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In einer Gesellschaft, deren Zivilisation rein materialistisch ist und auf dem Besitzrecht beruht, ist es selbstverständlich, daß Besitz höher rangiert als Seele, daß Verbrechen gegen das Besitzrecht weit ernster angesehen werden als Verbrechen gegen die Person. Seine Frau zu mißhandeln und ihr ein paar Rippen im Leibe zu zerbrechen, gilt nur als ein kleines Vergehen im Vergleich mit Schlafen unter freiem Himmel, weil man nicht das Geld für ein Bett hat. Ein junger Mensch, der einer reichen Eisenbahngesellschaft ein paar Birnen stiehlt, wird als größere Gefahr für die Gesellschaft angesehen, als ein junger Bandit, der einen wehrlosen Greis von siebzig Jahren überfällt. Und das junge Mädchen, das unter dem Vorwand, Arbeit zu haben und seine Miete bezahlen zu können, ein Zimmer mietet, begeht eine so gefährliche Gesetzesübertretung, daß man meinen sollte, die ganze Besitzrechtmaschinerie könne zusammenstürzen, wenn sie und ihresgleichen nicht bestraft würden; wäre sie schamlos nach Mitternacht Piccadilly und den Strand auf und ab spaziert, so würde die Polizei nicht eingeschritten sein, und sie hätte ihre Miete bezahlen können.
Die folgenden beredten Beispiele sind den Polizeiberichten einer einzigen Woche entnommen.
Polizeigericht Widnes. Vor den Richtern Gossage und Neil erschien Thomas Lynch – angeklagt wegen Trunksucht, Erregung öffentlichen Ärgernisses und Überfalls auf einen Polizisten. Der Angeklagte hatte eine verhaftete Frau befreit, dem Schutzmann Fußtritte versetzt und ihn mit Steinen beworfen. Er wurde für das erste Vergehen zu drei Schilling sechs Pence und für den Überfall zu zehn Schilling und zu den Kosten verurteilt.
Polizeigericht Glasgow Queens Park. Dem Richter Thompson wurde John Kane vorgeführt, der gestand, seine Frau mißhandelt zu haben. Fünfmal vorbestraft, wurde er zu zwei Pfund und zwei Schilling Strafe verurteilt.
Vor dem Rathausgericht Taunton erschien John Painter, ein großer, stämmiger Bursche, der angab, Arbeiter zu sein. Er war wegen Mißhandlung seiner Frau angeklagt. Die Frau hatte zwei Faustschläge auf die Augen erhalten, und ihr Gesicht war stark geschwollen. Das Urteil lautete auf ein Pfund acht Schilling einschließlich der Kosten. Ihm wurde auferlegt, in Zukunft Frieden zu halten.
Polizeigericht Shaftesbury. Vor dem Bürgermeister erschien Thomas Baker, angeklagt, im Freien geschlafen zu haben. Er wurde zu vierzehn Tagen Gefängnis verurteilt.
Polizeigericht Glasgow Central. Vor dem Richter Dunlop erschien Edward Morrison, ein Knabe, der dabei ertappt worden war, wie er von einem Güterwagen auf dem Bahnhof fünfzehn Birnen stahl. Er wurde zu sieben Tagen Gefängnis verurteilt.
Polizeigericht Doncaster Borough. Vor dem Richter Clark und dem Magistrat erschien James M'Gowan, angeklagt wegen Wilddieberei. Man fand bei ihm Werkzeuge zum Gebrauch bei ungesetzlicher Jagd sowie eine Anzahl Kaninchen. Er wurde zu zwei Pfund Strafe nebst Kosten oder einem Monat Gefängnis verurteilt.
Vor dem Bezirksgericht Dunfermline erschien John Young, Gelegenheitsarbeiter, der Alexander Storrar überfallen hatte. Er hatte ihm mehrere Faustschläge an den Kopf und den Körper versetzt, ihn zu Boden geworfen und mit einem Knüppel geschlagen. Er wurde zu einem Pfund verurteilt.
Polizeigericht Kirkcaldy. Dem Richter Dishart wurde Simon Walker vorgeführt, angeklagt, einen Mann überfallen und zu Boden geschlagen zu haben. Der Überfall erfolgte ohne den geringsten Anlaß, und der Magistrat bezeichnete den Angeklagten als eine Gefahr für den Distrikt und verurteilte ihn zu 30 Schilling Strafe.
Polizeigericht Mansfield. Vor dem Bürgermeister und den Richtern F. J. Turner, J. Whitaker, F. Tidsbury, E. Holmes und Dr. R. Nesbitt erschien Joseph Jackson, angeklagt, einen Überfall auf Charles Nunn verübt zu haben. Ohne Anlaß hatte er dem Kläger einen heftigen Schlag ins Gesicht versetzt, ihn zu Boden geschlagen und ihm Fußtritte an den Kopf versetzt. Der Überfallene wurde bewußtlos aufgefunden und war vierzehn Tage lang in ärztlicher Behandlung. Der Angeklagte wurde zu einer Strafe von 21 Schilling verurteilt.
Vor dem Bezirksgericht Perth erschien David Mitchell unter Anklage der Wilddieberei. Er war zweimal vorbestraft, zuletzt vor drei Jahren. Es war dem Richter nahegelegt worden, Milde walten zu lassen, da Mitchell 62 Jahre alt war und keinen Widerstand geleistet hatte, als der Förster ihn festnahm. Er wurde zu vier Monaten Gefängnis verurteilt.
Polizeigericht Reading Borough. Den Richtern W. B. Monck, F. B. Parfitt, H. M. Wallis und G. Gillagan wurde der sechzigjährige Alfred Masters vorgeführt, unter der Bezichtigung, auf einem nicht angebauten Feld geschlafen zu haben. Er war außerstande, einen Erwerb nachzuweisen, und wurde zu sieben Tagen Gefängnis verurteilt.
Rathausgericht Salisbury. Vor dem Bürgermeister und den Richtern C. Hoskins, G. Fullford, E. Alexander und W. Marlow erschien James Moore, angeklagt, ein Paar Stiefel vor einem Laden gestohlen zu haben. Er wurde zu einundzwanzig Tagen Gefängnis verurteilt.
Polizeigericht Horncastle. George Brackenbury, ein junger Arbeiter, stand unter der Anklage, ohne jeden Anlaß einen rohen Überfall auf James Sergeant Foster verübt zu haben, einen über siebzig Jahre alten Greis. Das Urteil lautete auf ein Pfund und 5 Schilling sowie 6 Pence Kosten.
Rathausgericht Worksop. Vor den Richtern Foljambe, Eddison und Smith erschien John Priestley, angeklagt, Rev. Leslie Graham überfallen zu haben. Der Angeklagte, der betrunken gewesen war, schob einen Kinderwagen vor einen Transportwagen, so daß der Kinderwagen umstürzte und das Kind herausfiel. Der Transportwagen überfuhr den Kinderwagen, ohne daß das Kind jedoch zu Schaden kam.
Der Angeklagte griff darauf den Kutscher des Transportwagens an und überfiel hinterher den Kläger, der ihm Vorwürfe wegen seines Benehmens machte. Infolge der Schläge, die der Angeklagte ihm erteilt hatte, mußte der Kläger ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Der Angeklagte wurde zu 40 Schilling Strafe sowie zu den Kosten verurteilt.
Dem Polizeigericht Rotherham West Riding wurden Benjamin Storey, Thomas Brammer und Samuel Wilcock vorgeführt. Sie wurden wegen Wilddieberei zu je einem Monat Gefängnis verurteilt.
Polizeigericht Southampton. Dem Magistrat wurde Henry Thorrington vorgeführt, unter der Anklage, unter freiem Himmel genächtigt zu haben. Er erhielt sieben Tage Gefängnis.
Vor dem Polizeigericht Eckington erschien Joseph Watts. Er hatte neun Farne aus einem Garten gestohlen und wurde zu einem Monat Gefängnis verurteilt.
Polizeigericht Südwest-London. Dem Richter, Herrn Rose, wurde John Probyn vorgeführt, unter der Anklage, einen Polizisten überfallen zu haben. Der Arrestant hatte seine Frau sowie eine andere Frau, die ihr zu Hilfe kam, mit Fußtritten traktiert. Der Schutzmann war hinzugekommen und hatte versucht, ihn zu bewegen, in seine Wohnung zu gehen, plötzlich aber hatte er sich gegen den Schutzmann gewandt, ihn mit einem Schlag ins Gesicht zu Boden geworfen, ihm, als er auf dem Boden lag, Fußtritte versetzt und versucht, ihn zu erwürgen. Schließlich hatte er dem Schutzmann einen Tritt an eine sehr gefährliche Stelle versetzt und ihm eine Beschädigung zugefügt, die ihn längere Zeit an Ausübung seines Dienstes verhindern wird. Der Arrestant wurde zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt.
Polizeigericht Lambeth, London. Dem Richter, Herrn Hopkins, wurde die neunzehnjährige Choristin ›Baby‹ Stuart vorgeführt, unter der Anklage, sich Kost und Logis im Werte von 5 Schilling unter falschen Vorspiegelungen und in der Absicht, Emma Brasier zu betrügen, verschafft zu haben. Die Klägerin, Emma Brasier, war Inhaberin einer Pension in der Atwell-Straße. Die Arrestantin mietete bei ihr ein Zimmer unter dem Vorgeben, am Crown-Theater engagiert zu sein. Als sie drei bis vier Tage bei Frau Brasier gewohnt hatte, untersuchte diese ihre Verhältnisse und kam zu dem Ergebnis, daß die Angaben des jungen Mädchens erlogen waren, worauf sie sie verhaften ließ. Die Arrestantin erklärte dem Richter, daß sie gearbeitet haben würde, wenn sie nicht zu schwächlich gewesen wäre. Sie wurde zu sechs Wochen schwerer Strafarbeit verurteilt.