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Palmarum

In der Straße, die vom Bahnhof in den Kurort führte, tauchte eine Frau auf mit einem Strahlengewitter um den Kopf. Den Hut trug sie in der Hand. Das heißt, sie hielt ihn fest, er aber zerrte an ihr, und man konnte ihm ansehn, daß er sie zwingen wollte, umzukehren, im Grunde benahm er sich wie ein ungezogener Hund. Die Frauengestalt flatterte und drohte, sich im Winde aufzulösen.

Vor Anstrengung war ihr Gesicht verkrampft, ihre Augen blickten starr, als wollte sie ihre Erscheinung an die Erde festnageln, sie stolperte mehr, als daß sie ging.

So enthüllte die Sonne sie vor den Kindern, die aus der Kirche kamen.

Die Kinder trugen Stangen, an deren Spitzen Stechpalmen hingen mit Blättern wie aus gestanztem Blech, grün lackiert darunter baumelten in echtem Leichtsinn Bänder und Brezeln. Jedes Kind erinnerte an ein kleines Haus, das Richtfest feiert. Die Frau hörte das Nachspiel der Orgel, es überjubelte sich Schlag um Schlag. Zögernd wichen die Kinder zur Seite und lachten sie an.

Da sie zurücklächelte, war es, als löse sich langsam eine Schleife zwischen ihren Augenbrauen, und das Leuchten des Tages floß ihr gleichmäßig über das Gesicht. Ermutigt schüttelten die Kinder die Stangen mit den Stechpalmen, den Bändern und den Brezeln, ein flüssiger Blitz, klein und sanft, ein Sonntagsblitz für Kinder, sprang kreuz und quer von einer Stange zur andern. Und da geschah es, eine Wahrsagung erfolgte, das Zeichen des Glücks. Das größte der weißgekleideten Mädchen drehte sich schnell im Kreis, es gab sich einen Schwung, es machte sich Mut und legte den langen Palmwedel aus ihrem Arm knicksend vor die Füße Aggie Rufs!

Hinter der Kinderschar schwankten gleich Kühen die bäuerlichen Alten heran, die aus der Umgegend zur Kirche gekommen waren. Beim Anblick Aggies blieben die Vordersten stehn und glotzten sie an. Als aber der Hoteldiener mit Koffer und Hutschachtel den Gast überholte und mißbilligend ein Wörtlein hinüberwarf, hoben sie, einer nach dem andern, das Gesicht in die Sonne und überlegten sich etwas. Da strahlten auch sie, von den Backenknochen, die das Licht stempelte, bis zu den Schuhen, auf die es, ratsch, seinen Namenszug setzte: »Palmsonntag!« Von alledem bemerkte Aggie nicht das geringste.

»Oh!« machte sie und nahm schnell den Palmwedel auf und ließ, indem sie ihn waagrecht vor sich hielt, Lichttropfen über ihn laufen.

»Seht, Kinder«, rief sie, »Sonnenmäuschen!« ... Und: »Wie heißt du, Kleine?« fragte sie. Sie wartete keine Antwort ab. »Ich danke schön«, sagte sie und wollte weitergehen.

Jedoch das Mädchen bestand darauf, seinen Namen zu sagen. Sie stellte sich vor die Fremde: »Gabriele Breisach«, sagte sie und wollte noch etwas hinzufügen, und sie folgte der Dame, die unter jähem Erröten einen Schritt zurückgetreten war, da winkte Aggie ihr ab. »Noch nicht«, stieß sie hervor. »Heute nicht!« Die Orgel verstummte. Die Orgel verstummte, und »Palmarum« sangen die Kinder, es tanzten die bebänderten Stangen. Sie schrien nicht, diesmal ging bloß ein Summen um Aggie.

Um sie, nein, in ihr kreiste es und verspann sich, dichter und dichter ... Was war es, was sich da musizierend zusammenknüpfte von Vene zu Vene, im kleinsten Äderchen, von oben nach unten, kreuz und quer und rundum, ein Gewebe aus Blutschein und Glanz? Angst oder Freude?

Angewurzelt horchte sie auf das Klopfen ihres Herzens. Es sagte nichts Genaues, es läutete nur Sturm.

 

»Palmarum, Palmarum,
Der Winter isch herum!
Die Sonn', die hängt am Himmelszelt,
Und uf der Gass' blitzt Silbergeld ...«

 

Dann setzte sich ein Zug erwachsener Burschen unter Gesang in Bewegung, die Kinder und auch das große Mädchen liefen hinterdrein. Aggie Ruf machte mühsam eine Anzahl Schritte, einen vor den andern, und trat ins Hotel.

Schon erwartete sie der Portier, seine Verbeugung war tief, doch wie eines Verwandten. Das belebte sie. »Wie heißen Sie, Portier?« Sie behandelte ihn mit gemäßigter Strenge. Er verbeugte sich wieder. »Hirschi, gnädiges Fräulein.« Mit einem Seitenblick musterte sie ihn. Er trug kein Geweih, aber er hielt sich, als ob er eins trüge, und sie beschloß, ihm leutselig entgegenzukommen. Denn, sagte sie sich, er verbindet mit der Haltung eines Hirschen die Sanftmut eines Rehs, was man bei Hotelportiers selten findet.

Weit war die Halle, teppichweich und kein einziger Gast zu erblicken. Stolz durchschritt Aggie die leere Bühne. Auch auf der Treppe und im Gang traf sie niemand. »Diskrete Leere«, bemerkte sie. Der Portier verbeugte sich. »Es scheint nur so, gnädiges Fräulein. Ein ruhiges Haus.« Sie nickte: »Gerade das Richtige für mich«, und trat in ihr Zimmer.

»Warmes Wasser, Hirschi?« Der Portier deutete auf den Waschtisch: »Gnädiges Fräulein brauchen sich nur zu bedienen.« Ohne hinzuhören, fuhr sie fort: »Und dann lassen Sie ein kaltes Bad einlaufen. Ich werde es kaum benutzen, aber es tut den Nerven gut, der Gedanke allein beruhigt.« Hirschi steckte mit den Fingerspitzen ein Lächeln an seinen schlüsselverzierten Kragen: »Das Bad ist gleich nebenan.«

Mit drei Schritten war er im Laufteppich des Korridors versunken. Ein Monsieur! Sie verbeugte sich hinter ihm her. Endlich ein Monsieur.

Aggie schloß die Tür ab und lehnte sich dagegen.

Was nun?

Was nun – nach dem ausgiebigen und wahrhaft festlichen Empfang?

Es hatte angefangen mit dem Halt des D-Zuges in der Stromebene, der zweitausendjährigen Heer- und Handelsstraße Europas, ausgetreten von den Vätern bis zu uns, mit der steifen Feierlichkeit der Napoleonspappeln vor dem Bahnhof und dem cremefarbenen Wagen der Kleinbahn, der, kaum daß Aggie ihn bestiegen, flink davongelaufen war, den blauen Bergen zu. Darauf war die Begrüßung durch Gärten erfolgt und Wiesen und Scharen von Obstbäumen, Rebhügeln, weißes Winken von Häusern, die sich an den Wagen herandrängten, und wiederum Halt, diesmal in durchsichtiger Luft, die ihre Lunge mit Wonne erfüllte, mit Wonne die Augen, und dann der Weg zwischen Kinderjubel, Kränzen, bunten Bändern und zuletzt das weiße Los aus den Händen dieses Kindes ... Noch immer hielt sie den Palmwedel in der Hand. Wohin damit?

Sie ließ ihn zu Boden fallen, und da fiel auch gleich der ganze Tag von ihr ab, verdunstete, nie war in der Welt Palmsonntag gewesen und Hoffnung, nicht ein Schein blieb übrig, nicht die Erinnerung eines Lichtes, eines Duftes, tonlos ging es dahin. Die Erde war in die Kindheit der ersten Schöpfungstage zurückgesunken, wo noch kein Mensch lebte, sie zu erkennen.

»Todmüde«, gestand sie sich und kämpfte mit letzter Anstrengung um die Besinnung ... Die Reise ... Die Reise, fort von Silvio, bis hierher ... Sie wollte sich setzen, wagte aber nicht, einen Schritt zu tun ... Wäre ich zu Fuß gegangen, es hätte länger gedauert, aber sicher wäre meine Müdigkeit geringer. Ich hätte vergessen, ihn verstoßen können unterwegs, spätestens beim Marsch über die Alpen, da hätte ich ihn verlieren müssen. Jede Stunde etwas andres von ihm ... Sein Lachen an die schmetternd sonnigen Steinhänge hinter Domodossola. Die Feuchtigkeit seiner Wimpern an die Fußstapfen im ersten Schnee. Im Rauch des noch halbgefrorenen Wasserfalls den Atem seines Mundes, der immer verstockt blieb, wenn ich ein wichtiges Wort erhoffte ... So aber, im Schlafwagen, wirkte die Reise wie ein Schlag, mit dem ein Dieb sein Opfer betäubt, um es auszurauben ...

Hilflos blickte sie vom Koffer zur Hutschachtel. Deren Lederriemen löste sie noch, mühsam wie unter einem Alp. Wie im Alptraum sah sie sich niederknien und die Schachtel ergreifen, der Deckel sprang ab und rollte davon. Wäsche, Bücher, Hefte, eine Basttasche, ein Stöckelschuh, der abgeschraubte Griff eines Regenschirms fielen heraus, ein Haufen störrischer Dinge, die sie unmöglich bewältigen konnte. Aggie blieb auf den Knien liegen, voll bittern Mitleids mit sich und der Hilflosigkeit der Dinge und wartete auf die Tränen. Als sie nicht kamen, sprang sie auf, schloß mit der einen Hand die Türe auf und drückte mit der andern auf die Klingel, ein Doppelgriff, der ihr geläufig war. Gleich darauf lehnte sie sich rücklings gegen die Klingel, den Daumen darauf, in der Absicht, bis zwanzig zu zählen. Sie kam nicht so weit. »Zehn!« schleuderte sie wie einen Befehl über den Korridor. Hinterher, noch lauter:

»Fräulein! Hallo! Fräulein!«

Das war man in diesem Haus nicht gewohnt. Türen sprangen auf, Türen schlugen, sie hörte fragen und schelten, und wieder, pardauz, die Türen zu. Sie lachte in sich hinein. Merkwürdig, das Haus war vorhin ganz leer gewesen ... Die Entzauberung des Hotels hob ihr Selbstbewußtsein. Sie schritt dem Zimmermädchen entgegen, das ängstlich angelaufen kam und an Feuer oder an einen Unglücksfall dachte, nahm sie an die Hand und führte sie in ihr Zimmer.

»Liebes Fräulein, im Koffer habe ich Schokolade. Sie kriegen eine ganze Tafel, eine halbe, wollte ich sagen, nein, eine ganze und Pralinen dazu. Jawohl. Den Inhalt der Hutschachtel werfen sie einfach in die unterste Schublade der Kommode, nur das Nachthemd, das kommt aufs Bett. Quietscht es? Versuchen Sie mal, ob es quietscht, aber vielleicht ist noch ein Seidenkleid zuunterst in der Schachtel, das kommt in den Schrank. Den Kofferschlüssel, ja, den müssen Sie hier in der Handtasche suchen, am besten, Sie leeren die Tasche auf den Tisch, Sie finden dann leichter.«

Wieder stand sie in der Halle, als empfinge sie in einem Salon.

»Der Weg zur Post, Hirschi?«

»Sonntag, gnädiges Fräulein.« Er deutete auf die rote Kalenderzahl an der Säule. »Palmsonntag.« Mit einem Unterton von Tröstung fügte er hinzu: »Ich würde dem gnädigen Fräulein raten, sich ein wenig auszuruhn. Gerade habe ich einen Liegestuhl hinaufgeschickt. Es ruht sich sehr schön auf dem Balkon. Kluger Hirschi! Jawohl, sie konnte nicht früh genug beginnen, sich für die bevorstehende Aufgabe zu sammeln, Hirschis Vorschlag wurde angenommen.

Erst aber warf sie dem ewig furchtbaren, wildfremden Hotelzimmer ihre bunte Unordnung über und zähmte es für sich mit ihrem Parfüm, ihren Tüchern, dem silbernen Teeservice ...

Den ganzen Nachmittag lag Aggie auf dem Balkon und schrieb Briefe. Keiner enthielt mehr als ein Dutzend Sätze in ihrer großen, runden Schrift, gerade so viel, um die Seiten des knappen Querformats zu füllen. Ein lila Bogen nach dem andern flatterte neben dem Liegestuhl zu Boden. Dort sollten sie trocknen. Als kein Platz mehr war, hob Aggie die folgenden ein wenig in die Höhe, so schwebten sie durch die Balkontür ins Zimmer. Für den Doktor Savarin hinter seinem Fernglas sah es aus, als richtete sie große Falter ab. Den Brief an Silvio aber überdachte sie in den Pausen zwischen den andern. Sie wußte nicht, sollte sie ihm mitteilen, daß sie die Mission beim Grafen Breisach ablehne und ihn und Ada nie wiedersehn wolle oder – daß sie sich mit allem abgefunden habe, kurz gesagt: mit allem ...

Unten auf dem Platz ging zum drittenmal ein Mädchen vorbei, das einen großen Strauß Schlüsselblumen im Arm trug. Es blinzelte zum Balkon hinauf und wartete, bis Aggies Kopf über der Brüstung erschiene. Dann errötete sie, und plötzlich knickste sie so tief, als versinke sie in den Boden ... Aggie hatte Vertrauen zu Menschen, die erröteten. Sie schrieb zum drittenmal in einem Brief: »Unter meinem Balkon trägt ein Mädchen Himmelschlüssel vorbei und wagt nicht, sie mir heraufzubringen, die kleine Verehrerin. (Eigentlich ist sie schon ein recht großes Mädchen.) Sie setzt die Beine wie eine Ziege und grüßt mich tief. Ich werfe ihr eine Pralinenschachtel zu, leider ist sie halb geleert. Von der Terrasse eines gegenüberliegenden Hauses beobachtet mich ein Mann durch das Fernglas. Das Zimmermädchen hat mir gesagt, es sei das Haus des Kurarztes.«

Und jetzt fiel wirklich eine Schachtel auf Gabriele und traf die Himmelschlüssel. Das Mädchen stürzte davon. »O weh!« jammerte Aggie. Die goldgelben Blumen lagen auf der Straße und die Pralinen auch.

Hastig griff sie nach einem neuen Bogen, um endlich an Silvio zu schreiben.

 

Gleich bei ihrer Ankunft in Römerbad, sagte sie ihm, sei ihr Gabriele Breisach entgegengetreten. Sie sei ein schönes, stolzes Mädchen, und das Kind habe ihr einen Palmwedel vor die Füße gelegt. Aggie habe sich ihr nicht zu erkennen gegeben, weil sie sich noch auf der Flucht gefühlt habe und außerstande, die ihr anvertraute Mission zu erfüllen ... Auch der Doktor Savarin, den Ada ihr als Ratgeber empfohlen, halte sie schon eine ganze Weile von seiner Terrasse aus unter dem Fernglas, sie brauche ihm nur zu winken ... Und dann packte sie der Jähzorn, und dann kamen die Tränen ... Sie schrieb lange Liebesbriefe – ihre ersten, las sie durch, entzückt, als wären sie an sie gerichtet, zerriß sie in Stücke, die sie wieder aufhob und unter Tränen zusammenfügte, sie lag starr und dachte zum erstenmal in ihrem Leben an Selbstmord, verwarf den Gedanken mit Abscheu, um ihm eine Strecke weiter von neuem zu begegnen, diesmal aber in der Gestalt des natürlichen Todes ... Es war genau die Gestalt Silvios ... Schmal und heftig, aus feuchten Augen schmachtend, gefährlich ...

Er tat ihr furchtbar weh und riß sie dennoch hin, so daß sie sich an seinen Hals klammerte und um ein Ende flehte, nur um ein Ende, von seiner Hand ... Unmöglich, schrieb sie, auch nur eine Zeile an ihrem Buch zu arbeiten, die Keuschheit ihrer Heldin sei verlogen, grauenhaft wie Krebs oder eine ähnliche Krankheit. Und dieser Satz veranlaßte sie wieder, den Brief zu vernichten. Ja, es war Ernst geworden und die Zeit vorbei, wo sie ›für Silvio raste‹, um ihm, wenigstens in der Vorstellung, ihr Temperament, ihre unbezwingbare Selbständigkeit und alles mögliche sonst zu beweisen. Sie überraschte sich, wie sie ihn beschimpfte, mit Worten, die nie über ihre Lippen gekommen waren, deren Sinn sie kaum ahnte. Es bereitete ihr eine heftige Genugtuung ... Nein, sie sprang auf, nichts von alledem! Seine Stimme hören! ...

Sie paßte die Abendstunde ab, in der das Telephonamt geöffnet war, und ließ Silvio anrufen.

»Silvio«, rief sie, »Silvio! Lieber Silvio, was machen Sie?«

In den Drähten klagten die armen Seelen, und die Lebenden konnten einander nicht verstehen.

Endlich rann eine dünne Stimme in ihr Ohr, die sie nicht als die seine erkannt hätte, entfleischt, begraben, vom Ende der Welt:

»Nebel!«

Das war alles ...

Sie lief ins Freie.

Nebel in Nizza?

Nebel?

Im Kurgarten war es hell, hellgrün, und überall sprangen Wasser.

Warum blieb Silvio im Nebel? Warum war er nicht da? Es war sein Wille, sein böser Wille, daß der Nebel ihn versteckte. Sie sah ihn nicht. Keines einzigen Zuges konnte sie sich entsinnen, keiner Miene, keiner Gebärde. Er hatte keine Stimme. Er war blind.

Dicht unterm Abendstern begann eine Glocke zu läuten. Zwei alte Frauen gingen vorüber. »Wer wird denn da ausgeläutet?« fragte die eine. Die andre, die sich auf einen Krückstock stützte, meckerte schadenfroh: »Ein Toter, schon wieder ein Toter!« Aggie schauderte.

Ja, ein Toter, ein großer Toter wird ausgeläutet. Die Schollen sind über ihn gestürzt, die Bäume stehn auf seinem Grab und regen sich nicht, und schwarz sind sie, als steckten sie voller Krähen. Dunkel regnet durch die Abendbläue. Er ist tot, mein Geliebter, mein König, meine feurige Glückssäule, mein großer, geheimnisvoller Tag, tot und begraben! Der kleine Bach rennt den Weg entlang, wie ein Kind, das sich verspätet hat ...

Wenn sie scharf hinsah, konnte kein Zweifel bestehn, daß der Springbrunnen des Kurgartens mitten im Teich stand. Doch gleich darauf war er wieder an das äußerste Ende verweht, und jetzt, jetzt schwebte er an den Bäumen hoch, gespenstisch. Fort! Fort! Aggie eilte, es ging durch Büsche und Hecken, die sich zusammenballten und erst dicht vor ihr öffneten, um sich hinter ihr gleich wieder zu schließen. An einem Punkt, wo drei Wege zusammentrafen, blieb sie stehn, um Atem zu schöpfen. Da waren sie alle drei vor ihren Füßen abgestürzt, vom Wegglanz blieb nicht so viel, um eine Hand zu füllen. Und die Glocke schwieg.

Ein Schlüssel wurde lautlos gedreht, die Welt war zu.

Verzweiflung, glitzernde Verzweiflung fiel, wie aus einem Tropfenzähler, vom Abendstern.


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