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4. Unsere Wohnung.

Wie du dein Haus dir baust, so blickt's dich an:
Was du dafür und wie du es getan,
Steht Tag für Tag vor dir in hellem Lichte;
Drum laß es Zeugnis edlen Strebens sein,
Auf daß nicht hohler Prunk und eitler Schein'
Dich vor dir selbst und – auch vor andern richte!

a) Die Wohnung als Heim.

»Eig'ner Herd, Goldes wert«, sagt das Sprichwort, »Daheim, daheim ist doch daheim«, heißt es im Liede; die Dichter besingen die traute Heimstatt, wer draußen in der Fremde weilt, sehnt sich nach ihr zurück, und in der Tat kann es nichts Besseres geben, als das friedliche, warm anmutende, ruhespendende Heim.

Wohl demjenigen, der ein Eigentum besitzt, doppelt schätzenswert in unserer überhastigen, rast- und gemütlosen Zeit, da alles Streben ein Wettrennen, alles Können ein Überbieten geworden ist. Ja, im eigenen Hause, in der geschützten Heimstatt, die kein Unberufener antasten oder mit lautem Anprall bedrohen darf, ohne sich im Sinne der Gesetze zu vergehen, ist das Leben erst recht lebenswert. Nach gesundheitlichen Rücksichten und Vorschriften, nach unserer besonderen Geschmacksrichtung und jeweiligen Bedürfnissen können wir die einzelnen Räume ausbauen, ausschmücken, untereinander verbinden, mit unserem Geiste und Geschmack erfüllen, uns zur Freude, anderen zur Augenweide, am besten aber zu dem unvergänglichen Eindruck seelischen Wohlbehagens, das die Herzen öffnet zu vollem Vertrauen und die Lippen beredt macht in lebendiger Mitteilung.

Nun ist solch Eigentum ja nicht jedem beschieden, und wär's auch nur ein bescheidenes Vorstadthäuschen mit wenigen, einfach gehaltenen Gelassen und schmalem Vorgärtchen, das du erstrebst; die Ausdehnung der Stadt, dein geselliger Verkehr, dein Beruf oder sonstige maßgebende Verhältnisse können diesen Wunsch in den Bereich der Unmöglichkeit rücken, und dann heißt es eben, sich in der Mietwohnung nach bestem Können und Vermögen einrichten. Auch dies ist der Mühe wert, denn den besten Teil unseres Lebens verbringen wir trotz aller beruflichen oder geselligen Abhaltung eben doch im eigenen Heim, ausruhend, Kraft schöpfend, uns vertiefend; in schöner Rückerinnerung und kühnem Vorwärtsstreben; auch alle Familienüberlieferungen sind mit diesem Heim verknüpft und stempeln es gleichsam zur Chronik, in der die Geschichte des Hauses niedergelegt ist für alle kommenden Geschlechter. Bleibt freie Wahl, so achte darauf, daß die Mietwohnung nach Süden gelegen, Licht und Luft in ausreichendem Maße empfange, nicht zu dünne Wände und Böden habe, die alle Geräusche vermitteln, ebenso daß dein Wohngemach nicht über oder unter demjenigen der übrigen Mietsparteien liege; es wird dir diese Vorsichtsmaßregel viel Ärger ersparen, sowie erhöhtes Behagen verschaffen. Nicht die elegante Stirnseite des Hauses, der geschmackvolle Eingang, die parkettierten Treppen sind Zeugen einer gemütlichen Wohnung, im Gegenteil, sie schmälern nur deine kostbare Zeit, die Wichtigerem zugutekommen müßte; sind alle Räume anmutend, rein und sauber gehalten, so erfüllen sie schon reichlich ihren Zweck. Lieber in die Vorstädte hinaus, wo Gärtnereien liegen, heckenumsäumte Fußwege ins Freie locken, wo der Himmel blaut, Vögel singen und Falter schwirren, als inmitten steifer Häuserreihe feiner Stadtviertel, wo die Räume knappbemessen oder unverhältnismäßig ausgedehnt, immer aber sehr teuer sind; was an nutzlos verausgabter Hausmiete erspart werden kann, komme der Gesundheit zugute! Überhaupt sei die praktische Nutzbarmachung der Wohnung der einzige Maßstab bei ihrer Wahl: hoch, hell, luftig, doch nicht zugig, nicht eng und düster; lieber einige ausreichend große Räume, anstatt viele kleine; genügend Fenster, um Licht und Luft eindringen zu lassen, kein Mangel an Türen, damit Auslüften und Ausweichen erleichtert sei.

Das Beste, was du selbst dazu tun kannst und zugleich der schönste, ehrendste Schmuck derselben aber ist Ordnung und Sauberkeit, erstere in strenger Regel, die keineswegs in Pedanterie auszuarten braucht, um jedem Ding seinen festbestimmten Platz, jedem Ort seinen unveränderlichen Zweck zu geben; die Sauberkeit aber als das Spiegelbild deiner Gesinnung, deiner Gedanken, deines Geschmackes.

b) Die Räume und ihre Einrichtung.

Eine Regel aufzustellen, aus wieviel Räumen unsere Wohnung bestehen soll, hieße Wasser mit Sieben schöpfen, denn dies ist keine Geschmacksfrage, ist nicht Sache des guten Tones oder der Wohlanständigkeit, sondern wird ganz allein vom zwingenden Muß und dem ebenso mächtigen Können diktiert.

Wer aus geselligen Rücksichten eine große Wohnung halten muß und über die nötigen dienstbaren Geister zu deren Instandhaltung verfügt, ist selbstredend auch verpflichtet, jeden Raum seinem festbestimmten Charakter gemäß auszustatten, und kann dabei so recht den Beweis ausgebildeten, unabhängigen Geschmackes erbringen. Im allgemeinen gilt aber auch heute noch sowohl für den Geldbeutel wie für das persönliche Behagen der alte Satz: Eng und wohl ist besser als weit und weh! Hauptsächlich jedoch in Anbetracht des ebenso törichten wie ungesunden prahlerischen Überbietens an Raumverhältnissen und Einrichtungsprunk, eine Unsitte, die tief einschneidend und weithinausgreifend die gesamte Jahreseinnahme arg beschneiden und verrücken kann.

Bedauerlich ist vor allem, daß der Bauunternehmer seinen Ehrgeiz darein setzt, Prachtbauten mit reichverziertem Eingang, Aufgang und Vorraum, mit parkettierten Sälen, Erkerzimmern, kunstvoller Verglasung usw. hervorzuzaubern, Wohnungen, die an die Kasse, Kraft, Vielseitigkeit, Zeit und Geschicklichkeit der Hausfrau und ihrer dienstbaren Geister ebenso unverhältnismäßige Ansprüche stellen wie an den Geldbeutel des Familienoberhauptes, denn es hängt gar viel drum und dran an diesen Prunkräumen, deren Sklaven wir so recht eigentlich sind. Notwendig, leichter vermietbar, stets gesucht und begehrt sind schmucke, gesunde, helle, luftige 3- und 4-Zimmerwohnungen mit sauberem Anstrich, der nur abgewaschen und aufgebürstet zu werden braucht, die Staubbildung vermindert und doch anmutend wirkt, mit guten, hellen Tapeten, (Lichtwirkern und Lichtweckern!), weißen Deckenflächen (Lichtreflektoren!), vielleicht auch mit halbhoher Holztäfelung, als warm und praktisch, weil leicht abwaschbar und widerstandsfähig, wo unbotmäßige Kinderhände ihr verhängnisvolles Spiel treiben. Mit einer Wohnung in diesen räumlichen Grenzen, als in den Rahmen unseres praktischen Ratgebers am besten passend, wollen wir uns auch zunächst befassen.

Vier Gelasse: Wohn- und Eßzimmer in einem Raum vereint, Schlafzimmer der Eltern, Schlafzimmer der Kinder, sodann Empfangszimmer. Oder: Ein Schlafzimmer, Wohn- und Eßzimmer, Arbeitszimmer des Hausherrn (wenn Hausberuf), Empfangszimmer. Oder: Bei kleiner Familie, Wohnzimmer, Empfangszimmer, Schlafzimmer, Gaststübchen, (auch in gast»freier« Zeit Abstellraum für häufig benützte, platzraubende Geräte, denen besondere Aufbewahrungsräume mangeln.)

Die Einrichtung eines neuen Haushaltes wird von der herrschenden Tagesmode stets mehr oder minder beeinflußt werden, desgleichen von dem verfügbaren Ankaufskapital, auf jeden Fall aber sei das Hauptaugenmerk jederzeit auf wirklich zweckentsprechende Möbel von guter Beschaffenheit, tadellosem Schliff und solider Arbeit gerichtet; keine Zierstücke, Gaukeltischchen, die nur zum Umstürzen bestimmt zu sein scheinen, raumverengende Staffeleien mit kletternden Plüschäffchen, Nippsachen auf Ständern, die das luft- und lichtspendende Fenster verbauen! Lieber ein paar Stücke weniger als die notwendigen von allzu geringer Beschaffenheit; immer kann noch etwas nachbeschafft werden, kein Schaden also, wenn noch frei verfügbarer Raum geblieben.

Die Ausstattung des Schlafzimmers, zu dem nur in Krankheitsfällen dem Arzte und besonders teilnehmenden Bekannten der Zutritt gestattet ist, das aber sonst jedem Fremden verschlossen bleibt, bestimmt sich eigentlich ganz von selbst. Einfache Linien, dunkle Färbung der Hölzer sind als praktisch vorzuziehen, der moderne buntfarbige Anstrich der Bettstellen usw. streitet wider den feinen Geschmack, ist unpraktisch und der rasch wechselnden Mode unterworfen. Sauber und praktisch sind weiße Marmorplatten auf Waschtisch und Nachtkästchen, gutgeschliffene oder matte Holzverkleidung der Schränke usw.

Außer dem Linoleumbelag des Fußbodens nur Bettvorlagen; vor dem Toilettentisch Linoleum, ist der Boden gestrichen. Ein dichter weißer Zugvorhang, schmale, klare Gardinenstreifen; kein Bettbehang, keine Wanddekoration, die nur Motten anziehen und Staub auffangen, dagegen ein guter Spiegel, eine Wanduhr, ein Spruchbild. Kein Gas im Schlafraum; keine unnötigen Verzierungen an den Geräten; hingegen alles, auch die Waschgarnitur von gediegener Einfachheit. – Ist dieser, nur dem engsten Familienkreise zugängliche Raum stets so gehalten, daß er das kritische Auge eines Fremden nicht zu scheuen braucht, – und das läßt sich von jeder tüchtigen Hausfrau erwarten, – so wird er auch den strengsten Anforderungen gerecht, selbst wenn kein mühsam gesticktes, prunkvolles Paradehandtuch an augenfälliger Stelle zur Schau gehängt wäre.

Das Kinderschlafzimmer, häufig auch Spielzimmer, untersteht denselben Regeln, nur daß hier alles einfacher gehalten sein darf; mehr abwaschbares Holz, wennmöglich halbhohe Täfelung, helle, heitere Tapeten, an den Wänden ein paar einfache, aber leicht begreifliche Bilder, Kinderszenen, Kinderspiele; im Interesse des so leicht irregeleiteten, erst in der Bildung begriffenen Geschmackes jedoch ja keine Karikaturen oder plumpe, unschöne und unwahre Formen, keine grellen, schreienden Farben, die der Natur Gewalt antun, anstatt sie möglichst getreu nachzuahmen. Die ersten Eindrücke sind die maßgebenden; darum wenig, anstatt vielerlei Verwirrendes; gute Vorbilder, anstatt Verzerrungen, die dem prüfenden Kinderauge keinen Anreiz gewähren oder aber die gefährliche Lust am Wunderlichen wecken!

Außer dem notwendigen Gebrauchsgeräte möge hier das kleine Kinderspieltischchen oder ein großer fester Tisch, an dem die kleineren Kinder spielen, die größeren ihre Schulaufgaben machen können, Raum finden, das zum Empfang besonders lieber Bekannten zuweilen benützte Wohnzimmer wird dadurch wohltuend entlastet werden.

Wir betreten nun das Wohngemach, das vor allem traut und behaglich anmuten, den Geist der Hausfrau bekunden und dieser selbst die liebste Stätte sein soll. Hier findet das wirkliche Gebrauchssofa, kein steiflehniges Paradestück, Aufstellung, es soll dem Hausherrn, der Hausfrau, lieben Bekannten ein bequemer Ruheplatz sein. Die Mitte des Raumes nimmt ein praktischer, solider Tisch mit hübscher Decke ein; an schicklicher Stelle finden Stühle und Taburette ihren Platz. An den Wänden richtig verteilt das Büfett, sofern kein gesondertes Eßzimmer vorhanden, das Serviertischchen, Kommode, Bücherschrank oder Pfeilerkästchen; der Fensterplatz mit teppichbelegter Stufe gebührt der Hausmutter, dort mag ein bequemer Lehnstuhl, das Arbeitstischchen, ein Blumentopf Raum finden, am nächsten Fenster der Blumentisch, wirkt er nicht gar zu verengend. Schwere dunkle Gardinen mit Spitzenüberwurf haben sich überlebt, an ihre Stelle ist klarer weißer Tüllbehang getreten, oft nur als schmaler Seitenschal angebracht. Wer die Neugier allzu teilnehmender Nachbarn abzuhalten wünscht, hilft sich mit halbhohen glattgespannten Scheibenschützern, an feinen blanken Messingstängchen befestigt.

Die Tapete sei möglichst hell und freundlich; ein Irrtum ist es, dunkle Tapeten für praktischer zu halten, sie halten den Staub nur unvermerkt fest, ohne indessen weniger Schonung zu beanspruchen als helle, die alles eindringende Licht voller auffangen und zurückwerfen und dabei ungemein erheiternd und wohltuend wirken. Wirklich gute Bilder in mäßiger Anzahl aber sorgfältiger Auswahl, in würdiger, nicht prahlerischer Umrahmung seien passend an den Wänden verteilt; hier ist auch der Raum für die liebsten Familienbilder, nur soll das Wohnzimmer kein Bilderbuch, keine »Ahnengalerie« sein. Gestattet es der Raum und die Einteilung der Wände, so wird eine Konsole mit einer schön ausgeführten Gruppe oder Büste günstig wirken, doch muß dieselbe ausdrücklich zum Charakter des Ganzen stimmen. Wo kein Gas oder elektrisches Licht vorhanden, soll die trauliche Lampe in einfach gediegener, solider und vor allem tadelloses Licht spendender Beschaffenheit ihre Stelle vertreten. Eine gutgehende Uhr, eine hübsche Vase mit geschmackvoll zusammengestelltem Blumen- oder Waldstrauß, (kein kunstvolles Blumenrad), ein gutes Buch, das nicht als Gast, sondern als Freund hier weilt, vollenden die Ausstattung.

Wir wenden uns nun dem Empfangszimmer zu, das jederzeit bereit sein soll, Gäste aufzunehmen, und darum am besten schon abends seine Instandsetzung erfährt. Für den »Salon«, wie wir diesen Raum anspruchsvoll zu benennen pflegen, ist eben dem alten Wort gemäß, just das Beste gut genug, wobei freilich am allermeisten darauf Bedacht genommen werden muß, echte und nachgemachte Vornehmheit scharf zu unterscheiden. Hier feiert so recht eigentlich die herrschsüchtige Mode ihren vollsten Triumph, denn nicht nur was sie Neuverlobten als das Schönste und Feinste anpreist, wird wahllos entgegengenommen, nein, selbst Längstvermählte wissen sich ihrer Macht nicht immer zu entziehen und entschließen sich eher zur Anschaffung einer modegerechten Salongarnitur, als zur Wiederherstellung der übrigen vielgebrauchten Möbel. Gerechtfertigt ist es ja, hier gerade die am meisten Schonung verlangenden, kostbarsten Geräte und Ziergegenstände zu vereinigen, und so soll denn auch die feingestimmte, im Ton zu Polstermöbeln und Portieren passende Tapete mit den besten Kunstwerken in Malerei und Skulptur oder mit den schönsten Familienbildern geschmückt sein. Allzuviel kleiner Kram ist vom Übel und daher ist die Unzahl kleiner Photographien in Visit- und Kabinettformat besser in einem schönen Album zu bergen.

Wer es vermag, kann für die Fenster schwere Damast- oder Plüschgardinen wählen, keine Wolle; notwendig oder empfehlenswert sind sie aber nicht, elegante weiße oder elfenbeinfarbige Tüllgardinen mit lichtem, zartem Muster erfüllen ganz ebenso den Zweck; als unpraktisch und kostspielig sind solche aus gesticktem und gekraustem Seidenmull zu vermeiden. Kann an kostbaren Stoffen und Hölzern ein übriges geschehen, so entfaltet sich der Reichtum naturgemäß im Salon am vorteilhaftesten; allein maßgebend ist nur das ungesteigerte Können; guter Geschmack, feine Anordnung vermögen auch mit bescheidenen Mitteln Wunder zu wirken, Ordnung und reine Luft, dazu die Seele, das Bewohntsein des Raumes krönen das Ganze. In der Hauptsache bildet die beste Garnitur, d. h. Sofa und Polsterstühle, sowie ein feingeschliffener Tisch, ein Vertikow und dergleichen den Grundbestandteil der Ausstattung, die durch Konsolen, Spiegel, feine Figuren, kostbares Porzellan, Prachtwerke ihre Vollendung empfängt. Unschön, ja geradezu unästhetisch wirken Sofa-, Rücken- und Fußkissen in allen Formen und Farben, oft mit unnatürlichen, sinnlosen Motiven bestickt und bemalt; flatterige, verblaßte Lampenschleier von gekraustem Stoff, Starenkästchen, mit Plüsch und Atlas bezogene Violinen, plumpe Abruzzenhüte und dergleichen als Staubtuchbehälter, – der Raum, den wir am allermeisten respektieren, soll kein Sammelsurium unzähliger Geschmacklosigkeiten sein. Habe den Mut, selbständigen Geschmack zu besitzen und zu behaupten; der Andrang wohlgemeinter, aber schlechtgelungener selbstgefertigter Schmuckartikel in Brenn-, Schnitz-, Spritz-, Stick-, Mal-, Nagel- und Ätzarbeit müßiger Dilettanten wird rasch versiegen, stehst du nur fest und sicher zu deinem offen dargelegten Prinzip. Auch deinen eigenen kunstfertigen Fingern tu Zwang an; nichts Geschmackloseres als hunderterlei namen- und zwecklose Deckchen, Untersetzer, Schoner und Schützer, sie mögen noch so kunstvoll und mühsam gefertigt sein. Laß deine übrige Zeit der Anfertigung nützlicher Gegenstände, einem guten Buche oder einem Gang in Gottes schöne, reichgeschmückte Natur zugutekommen, gegen die alles Mühen und Können doch immerdar armselige Stümperei bleiben wird.

Ein wohlgeordneter Blumenstrauß, ein schönschattierter Herbstzweig oder an passender Stelle einige feine Blattpflanzen beseelen dein Empfangszimmer weit mehr als alle hochmodernen Künsteleien, dazu reichlich Licht und Luft, damit dasselbe keinen unbewohnten, unbehaglichen Eindruck mache.

Der Vierzimmerwohnung gliedern wir für Bessergestellte noch an das Eßzimmer.

Auch für diesen Raum empfiehlt sich halbhohe, in Anstrich mit Türen und Fensterrahmen harmonierende Täfelung, dazu passende Tapete, welche durch Stilleben, heitere Gruppenbilder in lichten Farben oder schöne Geräte gehoben, durch gute Hängelampen oder Gaskronen erhellt sein soll. An Möbeln bedarf es nur des Büfetts, des Serviertisches, eines schweren, verlängerbaren Eßtisches und passender, meist hochlehniger Stühle; natürlich gilt dies nur für Neueinrichtung, wo ererbter oder allmählich angesammelter Hausrat vorhanden, gilt als alleiniges Gesetz das Zusammenstimmen und Zweckentsprechen der eine Zimmereinrichtung ausmachenden Teile, tadelloser Schliff, gefällige Anordnung, um jedem Gemach den ihm bestimmten Charakter zu wahren. Im Eßzimmer fehlen Spiegel und Uhr, hingegen ist auch hier Blumenschmuck in mäßiger Verwendung am Platze.

Das Gastzimmer, wenn man sich ein solches leisten kann, darf füglich am wenigsten Ansprüche machen, da es doch auch zuweilen anderen Zwecken, wie der geschäftigen Regsamkeit des Schneider- oder Bügeltages dienen muß. Ein tadelloses Bett, Waschtisch, Kleiderschrank, Kommode, Tisch und Stühle bilden den unverrückbaren Bestandteil, der noch durch Sofa oder Lehnstuhl vermehrt, durch Teppiche, blendendweiße Gardinen, schmucke Tischdecke usw. verschönt werden kann.

Im Zimmer des Hausherrn findet der solide, breitausladende, mit Schrankaufsatz gekrönte Schreibtisch, ein wirkliches Gebrauchsstück, seinen Platz. Dazu feste, geschmackvolle, dunkelgehaltene Möbel von mattem Holz mit dunkeln Bezügen, ohne kleinliche Verzierungen, dagegen wirklich praktisch und behaglich. Sofa, Lehnstuhl, Fußteppich, helle Lampe, wenig, aber gute Bilder; anstatt zierlicher Ausschmückung gediegene Bücher und tadellose Ordnung, damit wird allen berechtigten Ansprüchen Genüge getan sein.

Das Zimmer des Haustöchterleins trägt dem speziellen Geschmack vielleicht noch am allermeisten Rechnung, dennoch ist seine Ausstattung einfach genug. Hellackierte Möbel, geblümte Kretonnebezüge, weiße, luftige Mullgardinen am Fenster und Toilettentisch, ein hübscher Fußteppich oder auch nur Bettvorlage, der gutgefüllte Nähtisch, dazu die unzähligen niedlichen Andenken, Bilder und Bücher von lieben Angehörigen oder Freundinnen gestiftet, und das niedlichste Mädchenstübchen, dem auch wieder Ordnung und Sauberkeit den Hauptreiz verleihen, ist fertig.

Im Vorzimmer, wo oft größere Schränke untergebracht werden müssen, bedarf es an geeigneter Stelle nur der Spiegelkonsole, des Kleiderrechens, Schirmständers, weicher Matten und je nach Geschmack irgend eines dekorativen Wandgegenstandes oder einer Blattpflanzengruppe.

Das Dienstbotenzimmer, resp. die Schlafkammern der Dienstboten, verlangen Licht und Luft, sowie die geeigneten Geräte, um der Ordnung und Sauberkeit gerecht zu werden; auch hierherein blicke das Auge der Hausmutter zuweilen in ernster Prüfung, sie hat das Recht und die Pflicht dazu.

c) Allgemeines über die Wohnung.

Jeder Raum erfülle seinen Zweck und trage diesen offensichtlich zur Schau.

Luft und Licht sind die besten Hilfstruppen; alle Räume sollen nach Möglichkeit durchlüftet und durchsonnt werden. Besser mehrmalige gründliche Hauptsäuberung im Jahre, als ein Heer von Schutzdecken, die doch nur dem Staub und seinen Trabanten, den gefräßigen Motten Unterkunft gewähren.

Auch die Kinder sollen an Pünktlichkeit und Sauberkeit gewöhnt werden, und ihr Spiel- und Arbeitsgeräte in musterhafter Ordnung halten; es erspart der Hausfrau wie dem Gesinde eine Menge Arbeit und Ärger und ist zugleich ein unschätzbarer Faktor bei der Erziehung zur Wertung der Zeit.

In jedem Haushalt häufen sich allmählich Dinge an, die außer Gebrauch gestellt sind und daher den Platz verengen; sie bieten Holzwürmern, Staub und Motten einen erwünschten Tummelplatz. Darum sondere genau bei jeder Hauptreinigung: erhalte und benütze, was noch gute Dienste leisten kann; was entbehrlich ist, komme Armen zugute oder Sammelstellen, Brockensammlungen, die noch immer nützliche Verwendung dafür haben. Dies ist die ersprießlichste Art des Aufräumens, die keinerlei bitteren Nachgeschmack hinterläßt.

Im allgemeinen ist zu beachten, daß die Farben ruhig und harmonisch sein sollen, die Linien einfach; grelle Farbenwahl verrät den Emporkömmling, kleinlicher Zierat kleinlichen Sinn und törichte Prahlerei. Gute Ölbilder verlangen vertiefte Goldrahmen; möglichst wenig Auflage, gute Vergoldung. Stahlstiche und Photographien, ganz besonders auf heller Tapete, wirken am besten in schwarzem oder dunkelbraunem Holzrahmen, poliert oder matt und blank, diese sind als die solidesten zu empfehlen. Auch hier wie überall, besser zu wenig als zuviel; Zeit und Gelegenheit helfen immer wieder nach. Möbel, die keinen bestimmten Zweck erfüllen, kleine Schreibtische, die nie benützt werden, dagegen ein Heer von Stehbildern und Nippessachen tragen, Tische, die nur durch eine daraufgestellte Statuette ihre Existenzberechtigung erlangen, usw. sind ebenso lächerlich wie hinderlich; dann lieber freien Bewegungsraum in jedem Gemache.

Auch hinsichtlich besonderer Ausschmückung kein Überfluß; ein gutgefülltes, benütztes Bücherbrett, ein geschmackvoll geordneter Blumenstrauß ziert mehr als ein Zusammentreffen dilettantischer Künsteleien in allen Formen und Farben. Selbst mit dem altmodischsten ererbten Geräte, ist es nur gut erhalten und harmonisch zusammengestimmt, läßt sich ein trautanmutender Eindruck erzielen. Wisse: dein Geist, deine Seele, deine innersten Gedanken sind es, die dein Heim beleben und den Eintretenden umfangen mit unwiderstehlicher Macht!


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