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Die Stadt Ettlingen besitzt als Gemeindevermögen einen grossen Reichthum an Waldungen. In frühern Zeiten war dieses Besitzthum noch viel ausgedehnter, wenn auch nicht so werthvoll als heutzutage, und reichte bis zum Kloster Frauenalb und an das Dorf Bernbach. Wenn nun die Ettlinger zur Zeit der Eichelmast ihre Schweineheerden in diese ferngelegenen Waldtheile treiben liessen, so war der Weg für den Hirten zu weit, um jeden Abend heim fahren zu können; desshalb liess die Stadt in der Nähe des Klosters eine Schweinehürde mit einer Hirtenwohnung anlegen. Diese Nachbarschaft mochte den frommen Jungfrauen des adeligen Damenstiftes nicht sehr angenehm sein, und sie suchten desshalb zu verschiedenen Malen bei dem Rathe der Stadt um Verlegung der Hürde an einen abgelegeneren Platz nach, aber immer vergebens. Da liessen sie einst durch die Klosterknechte des Nachts die Schweinehürde niederreissen und verbrennen, und die Heerde durch die Hunde versprengen. Darüber gerieth die ganze Stadt Ettlingen in Bewegung; der Rath bot die Bürgerschaft auf und zog an ihrer Spitze vor das Kloster, welches genommen und in Brand gesteckt ward. Ueber diese Gewaltthat führte die Äbtissin persönlich Klage bei dem Markgrafen von Baden-Baden, welcher ein strenges Gericht hielt. Sämmtliche Rathsherrn wurden zum Tode durch das Schwert verurtheilt, die Bürgerschaft musste den ganzen Waldbezirk von Bernbach bis an die Moosalb an das Gotteshaus abtreten und den Thurm in ihrem Stadtwappen umkehren, so dass er von jetzt an auf der Spitze stand. Der Markgraf wohnte der Vollstreckung des Urtheils in eigener Person bei, und als die Köpfe von elf Rathsherrn zur Sühne der Gewaltthat gegen das Kloster gefallen waren, fragte der Markgraf seinen anwesenden Hofnarren, wie ihm das Kopfabschlagen gefalle. »Ja, wenn es Krautköpfe wären, die wieder ausschlügen, so gefalle es ihm nicht übel«, meinte dieser. Diese treffende Rede und die Fürbitte der Äbtissin bewogen den Markgrafen, den zwölften Rathsherrn, einen noch sehr jungen Mann, zu begnadigen. Die elf Enthaupteten wurden auf der Richtstätte beerdigt, und auf jedes der elf Gräber ein Stein mit einem ausgehauenen Kopf gesetzt. Und als später diese Stelle zu einem Weinberg angelegt ward, der noch heutigen Tages den Namen Kopfreben führt, wurden diese Grabsteine ausserhalb an die Mauer beim Gutleuthaus versetzt.
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