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London, den 24. Februar 1710-11.
Also, junge Frauen, heute abend habe ich meinen sechzehnten aufgegeben. Gegessen habe ich bei Ford; es war wie immer sein Operntag; das ist für mich sehr bequem, denn dann komme ich nach einem Spaziergang im Park, wie ihn die Tage jetzt erlauben, früh nach Hause. Ich habe in seinem Bureau nach dem Staatssekretär gefragt, und er hat vergessen, dem Herzog von Argyle das Pro Memoria über Bernage zu geben; aber vor zwei Tagen bin ich dem Herzog begegnet, der mich bat, es ihm selber zu geben; das sollte mehr Einfluss auf ihn haben als das ganze Ministerium zusammengenommen; er beteuerte das feierlich, wiederholte es zwei- oder dreimal und sagte mir, ich sollte darauf zählen. Ich glaube also wirklich, Bernage wird die besten Aussichten haben, es zu etwas zu bringen. Ich glaube, mehr kann ich im Augenblick nicht für ihn tun, und damit ist die Geschichte zu Ende; und also machen Sie, dass Sie ins Bett kommen, denn es ist spät.
25. Die drei Wochen, seit ich Ihren letzten erhalten hatte, waren gestern vorüber; so werde ich denn jetzt tagtäglich einen hübschen, lieben Brief von meinen MD erwarten und hoffe, zu hören, dass es Stella mit ihrem Kopf und ihren Augen weit besser geht. Mein Kopf ist immer noch wie er war, keine Anfälle, aber jeden Tag ein paar Störungen; das lässt sich leicht ertragen, wenn es nicht schlimmer wird. Gegessen habe ich heute bei Herrn Staatssekretär St. John, doch unter der Bedingung, dass ich mir meine Gesellschaft wählen dürfte; es waren da: Lord Rivers, Lord Carteret, Sir Thomas Mansel und Herr Lewis; ich hatte auch Masham, Hill, Sir John Stanley und George Granville eingeladen, aber sie waren versagt. Das Ganze war eine Rache dafür, dass er so schlechte Gesellschaft hatte, als ich das letztemal bei ihm ass; wir haben gelacht usw. Ich habe es heute auch gewagt, in die Kirche zu gehn, was ich seit einem Monat nicht mehr getan hatte. Können Sie mir auch einen so guten Bericht über Stellas Gesundheit geben, wie, bitte? Ja, ich hoffe es, und einen bessern sogar. »Wir haben« (sagen Sie) »bei dem Dechanten gegessen und bis zwölf Uhr Karten gespielt; und Herr French kam auch, und Dr. Travors, und Dr. Wittingham und Herr ... (seinen Namen habe ich vergessen, der, von dem ich Frau Walls immer erzähle), der Sohn des Bankiers, die Pest soll ihn holen! Und wir waren so lustig; ich schwöre, es war eine gute Gesellschaft. Aber ich habe eine Krone verloren; denn Sie müssen wissen, ich hatte immer Karten, die mich zum Spielen lockten, aber ich habe nichts einbekommen; und oft hatte ich zwei schwarze Asse ohne einen Trumpf; war das nicht hart, Presto?« Halten Sie den Mund usw.
26. Ich war heute morgen in Geschäften bei dem Staatssekretär, und er sagt, Oberst Fielding werde Bernage jetzt zu einem Kapitänleutnant machen, das ist ein stellvertretender Hauptmann, der die Sporteln der Kompagnie erhält, aber noch nicht den Sold eines Hauptmanns, obwohl es der erste Schritt dazu ist. Ich denke mir, er wird sich freuen, und die Empfehlung an den Herzog von Argyle geht ihren Gang. Also plagen Sie mich nicht mehr mit Ihrem Bernage: der Maulaffe weiss, welche schönen Fürsprecher er gefunden hat, das verbürge ich Ihnen. Sir Andrew Fountaine und ich haben auf Grund einer Einladung bei Frau Vanhomrigh gegessen. Sie sagen, sie haben nichts zu bedeuten? Nun, sie sind als Frauen ebenso unterhaltend wie ich als Mann; ich sehe alle vornehmen Weiber dieses Stadtviertels bei ihnen; heute nachmittag habe ich zwei Lady Bettys dort getroffen. Die Schönheit der einen, die gute Erziehung und das Wesen der andern und der Witz keiner von beiden hätten eine schöne Frau ergeben. Herrliches Spazierengehn im Park jetzt. Weshalb gehn Sie nicht auf der St. Stephanswiese? Die Wege sind dort besser bestreut als auf dem Mall. Was für Dummköpfe sind doch die irischen Frauen, dass sie niemals spazieren gehn!
27. Darteneuf und ich, der kleine Harrison, der neue Tatler, und Jervas, der Drucker, assen heute bei Jakob, wie er weiter heisst, weiss ich nicht, aber Darteneuf isst oft dort, und er ist ein rechter Epikureer. Jakob ist Oberküchenmeister der Königin, und er hat ein behagliches Haus beim königlichen Schloss; wir tranken den Wein der Königin und hatten so feine Speisen, dass ich nicht von ihnen essen konnte. – Drei Wochen und drei Tage seit meinem letzten Brief von MD, schöne Geschichten! »Ei, wahrhaftig, wir haben soviel mit der armen Frau Walls zu tun, dass wir wirklich nicht schreiben konnten, Presto; wir fürchteten, die arme Frau würde sterben, und es war zum Erbarmen, zu sehn, wie besorgt der Archidiakon war. Der Dechant hat sie nur ein einzigesmal besucht; aber jetzt ist sie wieder auf, und wir gehn hin und sitzen abends bei ihr. Das Kind starb am Tage nach der Geburt, und unter Freunden, ich glaube, es tut ihr nicht weiter leid. – Wahrhaftig, Presto, Sie sind furchtbar albern heut abend, und Sie haben nicht ein einziges Wort richtig erraten; denn sowohl ihr, wie dem Kind geht es gut; und es ist ein schönes Mädchen; es wird am Leben bleiben. Der Dechant war Pate, und Frau Katharina und ich waren Patinnen; ich wollte gerade Stoyte sagen, aber ich glaube, ich habe gehört, man tue keine Mädchen und Ehefrauen zusammen; ich weiss freilich nicht, weshalb ich das glaube, und frage auch nichts danach; was geht das mich an? Aber ich muss schwatzen, usw.«
28. Ich bin heute um der Gesundheit willen zu Fuss in die Stadt gegangen; ich tue das immer, wenn das Wetter schön ist und die Geschäfte es erlauben; denn dann muss ich einen tüchtigen Spaziergang machen, und etwas Besseres kann ich gegenwärtig für meine Gesundheit nicht tun. Irgend ein Buchdrucker hat alles zusammengescharrt, was ich geschrieben habe; und es ist neulich in einem Band erschienen; ich weiss nichts davon; es geschah ohne mein Wissen und meine Einwilligung; es ist ein Vierschillingband und heisst: Miszellaneen in Prosa und Versen. Tooke behauptet, er wisse nichts davon, aber ich glaube, er steckt dahinter. Mit derlei Dingen muss man Geduld haben. Das beste dabei ist, dass ich nicht mehr geplagt werde. Immerhin will ich für MD ein paar Exemplare mitbringen; vielleicht möchten Sie sie sehen. Ich höre, dass sie ausgezeichnet verkauft werden.
Den 1. März. Morgens. Ich habe Patrick rufen müssen, damit er in seinem Kalender nach dem Datum des Tages sähe; ich wusste nicht, ob es nicht vielleicht ein Schaltjahr war. Der Almanach sagt, es sei das dritte Jahr nach einem Schaltjahr, und ich glaubte bisher immer, jedes dritte Jahr sei ein Schaltjahr. Ich freue mich, dass sie so selten kommen; aber ich bin überzeugt, als ich ein Junger Mann war, war es anders; ich sehe, die Zeiten haben sich seither gewaltig geändert. Schreiben Sie mir, Burschen, auf Jeden Fall tun Sie es, bevor diese Seite zu Ende ist; dann will ich die andre Seite für die Antwort behalten: Jetzt will ich also an den Bischof von Clogher schreiben; guten Morgen, Burschen. – – Abends. Ich habe heute bei Frau Vanhomrigh gegessen, denn es war ein Regentag, und da Lady Betty Butler es wusste, schickte sie, um mir sagen zu lassen, dass sie abends meine Gesellschaft erwartete; auch die Vans (so nennen wir sie) sollten da sein. Die Herzogin und sie gehn diesen Sommer nicht mit dem Herzog hinüber; und ich gehe also zu Bett.
2. Dieses Regenwetter richtet mich durch Wagen und Sänften zugrunde. Heute bin ich mit Herrn Sterne herumgeschlendert, um mit ihm zu Moor zu gehn und seine Angelegenheit im Schatzamt zu empfehlen. Sterne sagt mir, ich sei seine einzige Stütze; aber ich habe es absolut abgelehnt, die Sache Herrn Harley zu empfehlen, denn ich habe ihn letzthin schon zuviel mit andrer Leute Angelegenheiten belästigt; und die Wahrheit zu sagen, so hat mir Herr Harley ausserdem gesagt, Sternes Sache gefiele ihm nicht; immerhin will ich ihm helfen, weil ich mir denke, dass MD es wünschen. Aber wenn er sagt, ich sei seine einzige Stütze, so lügt er, und er ist ein Narr. Ich habe bei Lord Abercorn gegessen; sein Peasley heiratet Ostern zehntausend Pfund.
3. Ich vergass, Ihnen zu sagen, dass ich gestern morgen bei Herrn Harleys Lever war; er schwor, ich käme aus Trotz, um ihn unter einer Schar von Narren zu sehn. Ich wollte ihn bitten, dass ich dem Herzog von Ormond mitteilen dürfte, wie die Sache mit den Erstlingen steht. Er versprach, es ihm seinerseits mitzuteilen, und lud mich ein, heute bei ihm zu speisen. Jeden Samstag essen der Lord Siegelbewahrer, Staatssekretär St. John und ich bei ihm; bisweilen auch Lord Rivers, aber sonst wird niemand hereingelassen. Patrick brachte mir ein paar Brief in den Park; darunter war einer von Walls und der andre, ja, wahrhaftig, der andre war von unsern kleinen MD, Nummer 11. Den Rest las ich im Park; den von MD aber in einer Sänfte, als ich vom Schloss zu Herrn Harley ging; und wahrhaftig, ich war froh, als ich ihn las und sah, dass alles in Ordnung ist. O, aber ich werde ihn wenigstens in vier, fünf Tagen noch nicht beantworten, vielleicht aber auch früher. Bin ich nicht albern? Wahrhaftig, Ihr Brief könnte einen Hund albern machen, wenn ich einen Hund hätte, der albern sein könnte; aber es müsste ein kleiner Hund sein. Ich blieb bis nach neun bei Herrn Harley, und wir haben noch viel beredet, nachdem die andern gegangen waren. Ich habe ihm sehr offen meine Meinung gesagt, wo er sie zu hören wünschte. Er beklagte sich, ihm sei nicht sehr wohl, und er hat mich eingeladen, Montag wieder bei ihm zu essen. Dann ging ich wie ein feiner Herr zu Fuss nach Hause, um Ihnen all das zu erzählen.
4. Ich habe heute bei Herrn Staatssekretär St. John gegessen; und nach Tisch erhielt er einen Brief von Herrn Harley, dass es ihm sehr schlecht ginge; Gott erhalte ihm seine Gesundheit; von ihr hängt alles ab. Das Parlament kann jetzt ohne ihn keinen Schritt tun, und die Königin auch nicht. Ich sehne mich danach, in Irland zu sein; aber die Minister bitten mich, hier zu bleiben; wenn aber dieser Parlamentstrubel vorüber ist, werde ich versuchen, mich fortzustehlen; inzwischen, hoffe ich, wird die Geschichte mit den Erstlingen erledigt sein. Das Königreich ist sicherlich so sehr zugrunde gerichtet, wie es nur je ein bankrotter Kaufmann war. Wir müssen Frieden haben, sei es ein günstiger oder ein ungünstiger, obwohl niemand davon zu reden wagt. Je näher ich mir die Dinge betrachte, um so weniger gefallen sie mir. Ich glaube, der Bund wird bald in Stücke gehn; und unsre Parteispaltungen im Innern mehren sich. Das Ministerium steht auf einem sehr schmalen Boden, wie eine Landenge zwischen den Whigs auf der einen und den heftigen Torys auf der andern Seite. Es sind tüchtige Piloten, aber der Sturm ist zu wild, das Schiff zu verfault, und die ganze Mannschaft wider sie. Lord Somers ist zweimal im Gemach der Königin gewesen; einmal vor ganz kurzer Zeit. Und Ihre Herzogin von Somerset, die jetzt die Schlüssel hat, ist eine einschmeichelnde Frau; ich glaube, sie werden versuchen, dasselbe Spiel zu spielen, das wider sie gespielt worden ist. Sie haben die Königin so lange davor gewarnt, sich beherrschen zu lassen, dass sie ihre Warnung nur zu genau befolgt. Ich könnte über diese Dinge bis morgen plaudern, aber sie machen mich melancholisch. Es musste mir auffallen, dass Herr Harley mir jüngst nach einer langen Unterhaltung, obgleich er von allen Menschen, die leben, der furchtloseste ist und am wenigsten leicht verzweifelt, sagte, es verschaffe ihm Erleichterung, wenn er mir sein Herz eröffnen könnte.
5. Herr Harley fühlt sich immer noch nicht wohl, aber seine Geschäfte zwingen ihn zum Ausgehn: er hat einen wunden Hals und wurde gestern abend geschröpft; ich habe zwei- oder dreimal zu ihm geschickt und angefragt. Ich höre, heute abend ist ihm wohler. Ich habe heute mit Dr. Freind bei einem Dritten in der Altstadt gegessen; ich sollte für jemand anders gelten, und es wurde ein verdammt alberner Scherz durchgeführt, der mir ganz übel machte. Das Wetter wird schön, und ich will spazierengehn wie Kamillen. Und bitte, gehn Sie zu Fuss zu Ihrem Dechanten oder Ihrem Manley oder Ihrem Walls. Aber Ihre Wohnung macht Sie so hochmütig, dass Sie weniger zu Fuss gehn werden als je. Kommen Sie, lassen Sie mich ins Bett, Burschen.
6. Dass Herr Harley gestern wieder ausgegangen ist, hat ihn ein wenig zurückgebracht. Ich bin zweimal hingegangen und habe geschickt, denn ich bin in Sorge um ihn. Ford griff mich auf, und ich musste an seinem Operntag mit ihm essen; da nahm ich Herrn Lewis mit und blieb bis sechs bei ihm sitzen. Herrn Addison habe ich seit drei Wochen nicht mehr gesehn; unsre ganze Freundschaft ist vorüber. Ich gehe in kein Kaffeehaus mehr. Dem Herzog von Ormond habe ich heute einen Pastor des Bischofs von Clogher vorgestellt, einen gewissen Richardson, er übersetzt Gebete und Predigten ins Irische und hat einen Plan entworfen, die Iren in der protestantischen Religion zu unterrichten.
7. Morgens. Wahrhaftig, um ein Haar – ich könnte den Drang im Herzen finden – Wäre nicht eins, so hätte ich Lust – und wenn ich nicht etwas andres zu tun hätte, so würde ich Ihren Heben, naseweisen Brief beantworten. O Himmel, ich schreibe ganz schief, weil ich im Bett schreibe. O wahrhaftig, aber ich muss ihn beantworten, sonst behalte ich keinen Raum, denn Samstag muss er abgehn; und glauben Sie nicht, dass ich die dritte Seite vollschreiben werde; soweit sind wir noch nicht, junge Frauen. Nun also, was Ihren Bernage angeht, so habe ich schon genug gesagt: ich habe ihm letzte Woche geschrieben. – Wenden Sie das Blatt. Nun, was sagt MD zu der kommenden Welt? Ich will Ihnen sagen, Frau Stella, meinem Kopf geht es weit besser und ich hoffe, es wird so bleiben. Wie kommt es, dass Ihr Brief fünfzehn Tage gebraucht hat, während sie meinen fünfzehnten in sieben hatten? Das sagen Sie mir, Sie Halunkinnen. Dass sie bei Gevatterin Walls sind, ist der Entschuldigung genug: ich sehe, ich habe mich im Geschlecht geirrt; es ist ein Junge. Ja, ich verstehe Ihre Chiffre, und Stella hat richtig geraten, wie sie es immer tut. Er hat mir al bsadnuk lboinlpl dfaonr ufainfbtoy dpionufnad Jeder zweite Buchstabe ist zu streichen: a bankbill for fifty pound: eine Banknote über fünfzig Pfund; er = Harley. gegeben, die ich ihm durch Herrn Lewis zurückschickte, bei dem ich mich in einem Brief schwer beklagte, und dieser Brief wurde ihm gezeigt; und damit war die Sache zu Ende. Er sagte mir, er habe etwas wider mich; ich sagte ihm, ich hätte auch etwas wider ihn; und damit war unsre Freundschaft wieder hergestellt; ich glaube, er liebt mich so herzlich, wie ein grosser Minister einen Menschen nach so kurzer Zeit nur lieben kann. Habe ich nicht recht gehandelt? Ich freue mich von Herzen, dass Sie Ihr Lähmungswasser haben; ich bete zu Gott, dem Allmächtigen, dass es meiner teuersten kleinen Stella gut tun möge. Ich vermute, dass Frau Edgeworth letzten Montag vor acht Tagen aufgebrochen ist. Ja, ich lese die Examiners, und sie sind sehr gut geschrieben, wie Sie sagen. Ich glaube nicht, dass sie gegen den Herzog zu streng sind; sie beschuldigen ihn nur der Habgier, und seine Habgier hat uns zugrunde gerichtet. Sie können sich darauf verlassen, dass alles darin auf Wahrheit beruht. Der Verfasser ist nicht Prior, aber vielleicht ist es Atterbury Es war Swift selber.. – Nun, Frau Dingley, sagt sie, es ist schönes Wetter, sagt sie; Ja, sagt sie, und wir sind in die neue Wohnung eingezogen. Ich berechne die Ersparnis, wenn Sie in der andern wären, auf acht Pfund in fünf Monaten; und Sie haben die so wenig erspart wie achttausend. Ich bin froh, dass Sie jenen zwinkernden, schielenden Franzosen los sind. Ich will Ihnen eine Anweisung über fünf Pfund für das halbe Jahr auf Parvisol schicken. Und muss ich weiter vier Schillinge die Woche zahlen, ohne dass ich dafür esse oder trinke? – Wer zum Teufel hat gesagt, Atterbury und Ihr Dechant sähen sich ähnlich? – Ihren Kanzler habe ich niemals gesehn, und seinen Kaplan auch nicht. Dieser ist ein Mann von grosser Gelehrsamkeit, und er möchte gern Schriftsteller werden; Ihr Kanzler ist ein ausgezeichneter Mann. Seinen Vogel hat Patrick wegen seiner Zahmheit gekauft, er ist aber jetzt der wildeste, den ich je gesehn habe. Dreimal sind ihm die Flügel beschnitten worden, und jetzt sind sie wieder da: er wird uns nach Irland nachfliegen können, wenn er will. – Ja, Frau Stella, Dingleys Schrift ist der Prestos ähnlicher als die Ihre: wenn Sie den Brief auch adressiert haben, wie irgend einer sagen würde, weshalb sollte ich darum wohl nicht ebenso gut wie Presto schreiben, wie Dingley es tut? Sie mit Ihren linkischen SS; können Sie nicht so schreiben: SS? Nein, sondern immer SSS. Sie anmassenden Schlumpen, Prestos Schrift zu beschimpfen! Wie durch die Behauptung, wenn Sie die Augen schlössen, schrieben Sie am meisten wie Presto! Ich weiss noch die Zeit, als ich Ihnen nicht halb so deutlich schrieb wie jetzt; aber ich erbarme mich Ihrer beider; Ich bin sehr besorgt um die Augen der Frau Walls. Walls sagt mir nichts darüber in seinem Brief, der nach dem Ihren datiert ist. Sie sagen, wenn sie sich erholt, kann sie die Sehkraft verlieren. Ich hoffe, sie ist nicht in Lebensgefahr. Ja, Ford ist so nüchtern, wie es mir gefällt: ich gewöhne ihn daran, als bequemer Gefährte mit mir spazieren zu gehn; stets bereit zu dem, was ich will, wenn ich der Geschäfte und der Minister müde bin. Ich gehe keine zweimal ins Kaffeehaus. Ich gehe sehr regelmässig vor elf Uhr ins Bett. Und also sagen Sie, dass Stella ein hübsches Mädchen ist? Und das ist sie auch, und mich dünkt, ich sehe sie jetzt so hübsch vor mir wie der Tag lang ist. Wissen Sie eins? Wenn ich in unsrer Sprache schreibe, spitze ich den Mund, wie wenn ich sie spräche. Ich habe mich eben dabei ertappt. Und ich denke mir, Dingley ist so schön und so frisch wie eine Magd im Mai und ist bei Gesundheit und gar nicht hypochondrisch. – In der Abrechnung, die Sie geschickt haben, rechnen Sie wie gewöhnlich vom ersten November ein Jahr? Arme Stella, will Dingley Ihnen nicht ein einziges Tageslicht gönnen, um an Presto zu schreiben? Nun, nun, in Kürze wollen wir ihr zum Trotz Tageslicht haben. »Und Sie müssen weinen, ja ja, ja ja, und noch einmal ja ja. Müssen Sie Pdfr nachahmen, bitte? Ja, und das sollen Sie auch. Und nu hab ich Ihren Brief beantwortet. Duten Morgen.« Alles in den Anführungszeichen ist in Kindersprache geschrieben. – Heute morgen schickte Frau Barton, um mich zu Tisch zu laden; und ich habe bei ihr gespeist, und zwar genau auf die hübsche Art, die MD hatten, wenn sie jemand bewirteten, der etwas Besseres war als der gewöhnliche Besuch.
8. O liebe MD, mir bricht fast das Herz. Sie werden davon hören, ehe dieser Brief Sie erreicht. Ich habe heute abend dem Erzbischof von Dublin einen ausführlichen Bericht darüber geschrieben. Mir war sehr wenig danach zu Mute, zu schreiben, aber ich dachte, es wäre angebracht, einen genauen Bericht über die Sache hinüberzuschicken; denn Sie werden tausend lügnerische Einzelheiten hören. Herr Harley ist heute nachmittag um drei Uhr in einer Ratskommission erstochen worden. Ich spielte gerade Lady Catherine Morris' Karten, denn bei ihr hatte ich gesessen, als der junge Arundel mit der Geschichte hereinkam. Ich lief auf der Stelle davon und zum Staatssekretär; denn sein Haus lag auf meinem Wege; aber es war niemand zu Hause. Ich traf Frau St. John in ihrer Sänfte; sie hatte nur erst unvollkommen davon gehört. Ich nahm mir eine Sänfte bis zu Herrn Harley, der schlief; man hofft, dass keine Gefahr vorhanden ist; aber ihm war nicht wohl, und nun ist er heute ausgegangen; und es kann ihm ein Fieber einbringen: ich schwebe in Todesangst um ihn. Dieser verzweifelte französische Halunke, der Marquis de Guiscard, wollte Herrn Harley erstechen. Guiscard war auf Befehl des Staatssekretärs St. John wegen Hochverrats verhaftet worden; und als er vor den Lords verhört werden sollte, wollte er Herrn Harley erstechen. Ich habe schon dem Erzbischof alle Einzelheiten erzählt. Ich habe jetzt um neun Uhr wieder hingeschickt, und man sagt, es gehe ihm gut. Bitte, entschuldigen Sie meine Verstörtheit! Jetzt muss ich an all seine Güte mir gegenüber denken. – Das arme Geschöpf liegt jetzt in seinem Bett, erstochen von einem verzweifelten, französischen, papistischen Halunken. Gute Nacht, und Gott behüte Sie beide und haben Sie Mitleid mit mir, ich brauche es.
9. Morgens; sieben; im Bett. Patrick kommt eben von Herrn Harley. Bis vier Uhr hat er gut geschlafen, der Arzt hat bei ihm gewacht: jetzt schläft er wieder; als er erwachte, hatte er Schmerzen in der Wunde; sie meinen, er sei nicht in Lebensgefahr. Diesen Bericht hat der Arzt dem Pförtner gegeben, damit der ihn weitergäbe, wenn Leute schicken sollten. Ich bete zu Gott, dass er ihn erhalte. Ich stehe auf und gehe zum Staatssekretär St. John. Man sagt, Guiscard werde an den Wunden sterben, die Herr St. John und die andern ihm versetzt haben. Ich werde Ihnen heut abend mehr sagen. – Abends. Herr Harley ist noch immer in der Besserung; aber er hat die letzte Nacht schlecht geschlafen und Schmerzen gehabt. Ich war heute morgen schon früh bei dem Staatssekretär; ich habe bei ihm gegessen, und er hat mir mehrere Einzelheiten über diesen Zwischenfall gesagt, die zu berichten zu weit führen würde. Herr Harley ist auch heute Abend noch in der Besserung, aber immer noch nicht ausser Gefahr; und bis dahin habe ich keine Ruhe. Gute Nacht, usw., und haben Sie Mitleid mit Presto.
10. Herr Harley hat gestern nacht keine Ruhe gefunden; aber er hat kein Fieber, und die Hoffnung, dass er aufkommen wird, steigt. Ich hatte einen Brief von Herrn Walls und einen von Herrn Bernage. Ich will sie hier beantworten, da ich keine Zeit habe, um ihnen zu schreiben. Herr Walls schreibt dreierlei. Zunächst über hundert Pfund von Dr. Raymond, von denen ich nichts höre; und jetzt ist es zu spät. Zweitens über Herrn Clements; ich kann nichts dabei tun, weil ich Herrn Pratt nicht erwähnen soll; und ich kann nicht empfehlen, ohne dass ich Herrn Pratts Einwände kenne und weiss, mit wem Clements verwandt ist, und wer ihn in die Stellung gebracht hat. Drittens darüber, dass ich das Kind aus der Taufe heben soll; das steht in meiner Macht, und da mir nichts andres übrigbleibt, so werde ich mich fügen. Ich wollte, Sie könnten es verhindern; aber wenn es nicht anders geht, so bezahlen Sie, was Sie für anständig halten, und lassen Sie den Stellvertreter für mich amtieren; sein Vornahme soll zu Ehren meines Freundes Harley lauten; er liegt erstochen darnieder, und es bestehen Zweifel, ob er am Leben bleibt. Was Bernage angeht, so schreibt er mir, sein Oberst habe ihm angeboten, ihn für hundert Pfund zum Kapitänleutnant zu machen. Er ist ein solcher Narr gewesen, dass er ihm Geld angeboten hat, ohne mir vorher zu schreiben, obgleich ich ein Dutzend Briefe von ihm bekommen habe; und dann bittet er mich, hierüber nicht zu reden, denn er fürchtet, dass sein Oberst sich erzürnt. Die Leute sind verrückt. Was kann ich tun? Ich habe Oberst Disney gebeten, der bei dem Staatssekretär für ihn gesprochen hat, und dann erzählte ich ihm die Geschichte. Er versicherte mir, Fielding (Bernages Oberst) habe gesagt, er hätte diese Summe bekommen können; aber wegen seiner grossen Empfehlungen hätte er ihm die Stelle umsonst geben wollen: und ich möchte nun, dass Bernage ihm einen Dankbrief schreibt, als wäre ihm die Stelle auf Grund von Empfehlungen umsonst gegeben worden. Disney sagt, er werde noch einmal mit Fielding reden und diese Sache aufklären; und dann werde ich an Bernage schreiben. Die Pest soll ihn holen, wenn er Geld verspricht, bevor mir die Sache versprochen wird, und wenn er obendrein dann eine so heikle Geschichte daraus macht, dass man bei dem Oberst keine Beschwerde erheben kann; aber er mag tun, wie ich ihm sage, und dann ist die Geschichte erledigt. Ich habe den Staatssekretär dafür gewonnen; und ich bin überzeugt, es war als Gefälligkeit für mich gemeint, und es sollte kein Geld dafür gezahlt werden; und hundert Pfund ist für ein solches Geschäft zu viel, wie mir ein Generalmajor sagte, als ich ihn um seine Ansicht bat. Ich habe es jetzt eilig und kann nicht mehr sagen. Leben Sie wohl, usw. usw.
Wie soll ich an Ihre neue Wohnung adressieren, bitte, meine Damen? Sagen Sie mir das, Sie Unverschämtheit und Naseweisheit.
Sind Sie etwa nicht naseweis, wenn Sie Dada schreiben wie Presto?
O der arme Presto!
Herrn Harley geht es besser heut abend, das macht mich so keck, Sie naseweisen Gog und Magog.