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g. Plejaden und Hyaden.
Auch diese Sternbilder waren sehr wichtig für die Griechen, namentlich die Plejaden, die durch ihren Aufgang (Mitte Mai) die 364 Nähe der Erndte, durch ihren Untergang (Ende October), zu welcher Zeit die Regengüsse und Stürme begannen, das Zeichen zur neuen Aussaat gabenHesiod O. D. 383. 614, Theophr. d. sign. pluv. 6, Arat Phaen. 264, Plin. H. N. 18, 280, Hygin P. A. 2, 21. Die Schifffahrt begünstigen sie keineswegs, s. Stat. Silv. 1, 3, 95 Pliadum nivosum sidus, Valer. Fl. 2, 405 aspera Plias, 4, 268 spumanti qualis in alto Pliade capta ratis.. Den Namen leitet man am besten ab von πλείων, weil sie nehmlich eine gedrängte Gruppe von mehreren Sternen bilden, daher man sie auch mit einer Traube verglichὅτι πλείους ὁμοῦ κατὰ συναγωγήν εἰσι Schol. Il. 18, 486, Hes. Et. M. v. Πλειάς, Hygin f. 192 quia plures erant Pleiades dictae. Vgl. Hom. H. in Merc. 98 νὺξ ἡ πλείων, Hes. πλείων ὁ ἐνιαυτὸς (im Herbst Hes. O. D. 617) ἀπὸ τοῦ πάντας τοὺς καρποὺς τῆς γῆς συμπληροῦσϑαι, und von den Plejaden Manil. 5, 522 glomerabile sidus, Valer. Fl. 5, 46 Pleiadum globos. Als Siebengestirn nannte man sie ἑπτάστερον.. Je nach ihrer Bedeutung für den Sommer und die Erndtezeit oder für den Winter und die befruchtende Zeit der Saat und der Regengüsse wurden auch von ihnen verschiedene Bilder und Sagen gedichtet. Wenn sie im Sommer zuerst wieder erscheinen und das Signal zur Erndte geben, bringen sie wie schüchterne Tauben (πέλειαι für πλειάδες) dem Vater Zeus Ambrosia aus dem Wunderlande des Okeanos, ein Bild der Odyssee 12, 62. Sie fügt hinzu daß von diesen Tauben in den Plankten immer eine verloren gehe, wofür Zeus jedesmal eine neue schaffe, was sich auf einen Umstand bezieht der auch sonst die Phantasie der Griechen viel beschäftigt hat, nehmlich daß der Plejaden eigentlich sieben sind, aber nur sechs deutlich gesehen werdenS. die Erklärungen der Homerischen Stelle bei Athen. 11, 79–82. Später dichtete Moiro von Byzanz daß Zeus auf Kreta von den Tauben des Okeanos mit Ambrosia, von dem Adler mit Nektar, der aus einem Felsen gequollen sei, genährt und beide dafür an den Himmel versetzt wurden, s. oben S. 103, [Anmerkung 232].. Wenn dagegen die Plejaden im Spätherbst untergehen und zur Aussaat rufen, aber zugleich Regen und Stürme bringen unter denen das Meer hoch aufwallt, dann erschienen sie wie gejagt von dem großen Jäger Orion, der ihnen immer dicht auf den Fersen ist, sie und die HyadenHesiod O. D. 614, Hes. βοωτεῖν, ἀροτριᾶν ὅταν ὁ Ὠρίων δύνῃ, Λάκωνες, daher auch der Orion ausnahmsweise βοώτης genannt wurde.. Die volle Bedeutung des Gestirns der Plejaden zu dieser Jahreszeit ist indessen erst in der Fabel von den sieben Töchtern des Atlas ausgedrückt, vermöge einer Dichtung welche gleichfalls alt ist, aber peloponnesischen Ursprunges zu sein scheint. Schon Hesiod O. D. 383 365 nennt die Plejaden Ἀτλαγγενεῖς, doch war erst bei den späteren Genealogen und Mythologen, Pherekydes und Hellanikos, das ganze Geschlecht zu übersehen (Apollod. 3, 10). Sie sind Töchter des Atlas, des den Himmel tragenden Meeresriesen im Westen, und der Okeanostochter Πληιόνη, welche als mythologischer Gesammtausdruck der ganzen Gruppe von dieser abstrahirt ist. Geboren sind sie auf dem Kyllenegebirge Arkadiens, daher Pindar und Simonides sie Gebirgsgöttinnen nennenPindar Nem. 2, 11 ἔστι δ' ἐοικὸς ὀρειᾶν γε Πελειάδων μὴ τηλόϑεν Ὠαρίωνα νεῖσϑαι. Simonides b. Schol. Pind. Μαιάδος οὐρείας ἑλικοβλεφάρου.. Doch heißen sie mit gleichem und besserem Rechte οὐράνιαιSimonides b. Athen. 11, 80 ἔτικτε δ' Ἄτλας ἑπτὰ ἰοπλοκάμων φιλᾶν ϑυγατρῶν τὰν ἔξονον εἶδος, αἳ καλοῦνται Πελειάδες οὐράνιαι., da ihre ursprüngliche Bedeutung die von befruchtenden himmlischen Nymphen zu sein scheint, welche theils den Horen verwandt sind und wie diese Gewölk und ein fruchtbares Jahr bedeuten theils den lichten Glanz des Himmels bildlich darstellen. Die ganze Combination stammt vermuthlich von einem korinthischen oder sikyonischen Dichter, dessen Spuren sich auch sonst nachweisen lassen. Mit dem Gestirne der Plejaden konnten diese himmlischen Mütter um so eher identificirt werden, da dieses Gestirn als Symbol der Regenzeit und der Zeit der Aussaat von selbst die Vorstellung einer außerordentlichen Fruchtbarkeit erweckte; zu Töchtern des Atlas wurden sie, weil dieser den Himmel trägt und weil die Wolken aus dem westlichen Ocean aufsteigen, (Aristoph. Wolken 271) wo Atlas seinen Stand hat, wie denn auch das Gestirn der Plejaden in dieser Gegend heimisch ist. Als Ursache der Verwandlung dichtete Aeschylos den unendlichen Schmerz der Plejaden über die Leiden ihres Vaters Atlas, Pindar daß Pleione mit ihren Töchtern in Boeotien dem Orion begegnet sei und die Lust des Riesen erregt habe, worauf er sie fünf Jahre lang verfolgt, bis Zeus die ganze Gruppe, die bedrängten Frauen und den lüsternen Jäger mit seinem Hunde an den Himmel versetzt habeAesch. b. Athen. l. c., Pind. b. Et. M. v. πλειὰς u. Schol. Nem. 2, 16.. In den Namen und genealogischen Verbindungen der einzelnen tritt die Bedeutung befruchtender Mütter besonders deutlich zu Tage. Nehmlich alle sind in der Sagendichtung zu Ahnfrauen und Stammmüttern göttlicher oder heroischer Geschlechter gewordenDiod. 3, 60 ταύτας δὲ μιγείσας τοῖς ἐπιφανεστάτοις ἥρωσι καὶ ϑεοῖς ἀρχηγοὺς καταστῆναι τοῦ πλείστου γένους τῶν ἀνϑρώπων. Daher Hellanikos eine genealogische Schrift unter dem Titel Atlantis geschrieben hatte., so daß sie ganz vorzugsweise zu jenen 366 erlauchten Frauen der mythischen Vorzeit gehören, mit denen sich die epische und genealogische Dichtung immer gern beschäftigte. Die älteste und schönste (nach Simonides b. Athen. l. c.) ist Maia, vom Zeus die Mutter des Hermes, s. oben S. 298. Die zweite ist Elektra d. h. die Strahlende, die Stammmutter der Dardaniden, denn sie gebar vom Zeus den Dardanos, nach der gewöhnlichen Ueberlieferung in Arkadien, nach einer andern in ElisStrabo 8, 346, vgl. Virg. Aen. 3, 167 Serv. oder in Kreta oder auf Samothrake oder in Italien. Die dritte, Taygete, ist eine der Artemis verwandte Mondgöttin des Taygetos, welche der Sage nach der Artemis die von Herakles verfolgte Hirschkuh mit goldnen Hörnern geweiht hatte, nach Andern war sie selbst von Artemis in diese Hirschkuh verwandelt wordenPind. Ol. 3, 29 (53) Schol., Eurip. Hel. 381.. Sie war vom Zeus die Mutter des Lakedaemon, des ersten Königs der unter dem Taygetos gelegenen Landschaft. Dann folgen drei Plejaden welche der boeotischen Sage angehören und als Geliebte des Poseidon gedacht wurden: Alkyone, das stürmische Meeresgewölk des Winters, gebiert von diesem Gott den Hyrieus oder Urieus, den Eponymen der boeotischen Stadt Hyria (S. 354), Kelaeno d. i. die Dunkle, gebiert von ihm Lykos und Nykteus, den Lichten und den Nächtlichen, welche der Sage von Hysiae am Kithaeron angehörenS. unten von Araphion und Zethos. Bei Apollod. 3, 10, 1 sind die Genealogieen anders geordnet.. Ferner Sterope oder Asterope, wieder ein Bild des strahlenden Himmels , vom Ares die Mutter des Oenomaos. Endlich Merope, die Sterbliche, die Gemahlin des Sisyphos und Mutter des Glaukos, auf deren Benennung schon die Vorstellung eingewirkt hat daß sechs Plejaden unsterblich, eine sterblich sei, weswegen Merope an den sterblichen Sisyphos vermählt worden seiHygin P. A. 2, 21, Schol. Il. 18, 486, Ovid F. 4. 170 ff.. Doch dichteten Andre daß die verschwundene Plejade Elektra sei, die nach der Zerstörung Trojas und des Dardanidenstamms aus Verzweiflung den Reigentanz der Schwestern verlassen habe und zum Kometen geworden sei, der nun mit fliegenden Haaren am Himmel umherirre. Das liebliche Bild des nächtlichen Reigentanzes taucht auch in einer späteren Localdichtung auf, wo die Plejaden für Töchter der 367 Amazonenkönigin galten, welche hier auch andre Namen habenKallimach. b. Schol. Theokr. 13, 25.. Der Sinn dieses Bildes ist der schon von den Alten bemerkte, daß die Plejaden durch ihren Aufgang, der in die beste Jahreszeit fällt und das Herannahen der Erndte verkündigt, die ganze Erde zu Lust und Fröhlichkeit rufen.
Von den Hyaden hatten Hesiod Pherekydes u. A. berichtet. Thales soll nur zwei, Euripides im Phaethon drei, Hesiod fünf, Pherekydes sieben unterschieden habenSchol. Arat. Phaen. 172, Tzetz. z. Hesiod O. D. 382.. Ihr Name wurde bald von der Gestalt der Gruppe bald von dem Regen abgeleitet den sie zu bringen schienenHellanikos b. Schol. Il. 18, 486, entweder von der Gestalt des Sternbildes wie Y oder ἐπεὶ ἀνατελλουσῶν αὐτῶν καὶ δυνουσῶν ὕει ὁ Ζεύς. Vgl. Hesych v. Ὑάδας, Cic. N. D. 2, 43, 111, Virg. A. 3, 516 pluviasque Hyadas, Plin. 2, 106, Ovid F. 5, 165 ff., Hygin f. 192.; doch wurden sie bildlich auch als eine Heerde kleiner Schweine gedacht (ὑάδες anklingend an υς, daher in Italien suculae), weil das Schwein die Pfützen liebt und ein Thier der strotzenden Fruchtbarkeit, daher das Symbol der Ackergöttin ist. Als solche Thiere wurden sie auch mit in jene große Jagd am Himmel hineingezogen, deren Mittelpunkt Orion ist. Die mythologische Tradition dagegen hielt auch die Hyaden für befruchtende NymphenHesiod, welcher sie mit den Chariten vergleicht, nennt Φαισύλη Κορωνίς Κλέεια Φαιώ Εὐδώρη, Pherekydes b. Schol. Il. n. Hygin P. A. 2, 21 Ἀμβροσία Κορωνίς Εὐδώρη Διώνη oder Θυώνη Φαισύλη Πολυξώ Φαιώ., und zwar nach Anleitung der Sage von Dodona und Naxos, nach welcher sie den kleinen Dionysos pflegten und später entweder zur Belohnung dafür oder bei der Verfolgung des schwärmenden Dionysos durch den Thrakerkönig Lykurgos an den Himmel versetzt wurden. Noch anders erzählte Timaeos u. A., indem sie Plejaden und Hyaden zu einer Gruppe verschmolzen und sich dabei auf ein libysches Märchen beriefen. Atlas habe mit der Aethra zwölf Töchter und einen Sohn Hyas erzeugt, welcher auf der Jagd von einer Schlange getödtet und von den Schwestern aufs heftigste beklagt worden sei, bis sie in Sterne verwandelt worden, fünf in Hyaden sieben in Plejaden.