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In den hohen Pappeln am Feuerteiche pfeifen und quietschen die Sprehen, in dem Efeu des Schulhauses lärmen die Spatzen und auf dem Kirchdache singt das Rotschwänzchen.
Die Sonne scheint ja auch so warm und die Luft ist so weich, als wäre es Mai. Ist es da ein Wunder, daß die Füchse fliegen und die Bienen summen, daß die Haubenlerche sich auf ihr Frühlingslied besinnt und vor der Schmiede zwei Bachstelzenhähne eine Henne treiben, als wie im Mai?
Aber die roten und gelben und weißen Georginen hinter den Zäunen, die grellen Ringelblumen und die kleinen blauen Bauernastern sind keine Frühlingsblumen, die Linden haben schon fast abgeworfen, die Birken werden bunt, die Ebereschen hängen voll reifer Beeren, in den Grasgärten röten sich die Winteräpfel und der scharfe Geruch der brennenden Unkrauthaufen straft die falschen Frühlingslieder Lügen.
Fahl und leer ist das Feld. Die Stoppel schimmert in der Sonne. Hier und da leuchtet hinter dem braunen Kartoffelkraut ein weißes oder goldenes Stück Wintersenf, ein hellgrünes Spörgelfeld, mit weißen Sternchen übersät, ein Serradellaacker, rötlich überhaucht, und was da am Grabenborde blutrot oder feurig prangt, das ist das Herbstlaub der Brombeeren und der Espenbüsche.
Freudig, viel Feld nehmend, sucht der Schwarztiger vor mir her, und ich folge ihm. Die Roggenstoppel knistert unter meinen Sohlen und über mich hin flattern mit ängstlichen Locktönen die Pieper aus Nordland, um bald wieder in den Rüben- oder den Kartoffelfeldern einzufallen, bis der Hund sie abermals aufstört. Dann und wann hüpft ein frostlahmer Frosch mühsam dahin oder eine Maus huscht in ihr Loch.
Stück um Stück sucht der Hund ab, aber er findet nichts. So geht es denn durch die Kartoffeln, in denen die letzten Kornblumen blühen, über das Kleestück, das bunt von Stiefmütterchen ist, an den Lupinen entlang, aus denen die Sonne schweren Honigduft herausholt und über die nasse Heide, wo hier und da noch ein rosiges Büschelchen blüht und die blauen Knaulen von Hummeln umbrummt werden.
Vor dem Grenzstein fliegt ein licht gefärbter Bussard auf, von dem Immenzaune ein brauner und von der Wiese streicht ein gescheckter ab. Und hier schwebt einer und dort ein anderer und da wieder einer und vor dem Holze kreisen drei Stück. Wohin ich blicke, rüttelt ein Turmfalke oder ein Lerchenfalke jagt dahin, und hoch oben unter den Wolken wandern drei Habichte. Und dann kommt ein Häher angeflattert und noch einer und abermals einer und immer neue kommen an. Sie kommen alle von Norden, wo die Mäuse nicht gediehen und die Waldfrüchte mißraten sind, so daß der Hunger sie frühzeitig südwärts trieb.
Hier liegt ein großes Kartoffelstück; da schicke ich den Hund hinein. Ein großer lichter Vogel steht lautlos auf und flattert der Heide zu und noch einer und abermals einer und wieder welche. Mooreulen aus Nordland sind es. Endlich steht der Hund, aber ein Hase rutscht heraus, als ich ihn einspringen lasse. Doch jetzt zieht er wieder an, und ich merke es ihm an, daß er Hühner hat. Aber nun sucht er wieder und steht und sucht von neuem, und nun, wo das Stück zu Ende ist, burren zwei alte Hühner heraus. Die sollen leben bleiben, sonst ist im nächsten Jahre die Jagd noch schlechter als heute.
Wieder geht es über die knisternde Stoppel, in der allerlei kleine Blumen blühen und an der die Herbstseide im lauen Luftzuge flattert. Flüge von Ammern und Finken stehen auf, wieder fährt ein Hase aus der Sasse, Lerchen flattern auf und Pieper, und lustig zwitschert ein Trupp Hänflinge dahin. Hinüber und herüber flitzt der schwarzbunte Hund, bald auf der Roggenstoppel, nun da, wo der Hafer stand, jetzt dort, wo der Buchweizen war. Dann steht er, aber ehe ich bei ihm bin, höre ich schon die alte Henne warnen und dahin geht schwirrend das ganze Volk. Da hinten vor der Sandkuhle fällt es ein.
Endlich bin ich da. Wieder raschelt der Hund über die Stoppeln, wieder knistern sie unter meinen Schuhen, wieder stehen überall Kleinvögel auf. Der Hund zieht fortwährend an, aber die Hühner sind hin und her gelaufen und am Ende schon wieder fortgestrichen. Doch jetzt steht er, und ich komme doch noch an sie heran. Eins fällt, eins ist geflügelt; die anderen teilen sich und fallen vor der Heide und bei der Feldscheune ein. Es dauert ein Weilchen, da bringt mir der Hund das geflügelte Huhn zu und stößt noch ein Stück heraus, das ich fehle.
Über dem Forst steigt es schwarz herauf, die Sonne geht fort, der Wind nimmt sich auf und ein Regenschauer prasselt herunter. Die Sprehen in den Eichen am Wege lärmen aber lustig weiter und der Ammerhahn auf dem Zaunpfahl singt wie zur Frühlingszeit. Ich stapfe über die Stoppel nach der Heide hin und lasse den Hund von da aus weiter suchen. Er rennt das Feld auf und ab, nimmt dann die Heide an, sucht und sucht und steht endlich, ein Huhn. Es kommt auf den zweiten Schuß herunter, aber zugleich steht hier eins auf und da eins und dort noch eins; alle aber streichen über die Grenze. So muß ich nach der Feldscheune.
Grau ist die Luft geworden und kühl. Aus ist es mit dem lustigen Leben; fort sind die silbernen Herbstfäden, kein Schmetterling fliegt mehr und die Heuschrecken haben ihr Gezirpe eingestellt. Die Ammern und Finken sind zu Holze gestrichen, und die Pieper sind nach dem Moore gezogen. Von dem Sturzacker kommt der wehmütige Ruf des Regenpfeifers, auf den abgeernteten Kartoffelstücken klagen die Kiebitze, und mißmutig quarren die Krähen, die nach dem Gemeindeholze fliegen.
Der Hund sucht ohne rechte Freude, und mit wenig Lust folge ich ihm. Nicht mehr freuen mich die goldenen Blüten des Rainfarns und die blauen Glöckchen am Wege, und selbst das stolze Leinkraut neben dem bunten Steinhaufen läßt mich kalt und der hohe Ampfer mit seinen knallroten Blättern, die sonderbar im Winde hin und her wedeln. Misteldrosseln stieben vor dem Hunde mit trockenem Geschnarre auf; die letzte von ihnen holt sich das Sperberweibchen, das aus der Fuhre bei der Feldscheune herausgeschossen kommt. Schon habe ich es auf das Korn genommen, da besinne ich mich; hier sind ja die vier Hühner eingefallen. Es dauert nicht lange, so hat sie der Hund; hat sie und hat sie doch nicht, denn sie sind wieder lange gelaufen. Aber eins bekomme ich zum Schlusse doch. Wo aber die anderen bleiben, das kann ich nicht finden, denn die Luft ist schon zu unsichtig.
So geht es denn heim. Der Regen fängt wieder an; der Himmel ist ganz grau; der Wind geht hohl über die Stoppel.