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Pizarro hatte während all dieser Tätigkeit neue Nachrichten über das Reich der Inka eingezogen. So war ihm der kaum beendete Brüderkrieg nicht mehr ganz unbekannt. Auch erfuhr er, daß der Sieger, König Atahuallpa, nur zwölf bis fünfzehn Tagesmärsche von San Miguel entfernt lagere, in Kaxamalká. Der Ort liegt im Gebirge, 350 km (in der Luftlinie) südwestlich von San Miguel.
Er entschloß sich, nach Kaxamalká zu marschieren und sich nach dem Vorbilde des Generals Cortes der Person des Inkakönigs zu bemächtigen. Dieser Plan war ebenso vag wie kühn. Pizarro vertraute auf sein Glück und überließ alles andere der natürlichen Entwickelung. Am Dienstag den 24. September 1532 begann er den Vormarsch. Seine Streitmacht belief sich auf:
87 Mann zu Fuß, bewaffnet mit Lanze und Schwert,
67 Reiter,
20 Bogenschützen (als besondre Abteilung unter dem Befehl eines Offiziers),
3 Büchsenschützen,
dazu etwa 25 Indianer als Diener und Träger,
insgesamt etwa 200 Köpfe.
An Artillerie hatte er zwei kleine Feldschlangen (Falkonette).
In San Miguel blieben etwa 50 Spanier zurück, unter dem Befehl von Antonio Navarro. Bei ihm weilte der von der Regierung jüngst nachgesandte kaiserliche Schatzmeister nebst seinem Stabe.
Der Übergang über den Piura ward auf zwei Flößen bewerkstelligt. Die Pferde schwammen zur Seite. Die erste Nacht verbrachte man am jenseitigen Ufer in einem Dorfe. Eine Offizierspatrouille ging in Richtung auf Kaxamalka voraus.
Nach drei Tagesmärschen, auf der vorhandenen guten Straße im Piuratale, gelangte man am 27. September nach einem größeren befestigten Dorfe, in dem ein Kazike seine Burg hatte. Bis hierher war die Patrouille gelangt, deren Führer es bereits gelungen war, mit dem Kaziken ein Bündnis zu schließen. Pizarro verblieb hier vom 27. September bis zum 7. Oktober. Da der Kommandant von San Miguel in einem Briefe um Verstärkung bat, sandte Pizarro 3 Reiter und 4 Mann zu Fuß zurück. Die Rasttage wurden benutzt, Zucht und Ordnung in das kleine Heer zu bringen.
Am 7. Oktober brach man wieder auf und erreichte am Mittag das befestigte Dorf eines Kaziken namens Pabor. Der war ehedem ein mächtiger Mann gewesen, aber König Huayna Kapak, der Vater Atahuallpas, hatte ihm zwanzig Ortschaften zerstört und viele seiner Krieger getötet. Voller Rachsucht und als fanatischer Anhänger des Königs Huaskar, erfüllte ihn Pizarros Erscheinen mit neuen Hoffnungen. Er gab ihm allerlei Auskünfte über das Land, sein Staatswesen, seine Straßen und seine Hilfsquellen.