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Da wo im Murgthal jetzt der reizende Landsitz Amalienberg liegt, war früher nur ein öder unwirthlicher Hügel. Wo dieser fast senkrecht aus dem Flusse emporsteigt, ist in einem der steilen, schroffen Felsen der Eingang einer Höhle, die sich tief in den Berg hineinzieht. Seit undenklicher Zeit hat es niemand gewagt, in diesen dunkeln, finstern Gang einzudringen, der mit dichter, ungesunder Luft angefüllt ist, und will man der Sage glauben, so führte derselbe Gang bis unter die Spitalkirche in Baden, und soll in frühern Zeiten sehr ergiebig an allerlei Erz gewesen sein.
Vor vielen Jahren kam einmal ein Bergmann, welcher Arbeit suchte, in das Murgthal. Allein hier gab es nichts zu thun für ihn. Mismuthig strich er in der Gegend umher, und kam auch an den Eingang der Höhle, die er einer nähern Untersuchung werth hielt. Als er von seinem Ausfluge wieder nach Hause kam, miethete er sich mit seiner Frau in dem Dorfe Gaggenau ein, und fortan sah man ihn jeden Morgen mit seinem Gezäh und seinem Grubenlicht der Höhle zuwandern, und des Abends kehrte er wieder nach Hause, indem er die Ausbeute des Tages in einem Tuche in der Hand trug. Niemand wusste, was er in dem Gange treibe, noch was er an Erz gewinne, aber es musste nicht unbedeutend gewesen sein, denn er lebte mit seinem Weibe in immer grösserem Aufwand.
So ging es eine lange Reihe von Jahren. Aber eines Morgens waren der Bergmann und seine Frau verschwunden, und niemand konnte sagen, wohin sie gekommen. – Im fernen Lande sollen sich die beiden angesiedelt und ihre Reichthümer in Haus und Hof angelegt haben.
Hilpert hatte der Bergmann geheissen, und von ihm erhielt die Felsenhöhle den Namen Hilpertsloch.
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