenlang seiner Freiheit erfreuen. Fische waren ja genug in den Teichen.

Jochen Braun sah ihn einmal ins Wasser steigen, als am anderen Ende des Teiches mehrere Männer auf ihn Jagd machten. Leicht und ohne viel Wellenschlag glitt der Fischräuber ins Nasse. Seinen Weg unter Wasser bezeichnete eine Bahn von kleinen Bläschen. Doch auch für diesen die Freiheit liebenden Otter kam die Stunde, da er wieder gefangen wurde, denn eine Kastenfalle, mit Schabefleisch geködert, wurde ihm zum Verhängnis. Doch tröstete er sich schnell und spielte wieder fröhlich mit seinen Artgenossen im gemeinsamen Wasserbecken.


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