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Zwölfter Theil
Vierte Rede

Zu betreiben und nicht zu betreiben

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthi, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« – »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Was zu betreiben und was nicht zu betreiben ist, ihr Mönche, werde ich euch der Reihe nach anzeigen: das höret und achtet wohl auf meine Rede.«

»Gewiss, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Betragen in Thaten, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Betragen in Thaten. Betragen in Worten, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Betragen in Worten. Betragen in Gedanken, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Betragen in Gedanken. Herzensentschließung, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetzte Herzensentschließung. Verständniss erlangen, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Verständniss erlangen. Erkenntniss erlangen, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetzte Erkenntniss erlangen. Eigenschaft erlangen, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetzte Eigenschaft erlangen.«

Nach diesen Worten wandte sich der ehrwürdige Sāriputto also an den Erhabenen:

»Was da, o Herr, der Erhabene in Kürze gesagt, nicht ausführlich dargestellt hat, scheint mir, ausgeführt, dies zu bedeuten: ›Betragen in Thaten, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Betragen in Thaten‹: das ist da wohl vom Erhabenen gesagt worden; und warum ist es gesagt worden? Ein Betragen, o Herr, in Thaten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern, ein solches Betragen in Thaten ist nicht zu betreiben. Ein Betragen aber, o Herr, in Thaten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren, ein solches Betragen in Thaten ist zu betreiben.

»Was ist das nun, o Herr, für ein Betragen in Thaten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern? Da ist einer, o Herr, ein Mörder, grausam und blutgierig, der Gewalt und dem Todtschlag ergeben, ohne Erbarmen gegen seine Mitwesen. Dann nimmt er was man ihm nicht gegeben hat; was ein anderer in Dorf oder Wald an Hab und Gut besitzt, das macht er sich ungeschenkt, in diebischer Absicht, zueigen. Und er begeht Ausschweifung; mit einem Mädchen, das unter der Obhut der Mutter oder des Vaters, unter der Obhut von Bruder oder von Schwester, unter der Obhut von Verwandten steht, mit einer Gattenbefohlenen oder einer Dienstergebenen, bis herab zu der blumengeschmückten Tänzerin, mit solchen pflegt er Verkehr. Mit antamaso mālāguṇaparikkhittā pi, bis herab zu der blumengeschmückten Tänzerin, vergl. man die Parallele antamaso tiracchānagatāya (tiracchānagatā = gemeine Person, cf.: tiracchānakuthā = gemeines Gespräch.
Diese Berichtigung stammt von Robert L'Orange) pi, bis herab zur thierischen Liebe, nämlich mit einer Dirne – nicht etwa »mit einem Thier«, wie noch Oldenberg hat, Buddha, 3. Aufl. S. 401, nach Spiegel, Kammavākyam p. 9, etc.
Das ist, o Herr, ein Betragen in Thaten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern.

»Was ist es aber, o Herr, für ein Betragen in Thaten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren? Da hat einer, o Herr, das Morden verworfen, vom Tödten hält er sich fern; Stock und Schwerdt hat er abgelegt, er ist mild und theilnehmend, voll Liebe und Mitleid zu allem was da lebt und athmet. Nichtgegebenes zu nehmen hat er verworfen, vom Stehlen hält er sich fern; was ein anderer in Dorf oder Wald an Hab und Gut besitzt, das macht er sich ungeschenkt, in diebischer Absicht, nicht zueigen. Ausschweifung hat er verworfen, von Ausschweifung hält er sich fern; mit einem Mädchen, das unter der Obhut der Mutter oder des Vaters, unter der Obhut von Bruder oder von Schwester, unter der Obhut von Verwandten steht, mit einer Gattenbefohlenen oder einer Dienstergebenen, bis herab zu der blumengeschmückten Tänzerin, mit solchen pflegt er keinen Verkehr. Das ist, o Herr, ein Betragen in Thaten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren. – ›Betragen in Thaten, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Betragen in Thaten‹: wurde das vom Erhabenen gesagt, so war es darum gesagt.

»›Betragen in Worten, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Betragen in Worten‹: das ist da wohl vom Erhabenen gesagt worden; und warum ist es gesagt worden? Ein Betragen, o Herr, in Worten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern, ein solches Betragen in Worten ist nicht zu betreiben. Ein Betragen aber, o Herr, in Worten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren, ein solches Betragen in Worten ist zu betreiben.

»Was ist das nun, o Herr, für ein Betragen in Worten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern? Da ist einer, o Herr, ein Lügner. Vor Gericht, oder von den Leuten, oder unter Verwandten, oder in der Gesellschaft, oder von königlichen Beamten als Augenzeuge vernommen und befragt: ›Wohl denn, lieber Mann, was du weißt, das sage‹, antwortet er, wenn er nichts weiß: ›Ich weiß es‹, und wenn er es weiß: ›Ich weiß nichts‹, wenn er nichts gesehn hat: ›Ich hab' es gesehn‹, und wenn er es gesehn hat: ›Ich habe nichts gesehn.‹ Vergl. Yājñavalkyadharmaśāstre II, 77: na dadāti ca yaḥ sākṣyaṃ jānannapi etc. So legt er um seinetwillen oder um eines anderen willen oder von irgend einer sonstigen Absicht bewogen wissentlich falsches Zeugniss ab. Dann liebt er das Ausrichten. Was er hier gehört hat erzählt er dort wieder, um jene zu entzweien; oder was er dort gehört hat erzählt er hier wieder, um diese zu entzweien. So stiftet er Zwietracht unter Verbundenen und hetzt die Entzweiten auf. Hader erfreut ihn, Hader macht ihn froh, Hader befriedigt ihn, Hader erregende Worte spricht er. Dann gebraucht er barsche Worte, Reden, die spitzig und stechend sind, andere beleidigen, andere verletzen, Äußerungen des Zornes, die zu keiner Einigung führen: solche Worte spricht er. Und er treibt müßiges Geplauder, spricht zur Unzeit, ohne Sinn, ohne Zweck, ohne Wahrheit, ohne Zucht; seine Rede ist nicht werth, dass man ihrer gedenke, sie ist ungehörig, ungebildet, unangemessen, unverständlich. Das ist, o Herr, ein Betragen in Worten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern.

»Was ist es aber, o Herr, für ein Betragen in Worten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren? Da hat einer, o Herr, das Lügen verworfen, vom Lügen hält er sich fern. Vor Gericht, oder von den Leuten, oder unter Verwandten, oder in der Gesellschaft, oder von königlichen Beamten als Augenzeuge vernommen und befragt: ›Wohl denn, lieber Mann, was du weißt, das sage‹, antwortet er, wenn er nichts weiß: ›Ich weiß nichts‹, und wenn er es weiß: ›Ich weiß es‹, wenn er nichts gesehn hat: ›Ich habe nichts gesehn‹, und wenn er es gesehn hat: ›Ich hab' es gesehn.‹ So legt er um seinetwillen oder um eines anderen willen oder von irgend einer sonstigen Absicht bewogen wissentlich kein falsches Zeugniss ab. Das Ausrichten hat er verworfen, vom Ausrichten hält er sich fern. Was er hier gehört hat erzählt er dort nicht wieder, um jene zu entzweien; oder was er dort gehört hat erzählt er hier nicht wieder, um diese zu entzweien. So einigt er Entzweite, festigt Verbundene, Eintracht erfreut ihn, Eintracht macht ihn froh, Eintracht befriedigt ihn, Eintracht fördernde Worte spricht er. Κρατης λεγεται ὁ Θηβαιος τοις στασιαζουσιν οικοις επιφοιτων λογοις ειρηνης διακρινειν τας εριδας. Barsche Worte hat er verworfen, von barschen Worten hält er sich fern. Worte, die frei von Schimpf sind, dem Ohre wohlthuend, liebreich, zum Herzen dringend, höflich, viele erfreuend, viele erhebend, solche Worte spricht er. Plappern und Plaudern hat er verworfen, von Plappern und Plaudern hält er sich fern. Zur rechten Zeit spricht er, den Thatsachen gemäß, gehaltvoll, der Wahrheit getreu, der Zucht getreu; seine Rede ist werth, dass man ihrer gedenke, gelegentlich mit Gleichnissen geschmückt, klar und bestimmt, dem Gegenstande angemessen. Das ist, o Herr, ein Betragen in Worten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren. – ›Betragen in Worten, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Betragen in Worten‹: wurde das vom Erhabenen gesagt, so war es darum gesagt.

»›Betragen in Gedanken, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Betragen in Gedanken‹: das ist da wohl vom Erhabenen gesagt worden; und warum ist es gesagt worden? Ein Betragen, o Herr, in Gedanken, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern, ein solches Betragen in Gedanken ist nicht zu betreiben. Ein Betragen aber, o Herr, in Gedanken, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren, ein solches Betragen in Gedanken ist zu betreiben.

»Was ist das nun, o Herr, für ein Betragen in Gedanken, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern? Da ist einer, o Herr, lüstern. Was ein anderer an Hab und Gut besitzt, danach giert er: ›Ach wenn doch sein Eigen das meine wäre!‹ Dann ist er gehässig, übelgesinnten Herzens: ›Diese Wesen sollen getödtet werden, sollen umgebracht werden, sollen zerstört werden, sollen vertilgt werden, sie sollen so nicht bleiben!‹ Das ist, o Herr, ein Betragen in Gedanken, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern.

»Was ist es aber, o Herr, für ein Betragen in Gedanken, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren? Da ist einer, o Herr, nicht lüstern. Was ein anderer an Hab und Gut besitzt, danach giert er nicht: ›Ach wenn doch sein Eigen das meine wäre!‹ Dann ist er frei von Gehässigkeit, frei von Übelwollen: ›Mögen diese Wesen ohne Hass, ohne Schmerz, ohne Quaal glücklich ihr Dasein bewahren!‹ Das ist, o Herr, ein Betragen in Gedanken, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren. – ›Betragen in Gedanken, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Betragen in Gedanken‹: wurde das vom Erhabenen gesagt, so war es darum gesagt. Ein solches Betragen wie hier dargestellt, und wie es Asoko vom ersten bis zum letzten seiner Edikte praktisch verherrlicht, hat Platon als Orphisches Leben beschrieben; wozu Erasmus in den Adagia s.v. sehr schön bemerkt: »Orphicam vitam Plato libro de legibus sexto (pag. 782) dixit vitam innoxiam, et a luxu sanguinolentisque dapibus puram. – Videtur Orpheus hoc connatus apud Thraces, quod Pythagoras tentavit apud Ionios, Numa apud Romanos.« Unter den Thrakern sind vornehmlich die asketischen Κτισται zu verstehn, von denen Poseidonios bei Strabo p. 296, ausführlich berichtet und sie δικαιοτατους ανθρωπους nennt. (Das Lob jener rechtschaffenen Menschen ist schon in der Ilias XIII Anf. gepriesen, bei Strabo nur wiederholt.) In diesem Zusammenhange darf hier noch an die trefflichen beiden Reden Plutarchs über die Sarkophagie erinnert und endlich auch der drei Merkmale gedacht werden, die Manes, der Brāhmane und Jünger des Buddas, als welchen ihn Suidas bezeichnet, dem Christenthum viel zu edel und unkirchlich zugrunde legen mochte.

»›Herzensentschließung, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetzte Herzensentschließung‹: das ist da wohl vom Erhabenen gesagt worden; und warum ist es gesagt worden? Eine Herzensentschließung, o Herr, wobei sich einem, indem man sie betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern, eine solche Herzensentschließung ist nicht zu betreiben. Eine Herzensentschließung aber, o Herr, wobei sich einem, indem man sie betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren, eine solche Herzensentschließung ist zu betreiben.

»Was ist das nun, o Herr, für eine Herzensentschließung, wobei sich einem, indem man sie betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern? Da ist einer, o Herr, lüstern und lässt sein Gemüth von Lüsternheit bewogen sein, ist gehässig und lässt sein Gemüth von Gehässigkeit bewogen sein, ist rachgierig und lässt sein Gemüth von Rachgier bewogen sein. Das ist, o Herr, eine Herzensentschließung, wobei sich einem, indem man sie betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern.

»Was ist es aber, o Herr, für eine Herzensentschließung, wobei sich einem, indem man sie betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren? Da ist einer, o Herr, nicht lüstern und lässt sein Gemüth nicht von Lüsternheit bewogen sein, ist nicht gehässig und lässt sein Gemüth nicht von Gehässigkeit bewogen sein, ist nicht rachgierig und lässt sein Gemüth nicht von Rachgier bewogen sein. Das ist, o Herr, eine Herzensentschließung, wobei sich einem, indem man sie betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren. – ›Herzensentschließung, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetzte Herzensentschließung‹: wurde das vom Erhabenen gesagt, so war es darum gesagt.

»›Verständniss erlangen, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Verständniss erlangen‹: das ist da wohl vom Erhabenen gesagt worden; und warum ist es gesagt worden? Ein Verständniss erlangen, o Herr, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern, ein solches Verständniss erlangen ist nicht zu betreiben. Ein Verständniss erlangen aber, o Herr, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren, ein solches Verständniss erlangen ist zu betreiben.

»Was ist das nun, o Herr, für ein Verständniss erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern? Da ist einer, o Herr, lüstern und lässt seinen Verstand von Lüsternheit bewogen sein, ist gehässig und lässt seinen Verstand von Gehässigkeit bewogen sein, ist rachgierig und lässt seinen Verstand von Rachgier bewogen sein. Das ist, o Herr, ein Verständniss erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern.

»Was ist es aber, o Herr, für ein Verständniss erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren? Da ist einer, o Herr, nicht lüstern und lässt seinen Verstand nicht von Lüsternheit bewogen sein, ist nicht gehässig und lässt seinen Verstand nicht von Gehässigkeit bewogen sein, ist nicht rachgierig und lässt seinen Verstand nicht von Rachgier bewogen sein. Das ist, o Herr, ein Verständniss erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren. –

›Verständniss erlangen, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetztes Verständniss erlangen‹: wurde das vom Erhabenen gesagt, so war es darum gesagt.

»›Erkenntniss erlangen, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetzte Erkenntniss erlangen‹: das ist da wohl vom Erhabenen gesagt worden; und warum ist es gesagt worden? Eine Erkenntniss erlangen, o Herr, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern, eine solche Erkenntniss erlangen ist nicht zu betreiben. Eine Erkenntniss erlangen aber, o Herr, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren, eine solche Erkenntniss erlangen ist zu betreiben.

»Was ist das nun, o Herr, für eine Erkenntniss erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern? Da hat einer, o Herr, diese Erkenntniss: ›Almosengeben, Verzichtleisten, Spenden – es ist alles eitel; es giebt keine Saat und Ernte guter und böser Werke; Diesseits und Jenseits sind leere Worte; Vater und Mutter und auch geistige Geburt sind hohle Namen; die Welt hat keine Asketen und Priester, die vollkommen und vollendet sind, die sich den Sinn dieser und jener Welt begreiflich machen, anschaulich vorstellen und erklären können.‹ Das ist, o Herr, eine Erkenntniss erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern.

»Was ist es aber, o Herr, für eine Erkenntniss erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren? Da hat einer, o Herr, diese Erkenntniss: ›Almosengeben, Verzichtleisten, Spenden ist kein Unsinn; atthi yiṭṭham = yaṣṭavyam iti nirṇayas, 60. Kap. Śāntiparvaṇi.; es giebt eine Saat und Ernte guter und böser Werke; das Diesseits ist vorhanden und das Jenseits ist vorhanden; Eltern giebt es und geistige Geburt giebt es; die Welt hat Asketen und Priester, die vollkommen und vollendet sind, die sich den Sinn dieser und jener Welt begreiflich machen, anschaulich vorstellen und erklären können.‹ Das ist, o Herr, eine Erkenntniss erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren. – ›Erkenntniss erlangen, sag'ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetzte Erkenntniss erlangen ‹: wurde das vom Erhabenen gesagt, so war es darum gesagt.

»›Eigenschaft erlangen, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetzte Eigenschaft erlangen‹: das ist da wohl vom Erhabenen gesagt worden; und warum ist es gesagt worden? Eine Eigenschaft erlangen, o Herr, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern, eine solche Eigenschaft erlangen ist nicht zu betreiben. Eine Eigenschaft erlangen aber, o Herr, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren, eine solche Eigenschaft erlangen ist zu betreiben.

»Was ist das nun, o Herr, für eine Eigenschaft erlangen, wobei sich einem indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern? Während einer, o Herr, beschwerhafte Eigenschaft erlangen zu können bemüht ist, mehren sich ihm in seiner Bedürftigkeit die unheilsamen Dinge und mindern sich die heilsamen Dinge. Das ist, o Herr, eine Eigenschaft erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern. Es ist richtig, wie vol. I. p. 390, passim, °bajjham zu lesen. Zum Begriffe des pariniṭṭhitabhāvo cf. den pariniṣṭhitakāryas im Śāntiparva, loc. cit. v. 20. – Das heilsame Bemühn ähnlich bei Pindar, letzte Pythionike i.f.: ει δε τις αλβος εν ανθρωποισιν ανευ καματου | ου φαινεται.

»Was ist es aber, o Herr, für eine Eigenschaft erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren? Während einer, o Herr, unbeschwerhafte Eigenschaft erlangen zu können bemüht ist, mindern sich ihm in seiner Unbedürftigkeit die unheilsamen Dinge und mehren sich die heilsamen Dinge. Das ist, o Herr, eine Eigenschaft erlangen, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren. – ›Eigenschaft erlangen, sag' ich da, Mönche, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben: und es ist entgegengesetzte Eigenschaft erlangen‹: wurde das vom Erhabenen gesagt, so war es darum gesagt. Was da, o Herr, der Erhabene in Kürze gesagt, nicht ausführlich dargestellt hat, scheint mir, ausgeführt, dies zu bedeuten.«

»Gut, gut, Sāriputto, gut hast du, Sāriputto, den kurzgefassten, nicht ausgeführten Sinn meiner Rede also ausführlich verstanden. Denn was ich, Sāriputto, in Kürze gesagt habe, hat man also dem Inhalte nach ausführlich zu betrachten. – Durch das Auge wahrnehmbare Form, durch das Ohr wahrnehmbarer Ton, durch die Nase wahrnehmbarer Duft, durch die Zunge wahrnehmbarer Saft, durch den Leib wahrnehmbare Tastung, durch das Denken wahrnehmbares Ding, sag' ich da, Sāriputto, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben.« Ausführung und Wiederholung gehört in die Sphäre des späteren Vaipulyam.

Nach diesen Worten wandte sich der ehrwürdige Sāriputto also an den Erhabenen:

»Was da, o Herr, der Erhabene in Kürze gesagt, nicht ausführlich dargestellt hat, scheint mir, ausgeführt, dies zu bedeuten: ›Durch das Auge wahrnehmbare Form, durch das Ohr wahrnehmbarer Ton, durch die Nase wahrnehmbarer Duft, durch die Zunge wahrnehmbarer Saft, durch den Leib wahrnehmbare Tastung, durch das Denken wahrnehmbares Ding, sag' ich da, Sāriputto, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben‹: das ist da wohl vom Erhabenen gesagt worden; und warum ist es gesagt worden? Eine durch das Auge wahrnehmbare Form, o Herr, ein durch das Ohr wahrnehmbarer Ton, ein durch die Nase wahrnehmbarer Duft, ein durch die Zunge wahrnehmbarer Saft, eine durch den Leib wahrnehmbare Tastung, ein durch das Denken wahrnehmbares Ding, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern, dergleichen ist nicht zu betreiben. Eine durch das Auge wahrnehmbare Form aber, o Herr, ein durch das Ohr wahrnehmbarer Ton, ein durch die Nase wahrnehmbarer Duft, ein durch die Zunge wahrnehmbarer Saft, eine durch den Leib wahrnehmbare Tastung, ein durch das Denken wahrnehmbares Ding, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren, dergleichen ist zu betreiben. – ›Durch das Auge wahrnehmbare Form, durch das Ohr wahrnehmbarer Ton, durch die Nase wahrnehmbarer Duft, durch die Zunge wahrnehmbarer Saft, durch den Leib wahrnehmbare Tastung, durch das Denken wahrnehmbares Ding, sag' ich da, Sāriputto, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben‹: wurde das vom Erhabenen gesagt, so war es darum gesagt. Was da, o Herr, der Erhabene in Kürze gesagt, nicht ausführlich dargestellt hat, scheint mir, ausgeführt, dies zu bedeuten.«

»Gut, gut, Sāriputto, gut hast du, Sāriputto, den kurzgefassten, nicht ausgeführten Sinn meiner Rede also ausführlich verstanden. Denn was ich, Sāriputto, in Kürze gesagt habe, hat man also dem Inhalte nach ausführlich zu betrachten. – Die Kleidung, die Almosenbissen, der Aufenthalt, ein Dorf, eine Burg, eine Stadt, ein Land, eine Person, sag' ich da, Sāriputto, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben.«

Nach diesen Worten wandte sich der ehrwürdige Sāriputto also an den Erhabenen:

»Was da, o Herr, der Erhabene in Kürze gesagt, nicht ausführlich dargestellthat, scheint mir, ausgeführt, dies zu bedeuten: ›Die Kleidung, die Almosenbissen, der Aufenthalt, ein Dorf, eine Burg, eine Stadt, ein Land, eine Person, sag' ich da, Sāriputto, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben‹: das ist da wohl vom Erhabenen gesagt worden; und warum ist es gesagt worden? Eine Kleidung, o Herr, Almosenbissen, Aufenthalt, ein Dorf, eine Burg, eine Stadt, ein Land, eine Person, wobei sich einem, indem man Umgang betreibt, die unheilsamen Dinge mehren und die heilsamen Dinge sich mindern, dergleichen Umgang ist nicht zu betreiben. Eine Kleidung aber, o Herr, Almosenbissen, Aufenthalt, ein Dorf, eine Burg, eine Stadt, ein Land, eine Person, wobei sich einem, indem man Umgang betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren, dergleichen Umgang ist zu betreiben. – ›Die Kleidung, die Almosenbissen, der Aufenthalt, ein Dorf, eine Burg, eine Stadt, ein Land, eine Person, sag' ich da, Sāriputto, ist von doppelter Art, als zu betreiben, als nicht zu betreiben‹: wurde das vom Erhabenen gesagt, so war es darum gesagt. Was da, o Herr, der Erhabene in Kürze gesagt, nicht ausführlich dargestellt hat, scheint mir, ausgeführt, dies zu bedeuten.«

»Gut, gut, Sāriputto, gut hast du, Sāriputto, den kurzgefassten, nicht ausgeführten Sinn meiner Rede also ausführlich verstanden. Denn was ich, Sāriputto, in Kürze gesagt hahe, hat man also dem Inhalte nach ausführlich zu betrachten. – Wenn auch alle, Sāriputto, der Fürsten den Sinn meiner kurzgefassten Rede also ausführlich verständen, so gereicht' es auch allen den Fürsten lange zum Wohle, zum Heile. Wenn auch alle, Sāriputto, der Priester den Sinn meiner kurzgefassten Rede also ausführlich verständen, so gereicht' es auch allen den Priestern lange zum Wohle, zum Heile. Wenn auch alle, Sāriputto, der Bürger den Sinn meiner kurzgefassten Rede also ausführlich verständen, so gereicht' es auch allen den Bürgern lange zum Wohle, zum Heile. Wenn auch alle, Sāriputto, der Diener den Sinn meiner kurzgefassten Rede also ausführlich verständen, so gereicht' es auch allen den Dienern lange zum Wohle, zum Heile. Wenn auch die Welt, Sāriputto, mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen den Sinn meiner kurzgefassten Rede also ausführlich verstände, so gereicht' es auch der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen lange zum Wohle, zum Heile.«

 

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Sāriputto über das Wort des Erhabenen. Mit dem Inhalte dieser Rede ist die siebzehnte des ersten Bandes zu vergleichen; auch das Dvayatānupassanāsuttam des Suttanipāto.
Der Topus von der kurzen und von der ausgeführten Darstellung, saṉkhittena und vitthārena, wie oben und oft gebraucht, ist auch bei Asoko auf seinem letzten Felsenedikte als saṃkhitena und vistat[e]na wiederzufinden.


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