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Ein frisch überzogenes Bett ist etwas Schönes; aber eine frisch überzogene Landschaft ist auch nicht schlecht. So schön ist es heute draußen bei dem Neuschnee, daß ich laut flöten muß, und am liebsten sänge ich sogar das althannöversche Schützenlied laut durch den weißen Wald: »Auf und an spannt den Hahn, lustig ist der Jägersmann!« Aber die Bauern, die beim Holzabfahren sind, würden mich auslachen. Frisia non cantat, und in ganz Niedersachsen singen die Männer nicht, höchstens wenn sie einen sitzen haben. Sie flöten nur, wenn ihnen vergnügt zumute ist. Das Singen ist was für die Frauensleute.
Ein Pirschjäger, der flötet: »O meine Brüder, laßt uns mit den Köpfen schütteln!« Dieses schöne Wort von Wilhelm Busch, das irgendwo in »Eduards Traum« oder im »Schmetterling« steht, fällt dem ernsthaften Weidmanne ein. Ein Jäger flötet doch nicht draußen! Ja, sehen Sie, das ist wieder so ein neumodischer Aberglaube und Irrwahn. Ich flöte sehr oft beim Pirschen. Ich habe mehr als einen guten Bock nur deshalb so schnell bekommen, weil ich in schlohweißen Hemdsärmeln und laut flötend fürbaß ging, als wäre ich ein Bergbummler oder sonst etwas harmloses, und richtig fiel der Bock darauf hinein. Was soll man auch machen, wenn vor Dürre jedes Stück Geknick unter den Sohlen kracht? Da hilft kein Pirschen, da muß gepfiffen sein. Und heute ist es so schön, daß ich der Herzensfreude auf irgendeine Weise Luft machen muß; also: »Ja, ich sag's und bleib dabei, lustig ist die Jägerei; darum frei Jägerei stets gepriesen sei!«
Sehen Sie, da haben wir es schon! Da schnürt der Fuchs ganz gemächlich durch den Bestand, verhofft vor der Schneise, äugt vertraut nach mir hin und bummelt weiter. Wäre ich angeschlichen gekommen, so hätte er sich heimlich abgestohlen, denn wenn ich auch noch so leise pirsche, etwas knurpft der Neuschnee doch und das verträgt der Fuchs viel schlechter, als wenn irgendwer laut flötend durch den Schnee stampft. Nun wollen wir doch einmal sehen, ob Reineke Rotvoß sich doch nicht noch anschmieren läßt. Nicht weit von hier steht eine Kanzel. Da hinauf und dann einen Doppelschuß in die Lüfte gedonnert.
Glück muß ein junger Mann haben! Kaum habe ich wieder geladen, da rutscht ein Krummer bei mir heraus und macht mir im Schusse sein Kompliment. Er schweißt beträchtlich, und das ist sehr gut, denn so gibt es eine vortreffliche Schleppe kreuz und quer durch den Wald bis zu der Kanzel, und da mache ich es mir auf dem Rucksack bequem, quäke dann ganz gefährlich aus der hohlen Faust, stecke mir eine Pfeife an, qualme vergnügt vor mich hin, mache dann ein bißchen Hähergezeter und nach zehn Minuten Krähengequarre, wiederhole das ab und zu und verhalte mich dann mucksmausestille. Wenn jemand bei mir wäre, würde er von mir denken: »Übergeschnappt, aber restlos!« Würde ihm das nicht weiter übel nehmen, denn die erste Regel, wenn man den Fuchs heranquälen will, heißt: »Stille, Stille, kein Geräusch gemacht!« Aber keine Regel ohne Ausnahme, und die liegt hier vor. Der Fuchs hat mich geäugt, also ist ihm das Quäken von vornherein verdächtig. Aber vorgestern und vor acht Tagen ist das Holz getrieben, und mehr als ein krankgeschossener Krummer mußte mit dem Hunde nachgesucht werden, und so wird der Fuchs wohl dahinter gekommen sein, daß, wenn auf das laute Knallen Lampe loslegt: »O weh, o weh, o weih mir!«, daß dann Aussicht auf warmen Hasenbraten in greifbarer Nähe ist, besonders wenn die Häher sich hinterher schrecklich aufregen und die Krähen desgleichen; denn ohne Grund tun sie das nicht. Und so machen wir zur Abwechselung die Sache einmal anders, als Meister Dietzel und Diedrich aus dem Winkel es uns lehrten.
Es ist kirchenstill im Holze, kaum daß man ein Goldhähnchen in den Fichten piepsen hört. Und so bleibt es eine volle Viertelstunde. Dann meldet sich, aber noch recht weit, der große Buntspecht. »Juck, juck,« ruft er. Das ist verdächtig. Aber dann ist es wieder Stille. Doch nun zetern in den Fichten die Häher, und jetzt keift eine Amsel los, und ein Zaunkönig schimpft mörderlich, und die Krähe schreit: »Gewalt, Gewalt!« Jetzt kann ich grieflachen und denken: »Siehste woll, da kimmt er!« Denn es ist so. Marlborough s'en va-t-en guerre! Wenn das nicht Urian in höchst eigener Person ist, dann will ich Hans heißen und meine Suppe acht Tage lang mit der Gabel essen. Er ist es, ist es bestimmt; die Häher geben ihm das Ehrengeleit. Vorsichtig, sich immer in Deckung haltend, fortwährend windend, schleicht er unter Wind neben der Schweißschleppe her, verschwindet hinter dem Behang der Fichten, taucht wieder auf, ist abermals fort und steht jetzt sehr schön breit da, auf sechzig Gänge das volle Blatt vorweisend. Er spitzt die Gehöre, denn so leise auch der Stecher einsprang, er vernahm den Laut doch. Aber da bin schon drauf und sehe ihn im Feuer Rad schlagen.
Es ist bloß ein jähriger Fuchs mit mäßigem Balge, und wer weiß, ob der Versuch bei einem alten Geheimrate angeschlagen hätte. Aber ein großes Vergnügen war es doch, gerade, weil es einmal etwas anderes war, und zehnmal so lieb ist mir der geringe Balg als der des alten Rekels, den ich vor acht Tagen bei der Stokeljagd vor den Kopf schoß. Denn auf das Wie kommt es bei der Jagd immer am meisten an, nicht auf das Was. Und deshalb ist die Lockjagd so wunderschön, ist, vorzüglich, wenn sie mit der Pirsch aus freier Hand verbunden ist, des Weidwerks Krone, mag sie dem Brunfthirsch gelten oder dem brünftigen Bock, dem Fuchse oder der Krähe. Ein Ringeltäuber, auf den Ruf geschossen und hinterher gut gedämpft, das ist eine Herrenmahlzeit, und dreimal so gut schmeckt der herangereizte Birkhahn, als der, der aus dem Schirm geschossen oder auf der Suche heruntergeholt wurde. Wer das alles nicht kennt, wer noch niemals die Lockjagd auf den Haselhahn ausübte, den Erpel nicht herbeiquarrte, sich den Marder nicht vor das Gewehr mäuselte, noch nie ein ganzes beflogenes Sperber- oder Habichstgehecke Stück um Stück auf den Lockruf herunterlangte, der kennt das Allerschönste nicht, was es im Wald und auf der Heide für den Mann im grünen Rocke gibt.
Erst dann ist man Jäger, wenn man alles das, so da kreucht und fleugt, an der Strippe hat; dann erst ist der Jäger Herr der Natur. Und das Handwerkszeug dazu muß er nicht in der Tasche tragen; Faust und Fingerspitze, Lippe und Mundwinkel müssen ihm genügen, und im Notfalle ein zurechtgeschnittenes Buchenblatt, ein Stück Birkenrinde oder ein angekerbter Roggenhalm. Man kann ja beinahe jeden Wildruf fertig kaufen, die Muschel für den Hirsch, Blatten aller Arten, sogar pneumatische Selbstblatter, deutsches Reichspatent, die nie versagen, selbst beim blutigsten Anfänger nicht, Enten-, Tauben- und Rebhuhnlocker, Vogelangstgeschrei, Mäuselmaschine und Hasenklage, denn wir leben ja im Zeitalter der Technik, und da das transportable Schmalreh schon erfunden ist, so fehlt nur noch künstliche Brunftrickenwitterung und eine Maschine, die das Poltern des treibenden Bockes nachmacht, und dann ist das Geschäft richtig. Weidwerk kann man diese Art von Jagdbetrieb aber nicht nennen; jagdliche Patentfatzkerei ist es.
Ganz etwas anderes ist es, wenn der Jäger außer der Waffe, Kraut und Lot nichts bei sich hat und doch sagen kann: »Omnia mea mecum portans!« Zärtlich küßt er seine Damenspitze und siehe da, die Junghasenklage klingt so lieblich durch den Maienwald, daß die Krähe schleunigst angestrichen kommt und im Knall durch das junge Buchenlaub schlägt. Hinterher gelüstet es ihn, einen Holztäuber zu schießen. Je nachdem er sich darauf versteht, holt er den Taubenruf aus den verschränkten Händen heraus oder flötet ihn aus gehöhltem Munde hervor, und sofort steht ihm der Täuber zu. Er hört den Pfingstvogel rufen und flötet ihn sich zum Spaße so nahe heran, daß er ihm in die Karfunkelaugen sehen kann, und königlich amüsiert er sich über den Kuckuck, den er herbeilockte und der nun vor ihm sitzt, sich vor Wut heiser ruft und aus Eifersucht sich ganz albern anstellt.
Ein Jäger, der das kann, langweilt sich nie. Geht er am dunkeln Abend heim, so kann er sich den Weg verkürzen, daß er sich mit dem Waldkauze oder der Ohreule unterhält. Langweilt er sich bei der Birkhahnbalz, so flötet er sich den Brachvogel heran und freut sich über dessen stolzen Flug, und wollen die Hähne nicht zustehen, er bläst und kullert so lange, bis einer darauf hineinfällt, und geht es nicht anders, so gackert er zärtlich, wie eine verliebte Henne, und das hilft dann sicher. Er steht auf Enteneinfall, aber alle Enten streichen vorüber. Da setzt er die hohle Faust an den rechten Mundwinkel. »Brät, brät, brät«, schallt es in den Abend hinein, und bald darauf klingelt es über ihm und zwei Schatten kreisen über der klucksenden Flut; einen davon holt er herunter. Oder er pirscht im Vorwinter hinter der Holzkante im alten Dohnenstiege entlang und sieht im Felde den Fuchs mausen. Es fällt ihm nicht ein, mit der Hasenklage zu arbeiten, denn wenn der Fuchs im Felde maust, springt er auf das Quäken kaum. Aber dem Mausepfiff widersteht er nicht, und so macht der Jäger einen kleinen Mund und zirpt zweimal leise. Hilft das noch nichts, so tut er so, als wolle er dem Rotbalg ein Kußhändchen zuwerfen, legt die Spitzen von Zeige- und Mittelfinger an die Lippen; schrill klingt der Vogelangstruf und der Fuchs denkt: »Da hat sich was in den Dohnen gefangen,« kommt angeschlichen und muß daran glauben. Die Jagd auf den Brunfthirsch ist nur wenigen Glücklichen gestattet, die in der Wahl ihrer Ahnen sehr umsichtig waren oder zum Geschlechte derer von und zu Braunlappen gehören, und selbst von denen wissen nur die wenigsten den schreienden Hirsch auf den Ruf zu erlegen. Auch das ist eine Kunst, die so langsam ausstirbt. Den alten Wildmeister Fritz Bühmann, der nun in Walhalla jagt, mußte man erzählen hören, wie man das machte. »Tja,« sagte er und entwickelte vulkanmäßige Ausdünstungen vermittelst seiner Zigarre, »tja, da sollte ich einen Brunfthirsch schießen, aber der Ekel trat nicht für einen Doppeltaler aus der Dickung. I, denke ich, und folgst du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Ich schreie ihn also auf Deubel komm raus an und ziehe ihm durch die geschlossene Dickung entgegen, daß es nur so knastert, und ab und zu schreie ich wieder und haue mit der Faust in die Fuhren, daß die alten Telgen wie Glas brechen. Und darauf fiel der Döllmer wahrhaftig rein. Er zog mir schreiend und schlagend entgegen, und ich schoß ihn auf zwanzig Gänge mitten auf den Stich. Wäre ich nicht beiseite gesprungen, so wäre er mir in der letzten Flucht geradewegs auf den Kopp gestürzt!«
Ja, die Jäger aus der alten Schule, die verstanden die Kunst. Jeder Lage waren sie gewachsen Und handelten nicht nach Schema F. Heute fällt es einem Mann, nachdem er sich in fünfundzwanzig Jahren ein Vermögen gemacht hat, ein, daß es Zeit sei, ein bißchen den Kavalier zu spielen, und so wird Jäger geworden. Das Blatten läßt er sich vom Waffenhändler in fünf Minuten beibringen, wenn er sich Blatten von allen Systemen kauft, und dann schiebt er los. Er blattet morgens, mittags und abends, aber kein Schwanz springt. Fuchsteufelsfuchtig erklärt er die ganze Blattjagd für einen Ober- und Generalschwindel und sitzt brav und bieder seine Böcke von der Leiter aus zu Tode. Freilich, der gute Mann hat den Bock doch für dümmer gehalten, als er ist. Der Bock hat das Gezirpe wohl vernommen, aber erstens gibt es in der Jagd genug junge Damen, und zweitens blattet der Jäger mit Altrehton, und so dumm ist der Bock denn doch nicht, daß er alten Weibern nachrennt, wenn es junge gibt. Außerdem weiß er, daß die alten Scheunen erst viel später im Jahre an zu brennen fangen, und darum kümmert er sich um die abnorme alte Schachtel weiter nicht, denn er ist für das Normale. Oder aber, wenn der Jäger gegen Ende der Brunft auf den Gedanken kommt, es einmal im hellsten Backfischdiskant zu versuchen, dann denkt der Bock wieder: »Ja, Mädchen, du hättest dich eher melden sollen, denn jetzt mußt ich mich den älteren Damen widmen. Alles zu seiner Zeit.«
Ach ja, es ist nicht so einfach, das Blatten, und wenn man auch alle Taschen voll von Uhlenbut, Buttolo, Andrä und anderen Patentinstrumenten hat. Es kommt ja vor, daß der Bock auf das dilettantischste Getön hineinsaust, denn wenn er springen will, springt er schließlich auch auf ein Feuerlöschhorn. Aber wenn er nicht will, und meist will er nicht, dann hat die Sache ihre Kanten und Zacken, und dann muß man schon seine drei bis vier Sinne zusammennehmen. So ein Untertertianer von Spießbock, der rennt einem wohl von vorne mitten auf den Balg; was aber ein ausgewachsener Bock mit allerlei Erfahrungen ist, der holt sich erst eine Mütze voll Wind, kommt ganz leise von hinten angeschlichen, grient schmutzig vor sich hin und stiehlt sich ebenso leise wieder ab, selbst wenn der Jäger mit dem Geschreiblatter arbeitet. Wer damit umzugehen versteht, dem ist selbst ein Obergeheimrat von Hauptbock verfallen, vorausgesetzt, daß der Jäger ebenso schlau wie der Bock ist und sich von diesem nicht unter dem Winde anschleichen läßt, weswegen ein kluger Jäger dort, wo kein Kunst- und Naturhochstand ist, nicht dort stehen bleibt, wo er geblattet hat, sondern sich schleunigst, aber lautlos und in Deckung soweit zurückbegibt, daß der unter dem Winde heranziehende Bock über ihm kommen muß.
Ja, sie hat ihre Kniffe, die Lockjagd. Wenn die Brunft sich ihrem Ende naht, der Bock schon halb abgebrunftet ist und nur mehr noch aus Höflichkeit bei der Ricke steht, dann macht er sich aus dem schönsten Fiepen nichts mehr und reagiert auch auf den Plärrblatter sauer. Der gerissene Lockjäger legt ihn dann aber dennoch hinein. Er macht Kitzangstruf, dann stürmt die Ricke totsicher heran und reißt den Bock mit sich. Es genügt nicht, daß man sich von jemand vormachen läßt, wie das Angstgeschrei klingt; wer es nicht oft hörte, und von Kitz, Schmalreh, Altricke und Bock hörte, hier als lang ausgedehnten Fiepton, da als durchdringendes Quietschen und dort als gellendes Plärren, der holt sich wohl mit dem teuren Instrument mal einen Bock heran, aber verlassen kann er sich nicht darauf. Ich habe es von einem alten Jagdaufseher, der auf einem Stück Holz, das er spaltete, ausschabte, und mit einer Zunge versah, gelernt, wie man mit dem Geschreiblatter jagt. Wir stellten uns barfuß zwischen zwei Dickungen. Der Alte blattete, daß es schallte, lief dann in Hopssprüngen nach Rehart, unter Wind nach der Holzkante, ab und zu in Deckung stehen bleibend, blattend und dabei wie wild den Boden stampfend, bis wir am Felde waren. Nach zehn Minuten zog der Bock in halber Deckung an uns vorbei und bekam die Kugel von mir. »Wissen Sie,« sagte der Alte, »so dumm ist der alte Bock auch nicht, daß er nicht merkt, daß etwas nicht richtig ist, wenn man auf einer und derselbigen Stelle mit dem Geschrei blattet und dabei nicht Lärm macht, als wenn der Bock die Schmalricke treibt. Daran denken aber die wenigsten und darum kriegen sie die besten Böcke nicht.«
Aber woher soll das der Mann wissen, der sich heute eine Jagd pachtet und morgen blatten geht? Der in dem Kurszettel oder auf dem Montanmarkt oder mit den Holzpreisen besser Bescheid weiß als in der Natur? Und wer bringt es ihm bei? Der echte, gerechte Lockjäger schon gar nicht, denn der denkt: »Erstens begreift er es doch nicht und zweitens fällt mir das gar nicht ein,« und er amüsiert sich königlich, wenn der Mann mit dem tragbaren Hochsitz, dem künstlichen Schmalreh und zwei bis siebenzehn Blatten hinauszieht und schließlich einen elendiglichen Spießbock erschlägt. Er denkt noch nicht einmal daran, ihm beizubringen, wie man mit Verstand die Hasenquäke gebraucht, und freut sich diebisch, wenn der andere ihm erzählt: »Ich quäke doch ganz richtig, aber immer kommen bloß Krähen!« Ja, erstens hat der Biedermann statt der Hasenklage das Krähenhilfsgeschrei gemacht, zweitens hat er viel zu früh den Stand verlassen und drittens ist ihm der Fuchs vielleicht doch gekommen, denn er frißt auch Krähen ganz gern und kommt oft sofort auf das Quäken, aber wenn es irgend geht, unter dem Winde und meist so leise, daß er schon wieder heidi ist, ehe der Jäger noch weiß, was das war, das da hinter ihm so leise krispelte, als hätte da ein Mäuslein gehüpft.
Von Jugend auf muß man die Kunst geübt haben, will man ein guter Lockjäger werden, und alles Getier muß man heranzuziehen verstehen, dann erst wird man Fuchs und Bock am Bande haben. Verzweifelt schiebt der Durchschnittjäger ab, streicht das beschossene Volk Hühner über die Grenze oder fällt es zu Busche; der alte Lockjäger ruht sich ein Stündchen aus und dann legt er den Handteller an den Mund und lockt Stück um Stück über die Grenze zurück oder aus dem Holze heraus. Auf dem Schnepfenstriche macht er kein ellenlanges Gesicht, morkt allzuweit ein Schnepf an ihm vorbei; er hat die Locke zwischen den Lippen und pfuizt darauf so zärtlich, wie eine arg verliebte Siecke. Und um, wie die Artisten sagen, die Arbeit nicht aus den Knochen zu verlieren, übt er sich an allem, was da fleugt und kreucht. Er holt den Bussard mit dem Mausepfiff und das Wieselchen mit dem Vogelangstruf heran, nicht um sie zu schießen, sondern rein zum Vergnügen; er macht den Drosselwarnruf oder läßt das Rotkehlchen mahnen, will er wissen, ob das eine Ricke oder ein Bock ist, was sich da vor ihm im hohen Grase äst, er versucht es auch einmal mit dem Quäken am Dachs oder mit Kitzangstgeschrei an Sauen.
Je mehr Tierstimmen er beherrscht, um so mehr Herrscher ist der Jäger über die Natur. Erscheint es auch wertlos, daß er das Gequarre der Frösche nachmacht und einen ganzen Teich zum Schallen bringt, es kann unter Umständen doch von Nutzen bei Pürsch und Anstand sein, denn wenn vor dem anschleichenden Jäger die Grünröcke verstummen, so fällt das dem Bocke sofort auf, prahlen die Großmäuler aber wieder los, dann denkt der Bock: »Es war doch wohl nichts«. Außerdem, so manchen hübschen Spaß, so viele angenehme Stunden kann man sich verschaffen, versteht man sich gut auf die Lockjagd.