Platon
Plato's Staat
Platon

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Viertes Buch.

1. Und Adeimantos griff nun in die Unterredung ein und sagte: Wie aber, o Sokrates, wirst du dich verteidigen, wenn Jemand sagt, du machest diese Männer gar nicht sehr glücklich, und zwar durch sie selbst, sie, in deren Händen eigentlich der Staat liege, und welche dann doch nichts Gutes vom Staate genießen wie alle Uebrigen, welche Ländereien besitzen und sich schöne und große Häuser bauen und für dieselben eine passende innere Einrichtung sich anschaffen und Privat-Opfer für die Götter entrichten und Gastfreunde bewirthen und denn nun auch, was du vorhin erwähnst, Gold und Silber und alles Uebrige besitzen, was für jene allgemein als nothwendig gilt, welche glückselig sein sollen; sondern so ziemlich, möchte man sagen, wie um Sold gemietete Helfer scheinen sie in deinem Staate dazusitzen, indem sie nichts Anderes thun, als eben nur Wache halten. – Ja, sagte ich, und zwar sind sie noch dazu bloß um die Kost gedungen und erhalten außer der Kost keinen Lohn mehr wie die Uebrigen, so daß nicht einmal, wenn sie für sich allein eine Reise machen wollen, sie dieß können, und auch den Freudenmädchen nichts schenken können, noch auch, wenn sie auf irgend etwas Anderes Geld verwenden sollen, wie ja doch jene es verwenden, welche als die Glücklichen gelten; dieß nemlich und viel anderes derartiges hast du bei deiner Einwendung ausgelassen. – Nun gut aber, sagte er, es sei hiemit auch dieß eingewendet. – Was wir also zu unserer Vertheidigung sagen werden, frägst du? – Ja. – Auf eben dem nemlichen Pfade fortschreitend, erwiederte ich, werden wir, wie ich glaube, auch finden, was wir sagen müssen. Wir werden nemlich sagen, daß es wohl gar nichts Wundersames sein dürfte, wenn auch auf diese Weise jene etwa doch noch die glücklichsten wären, und daß wir ja nicht im Hinblicke darauf unsern Staat gründen, daß uns irgend Eine Klasse in hervorragender Weise glücklich sei, sondern darauf, daß so sehr als möglich der ganze Staat es sei; denn wir glaubten B. II, Cap. 10. ja auch in einem solchen zumeist die Gerechtigkeit finden zu werden und ebenso auch hinwiederum in dem am schlechtesten eingerichteten die Ungerechtigkeit, und dann wohl, wenn wir dieß erblickt hätten, auch beurtheilen zu können, was wir schon längst suchen. Jetzt also gestalten wir, wie wir glauben, den glücklichen Staat, und zwar nicht einen bloßen Theil desselben hervorhebend, indem wir etwa nur einige Wenige als glückliche aufstellen würden, sondern eben den ganzen; hernach aber dann werden wir den entgegengesetzten erwägenD. h. die eigentliche Darstellung des vollkommenen und glücklichen Staates, zu welcher sämmtliches vom 10. Cap. des II. Buches an Gesagte vorbereitend dient, beginnt alsbald unten im 6. Cap. dieses IV. Buches und erstreckt sich bis zum Schlusse des VII. Buches; hierauf folgt dann die Erörterung des unglücklichen Staates und der sog. schlechten Staatsformen im ganzen VIII. und den ersten drei Capiteln des IX. Buches (s. o. Inhalts-Uebersicht). Vgl. auch unten B. V, Cap. 13 b. Anm. 190 [5].. Ebenso also wie wenn Jemand, während wir Bildsäulen bemalenDaß die Alten wirklich Bildsäulen, welche aus Stein gefertigt waren, bemalten, darf nun wohl als ausgemacht gelten., zu uns herzuträte und uns tadelte, daß wir den schönsten Theilen der ganzen Gestalt nicht auch die schönsten Farben geben, denn die Augen, die doch das schönste sind, seien nicht mit Purpur, sondern schwarz angestrichen, wir dann wohl ganz genügend uns gegen ihn durch die Worte zu vertheidigen schienen: »Du Wunderlicher, glaube doch nicht, es sei nothwendig, die Augen so schön zu malen, daß sie gar nicht einmal mehr als Augen erscheinen, und ebenso auch bei den übrigen Theilen, sondern beachte nur, ob wir jedem einzelnen das ihm Gebührende verleihen und hiedurch das Ganze zu einem schönen machen«, – ebenso zwinge uns jetzt auch nicht, den Wächtern einen derartigen Glückszustand beizumessen, welcher sie eher zu allem Anderen, nur nicht zu Wächtern machen wird; denn wir verstehen es allerdings sehr wohl, den Landbebauern den Rath zu geben, daß sie mit Prunkgewändern angethan und mit Goldschmuck behängt völlig nach Vergnügen ihr Land bestellen, und so auch den Töpfern, daß sie sich hinstrecken neben dem Feuer und der Reihe nach sich zutrinken und schwelgen und die Töpferscheibe dabei neben sich legend so viel verfertigen als sie eben Lust haben, und wir verstehen es, auch alle Uebrigen auf solche Weise zu beglücken, damit ja der ganze Staat glücklich sei; aber gib uns nur nicht solche Lehren, daß, wenn wir dir folgen, weder der Landbebauer mehr ein Landbebauer, noch der Töpfer ein Töpfer ist, noch irgend ein Anderer mehr jene ihm eigene Form hat, woraus zuletzt ein Staat entsteht. Aber jene Uebrigen kommen weniger in Betracht; denn wenn Schuhflicker schlecht werden und zu Grunde gehen und sich als solche geberden, während sie es nicht sind, so ist dieß für den Staat nichts Arges; wenn aber Wächter der Gesetze und des Staates es nicht wirklich sind, sondern bloß zu sein scheinen, dann siehst du wohl, daß sie den gesammten Staat von Grund aus vernichten, und daß hinwiederum auch sie allein für die richtige Einrichtung und für das Glück desselben den Anhaltspunkt in Händen haben. Wenn also wir die Wächter in Wahrheit zu solchen machen, welche am wenigsten dem Staate Böses zufügen, der Urheber jenes Einwandes aber sie zu irgend Landbebauern und zu solchen macht, welche wie in einer Festversammlung und nicht wie in einem Staate die glücklichen Festgeber spielen, so meint er hiemit wohl etwas Anderes als einen Staat. Es ist also zu erwägen, ob wir die Wächter im Hinblicke darauf aufstellen sollen, daß ihnen selbst der größte Glücksstand ermöglicht werde, oder ob wir dieß im Hinblicke auf den ganzen Staat, ob nemlich ihm es ermöglicht werde, betrachten sollen, jene Helfer aber und die Wächter zwingen und überreden müssen, das zu bewerkstelligen, daß sie die bestmöglichen Werkmeister der ihnen eigenen Werkthätigkeit seien, und bei allen Uebrigen ebenso, und hiemit auf diese Weise, indem der gesammte Staat wächst und richtig eingerichtet wird, es eben so belassen müssen, wie den je einzelnen Klassen ihre innere Natur selbst eine Teilnahme an dem Glücksstande verleiht. – Aber du scheinst mir, sagte er, hierin Recht zu haben. –

2. Werde ich also wohl, sagte ich, auch das hiemit nahe Verwandte dir richtig anzugeben scheinen? – Was denn eigentlich? – Erwäge hinwiederum auch betreffs der übrigen Werkmeister, ob Folgendes sie verderbe, so daß sie gleichfalls schlechter werden. – Welcherlei soll dieß sein? – Reichthum und Armuth, sagte ich. – Wie so denn? – Folgendermaßen: Scheint es dir, daß ein reich gewordener Töpfer noch um seine Kunst sich bekümmern werde? – Keineswegs, sagte er. – Sondern träge wohl und sorglos wird er in höherem Grade werden, als er früher war? – Ja, bei Weitem. – Nicht wahr also, ein schlechterer Töpfer wird er? – Ja, bei Weitem auch dieß. – Und nun ja, wenn er in Folge von Armuth Werkzeuge oder irgend etwas Anderes, was zu seiner Kunst gehört, sich nicht anschaffen kann, so wird er sowohl seine Arbeit schlechter machen, als auch seine Söhne oder Andere, welche er heranbildet, zu schlechteren Werkmeistern heranbilden. – Warum nicht? – Durch beides demnach, nemlich durch Armuth und durch Reichthum werden schlechter die Werke der Künste, schlechter aber auch die Künstler selbst. – Ja, so zeigt sich's. – Also schon ein Weiteres, wie es scheint, haben wir wieder für die Wächter gefunden, von welchen man auf jede Weise verhüten muß, daß es nicht, von ihnen unbemerkt, in den Staat eindringe. – Welches ist dieß? – Eben Reichthum und Armuth, sagte ich, da ersterer Ueppigkeit und Trägheit und Neuerungssucht erzeugt, letztere aber auch unfreien Sinn und schlechte Arbeit neben der Neuerungssucht. – Ja, allerdings wohl, sagte er; aber erwäge, o Sokrates, auch Folgendes: Wie wird unser Staat im Stande sein, Krieg zu führen, wenn er nicht Geld besitzt, zumal falls er genöthigt ist, gegen einen großen und reichen Staat Krieg zu führenDie Erledigung dieses Einwurfes zielt auf die Einheitlichkeit des Staates hinaus, und es ist hiebei der wirklich schwierige und versteckte Gedankengang folgender: die reichen Staaten sind als weichlich von vornherein schlechte Kämpfer, namentlich durchaus bezüglich der eigentlichen Kriegführung; aber auch im Einzel-Ringkampfe, zu welchem sie doch noch etwas mehr befähigt sind, wird man, weil es an der völligen Gewandtheit ihnen auch hierin gebricht, gerade mit zwei oder mehreren solchen Gegnern durch Diversion und durch Ausdauer selbst eher fertig werden, als mit Einem; und es werden daher weichliche reiche Staaten mit den kriegerisch geübten gerne Frieden halten, oder selbst mit ihnen sich verbünden. Die Vereinzelung aber klebt den reichen Staaten wesentlich an; denn eine wahre innere Einheitlichkeit kann bei geldbesitzenden Staaten überhaupt niemals bestehen, da stets der Dualismus zwischen Arm und Reich obwalten wird, und man kann daher hiebei eigentlich nie von Einem Staate, sondern nur von einer Staaten-Mehrheit sprechen. Darum ist es bei dem Verkehre mit solchen Staaten gänzlich verfehlt, sie als einheitliche zu behandeln (denn dann hat man jene beiden Parteien zu Feinden); hingegen wenn man in denselben die Reichen als Reiche und die Armen als Arme behandelt, wird man sie Alle zu Freunden haben. Der Idealstaat aber ist bei richtiger Haltung an sich schon jedenfalls ein einheitlicher, abgesehen von allem quantitativen Maße äußerer Ausdehnung, und (Anf. d. folg. Cap.) bezüglich der letzteren bleibt als Hauptregel, daß eben durch sie die Einheitlichkeit nicht gestört werde.? – Es ist klar, sagte ich, daß es gegen Einen solchen schwerer sein wird, leichter aber gegen Zwei derartige. – Was sagtest du da? erwiederte er. – Erstens ja, sagte ich, werden sie, wenn es zum Kampfe kömmt, doch wohl mit reichen Männern zu kämpfen haben, sie, die geübte Streiter im Kriege sind? – Ja, dieß gewiß, sagte er. – Wie also nun? o Adeimantos, sprach ich; scheint es dir nicht, daß Ein Faustkämpfer, welcher hiezu so trefflich als möglich gerüstet ist, mit Zweien, welche keine Faustkämpfer, wohl aber reich und fett sind, gar leicht kämpfen würde? – Nicht doch vielleicht, sagte er, wenigstens zu gleicher Zeit. – Etwa auch dann nicht, wenn er die Möglichkeit hätte, in verstellter Flucht jedesmal denjenigen von den beiden, welcher zuerst sich ihm naht, sobald er nach ihm sich umwendet, zu schlagen, und er dieß zu wiederholten Malen in der brennenden Sonnenhitze thäte? würde etwa ein Solcher nicht sogar auch mehrere Solche bändigen? – Ja, es wäre zuletzt, sagte er, dieß wohl kein Wunder. – Aber glaubst du nicht, daß die Reichen vermöge ihres Wissens und ihrer Erfahrung an der Kunst des Faustkampfes doch selbst noch mehr Antheil haben als an jener des eigentlichen Krieges? – Ja, sicher, sagte er. – Gar leicht also würden, wie es wahrscheinlich ist, unsere geübten Streiter gegen eine doppelt oder dreifach so große Anzahl, als sie selbst sind, kämpfen? – Ich will es dir hiemit zugeben, sagte er; denn du scheinst mir Recht zu haben. – Wie aber? wenn sie eine Gesandtschaft in jenen anderen Staat schicken und, was auch die Wahrheit ist, sagen würden: »Wir machen keinen Gebrauch von Gold oder Silber, und es ist dieß bei uns nicht erlaubt, bei euch hingegen wohl; vereiniget euch daher im Kriege mit uns und nehmt hiemit die Habe der Uebrigen« –, glaubst du da, daß irgend Jemand, wenn er dieß hört, es vorziehen würde, gegen abgehärtete und hagere Hunde zu kämpfen, als in Verbindung mit den Hunden gegen fette und weichliche Schafe? – Keiner, wie mir scheint; aber wenn ja in Einen Staat das Vermögen aller übrigen etwa vereinigt würde, so sieh doch zu, ob dieß nicht dem des Reichthumes entbehrenden Staate Gefahr bringe. – Du besitzest doch eine glückliche Unbefangenheit, sagte ich, daß du es der Mühe werth hältst, auch noch irgend etwas Anderes mit dem Namen »Staat« zu bezeichnen, als denjenigen, welchen wir bisher einrichteten. – Aber was soll es denn sonst sein? sagte er. – Eine weit größere Bezeichnung, sprach ich, ist für die übrigen erforderlich; denn ein jeder einzelne derselben ist, wie man im Scherze sagen könnte, gar viele Staaten, nicht aber ein Staat; nemlich zwei sind es, mag es gehen wie es wolle, jedenfalls, und zwar gegenseitig feindliche, der eine der Staat der Armen und der andere der Staat der Reichen, und in jedem dieser beiden sind wieder sehr viele; wenn du aber all diesen wie einem Einzigen dich näherst, so greifst du überall Fehl, hingegen wenn du dich ihnen wie wirklich vielen näherst, indem du, was Sache der Verschiedenen ist, eben den Verschiedenen zutheilst, mag dieß das Geld oder die Macht oder die Personen selbst betreffen, so wirst du wenigstens immer viele Bundesgenossen, aber wenige Feinde haben. Und so lange dein Staat eben in jener besonnenen Weise, welche wir bisher feststellten, eingerichtet ist, wird er an sich der größte sein, ich meine aber hiemit nicht der Geltung bei den Leuten nach, sondern in Wahrheit der größte, und sollte er auch nur tausend Streiter zählen; denn einen einheitlichen Staat, welcher in eben diesem Sinne ein großer wäre, findest du überhaupt nicht leicht, weder bei den Griechen noch bei den Nichtgriechen, wohl aber sehr viele, welche groß und vielmal größer als der derartige zu sein scheinen; oder bist du anderer Meinung? – Nein, bei Gott nicht, sagte er. –

3. Nicht wahr also, sagte ich, dieß wäre wohl auch für unsere Herrscher das schönste Maß bezüglich der Größe, in welcher man den Staat anlegen, und wie viel Land man für den so oder so großen abgränzen, das übrige aber bei Seite lassen solle? – Welches Maß? sagte er. – Ich glaube, sprach ich, folgendes: so lange der Staat, während er wächst, noch ein einheitlicher bleiben kann, lasse man ihn wachsen, darüber hinaus aber nicht. – Ja, und so ist es recht, sagte er. – Nicht wahr also, auch diese Vorschrift hinwiederum wollen wir den Wächtern aufstellen, nemlich in jeder Weise zu verhüten, daß der Staat weder klein noch groß zu sein scheine, sondern eben irgend ein genügender und einheitlicher sei. – Ja, und eine sehr schlichte Vorschrift, sagte er, ist dieß, welche wir ihnen hiemit geben. – Und noch schlichter als diese, sprach ich, ist folgende, welche wir auch schon im Obigen B. III, Cap. 21. erwähnten, wo wir sagten, man solle, sowohl wenn ein schlechter Sprößling der Wächter zur Welt komme, ihn zu den Anderen fortschicken, als auch wenn ein tüchtiger Sprößling der Anderen, zu den Wächtern. Dieß aber wollte uns damals besagen, daß man auch von den übrigen Bürgern einen jeden Einzelnen zu jener je einzelnen Werkthätigkeit, für welche er begabt ist, hinbringen solle, damit jeder, indem er das ihm eigene Eine betreibt, nicht ein Vielheitlicher, sondern Einer werde, und so denn nun auch der gesammte Staat als Einer und nicht als vielheitlicher hervorwachse. – Ja, es ist auch wirklich diese Vorschrift noch kürzer gefaßt als die vorhergehende. – Nicht also, mein guter Adeimantos, sage ich, werden wir, wie wohl Mancher erwarten möchte, ihnen all jene vielen und langen Vorschriften geben, sondern lauter schlichte, woferne sie nur jene Eine von uns angegebene große, oder vielmehr nicht große, sondern nur genügende, bewahren. – Welche ist diese? sagte er, – Die Bildung und die Pflege, sagte ich, – Denn wenn sie in Folge richtiger Bildung geziemende Männer werden, so werden sie all dieses leicht selbst durchschauen, und auch alles Andere, was wir für jetzt übergehenNemlich unten B. V, Cap. 7–9, wird über die Ehe-Gemeinschaft u. dgl. ausführlicher gehandelt. Wenn es aber einerseits auffallen muß, daß hier über die Ehe-Gemeinschaft wie über etwas Selbstverständliches so kurz hinweggegangen wird, so wird andererseits unten, B. V, Cap. 1, gerade hievon Veranlassung genommen, eben diesen Punkt einer ausführlichen Erörterung zu unterwerfen. Was hingegen die vollendete richtige Bildung der Männer, d. h. der Wächter, betrifft, so folgt die spezielle Ausführung derselben erst B. V, Cap. 15 bis zum Schlusse des VII. B., den Bestand der Frauen und der Ehen und der Kindererzeugung, daß man nemlich dieß Alles nach dem Sprüchworte so sehr als möglich zu einem für Freunde Gemeinsamen machen solle. – Am richtigsten wohl, sagte er, geschähe es so, – Und in der That auch, sprach ich, schreitet ein Staat, wenn er Einmal auf richtigem Wege ist, bei seiner Zunahme wie im Kreislauf fort; Pflege und Bildung nemlich, wenn sie wacker bewahrt werden, erzeugen eine gute Begabung, und hinwiederum eine wackere Begabung wird, wenn sie an derartiger Bildung theilnimmt, wieder noch besser als die der Früheren war, sowohl im Uebrigen als auch insbesondere bezüglich der Zeugung, ebenso wie auch bei den übrigen lebenden Wesen. – Ja, wie zu erwarten ist, sagte er. – Um es demnach kurz zu sagen, daran müssen die Fürsorger des Staates festhalten, daß nicht ihnen unbemerkt bleibe, wenn hierin Etwas verdorben wird, und daß sie in jeder Beziehung eine ordnungswidrig Neuerungssucht betreffs der gymnischen und musischen Bildung verhüten, hingegen so sehr als möglich dieselbe bewahren, befürchtend, es möchte bei den Worten:

»auf jenen Gesang merken die Menschen lieber auf,
welcher als der neueste beim Singen sie umschwebt«Odyss. I, V. 351 f. (mit einiger Abweichung).

gar oft Jemand meinen, der Dichter spreche hier nicht von neuen Gesängen, sondern von einer neuen Gesangsweise, und er möchte Solches dann loben; man darf aber das Derartige weder loben noch auch jenen Vers so auslegen; nemlich vor der Einführung einer neuen Art der Musik muß man sich hüten, da man dabei bezüglich des Gesammten Gefahr läuft, denn nirgends wird an den musikalischen Weisen gerüttelt, ohne daß dieß zugleich auch an den wichtigsten staatlichen Gesetzen geschehe, wie sowohl DamonS. oben Anm. 118. Der Grundgedanke übrigens, daß der Bestand der staatlichen Verhältnisse an die Bewahrung der überlieferten Tonweisen geknüpft sei, ist durchaus pythagoreisch. behauptet, als auch ich es ihm glaube. – Rechne aber hiemit auch mich, sagte Adeimantos, zu jenen, welche es glauben. –

4. Den eigentlichen Wachposten also, sprach ich, müssen die Wächter, wie es scheint, wohl hier irgendwo, nemlich in der musischen Bildung, aufschlagen. – Wenigstens eine Widersetzlichkeit dieser Art, sagte er, dringt leicht, ohne daß man es bemerkt, tiefer ein. – Ja, sagte ich, eben weil sie in Geltung eines bloßen Spieles in einer Weise wirkt, als wäre sie gar kein Uebel. – Sie wirkt nemlich auch nichts Anderes, sprach er, als daß sie allmälig sich einnistet und gar stille in die Sitten und Bestrebungen überfließt, aus diesen aber schon in größerer Gestalt in den wechselseitigen Verkehr hinaustritt, aus diesem Verkehre aber bereits gegen die Gesetze und gegen die Staaten, o Sokrates, mit vieler Unverschämtheit sich wendet, bis sie zuletzt Alles im Privat- und im öffentlichen Leben umstürzt. – Gut, sagte ich; verhält sich dieß wirklich so? – Ja, mir scheint es, sagte er. – Nicht wahr also, es müssen, wie wir schon zu Anfang sagten B. III, Cap. 11 f., unsere Kinder sogleich schon an einem gesetzlicheren Spiele sich betheiligen, da, wenn jenes ein widergesetzliches ist und auch Kinder selbst ebenso beschaffen sind, unmöglich aus ihnen gesetzliche und tüchtige Männer heranwachsen werden? – Wie sollte es auch anders sein? – Wenn also die Kinder schon das Spielen richtig beginnen und so die Wohlgesetzlichkeit vermittelst des Musischen in sich aufnehmen, so begleitet sie dieß in entgegengesetzter Weise wie jene zu Allem und befördert ihr Wachsthum, indem es selbst wieder aufrichtet, was vorher im Staate darniederlag. – Dieß ist allerdings wahr, sagte er. – Und also auch jene für unbedeutend gehaltenen gesetzlichen Bestimmungen, sprach ich, werden diese leicht selbst finden, welche von den Vorigen sämmtlich waren vernichtet worden. – Welcherlei? – Die folgenden: Das Schweigen der Jüngeren in Gegenwart der Aelteren, wie sich's geziemt, und die Rangordnung im Sitzen und das Sicherheben vor den Aelteren und die Pflege von Vater und Mutter, und auch das Schneiden der Haare und des Bartes und die Kleidung und die Beschuhung und die gesammte Haltung des Körpers und was sonst dergleichen ist; oder glaubst du nicht? – Ja gewiß. – Gesetzliche Bestimmungen aber hierüber aufzustellen, halte ich für einfältig, denn weder läßt sich solches doch wohl als Gesetz in Worte und Buchstaben bringen, noch hätte es in denselben Bestand. – Wie sollte es auch? – Es kömmt also wohl darauf hinaus, o Adeimantos, sagte ich, daß, nach welcher Richtung hin Jemand in Folge seiner Bildung den Weg einschlägt, eben derartiges auch das hierauf Folgende sein wird; oder ruft nicht immer das Gleiche Gleiches hervor? – Wie denn anders? – Und wir könnten, glaube ich, wohl behaupten, daß es zuletzt in irgend ein Einziges und Vollständiges und Uebersprudelndes, sei es ein Gutes oder dessen Gegentheil, auslaufe. – Warum auch nicht? sagte er. – Ich demnach, sprach ich, möchte deswegen es nicht mehr versuchen, über Derartiges gesetzliche Bestimmungen zu geben. – Ja, aus guten Gründen, sagte er. – Wie aber? bei Gott! sagte ich, dieses Alltägliche da, was den Marktverkehr betrifft, in welchem die Einzelnen wechselseitig stehen, und was, wenn du willst, auch den Handwerker-Verkehr betrifft und was die Schmähungen und die Beschimpfungen und das Anhängigmachen von Prozessen und das Aufstellen von Richtern betrifft, und wenn irgend das Eintreiben und Feststellen von Abgaben auf Marktplätzen oder an Häfen nöthig ist, oder überhaupt auch die sämmtliche Markt-, Stadt- oder Hafen-Polizei und was sonst derartig ist, – sollen wir es über uns gewinnen, irgend Etwas von Diesem gesetzlich festzustellen? – Aber es lohnt sich ja nicht der Mühe, sagte er, guten und tüchtigen Männern hierüber Vorschriften zu geben, denn das meiste hievon, was nemlich gesetzlich festgestellt werden soll, werden sie leicht selbst finden. – Ja, mein Freund, sagte ich, woferne ihnen ein Gott die Bewahrung jener Gesetze verleiht, welche wir im Vorigen durchgingen. – Wenn aber dieß nicht geschieht, sagte er, so werden sie mit fortwährendem Aufstellen und Wiederverbessern vieler derartiger Bestimmungen ihr Leben hinbringen, in dem Wahne, doch einmal das Beste treffen zu werden. – Du sprichst hiemit aus, sagte ich, daß die Derartigen ein Leben führen werden, wie jene Kranken, welche in Folge ihrer Zügellosigkeit ihre schlechte Lebensweise nicht aufgeben wollen. – Ja, allerdings. – Und in der That führen diese ja ein gar köstliches Leben; an sich herumcurirend nemlich bringen sie Nichts zu Wege, als daß sie ihre Krankheiten noch mannigfaltiger und größer machen und immer in der Erwartung sind, daß, sobald ihnen Jemand eine Arznei räth, sie durch diese gesund würden. – Gar sehr ja, sagte er, ist dieß wirklich der Zustand jener, welche auf solche Weise krank sind. – Wie aber nun? sprach ich; ist Folgendes an ihnen nicht gar köstlich, daß sie denjenigen für den ärgsten Feind von Allen halten, welcher ihnen die Wahrheit sagt, daß vor dem Aufhören ihrer Trinksucht und Völlerei und ihrer Liebesgenüsse und des Müßigganges weder Arznei, noch Brennen, noch Schneiden, noch Zauberformeln, noch Amulette, noch irgend sonst etwas Derartiges ihnen Etwas nützt? – Eben sehr köstlich ist dieß nicht, sagte er; denn demjenigen zu grollen, welcher Recht hat, ist nichts Köstliches. – Kein Lobredner, sagte ich, bist du, wie es scheint, der derartigen Männer. – Nein, bei Gott nicht. –

5. Und also auch, wenn der gesammte Staat Solches thut, wie wir so eben vorhin sagten, wirst du es nicht loben.. Oder scheinen dir nicht das Nämliche, wie jene, unter den Staaten alle diejenigen zu thun, welche, während sie schlecht verwaltet werden, den Bürgern das Verbot verkünden, irgend an der gesammten Verfassung des Staates zu rütteln, da die Todesstrafe den Thäter treffe, wobei aber derjenige, welcher die unter solcher Verwaltung stehenden am süßesten schmeichelt und ihnen zu Gefallen ist, indem er zuvorkommend eilt und ihre Wünsche vorher erräth, und diese zu erfüllen gewandt ist, als ein tüchtiger Mann und als ein Weiser in den wichtigsten Dingen gilt und von ihnen geehrt wird? – Ja wohl, sagte er, das Nemliche scheinen sie mir zu thun, und ich lobe sie in keinerlei Weise. – Wie aber hinwiederum? bewunderst du nicht diejenigen, welche den Willen und Eifer haben, derartigen Staaten zu schmeicheln, wegen ihres Muthes und ihrer Geschmeidigkeit? – Ja gewiß, sagte er, nur diejenigen nicht, welche von jenen sich täuschen ließen und in Wahrheit sich für Staatsmänner halten, weil sie vom großen Haufen gelobt werden. – Wie sagst du? keine Verzeihung also läßst du, sprach ich, solchen Männern angedeihen? oder glaubst du, es sei für einen Mann, welcher sich auf das Messen nicht versteht, irgend möglich, es nicht von sich selbst wirklich zu glauben, wenn andere Derartige ihm sagen, er sei vier Ellen groß? – Ja, dieß wenigstens, sagte er, möchte ich schwerlich glauben. – Also zürne ihnen nicht; denn es sind ja auch wohl von Allen die köstlichsten Diejenigen, welche gesetzliche Bestimmungen, wie wir sie so eben vorhin durchgingen, immer aufstellen und wieder verbessern, in dem Wahne, sie fänden irgend eine feste Gränze betreffs der Vergehen in dem Verkehre und betreffs der so eben erwähnten Dinge, dabei aber nicht wissend, daß sie in Wahrheit gleichsam nur einer Hydra die Köpfe abschneidenUeber die Hydra s. m. Anm. 31 z. Phädon. – Wer das Treiben der Athener in ihrer sogenannten Blüthezeit kennt, wird das Zutreffende in diesen Worten Plato's sogleich fühlen und sich vielleicht auch eines Ausdruckes des Aristophanes erinnern, welcher die Athener als Psephisma-Krämer, d. h. als Solche bezeichnet, welche mit administrativen Volksbeschlüssen einen förmlichen Schacher treiben.. – Und in der That ja, sagte er, sie thun wirklich nichts Anderes. – Ich demnach, sprach ich, möchte glauben, daß mit der derartigen Gattung betreffs der Gesetze und der Verfassung weder in einem gut, noch in einem schlecht verwalteten Staate der wahrhafte Gesetzgeber sich beschäftigen solle, in dem letzteren, weil da diese Bestimmungen nutzlos sind und Nichts fördern, in ersterem, weil die einen derselben Jedweder leicht selbst finden dürfte, die anderen aber in Folge früherer Bestrebungen ganz von selbst sich einstellen. – Was also, sagte er, möchte uns wohl von der Gesetzgebung jetzt noch übrig sein? – Und ich sprach: Uns selbst Nichts mehr, aber dem Apollo, dem Gotte in Delphi, noch die wichtigsten und schönsten und ursprünglichsten aller gesetzlichen Bestimmungen. – Welche sind dieß? sagte er. – Gründungen von Tempeln und Opfer und andere Dienstleistungen gegen Götter, Dämonen und Heroen, und hinwiederum Bestattungen der Todten und welcherlei Dienstleistungen sonst noch wir den dort Befindlichen erstatten sollen, um sie uns gnädig zu erhalten. Nemlich das Derartige verstehen wir weder selbst, noch auch werden wir bei Gründung des Staates es irgend einem Anderen glauben, woferne wir verständig sind, noch werden wir uns hierin eines anderen Erklärers bedienen, als des schon von unsern Voreltern verehrten Gottes; denn dieser Gott ist doch wohl betreffs der derartigen Dinge für alle Menschen der von den Voreltern uns überlieferte Erklärer, und im Mittelpunkte des Erdenrundes am Nabel der Erde thronend erklärt er sieMan beachte hier, daß Plato, insoferne im griechischen religiösen Bewußtsein ein Unterschied oder fast wohl ein Gegensatz zwischen apollinischer und dionysischer Religion bestand, mit aller Entschiedenheit der ersteren den Vorzug gibt (nähere Bemerkungen über jenen Unterschied, welcher für den Einsichtigen auch in den griechischen Tragikern klar genug vorliegt, würden natürlich hier zu weit führen); auch daß diese apollinische Religion dem Plato als die eigentlich ursprünglichst hellenische gilt, darf man nicht unbemerkt lassen. – Daß Delphi als der »Nabel der Erde« bezeichnet wurde, ist bekannt genug.. – Ja, du hast Recht, sagte er, und wir müssen es so machen. –

6. Gegründet demnach, sagte ich, wäre dir hiemit, o Sohn des Ariston, unser Staat. Aber was denn nun hernach folgt, sollst du in demselben erwägen, irgendwoher genügendes Licht für die Untersuchung herbeischaffend, sowohl du selbst, als auch sollst du deinen Bruder hiezu zu Hülfe nehmen und den Polemarchos und die Uebrigen, ob wir wohl irgendwie erblicken mögen, wo denn in dem Staate die Gerechtigkeit und die Ungerechtigkeit sei, und worin sich beide unterscheiden, und welche von beiden derjenige, welcher glücklich sein soll, besitzen muß, mag er hiebei allen Göttern und Menschen unbemerkt bleiben oder nichtS. oben B. II, Cap. 9 und dortselbst meine Anm. 32. Im darauffolgenden Cap. 10 dann hatte Sokrates das Versprechen gegeben, gleichsam als Retter des Begriffes der Gerechtigkeit auftreten zu wollen.. – Nichtige Dinge sind es, die du da sprichst, sagte Glaukon; denn du ja warst es, der du versprachst, die Untersuchung führen zu wollen, da es für dich ein Frevel sei, wenn du nicht nach Kräften in jeder Weise der Gerechtigkeit Hülfe leisten würdest. – Mit Recht, sagte ich, erinnerst du mich daran, und ich muß es wohl so machen; aber auch ihr müßt mit Hand anlegen. – Aber wir werden es auch so machen, erwiderte er. – Ich hoffe demnach allerdings, sprach ich, jenes in folgender Weise zu finden: Ich glaube, daß unser Staat, woferne er richtig gegründet ist, vollkommen gut sein wird. – Ja, nothwendig, sagte er. – Klar demnach ist, daß er weise und tapfer und besonnen und gerecht sein wirdDaß gerade nur diese vier Eigenschaften, und durchaus keine andern, es sein sollen, ist, wie man sieht, nicht weiter motivirt; erst nachträglich wird für diese Vierzahl uns eine Bestätigung aus Cap. 16 und 17 hieher zurückfließen, insoferne dort die Anzahl der Seelenkräfte im Individuum den Grund dieser ganzen Eintheilung enthält.. – Ja, klar ist dieß. – Nicht wahr also, welche immer von diesen Eigenschaften wir in ihm gefunden haben mögen, so ist stets die noch übrig bleibende die annoch nicht gefundene? – Was sonst? – Also ist es so, wie wenn wir von irgend anderen vier Dingen das Eine in einem beliebigen Gegenstande suchen würden, und wir dann, wenn wir es gleich auf den ersten Griff fänden, hiebei uns völlig begnügen würden, hingegen aber, wenn wir zuerst die übrigen drei fänden, eben hiedurch ja auch schon das Gesuchte gefunden wäre; denn klärlich konnte dies nichts Anderes mehr sein, als eben das übrig bleibende. – Ja, du hast RechtD. h. nur dann, wenn von vornherein schon gewiß oder vorher bewiesen wäre, daß der Gegenstand jene vier Dinge wirklich, und zwar ausschließlich nur jene vier enthalte., sagte er. – Nicht wahr, also auch betreffs dieser Eigenschaften müssen wir, da sie ja vier sind, die Untersuchung ebenso führen. – Ja, dieß ist klar. – Und zwar scheint mir nun unter jenen zuerst die Weisheit schon klar zu sein; und es zeigt sich in diesem Betreffe etwas Sonderbares. – Was denn? sagte er. – Weise nemlich scheint in Wirklichkeit jener Staat zu sein, welchen wir durchgingen; denn wohlberathen ist er; oder nicht? – Ja. – Und nun ist ja von eben diesem, nemlich von der Wohlberathenheit, klar, daß sie irgend ein Wissen ist; denn nicht vermöge einer Unkenntniß, sondern vermöge eines Wissens beräth man sich gut. – Dieß ist klar. – Aber ein vielheitliches und mannigfaltiges Wissen ja gibt es in dem Staate. – Wie sollte es auch anders sein? – Werden wir also wegen des Wissens der Baumeister den Staat einen weisen und wohlberathenen nennen müssen? – Keineswegs, sagte er, wegen dieses Wissens, sondern einen baukundigen würden wir ihn da nennen. – Nicht also wegen des Wissens betreffs der hölzernen Geräthe ist der Staat, wenn er sich etwa darüber beriethe, wie jene die besten seien, darum als ein weiser zu bezeichnen. – Nein, gewiß nicht. – Wie aber? wegen des Wissens betreffs des Erzes oder eines anderen Derartigen? – Nein, wegen keines Derartigen, sagte er. – Auch nicht wegen des Wissens betreffs der Erzeugung der Feldfrüchte aus dem Boden, sondern da ist er ein landbaukundiger zu nennen. – Ja, so scheint es. – Wie aber? sagte ich; gibt es irgend ein Wissen in dem von uns so eben gegründeten Staate bei irgend einigen Bürgern, welches nicht über etwas Einzelnes von dem im Staate vorkommenden sich beräth, sondern über den ganzen Staat, auf welche Weise er sowohl selbst mit sich selbst, als auch mit den anderen Staaten am besten in Verkehr sei? – Ja, es gibt ein solches. – Welches ist es, sagte ich, und bei welchen Bürgern? – Eben dieses Wissen des Wächters ist es, erwiederte er, und es ist bei diesen Herrschern, welche wir vorhin so eben B. III, Cap. 20 am Schlusse. die vollkommenen Wächter nannten. – Wie also nennst du wegen dieses Wissens den Staat? – Einen wohlberathenen, sagte er, und einen wirklich weisen. – Glaubst du also nun, sprach ich, daß in unserem Staate eine größere Anzahl von Erzschmieden oder von diesen wahrhaften Wächtern sein werde? – Bei weitem ja, sagte er, eine größere von Erzschmieden. – Nicht wahr also, sagte ich, auch von allen übrigen, welche irgend ein einzelnes Wissen besitzen und von ihm ihren Namen haben, möchten wohl diese Wächter die wenigsten sein? – Ja, bei weitem. – Also vermöge der kleinsten Klasse und Abtheilung und des in ihr befindlichen Wissens, nemlich vermöge desjenigen, was das Vorstehende und das Herrschende ist, möchte wohl der ganze Staat, wenn er naturgemäß gegründet ist, ein weiser sein; und es entsteht, wie es scheint, von Natur aus in geringster Anzahl jene Gattung, welcher es zukömmt, an diesem Wissen Theil zu nehmen, das allein von allem Wissen eine Weisheit genannt werden soll. – Völlig wahr, sagte er, sprichst du da. – Also dieses Eine von den vieren haben wir, ich weiß selbst nicht, auf welche Weise hiemit gefunden, sowohl es selbst, als auch wo im Staate es sitze. – Mir wenigstens, sagte er, scheint es in hinreichender Weise gefunden zu sein. –


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