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Elfter Theil
Buch der Götterlache

101

Elfter Theil
Erste Rede

Vor der Götterlache

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Sakker, bei der Götterlache, Devadaham, i.e. Deorum lacuna. Der Ort ist auch im Mahāvaṃso II, v. 16 als Devadaho, im Mahāvastu I, p. 355 f. als Devaḍaho, und Jātakam I, p. 52 als Devadahanagaram gut überliefert. Noch heute führt die Straße über die Ruinen von Kapilavatthu nach Rummin-deī, dem einstigen Luṃminī, und von da ein paar weitere Tagereisen hinauf ins Gebirge bis zur sakkischen Gränzfeste, der stolz emporragenden Burgstadt Deonyagarh, wie sie gegenwärtig heißt. Die Angabe eines chinesischen Pilgers, der Weg von Kapilavatthu nach Devadaham betrage 800 li (ca. 350 km), von Watters im Journal Roy. As. Soc. 1898 p. 547 mitgetheilt, wird daher der Wahrheit ziemlich nahegekommen sein. – Vergl. unser Göttweig, von vicus, wîch: der Götter Hof, hoch auf steilem Felsen, gegenüber Stein an der Donau gelegen; (schott.) Lochnagar, Interlaken, Laach etc., von lacus. Die Ruinen von Devadaham mögen dermaleinst unter dem heutigen Deonyagarh aufgefunden werden, sobald nur erst Männer wie Prinsep oder Cunnigham wieder am Werke sind. Wenn Babu Mukherji noch jüngst nahe bei Rummindeī danach gesucht, Report on etc. Antiquities in the Tarai etc. (Archæological Survey of India XXVI 1 Imp. Ser.), Kalkutta 1901, S. 58, so hat er eben den gänzlich unwissenschaftlichen, bloß willkürlichen Behauptungen von Leuten wie Major Waddel und Vincent A. Smith muthlos gehorcht, ohne auch nur den Versuch eigener Quellenuntersuchung zu wagen: weil ja historisches Forschen und Verstehnlernen mehr noch als dem alten dem modernen Inder versagt ist. Die neu von ihm gelieferten, leider nur spärlichen photographischen Aufnahmen in situ der zumeist schon von dem ehemaligen Jesuiten und trotz der argen Anschuldigungen immerhin verdienstvollen A. Führer entdeckten Reste und Alterthümer aus der sakkischen, künstlerisch ungemein hoch stehenden Periode sollen dagegen mit lebhaftem Danke begrüßt werden. – Auf Tafel XXVIII findet man die in der 109. Anmerkung erwähnte krystallene Phiole sowie die Urne mit der Inschrift nebst den anderen drei im selben Sarkophage (salilanidhanam Leichenschrein) verwahrt gewesenen Reliquiengefäßen photograviert. Die von mir a.a.O. vorgebrachte Hypothese einer geographischen Differenzierung von Sakko und Sakyo lässt sich durch unsere Manuskripte und Inschriften doch wohl nicht genügend stützen. wie eine Burg im Gebiete der Sakker heißt. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« – »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Es giebt, ihr Mönche, manche Asketen und Priester, die sagen und lehren: ›Was immer auch ein Mensch empfindet, sei es Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, all das ist vorhergewirkt: »ez ist allez ein vorgewürket dinc«, sagt Meister Eckhart, ed. Pfeiffer p. 487, in Übereinstimmung mit dieser alten, auch nach Aupapātikasūtram § 129 bis 155 und Sarvadarśanasaṃgrahas 3. Kap. gegen Ende, von den Jainās angenommenen Upanischadenlehre, die, im Bṛhadāraṇyakam noch als Geheimniss behandelt, später Gemeinplatz wurde, wie e.g. im Kathāsaritsāgaras 40, 113 prākkarmopārjitaṃ sarvam eva śubhāśubham, fast wörtlich wie oben ib. 41 sarvaṃ tiṣṭhati pūrvakarmavaśād eva. so findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein.‹ Das behaupten, ihr Mönche, die Freien Brüder. Auf diese Behauptung, ihr Mönche, trat ich zu den Freien Brüdern heran und sprach also: ›Wirklich denn, liebe Freie Brüder, habt ihr die Meinung, habt ihr die Ansicht: ‘Was immer auch ein Mensch empfindet, sei es Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, all das ist vorhergewirkt: so findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein’?‹ Da mir nun, Mönche, die Freien Brüder diese Frage mit ›Ja‹ beantworteten, sagt' ich ferner zu ihnen: ›So wisset ihr wohl, liebe Freie Brüder: ‘Wir sind schon ehedem gewesen, nicht sind wir nicht gewesen’?‹

›Wir wissen's nicht, Bruder.‹

›Oder wisset ihr wohl, liebe Freie Brüder: ‘Wir haben schon ehedem Böses gethan, wir sind nicht schuldlos gehlieben’?‹

›Wir wissen's nicht, Bruder.‹

›Oder wisset ihr wohl, liebe Freie Brüder: ‘Diese und jene böse That haben wir begangen’?‹

›Wir wissen's nicht, Bruder.‹

›Oder wisset ihr etwa, liebe Freie Brüder: ‘Ein Stück Leiden ist überstanden, ein anderes noch zu überstehn; ist aber ein Stück Leiden überstanden, so wird alles Leid überstanden werden’?‹

›Wir wissen's nicht, Bruder.‹

›Oder wisset ihr vielleicht, liebe Freie Brüder, wie man noch bei Lebzeiten das Falsche verleugnen und das Rechte gewinnen kann?‹

›Wir wissen's nicht, Bruder.‹

›So gesteht ihr, liebe Freie Brüder, ihr wisst nicht ‘Wir sind schon ehedem gewesen, nicht sind wir nicht gewesen’, wisst nicht ‘Wir haben schon ehedem Böses gethan, wir sind nicht schuldlos geblieben’, wisst nicht ‘Diese und jene böse That haben wir begangen’, wisst nicht ‘Ein Stück Leiden ist überstanden, ein anderes noch zu überstehn; ist aber ein Stück Leiden überstanden, so wird alles Leid überstanden werden’, wisst nicht, wie man noch bei Lebzeiten das Falsche verleugnen und das Rechte gewinnen kann: ist es also, kann es den ehrwürdigen Freien Brüdern nicht geziemen zu erklären ‘Was immer auch ein Mensch empfindet, sei es Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, all das ist vorhergewirkt: so findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein’. Wenn ihr freilich, liebe Freie Brüder, wüsstet ‘Wir sind schon ehedem gewesen, nicht sind wir nicht gewesen’, wüsstet ‘Wir haben schon ehedem Böses gethan, wir sind nicht schuldlos geblieben’, wüsstet ‘Diese und jene böse That haben wir begangen’, wüsstet ‘Ein Stück Leiden ist überstanden, ein anderes noch zu überstehn; ist aber ein Stück Leiden überstanden, so wird alles Leid überstanden werden’, wüsstet, wie man noch bei Lebzeiten das Falsche verleugnen und das Rechte gewinnen kann: wär' es also, könnt' es den ehrwürdigen Freien Brüdern geziemen zu erklären ‘Was immer auch ein Mensch empfindet, sei es Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, all das ist vorhergewirkt: so findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein’.

›Gleichwie etwa, liebe Freie Brüder, wenn ein Mann von einem Pfeile getroffen wäre, dessen Spitze mit Gift bestrichen wurde: Zu sallena savisena gāḷhapalepanena cf. Ṛgvedas X, 87, 23 viṣeṇa tigmena śociṣā. – In Griechenland die philoktetischen Pfeile; im Horaz die venenatis gravida sagittis pharetra, Carm. I, 22. Auch parabolisch: »glühend bittre Pfeile«, wie Faust II im Anf.: da empfände er durch die Schärfe des Pfeiles schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Und seine Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern bestellten ihm einen heilkundigen Arzt, und der heilkundige Arzt schnitte ihm mit einem Messer die Mündung der Wunde auf: da empfände er durch das Aufschneiden der Mündung der Wunde mit dem Messer schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Und der heilkundige Arzt suchte mit einer Sonde bei ihm nach der Spitze: da empfände er durch das Suchen der Spitze mit der Sonde schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Und der heilkundige Arzt zöge ihm die Spitze heraus: da empfände er durch das Herausziehn der Spitze schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Und der heilkundige Arzt senkte ihm Gegengift und einen glühenden Stahl in die Wunde: da empfände er durch das Gegengift und den glühenden Stahl in der Wunde schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Und nach einiger Zeit wüchse die Wunde zu und vernarbte, und er wäre genesen, fühlte sich wohl, unabhängig, selbständig, könnte gehn wohin er wollte. Da gedächte er: ‘Ich war früher von einem Pfeile getroffen worden, dessen Spitze mit Gift bestrichen: da empfand ich durch die Schärfe des Pfeiles schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Und meine Freunde, Genossen, Verwandte, Gevattern bestellten mir einen heilkundigen Arzt, und der heilkundige Arzt schnitt mir mit einem Messer die Mündung der Wunde auf: da empfand ich durch das Aufschneiden der Mündung der Wunde mit dem Messer schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Und der heilkundige Arzt suchte mit einer Sonde bei mir nach der Spitze: da empfand ich durch das Suchen der Spitze mit der Sonde schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Und der heilkundige Arzt zog mir die Spitze heraus: da empfand ich durch das Herausziehn der Spitze schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Und der heilkundige Arzt senkte mir Gegengift und einen glühenden Stahl in die Wunde: da empfand ich durch das Gegengift und den glühenden Stahl in der Wunde schmerzliche, brennende, stechende Gefühle. Jetzt aber ist die Wunde zugewachsen und vernarbt, und ich bin genesen, fühle mich wohl, unabhängig, selbständig, kann gehn wohin ich will’:

›Ebenso nun auch, liebe Freie Brüder, wenn ihr wüsstet ‘Wir sind schon ehedem gewesen, nicht sind wir nicht gewesen’, wüsstet ‘Wir haben schon ehedem Böses gethan, wir sind nicht schuldlos geblieben’, wüsstet ‘Diese und jene böse That haben wir begangen’, wüsstet ‘Ein Stück Leiden ist überstanden, ein anderes noch zu überstehn; ist aber ein Stück Leiden überstanden, so wird alles Leid überstanden werden’, wüsstet, wie man noch bei Lebzeiten das Falsche verleugnen und das Rechte gewinnen kann: wär' es also, könnt' es den ehrwürdigen Freien Brüdern geziemen zu erklären ‘Was immer auch ein Mensch empfindet, sei es Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, all das ist vorhergewirkt: so findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein.’ Weil ihr nun aber, liebe Freie Brüder, nicht wisst ‘Wir sind schon ehedem gewesen, nicht sind wir nicht gewesen’, nicht wisst ‘Wir haben schon ehedem Böses gethan, wir sind nicht schuldlos geblieben’, nicht wisst ‘Diese und jene böse That haben wir begangen’, nicht wisst ‘Ein Stück Leiden ist überstanden, ein anderes noch zu überstehn; ist aber ein Stück Leiden überstanden, so wird alles Leid überstanden werden’, nicht wisst, wie man noch bei Lebzeiten das Falsche verleugnen und das Rechte gewinnen kann: darum kann es den ehrwürdigen Freien Brüdern nicht geziemen zu erklären ‘Was immer auch ein Mensch empfindet, sei es Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, all das ist vorhergewirkt: so findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein’.‹

»Also angeredet, ihr Mönche, sprachen die Freien Brüder zu mir:

›Der Freie Bruder Nāthaputto, Lieber, weiß alles, versteht alles, bekennt unbeschränkte Wissensklarheit: ›Ob ich geh' oder stehe, schlaf' oder wache, jederzeit hab' ich die gesammte Wissensklarheit gegenwärtig.’ Und er sagt: ‘Ihr habt da, Freie Brüder, ehedem Böses gethan; das büßt ihr durch diese bittere Schmerzensaskese ab. Denn weil ihr jetzt in dieser Zeit Thaten, Worte und Gedanken bezwinget, lasset ihr Böses ferner nicht mehr aufkommen. So findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein.‹ Das aber leuchtet uns ein, und wir billigen es und geben uns damit zufrieden.‹

»Auf diese Worte, ihr Mönche, sagte ich zu den Freien Brüdern:

›Fünf Dinge giebt es, liebe Freie Brüder, die schon im Leben zweierlei Ausgang haben: welche fünf? Vertrauen, Hingabe, Hörensagen, prüfendes Urtheil, geduldig Einsicht nehmen. Das sind, liebe Freie Brüder, fünf Dinge, die schon im Leben zweierlei Ausgang haben. Was haben nun die ehrwürdigen Freien Brüder bisher für Vertrauen zum Meister gehabt, was für Hingabe, was haben sie gehört, was prüfend beurtheilt, wie geduldig Einsicht genommen?‹

»Auf diese Frage, ihr Mönche, konnte ich von den Freien Brüdern keinerlei entsprechende Antwort erhalten, und ferner nun sprach ich, ihr Mönche, zu den Freien Brüdern also:

›Was meint ihr wohl, liebe Freie Brüder: zu einer Zeit wo ihr euch heftig anstrengt, heftig abmüht, kommen euch zu einer solchen Zeit heftige, schmerzliche, brennende, stechende Gefühle an? Und wieder zu einer Zeit wo ihr euch nicht heftig anstrengt, nicht heftig abmüht, kommen euch zu einer solchen Zeit keine heftigen, schmerzlichen, brennenden, stechenden Gefühle an?‹

›Zu einer Zeit, Bruder Gotamo, wo wir uns heftig anstrengen, heftig abmühen, zu einer solchen Zeit kommen uns heftige, schmerzliche, brennende, stechende Gefühle an: und wieder zu einer Zeit wo wir uns nicht heftig anstrengen, nicht heftig abmühen, zu einer solchen Zeit kommen uns keine heftigen, schmerzlichen, brennenden, stechenden Gefühle an.‹

›So gesteht ihr, liebe Freie Brüder: zu einer Zeit wo ihr euch heftig anstrengt, heftig abmüht, zu einer solchen Zeit kommen euch heftige, schmerzliche, brennende, stechende Gefühle an: und wieder zu einer Zeit wo ihr euch nicht heftig anstrengt, nicht heftig abmüht, zu einer solchen Zeit kommen euch keine heftigen, schmerzlichen, brennenden, stechenden Gefühle an; ist es also, kann es da den ehrwürdigen Freien Brüdern geziemen zu erklären. ›Was immer auch ein Mensch empfindet, sei es Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, all das ist vorhergewirkt: so findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein‹. Wenn da, liebe Freie Brüder, zu einer Zeit wo ihr euch heftig anstrengt, heftig abmüht, zu einer solchen Zeit die heftigen, schmerzlichen, brennenden, stechenden Gefühle eben aufhörten: und wieder zu einer Zeit wo ihr euch nicht heftig anstrengt, nicht heftig abmüht, zu einer solchen Zeit die heftigen, schmerzlichen, brennenden, stechenden Gefühle eben nicht aufhörten; wär' es also, könnt' es den ehrwürdigen Freien Brüdern geziemen zu erklären ‘Was immer auch ein Mensch empfindet, sei es Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, all das ist vorhergewirkt: so findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein.’ Weil nun aber, liebe Freie Brüder, zu einer Zeit wo ihr euch heftig anstrengt, heftig abmüht, zu einer solchen Zeit euch heftige, schmerzliche, brennende, stechende Gefühle ankommen: und wieder zu einer Zeit wo ihr euch nicht heftig anstrengt, nicht heftig abmüht, zu einer solchen Zeit euch keine heftigen, schmerzlichen, brennenden, stechenden Gefühle ankommen, so bringt ihr da, während euch eben heftige, schmerzliche, brennende, stechende Gefühle ankommen, ohne es zu wissen, ohne es einzusehn, unsinnig die Behauptung vor ‘Was immer auch ein Mensch empfindet, sei es Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, all das ist vorhergewirkt: so findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Thaten ferner kein Zufluss mehr statt; weil ferner kein Zufluss mehr stattfindet, kommt es zur Thatenversiegung, durch die Thatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein.’‹

»Auch auf diese Worte, ihr Mönche, konnte ich von den Freien Brüdern keinerlei entsprechende Antwort erhalten, und ferner nun sprach ich, ihr Mönche, zu den Freien Brüdern also:

›Was meint ihr wohl, liebe Freie Brüder: dass da eine That, die als diesseitig empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als jenseitig empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›Und wieder, dass da eine That, die als jenseitig empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als diesseitig empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›Was meint ihr wohl, liebe Freie Brüder: dass da eine That, die als Wohl empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als Wehe empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›Und wieder, dass da eine That, die als Wehe empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als Wohl empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›Was meint ihr wohl, liebe Freie Brüder: dass da eine That, die als ausgereift empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als unausgereift empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›Und wieder, dass da eine That, die als unausgereift empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als ausgereift empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›Was meint ihr wohl, liebe Freie Brüder: dass da eine That, die als sehr schmerzlich empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als wenig schmerzlich empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›Und wieder, dass da eine That, die als wenig schmerzlich empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als sehr schmerzlich empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›Was meint ihr wohl, liebe Freie Brüder: dass da eine That, die empfunden wird, durch eifrige Anstrengung nicht empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›Und wieder, dass da eine That, die nicht empfunden wird, durch eifrige Anstrengung empfunden werden soll, kann so etwas gelingen?‹

›Das nicht, o Bruder!‹

›So gesteht ihr, liebe Freie Brüder, dass da eine That, die als diesseitig empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als jenseitig empfunden werden soll, das kann nicht gelingen; und dass da eine That, die als jenseitig empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als diesseitig empfunden werden soll, das kann nicht gelingen; dass da eine That, die als Wohl empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als Wehe empfunden werden soll, das kann nicht gelingen; und dass da eine That, die als Wehe empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als Wohl empfunden werden soll, das kann nicht gelingen; dass da eine That, die als ausgereift empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als unausgereift empfunden werden soll, das kann nicht gelingen; und dass da eine That, die als unausgereift empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als ausgereift empfunden werden soll, das kann nicht gelingen; dass da eine That, die als sehr schmerzlich empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als wenig schmerzlich empfunden werden soll, das kann nicht gelingen; und dass da eine That, die als wenig schmerzlich empfunden wird, durch eifrige Anstrengung als sehr schmerzlich empfunden werden soll, das kann nicht gelingen; dass da eine That, die empfunden wird, durch eifrige Anstrengung nicht empfunden werden soll, das kann nicht gelingen; und dass da eine That, die nicht empfunden wird, durch eifrige Anstrengung empfunden werden soll, das kann nicht gelingen. Ist es also, ist der ehrwürdigen Freien Brüder Anstrengung fruchtlos, fruchtlos die Mühe.‹

»Solche Sprache führen, ihr Mönche, die Freien Brüder. Bei solcher Sprache der Freien Brüder, ihr Mönche, erweisen sich zehn entsprechende Begriffe ihrer Annahme nach als unrecht.

»Wenn, ihr Mönche, die Wesen durch vorhergewirktes Werk Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, haben die Freien Brüder ehedem Missethat gethan, da sie jetzt so schmerzliche, brennende, stechende Gefühle erfahren. Wenn, ihr Mönche, die Wesen durch die Schaffung eines Schöpfers Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, sind die Freien Brüder von einem bösen Schöpfer geschaffen, da sie jetzt so schmerzliche, brennende, stechende Gefühle erfahren. Wenn, ihr Mönche, die Wesen durch Fügung des Zufalls Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, haben die Freien Brüder einen schlimmen Zufall getroffen, da sie jetzt so schmerzliche, brennende, stechende Gefühle erfahren. Wenn, ihr Mönche, die Wesen ihrer Geburt nach Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, sind die Freien Brüder von übler Geburt, da sie jetzt so schmerzliche, brennende, stechende Gefühle erfahren. Wenn, ihr Mönche, die Wesen durch ihre Anstrengung hier im Leben Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, ist die Anstrengung der Freien Brüder hier im Leben misslungen, da sie jetzt so schmerzliche, brennende, stechende Gefühle erfahren. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen durch vorhergewirktes Werk Wohl und Wehe erfahren oder nicht: die Freien Brüder haben unrecht. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen durch die Schaffung eines Schöpfers Wohl und Wehe erfahren oder nicht: die Freien Brüder haben unrecht. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen durch Fügung des Zufalls Wohl und Wehe erfahren oder nicht: die Freien Brüder haben unrecht. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen ihrer Geburt nach Wohl und Wehe erfahren oder nicht: die Freien Brüder haben unrecht. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen durch ihre Anstrengung hier im Leben Wohl und Wehe erfahren oder nicht: die Freien Brüder haben unrecht.

»Solche Sprache führen, ihr Mönche, die Freien Brüder. Bei solcher Sprache der Freien Brüder, ihr Mönche, erweisen sich diese zehn entsprechenden Begriffe ihrer Annahme nach als unrecht. So aber ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtlos, fruchtlos die Mühe.

»Wie aber ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe? Da lässt, ihr Mönche, ein Mönch sein unüberwältigtes Gemüth eben nicht von Leiden überwältigen, und ein wahrhaftes Wohlbefinden verleugnet er nicht, und er bleibt bei diesem Wohlbefinden unverstört. Er gedenkt bei sich: ›Indem ich mir jener Leidensursache Vorstellung gegenwärtig halte, wird durch der Vorstellung Gegenwart die Liebe verwunden; indem ich wieder betrachtend die Betrachtung über jene Leidensursache in mir vollende, wird die Liebe verwunden.‹ So hält er sich denn, wo er beim Gegenwärtighalten der Vorstellung einer Leidensursache durch der Vorstellung Gegenwart die Liebe verwindet, die Vorstellung da gegenwärtig; und wo er wieder betrachtend, die Betrachtung über eine Leidensursache vollendend die Liebe verwindet, da vollendet er die Betrachtung. Weil er dieser und jener Leidensursache Vorstellung sich gegenwärtig hält und durch der Vorstellung Gegenwart die Liebe verwindet, hat er erst also dieses Leiden überstanden; weil er betrachtend, die Betrachtung über diese und jene Leidensursache vollendend die Liebe verwindet, hat er dann also dieses Leiden überstanden.

»Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann in eine Frau verliebt, ihr innig zugethan wäre, sie heftig verlangte, heftig ersehnte. Und er sähe die Frau mit einem anderen Manne stehn und reden und scherzen und lachen. Was meint ihr wohl, Mönche: würde da etwa dem Manne, der jene Frau mit einem anderen Manne stehn und reden und scherzen und lachen sehn hätte, Wehe und Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung aufsteigen?«

»Freilich, o Herr!«

»Und warum das?«

»Der Mann, o Herr, ist ja in jene Frau verliebt, ihr innig zugethan, verlangt sie heftig, ersehnt sie heftig: hat er nun die Frau mit einem anderen Manne stehn und reden und scherzen und lachen sehn, so steigt ihm darüber Wehe und Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung auf.«

»Aber der Mann, ihr Mönche, gedächte bei sich: ›Ich bin in jene Frau verliebt, ihr innig zugethan, verlange sie heftig, ersehne sie heftig. Und weil ich jene Frau mit einem anderen Manne stehn und reden und scherzen und lachen sehn habe, steigt mir Wehe und Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung auf. Wie, wenn ich nun was da in mir Verlangen und Liebe zu jener Frau ist verleugnete?« Und was da Verlangen und Liebe zu jener Frau ist, das verleugnete er. Und er sähe die Frau nach einiger Zeit mit einem anderen Manne stehn und reden und scherzen und lachen. Was meint ihr wohl, Mönche: würde da etwa dem Manne, der jene Frau mit einem anderen Manne stehn und reden und scherzen und lachen sehn hätte, Wehe und Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung aufsteigen?«

»Gewiss nicht, o Herr!«

»Und warum nicht?«

»Der Mann, o Herr, ist ja in jene Frau nicht mehr verliebt: hat er nun die Frau mit einem anderen Manne stehn und reden und scherzen und lachen sehn, so steigt ihm darüber nicht mehr Wehe und Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung auf.«

»Ebenso nun auch, ihr Mönche, lässt ein Mönch sein unüberwältigtes Gemüth eben nicht von Leiden überwältigen, und ein wahrhaftes Wohlbefinden verleugnet er nicht, und er bleibt bei diesem Wohlbefinden unverstört, Er gedenkt bei sich: ›Indem ich mir jener Leidensursache Vorstellung gegenwärtig halte, wird durch der Vorstellung Gegenwart die Liebe verwunden; indem ich wieder betrachtend die Betrachtung über jene Leidensursache in mir vollende, wird die Liebe verwunden.‹ So hält er sich denn, wo er beim Gegenwärtighalten der Vorstellung einer Leidensursache durch der Vorstellung Gegenwart die Liebe verwindet, die Vorstellung da gegenwärtig; und wo er wieder betrachtend, die Betrachtung über eine Leidensursache vollendend die Liebe verwindet, da vollendet er die Betrachtung. Weil er dieser und jener Leidensursache Vorstellung sich gegenwärtig hält und durch der Vorstellung Gegenwart die Liebe verwindet, hat er erst also dieses Leiden überstanden; weil er betrachtend, die Betrachtung über diese und jene Leidensursache vollendend die Liebe verwindet, hat er dann also dieses Leiden überstanden. Und so ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe.

»Weiter sodann, ihr Mönche, überlegt der Mönch also: ›Bin ich da froh zufrieden, so mehren sich mir die unheilsamen Dinge und mindern sich die heilsamen; halt' ich mir aber das Leiden gegenwärtig, so mindern sich mir die unheilsamen Dinge und mehren sich die heilsamen. Wie, wenn ich mir nun das Leiden gegenwärtig hielte?‹ Und er hält sich das Leiden gegenwärtig. Und indem er sich das Leiden gegenwärtig hält, mindern sich ihm die unheilsamen Dinge und mehren sich die heilsamen. Und späterhin hält er sich das Leiden nicht mehr gegenwärtig. Und warum nicht? Warum da, ihr Mönche, der Mönch sich das Leiden gegenwärtig halten mochte, diesen Zweck hat er erreicht: darum hält er sich späterhin das Leiden nicht mehr gegenwärtig.

»Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein Pfeilschmidt die Pfeilspitze zwischen zwei Flammen anglühen und durchglühen lässt und gerade macht zum Gebrauche; nachdem nun, ihr Mönche, der Pfeilschmidt die Pfeilspitze zwischen zwei Flammen hat anglühen und durchglühen lassen und zum Gebrauche gerade gemacht, so thut er es späterhin nicht mehr: und warum nicht? Warum da, ihr Mönche, der Pfeilschmidt die Pfeilspitze zwischen zwei Flammen mochte anglühen und durchglühen lassen und gerade machen zum Gebrauche, diesen Zweck hat er erreicht: darum thut er es späterhin nicht mehr. Ebenso nun auch, ihr Mönche, überlegt der Mönch also: ›Bin ich da froh zufrieden, so mehren sich mir die unheilsamen Dinge und mindern sich die heilsamen; halt' ich mir aber das Leiden gegenwärtig, so mindern sich mir die unheilsamen Dinge und mehren sich die heilsamen. Wie, wenn ich mir nun das Leiden gegenwärtig hielte?‹ Und er hält sich da: Leiden gegenwärtig. Und indem er sich das Leiden gegenwärtig hält, mindern sich ihm die unheilsamen Dinge und mehren sich die heilsamen. Und späterhin hält er sich das Leiden nicht mehr gegenwärtig. Und warum nicht? Warum da, ihr Mönche, der Mönch sich das Leiden gegenwärtig halten mochte, diesen Zweck hat er erreicht: darum hält er sich späterhin das Leiden nicht mehr gegenwärtig. Und so ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe.

»Weiter sodann, ihr Mönche: Puna ca param bis parisodheti ist hier, wo bereits der Mönch dargestellt, übernommene Einschaltung: lies Puna ca param bhikkhave bhikkhu vivicc' eva kāmehi viviccādi. – Zum vorhergehenden Gleichnisse cf. die 199. Anmerkung. der Mönch weilt, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Und so ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe.

»Weiter sodann, ihr Mönche: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens gewinnt der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Und so ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe.

»Weiter sodann, ihr Mönche: in heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so gewinnt er die Weihe der dritten Schauung. Und so ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe.

»Weiter sodann, ihr Mönche: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erreicht der Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Und so ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe.

»Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die erinnernde Erkenntniss früherer Daseinsformen. So kann er sich an manche verschiedene frühere Daseinsform erinnern, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, und so weiter, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Und so ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe.

»Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die Erkenntniss des Verschwindens-Erscheinens der Wesen. So kann er mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen sehn, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er kann erkennen, wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. Und so ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe.

»Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die Erkenntniss der Wahnversiegung. ›Das ist das Leiden‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensentwicklung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensauflösung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der Wahn‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnentwicklung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnauflösung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Wahnauflösung führende Pfad‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. Also erkennend, also sehend wird da sein Gemüth erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn, erlöst vom Nichtwissenswahn. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntniss geht auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht er da. So aber ist, ihr Mönche, die Anstrengung fruchtbar, fruchtbar die Mühe.

»Solche Sprache führt, ihr Mönche, der Vollendete. Bei solcher Sprache des Vollendeten, ihr Mönche, erweisen sich zehn entsprechende Begriffe als recht.

»Wenn, ihr Mönche, die Wesen durch vorhergewirktes Werk Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, hat der Vollendete ehedem gute That gethan, da er jetzt so wahnlose Wohlgefühle erfährt. Wenn, ihr Mönche, die Wesen durch die Schaffung eines Schöpfers Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, ist der Vollendete von einem gütigen Schöpfer geschaffen, da er jetzt so wahnlose Wohlgefühle erfährt. Wenn, ihr Mönche, die Wesen durch Fügung des Zufalls Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, hat der Vollendete einen glücklichen Zufall getroffen, da er jetzt so wahnlose Wohlgefühle erfährt. Wenn, ihr Mönche, die Wesen ihrer Geburt nach Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, ist der Vollendete von günstiger Geburt, da er jetzt so wahnlose Wohlgefühle erfährt. Wenn, ihr Mönche, die Wesen durch ihre Anstrengung hier im Leben Wohl und Wehe erfahren, dann, ihr Mönche, ist die Anstrengung des Vollendeten hier im Leben gelungen, da er jetzt so wahnlose Wohlgefühle erfährt. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen durch vorhergewirktes Werk Wohl und Wehe erfahren oder nicht: der Vollendete hat recht. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen durch die Schaffung eines Schöpfers Wohl und Wehe erfahren oder nicht : der Vollendete hat recht. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen durch Fügung des Zufalls Wohl und Wehe erfahren oder nicht: der Vollendete hat recht. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen ihrer Geburt nach Wohl und Wehe erfahren oder nicht: der Vollendete hat recht. Ob nun, ihr Mönche, die Wesen durch ihre Anstrengung hier im Leben Wohl und Wehe erfahren oder nicht: der Vollendete hat recht.

»Solche Sprache führt, ihr Mönche, der Vollendete. Bei solcher Sprache des Vollendeten, ihr Mönche, erweisen sich diese zehn entsprechenden Begriffe als recht.«

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen. Diese Rede ist eine gründliche, wenn auch nicht allzu leicht verständliche Exposition ideal immanenter Betrachtung gegenüber der real transscendenten der Freien Brüder. Laetus in praesens animus quod ultra est oderit curare. Vergl. auch den 14., 56. und andere verwandte Dialoge.
Die Schmerzensaskese der Freien Brüder, Stetigsteher und anderer Büßer findet man insbesondere in der 45. und 57. Rede ausführlich geschildert: Gebräuche, die noch heute in Indien und gelegentlich, en miniature, sogar bei uns üblich sind; wie z.B. die alljährliche Springprozession zu Echternach zeigt. Και ταυτα απο Ινδων επανεληλυθυια, nach Suidas über Theophilos.
Zur Lehre āyatim anavassavo »Ferner kein Zufluss« cf. die 67. Rede S. 252 nebst Anm. 58; auch Annapūrṇopaniṣat V, v. 71 duḥkhasyāvasaras und des apokritischen Makarios θαλαττα του βιου und πελαγος της θνητης ζωης, ed. Blondel p. 72, des Makarios Aigyptios διελθειν και ὑπερβηναι και διαπερασαι την πικραν θαλασσαν της ἁμαρτιας, Homil. XLIV § 6, ed. Pritius p. 508.

Gute, unseren und den jinistischen Texten entsprechende Darstellungen büßend beharrender Stetigsteher, d.i. Freier Brüder, bieten die zahlreichen Kolossalstatuen in den Felsenwänden und -grotten auf dem Wege zur Gwaliorburg, einer der großartigsten natürlichen Festungen, die ich gesehn. Zumal die Gruppen am östlichen und am südlichen Abhange, ungefähr je zwanzig gewaltige, meist zehn, aber auch bis zwanzig Meter hohe Gestalten, zeichnen sich durch erhabene Schönheit aus; daher denn auch ein Missionar des 16. Jahrh. eine dieser Gruppen, freudig überrascht und nicht blöde, als Christus und seine Jünger beanspruchen wollte –
Virtutis verae custos rigidusque satelles


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