Artur Landsberger
Bankhaus Reichenbach
Artur Landsberger

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15.

Sie waren noch nicht die Treppe beim Anwalt herunter, da fragte Hanni, die vor Erregung zitterte:

»Was sagen Sie dazu?«

»Ich halte es für ein Glück, daß es Dr. Eltzbach gelungen ist, den Fall so schnell aufzuklären«

»Sie glauben das also?«

»So etwas kann man sich doch nicht aus den Fingern saugen.«

»Mit Verbrechern und Dirnen verkehren! – das tut doch höchstens ein Schriftsteller – aber doch kein normaler Mensch.«

»Er ist ein Sonderling. – Und ich finde, die Geschichte klingt durchaus glaubhaft. – Natürlich denkt jeder zuerst an eine Frau – und an sich werden Sie mit Ihren Vermutungen schon recht haben. Aber mit dem Einbruch hat es nichts zu tun, – glücklicherweise!«

»So froh ich über die Klärung an sich bin – ich hätte eine andere Lösung gewünscht.«

Sie saßen wieder im Auto. Er fuhr sie nach Hause.

»Nehmen Sie an,« sagte er, »unsere Vermutung wäre die richtige gewesen? Was wäre die natürliche Folge?«

»Sein Alibi wäre erwiesen.«

»Sie gestatten, daß ich widerspreche. Und wenn er die Nacht bis vier Uhr früh dort verbracht hätte – für die halbe Stunde, die es in Anspruch nimmt, einen Schrank aufzuschließen und hinterher zu beschädigen, wäre immer noch Zeit gewesen.«

»Man hätte ihn doch in sein Bureau gehen sehen.«

»Für jemanden, der sämtliche Schlüssel hat und die Rundenzeit der Wachen kennt, ist es eine Kleinigkeit, ungesehen in das Bureau zu kommen. – Nein! Aber etwas viel Ärgeres wäre geschehen – und wir hätten, wenn er wirklich bei der Dame gewesen wäre, alles anstellen müssen, damit es nicht durch einen Zufall oder gar durch ein falsches Pflichtgefühl der Dame bekannt geworden wäre.«

»Da weiß ich aber wirklich nicht, was Sie da meinen.«

»Bedenken Sie die Begleitumstände! Ihr Vetter gibt seine gute und aussichtsreiche Position in der Bank auf. Keiner weiß, weshalb, jeder wundert sich. Er bereitet seine Auswanderung nach einem fremden Erdteil vor, obgleich er da weder einen Posten, noch Familie, noch sonst irgendwelche Chancen hat. Plötzlich erfährt man, er liebt die Frau seines Chefs. Aha! sagt jeder – deshalb also! Und bei so schweren Verdachtsmomenten wie hier wird man folgern: Sie haben Furcht vor der Rückkehr Heinrich Moreners. Sie wollten fliehen. Sie brauchten Geld. Sie schafften künstlich ein Alibi. – Mit einem Worte: Der Beweis ist lückenlos, und jedes Gericht wird sie auf die Indizien hin verurteilen – ihn als Täter, die Frau wegen Beihilfe, wenn nicht gar wegen Anstiftung.«

»Großer Gott! Dann war er ja in großer Gefahr.«

»Er ist es noch. Wenn der Verdacht, daß er eine Frau schont, in irgendeiner Form wieder auftaucht, dann müssen Sie, dann muß ich, dann müssen wir alle dafür sorgen, daß diese Frau unentdeckt bleibt.«

»Gewiß! Aber Sie halten doch nicht für möglich, daß es so ist?«

»Sehen Sie! Da werden selbst Sie in Ihrem Glauben an ihn erschüttert! Um wieviel eher die Richter, die ihn nicht kennen, und für die er irgendein xbeliebiger ist.«

»Sie haben mich überzeugt – und ich vertraue Ihnen von nun an in allem.«

»Werden Sie mir auch in allem folgen?« fragte er.

Sie waren vor dem Hause in der Königin-Augusta-Straße angelangt.

»Mein Wort darauf.«

Als Karl Morener wieder in seinem Wagen saß, verblaßte im Augenblick das Bild Heddas und er sagte sich in Gedanken an Hanni:

»Wieso habe ich nie gesehen, wie hübsch sie ist?«


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