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Motto:
Denn ich weiß, du bist Astarte, Richard Dehmel. |
Verwünscht! Nimmt denn dies Einerlei kein Ende? Will die Ottave mich zu Grabe läuten? Verfluchte Muse, bändige deine Hände! Was soll der ewige Klingelklang bedeuten! Du häufst mir Bände stapelhoch auf Bände, Daß ich mich schämen muß vor Land und Leuten. Ich mag nicht mehr, ich hasse den Parnaß! Und richtig zieht mich schon das Tintenfaß. Doch plötzlich steh ich wie der Marabu, Das ist denn doch! Bertouch! Den Wagen vor! Wie schade, daß Herr Wolff in Schleswig ist; Bei Leibe nicht: das wäre zu entsetzlich! Na schön. In Poggfred endlich sitz ich wieder. Der Ernst des Lebens. Furchtbar ist sein Schweigen, Doch wir sind Menschen. Und von neuem fallen Wahrhaftig! meine Trägheit ist bezwungen. Lautlose Stille drückt den Meeresspiegel, Ich stehe auf dem Winterdeich und schaue Er fährt in grader Linie auf mich her, Noch immer steh ich auf der breiten Krone, Wir gehen beide auf den Deich nach oben, Einst schenkt ich ein Paar kleine Fausthandschuh Sie löste sich von mir mit bangen Händen, Plump, ungeschickt, aus düsterm Stamm gezimmert. Der finstre Mann steigt aus, und an die Hand Aus all dem dunklen Holz, aus Bank und Bord, Sie schwindet. Und wo Meer und Himmel sich |
Als ich erwachte, ging die Mitternacht, Nicht Sterne waren, nicht der Mond zu sehn, Und eine Schwüle lag mit starker Macht. Ich sah mich um: Seltsames muß geschehn: Wie Oriflammen, lebende, bald dichter, Sind sie verwesten Seeblumen entsprossen? Die See gerät in leichte Wirbelschäume. Von Süden kam er her und fuhr nach Norden, Und heult es nicht von fern her wie Gebell? Und ein Koloß von Welle kommt gezogen, Hoch über diesem ungeheuern Schwalle Im offnen Entenschnabel prahlt die Zier Am Deiche hebt die Welle sich im Schwunge, Und reißt mein Schleswig-Holstein mittendurch. Wo schwimm ich denn? In welchem wilden Wasser? Da steht ein hoher Turmbau, ganz allein; Als triefend ich erstiegen Sand und Strand, Die retteten sich aus der Flüssigkeit; Erlasse wurden aufgesetzt, Register Das Wasser aber dachte absolut. Hinweg, hinweg! Wo ist ein Ararat! Und wieder schwimm ich, dräng ich mich durch Leichen, Ich kämpfe, kämpfe. Zu! Es muß gelingen! Ein dichter Nadelwald mit vielen Steigen Rings, überall ein einziger großer Tann. Würfel auf Würfel! Fest, wie Glied zu Gliede, Ich überblickte bald mein Marmorreich, Fern drüberweg sah ich die Wasser grauen, Die Abenddämmrung kam. Hellgelbe Streifen Wie sich der Königsvogel an mich bog! Jetzt will ein einziger Brand die Welt umfassen. Wer steht denn neben mir? zischt mir ins Ohr: Und nennt die Sintflut eine Hasenhatz, »Siehst du Atlantis tauchen in die Welle?« Ich stand allein in dieser Höllenwut, Um mich: Qualm, Strudel, Blasen, Gischt und Blitze. Wohin, wohin mich wenden? Ich bin matt. Scheu halt ich Umschau vor dem engen Raume: Auf eine Schlange wär ich fast getreten; Und wieder stürzt ich mich ins Meer, schwamm wieder, Zwei Menschen standen da in Tang und Dreck, Es war um mich geschehn, wenn sie mich rochen. Nun hielt der Hunger beide gleich im Bann; Ich konnte mich vor Angst nicht mehr erheben, Vor meine Sinne schoß ein Farbenreich. Rochen beschnüffeln mich, Polyp und Unken, Da schimmert was! Es saust mir in den Ohren! Es zieht die Kraft mich in ihr Eisenreich; An einem göttlich schönen Maientag, Ach, Friede, Friede, Freude, Erdenruhe. |
Ich bin ein Spökenkieker, das muß wahr sein; An meiner Küste trifft sich das zuweilen. Ich schau ins offne Meer, die Luft muß klar sein, Da seh ich wunderbare Segel eilen. Und wer nicht mit mir fühlt, muß ein Barbar sein; Ich kann ihn nicht von seiner Prosa heilen. Halloh! Schon wieder Stanzenwäscherei? Hol doch der Teufel diese Drescherei. An einem solchen schönen Frühlingsmorgen Es war der herrlichste der Frühlingstage, Ich stützte mich auf meinen Stock und schaute |
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(Chorgesang:) | |
Es klingt ein Knabenchor weither, weither, Wohl über tiefe, tiefe Stromesbreiten; Die Wikingharfe rauscht weither, weither Erinnerung aus alten, alten Zeiten. Doch Dein Gesang, hoch her, weither, weither, Schwebt über Harfenton und Chor und Saiten. Das Alles zieht, schwellend, weither, weither, Wohl über stille, stille Wasserweiten. |
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Und näher schwillts. Und aus der Ferne graut: Ein Schiff? Taucht eine Muschel auf? Ein Floß? Ein Thron aus Laub und Rosen aufgebaut, Voran fliegt königlich ein Albatros. Inmitten, nackend, steht die schönste Braut, Umringt von Amors Troß und Tulpensproß. So naht sich, immer singend, mir der Zug, Der zierlich meine heiße Sehnsucht trug. Sie steigt, allein, ans Land und überreicht |
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(Chorgesang:) | |
Es klingt ein Knabenchor fernhin, fernhin, Wohl über tiefe, tiefe Stromesbreiten; Die Wikingharfe rauscht fernhin, fernhin Erinnerung aus alten, alten Zeiten. Doch Dein Gesang, hoch her, hoch hin, fernhin, Schwebt über Harfenton und Chor und Saiten. Das Alles schwindet, zieht fernhin, fernhin, Wohl über stille, stille Wasserweiten . . . |
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Ich bitt dich, Muse, olles Frauenzimmer, Bist du zufrieden? He? Dann laß mich los! Das ist ja Alles fades Versgewimmer, Mir steckt im Hals ein großer Strophenkloß. Entläßt du jetzt nicht deinen Stanzenschwimmer, Dann werd ich endlich wirklich fuchsfurios. Hurrje, mir tropft der Schweiß von Stirn und Haaren. Den Wagen vor! Ich will nach Hamburg fahren. |