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19. Kapitel

Im Gehege der Mantelpaviane war wieder mal der Teufel los.

Schreien, Grunzen, Bellen und Kreischen – die Musik der Hölle.

Wildwehende Silbermähnen, das leuchtende Rot der Gesäßschwielen und bleckende Gebisse sieht man, Augen, die wild blitzen und in tiefen Höhlen liegen. Kleine, graubehaarte Menschenhände, die doch so tierisch sind, grabschen und greifen; die Paviane, groß und klein, jagen durch die Voliere. Einige alte Männchen hängen an den höchsten Ästen, ihr Gekreisch ist gellend, und sie zeigen ihre gelben und stumpfen Hauer. Weibchen fuhrwerken mit krächzenden Schreien im Raum herum, ihre angstverzerrten Gesichter blicken über die Schulter zurück. Einzelne von ihnen tragen ein winziges Junges unter sich, das sich mit allen vier Händen fest in das Fell der Mutter klammert. Halbwüchsige und ganz junge Männchen ducken sich scheu in Deckung, jede Sekunde zu erneuter Flucht bereit. Einige starke, vollkräftige Männchen sind verhältnismäßig ruhig, doch auch sie sind in Bewegung, bellen und zeigen ihr blendend weißes Riesengebiß, ein Gebiß, das dem des Leoparden gleichkommt.

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Das Paviankind klammert sich am Bauch der Mutter fest

Ein anderes starkes Männchen aber ist eine der Hauptpersonen in diesem Paviandrama. Es fegt über Felsblöcke, Sand und Schluchten hinweg, am Gitter hoch, springt von da zu einem Ast und rutscht wieder am Stamm herunter.

Hinter ihm her rast das Haupt der Hamadryashorde, das stärkste Männchen. Doch der Verfolgte unternimmt auf seiner Flucht immer wieder Ausfälle. Drei Weibchen halten sich in der Nähe des Häuptlings, sie kreischen entsetzlich, besonders eine ist halb irre vor Angst. Sie war es, die einem Annäherungsversuch des verfolgten Männchens entgegenkam. Es ist ein Inferno der Eifersucht, das sich hier abspielt. Jetzt gibt der unumschränkte Herr die Verfolgung auf und stürzt sich auf das schuldige Weibchen. Er packt es im Genick, schüttelt das ohnmächtig kreischende Wesen mit seinen grausamen Zähnen, während seine beiden anderen Frauen immer vor dem strafenden Herrn herflitzen, ihm ihre Hinterteile zudrehen und sich keckernd und kreischend zum Zeichen ihrer Unterwürfigkeit dem Gewalttätigen anbieten. Ein Bild barbarischer Sklaverei.

Endlich läßt der Rasende von seinem Opfer ab. Nach und nach verebben die Wogen der Leidenschaft. Hier und da keckert noch ein Weibchen, ein Männchen läßt noch mal ein Grunzen hören, und dann dauert es nicht lange, bis alle wieder in der Sonne sitzen, Hautpflege treiben und spielen. Jetzt kann man sich die Tiere in Ruhe ansehen.

Die Weibchen erscheinen halb so groß wie die Männer, doch zum Teil wird dieser Eindruck durch die Mähne und die Kopfbehaarung der Männchen hervorgerufen. Die sehr jungen Männer sind kaum von den Weibchen zu unterscheiden, da sie dieselbe braungrünliche Haarfarbe haben und ihnen die Mähne noch fehlt. Am stattlichsten sehen die alten Männer aus, die nichts mehr zu bestellen haben. Bei ihnen ist der Mähnenschmuck am stärksten. Aber auch wenn sie nicht das gelbbraune, abgenutzte Gebiß zeigen, erkennt man ihr Alter an der mageren Hinterhand und den schlimmen Narben, die sie haben.

Die Mantelpaviane, die nicht ganz so imponierend im Schmuck ihrer Mähne sind, aber voll in der Muskulatur und schnell in der Bewegung, das sind die Männchen auf der Höhe ihrer Kraft.

In der Freiheit bilden die Hamadryasse Herden. Jede Herde hat ihren Anführer, dem die anderen bedingungslos unterworfen sind.

Auch hier in diesem Gehege herrscht ein starkes Männchen. Eben das, welches eins seiner Weibchen so hart gestraft hat. Alle drei Weibchen, die ihm gehören, zeigen furchtbare Bißwunden im Genick. Sie rühren von der Bestialität ihres Gatten her. Alle Hamadryasmänner sind brutal, aber so grausam wie er sind doch nur wenige. Der Herrscher über dieses Affenvolk kennt kein Maß. Abgebissene Schwanzquasten, zerschlitzte Lippen und handlange, grausige Narben bei den anderen Männern zeugen davon. Vor allem das blutverklebte Fell seiner eigenen Weiber weist darauf hin. Als nach einer Expedition die Hamadryasherde in mehreren Kisten im Zoo anlangte und man sie in einer großen Freivoliere losließ, da stürzten sich die Männchen nicht auf Futter und Wasser, sondern auf die Weibchen. Die außerordentlich erotisch veranlagten Tiere stillten ihre Brunst. Gleichzeitig setzten die Kämpfe um die Weibchen ein.

Die meisten ausgewachsenen Männchen, soweit sie nicht schon zu alt waren, erkämpften sich ein Weibchen. Zwei besonders starken gelang es, je zwei Gefährtinnen zu erobern, und nur dem einen, der allen anderen überlegen war, war es vorbehalten, der Herr und Gebieter über drei Weiber zu sein, und damit auch der König der ganzen Horde.

Dieser Tatbestand bildete sich im Laufe einer Woche heraus, dann war nicht mehr daran zu rütteln.

Es ist nicht anzunehmen, daß die Mantelpaviane in der Freiheit sich in demselben Maße erotisch betätigen wie in der Gefangenschaft. Hier sucht der Mangel an körperlicher Anstrengung seinen Ausweg; in ihrer Heimat aber legen die Hamadryasherden täglich Riesenmärsche zurück, um ihre Nahrung, vor allem auch Wasser, zu finden.


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