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Wie erzählt, sollte der abgesetzte Vizekönig nach Spanien abgeschoben werden. Die Audiencia hatte ihm eins ihrer Mitglieder, den Richter Alvarez, zur Aufsicht mitgegeben. Kaum aber war die Karavelle aus dem Hafen von Lima gesegelt, da begab sich Alvarez in die Kabine des Gefangenen und kündigte ihm die Freiheit an. Vermutlich bewog ihn hierzu seine ängstliche Natur. Er befürchtete, in Panamá auf Schwierigkeiten zu stoßen, die ihm schließlich an den Kragen gehen könnten. Blasco Nuñez war hocherfreut und entschloß sich, sein Glück im Lande Perú noch einmal zu versuchen. Als erfolgloser und weggejagter Vizekönig ohne einen Pfennig Geld in Kastilien erscheinen zu sollen, kam ihm allzu schäbig vor. Er überlegte sich seine Lage hin und her und faßte schließlich den Entschluß, es in Quito zu versuchen. Diese Provinz lag am weitesten ab von Pizarros Machtmittelpunkt. So landete er im Oktober 1544 in Tumbez, wo es ihm gelang, Anhänger zu finden, die damit rechneten, dermaleinst ob ihrer Treue zur legitimen Regierung belohnt zu werden. Von da zog er mit den angeworbenen Truppen tatsächlich nach Quito; das war 800 km Weg.
Von Quito aus knüpfte er mit dem Hauptmann Benalcazar an, der noch immer Befehlshaber in Popayán war, im nördlichsten Gau von Perú. Quito und Popayán liegen wiederum ungefähr 800 km auseinander. Benalcazar sandte ihm Truppen und riet ihm, eine feste Stellung am Piura (bei San Miguel) einzunehmen. Seinen strategisch einwandfreien Vorschlag begründete er mit dem Hinweise darauf, daß San Miguel als Haupthandelsplatz zwischen Panamá und Lima reiche Hilfsmittel bot. Nuñez, der von Krieg und Kriegführung nichts verstand, tat, wie ihm geheißen, und nistete sich mit seinen 500 Mann am besagten Orte ein.
Auch Vaca de Castro gelang es zu entkommen. Pizarro hatte die Audiencia bei Seite geschoben. Um sich ihrer gänzlich zu entledigen, zog er den Cepeda, den gefährlichsten der noch vorhandenen drei Richter, ganz auf seine Seite, indem er ihm lukrative Aufträge erteilte. Alvarez war als Begleiter von Nuñez entfernt. Es blieben ein gewisser Zarate, der dauernd krank daniederlag, sowie ein gewisser Tepeda. Dieser bekam den Befehl, dem Kaiser einen Bericht über die letzten Geschehnisse im Lichte von Pizarros Auffassung zu überbringen. Schon war seine Karavelle bereit, die Anker zu lichten, da ward Pizarro andren Sinnes. Es war Carbajal, der ihm von diesem Schritte dringlich abriet. »Ihr seid schon viel zu weit gegangen,« meinte der Vielerfahrene, »als daß Ihr hoffen dürft, die Verzeihung der heimatlichen Regierung zu erlangen. Ihr könnt Euch nur noch durch Piken und Büchsen rechtfertigen!«
An Stelle des Richters Tepeda ging Vaca de Castro heimlich an Bord, beredete den Schiffskapitän, ihn nach Panama zu fahren, und verschwand bei Nacht und Nebel. Es gelang ihm, nach Spanien zu kommen, wo man ihn verhaftete und nach der Veste Arévalo brachte. Dort saß er volle zwölf Jahre, ohne daß der Prozeß, den man gegen ihn eröffnete, ihm irgendwelche Verbrechen nachzuweisen vermochte. Der Hauptpunkt der Anklage ging auf unerlaubte Bereicherung im Amte. Der Nachweis, daß er von Perú ärmer wiedergekommen war, als er dahin ausgezogen war, erwirkte schließlich seine Freisprechung im Jahre 1558. In seine alten Würden und Ehren wiedereingesetzt, hat er sich für den Rest seines Lebens der Gnade seines Landesherrn zu erfreuen das bittere Vergnügen gehabt.
Fortan war Gonzalo Pizarro unbeschränkter Alleinherrscher in Perú. Auf das Beste beraten von Francisco de Carbajal, befestigte er allerorts sein Ansehen und seine Macht. Die einstigen Hauptgegner seines ermordeten Bruders ließ er zum Tode verurteilen, begnadigte sie aber und begnügte sich, sie aus Peru zu verbannen. Seine Landmacht war vorzüglich im Stande. Dazu begann er eine Kriegsflotte zu bauen, deren Stützpunkt Arequipa wurde.