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Brief XXXVIII.

London, den 29. Dezember, 1711.

Ich habe meinen Brief heute abend befördert, als ich vom Essen bei Ned Southwell zurückkam; ich habe dort sehr guten irischen Wein getrunken, und wir sind über diese glückliche Wendung der Dinge in heller Freude. Die Königin hat sich endlich zu ihrem eignen Nutzen und ihrer Sicherheit überreden lassen, und ich glaube aufrichtig, dass sie sich und das Königreich sehr unglücklich gemacht haben würde, hätte sie es anders gewollt. Es ist noch tiefstes Geheimnis, dass Masham einer der neuen Lords ist; man sagt, er wisse es selbst noch nicht; die Königin wolle ihn damit überraschen. Der Staatssekretär wird gegen den Schluss der Tagung zum Lord ernannt werden; vorläufig braucht man ihn noch im Unterhaus. Letzten Grundes ist es eine unheimliche, unglückliche Notwendigkeit, dass so viele Pairs auf einmal berufen werden mussten; aber die Königin hat sie sich durch ihre verdammte Ziererei und Mässigung selber zugezogen. Drei gehören, wie ich Ihnen schon sagte, unsrer Gesellschaft an.

30. Ich habe gestern dem Dechanten und Ihnen eine Lüge geschrieben; denn der Herzog von Somerset ist noch nicht entsetzt. Ich war heute bei Hofe, und ich beschloss, den Whigs gegenüber sehr höflich zu sein, von denen ich jedoch wenig sah. Als ich im Schlafzimmer mit Lord Rochester sprach, trat er zu Lady Burlington, die ihn fragte, wer ich wäre; und Lady Sunderland und sie begannen über mich zu flüstern. Ich bat Lord Rochester, Lady Sunderland zu sagen, ich fürchtete, sie wäre nicht so sehr in mich verliebt, wie ich in sie, aber er wollte meine Botschaft nicht überbringen. Die Herzogin von Shrewsbury kam auf mich zugelaufen und entfaltete ihren Fächer, um uns vor der Gesellschaft zu verbergen; und wir wünschten einander zu diesem Wandel Glück, seufzten aber, als wir daran dachten, dass die Familie Somerset nicht fortgeschickt worden war. Der Staatssekretär und ich, Bruder Bathurst und Lord Windsor haben heute beim Herzog von Ormond gegessen. Bathurst und Windsor sind zwei der neuen Pairs. Ich bat heute bei Hofe Lord Radnors Bruder, er möchte My Lord sagen, ich würde um sechs bei ihm vorsprechen; ich tat es und habe drei Stunden lang mit ihm gestritten, um ihn zu uns herüberzuziehn; und ich habe so eindringlich geredet, dass ich glaube, er wird mit sich reden lassen; aber er ist ein Halunke, und obwohl ich sagte, ich spräche nur aus Liebe zu ihm, so sagte ich ihm da eine Lüge; denn ich würde mir nichts daraus machen, wenn er gehängt würde; aber jeder, den wir gewinnen, ist von Bedeutung. Der Herzog von Marlborough war heute bei Hofe, und kaum jemand beachtete ihn. Dass Masham Lord wird, beginnt bekannt zu werden; bei Hofe lässt sich nichts geheim halten. Mittwoch wird ein grosser Tag, da sollen Sie mehr hören.

31. Der Frost hat gestern nachgelassen, und es ist sehr schmutzig; trotzdem bin ich zu Fuss in die Stadt gegangen und habe dort gegessen und einiges bei dem Drucker geordnet. Ich habe Dr. King Dies ist natürlich nicht der Dr. William King, der Erzbischof von Dublin war; sondern Dr. William King, ein zweitklassiger Dichter der Zeit und zugleich Anwalt am geistlichen Gerichtshof. in der Gazette untergebracht; das bedeutet zweihundert Pfund im Jahr für ihn. Die Adelsbriefe der neuen Lords sind heraus; mir gefällt das Auskunftsmittel nicht; wenn nur ein andres zu finden gewesen wäre. Ich sehe, dass ich das schon einmal gesagt habe. Ich höre, der Herzog von Marlborough ist all seiner Ämter entsetzt worden; ich werde es morgen erfahren; da soll ich Dr. King zum Essen zum Staatssekretär mitbringen. – Das sind starke Arzneien; ich bete zu Gott, dass der Patient sie vertragen möge. Die Leute des letzten Ministeriums sind ganz verzweifelt.

Den 1. Januar. Jetzt wünsche ich meinen teuersten kleinen MD viele glückliche neue Jahre; ja, sowohl Dingley wie Stella, ja, und Presto auch, viele glückliche neue Jahre. Ich habe bei dem Staatssekretär gegessen und es ist wahr, dass der Herzog von Marlborough aller Ämter entsetzt ist. Der Herzog von Ormond hat sein Gardeinfanterieregiment erhalten; wer das andre hat, weiss ich nicht. Wenn das Ministerium des Friedensschlusses nicht sicher ist, so erstaunt mich dieser Schritt, und bestenfalls billige ich ihn nicht. Die Königin und der Lord Schatzmeister hassen den Herzog von Marlborough bis auf den Tod, und dem verdankt er seinen Fall mehr als seinen andern Fehlern; es sei denn, dass er zu sehr mit seiner eignen Partei intrigiert hat, worüber ich nichts einzelnes gehört habe. Wie es aber auch hege, das Ausland wird uns tadeln. Ich gebe zu, ich glaube, dass er ausser in seiner Eigenschaft als Heerführer keine einzige gute Seite hat; und selbst seine Tüchtigkeit habe ich ihm von mehreren grossen Soldaten abstreiten hören. Aber solange er den Oberbefehl hatte, haben wir in den Waffen beständige Erfolge gehabt. Der Ruf wirkt im Kriege viel, und ich glaube, die Franzosen halten es für unmöglich, ein Heer zu besiegen, das er führt; und unsre Soldaten denken desgleichen. Und inwiefern dieser Schritt die Franzosen ermutigen kann, uns noch Streiche zu spielen, das weiss kein Mensch. Ich liebe es nicht, wenn sich persönlicher Groll in die öffentlichen Geschäfte mischt.

2. Da heute das Oberhaus zusammentrat und die neuen Pairs eingeführt wurden, so ging ich nach Westminster, um mir das Schauspiel anzusehn; aber das Gedränge im Hause war zu gross. So ging ich denn nur ins Ankleidezimmer, um meinen vier Brüdern, Sir Thomas Mansel und Lord Windsor Glück zu wünschen; mit den andern sechs bin ich nicht bekannt. Es wurde befürchtet, dass die Whigs Schwierigkeiten machen würden, aber es geschah nichts. Mittags suchte ich Lady Masham auf und wünschte ihr Glück zu ihrer neuen Würde, und ein glückliches neues Jahr. Ich sah, dass sie sich sehr freute; denn die Pairswürde wird sie bis zu einem gewissen Grade schützen, wenn eine neue Wendung der Dinge eintreten sollte. Sie bat mich, abends zu kommen und mit ihr und dem Lord Schatzmeister zu Nacht zu essen; ich ging um neun hin, aber sie war nicht zu Hause, und ich wollte nicht warten. – Nein, nein, ich will Ihren Brief noch nicht beantworten, junge Frauen. Ich habe bei einem Freund in der Nachbarschaft gegessen. Ich sehe hier nichts von Weihnachten, ausser wo ich esse Pökelfleisch und Pasteten; und dann muss ich den Pförtnern und Haushofmeistern grosser Herren meine halben Kronen wie Pfennige geben. Gestern habe ich dem Burschen in der Schenke, wo ich die Gesellschaft bewirtet habe, sieben gute Guineen bezahlt. Ich habe Lust, Ihnen die Rechnung zu schicken. Ich glaube, ich habe Ihnen ein paar Gerichte genannt. Ich habe noch nichts darüber gehört, ob im Oberhaus nach der Einführung der neuen Pairs noch irgend etwas geschehn ist. Ford hat bis naaach zwööölf Uhr bei mir gesessen.

3. Heute war unser Gesellschaftstag; Lord Dupplin war Vorsitzender; wir wählen ihn jede Woche; der letzte Vorsitzende bewirtet und ernennt seinen Nachfolger. Ich glaube, unser Diner hat ausser dem Wein fünfzehn Pfund gekostet. Der Staatssekretär wurde lebendig und wollte mich nicht gehn lassen, und auch Lord Lansdown nicht, der gern zu seiner Frau nach Hause gegangen wäre, denn er ist mit Lady Mary Thynne jung verheiratet. Es war fast eins, als wir uns trennten; also müssen Sie wissen, dass ich heute abend nicht viel schreiben kann. Die Vertagung des Oberhauses, die die Königin gewünscht hatte, ging genau mit den zwölf neuen Lords und noch einem durch. Lord Radnor war nicht anwesend; ich hoffe, ich habe ihn geheilt. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich Dr. King die Gazetteanstellung verschafft habe? Sie wird ihm mehr als zweihundert Pfund im Jahr einbringen; ich glaube, ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, aber ich bin vergesslich. Gehn Sie, scheren Sie sich zu Ihrem Ombre, Ihrem Rotwein und Ihren gerösteten Orangen. Ich will schlafen gehn.

4. Ich kann die Reste meiner Erkältung nicht los werden. Ich war heute in der Altstadt und habe bei meinem Drucker gegessen, dem ich eine Ballade gab, die von mehreren stammt, von wem, weiss ich nicht. Ich glaube, Lord Schatzmeister ist nicht unbeteiligt; den grössten Anteil, so vermute ich, hatte Dr. Arbuthnot an ihr. Ich habe ein paar weitere Druckschriften durchgesehn; auch eine Broschüre, die einer meiner Unterputzer gemacht hat. Somerset ist immer noch nicht fortgeschickt. Ich zweifle nicht daran, dass Sie die Prophezeiung in Irland drucken werden, obwohl sie hier nicht veröffentlicht worden ist; nur Freunden sind gedruckte Exemplare überreicht worden. Sagen Sie mir, ob Sie sie verstehn? Nein, wahrhaftig, ohne Hilfe nicht. Sagen Sie mir, wo Sie stecken bleiben, und ich will es Ihnen erklären. Wir haben gestern ein Mitglied unsrer Gesellschaft wegen grober Vernachlässigung und wegen Nichterscheinens ausgeschlossen. Ich habe auf Befehl an ihn geschrieben und es ihm mitgeteilt. Es ist Tom Harley, Sekretär des Schatzamts und leiblicher Bruder des Lord Schatzmeisters. Er geht im Namen der Königin nach Hannover. Ich soll den Herzog von Ormond über seine Wahl unterrichten, sobald ich ihn sehn kann. Heute morgen habe ich ein Pfarrkind von mir begleitet, einen gewissen Nuttal, der wegen eines Legats von hundert Pfund herübergekommen ist; ein Halunke von Anwalt hatte sich geweigert, sie ihm auszuzahlen, und wollte nicht glauben, dass er der Mann wäre. Ich habe dem Anwalt einen scharfen Brief geschrieben; ich hätte Nuttal in meinen Schutz genommen und sei entschlossen, ihm beizustehn; und dann kam die Nachricht, der Anwalt bäte mich um meinen Besuch, damit ich bezeugte, dass er der Mann wäre. Ich ging hin, und das Geld wurde ihm auf der Stelle ausgezahlt. Dann besuchte ich den Lord Schatzmeister, der jetzt wieder, ganz wohlauf ist, und alles geht gut, nur dass die Familie Somerset noch nicht entlassen ist. Ich hasse das, und es gefällt mir nicht, wie der Mann sagte usw. Dann ging ich und suchte den armen Will Congreve auf, an dessen einem Auge ein französischer Bursche herumarbeitete; er ist auf beiden fast blind. Ich habe mit einigen Kaufleuten in der Altstadt gegessen, konnte aber Stratford, mit dem ich zu tun hatte, nicht sehn. Presto, lassen Sie Ihre Unverschämtheit und beantworten Sie unsern Brief, sagt MD. Ja, ja, dieser Tage, wenn ich sonst nichts zu tun habe. O, wahrhaftig, ich schreibe schon eine Woche an diesem Brief, und noch ist die eine Seite nicht voll. – Diese hässlichen Flecken sind kein Tabak; sondern es ist der letzte Goldrandbogen grossen Papiers, den ich habe; deshalb halten Sie den Mund. Nuttal war ganz erstaunt, als man ihm Papierstücke gab statt des Geldes; er konnte nicht bis zehn Pfund zählen, sondern geriet mit der irischen Art in Konflikt. Ben Tooke und mein Drucker hatten mich gebeten, sie zu Buchhändlern der Feldzeugmeisterei zu machen, die Lord Rivers an Stelle des Herzogs von Marlborough bekommen hat. Das wird jedem von ihnen hundert Pfund im Jahr einbringen, wenn ich es durchsetzen kann. Ich will es morgen versuchen.

6. Ich ging heute morgen zum Grafen Rivers, beglückwünschte ihn zu seinem neuen Amt und bat ihn, meinen Drucker und Verleger zu Buchhändlern seiner Verwaltung zu ernennen. Er hat es mir auf der Stelle zugesagt; aber als alter Höfling sagte er, es geschehe einzig um meinetwillen; er habe zwar gehört, ich hätte die Absicht gehabt, den Staatssekretär zu bitten, damit der mit ihm spräche, und er bitte mich, ich möchte ihn bitten, dass er das täte; aber er täte es nur mir zu Gefallen. Das ist eine höfische List, um so vielen wie nur möglich auf einmal einen Gefallen zu tun. Ich habe der armen Frau Wesley, die bei sehr schlechtem Befinden ist, statt in die Kirche zu gehn, eine Andacht vorgelesen; dann ging ich zu Hofe, wo es sehr voll war, weil man erwartete, den Prinzen Eugen zu sehn; er ist gestern abend gelandet und wohnt in Leicester House; die Königin hat er erst heute abend um sechs aufgesucht. Ich hoffe und glaube, er kommt zu spät, um den Whigs noch zu nützen. Ich habe es abgelehnt, beim Staatssekretär zu essen, und wäre fast um mein Diner gekommen, das ich schliesslich bei einem privaten Bekannten einnahm. Um sechs ging ich zu Hofe, um den Prinzen zu sehn, aber er war zur Königin hineingegangen, und als er herauskam, ging der Staatssekretär, der ihn vorgestellt hatte, so dicht neben ihm, dass er ihn mir mit seiner grossen Perücke ganz verbarg. Ich will Ihnen eine gute Geschichte erzählen. Als Prinz Eugen mit dem Staatssekretär zu Hofe ging, erzählte er dem, Hoffmann, der Botschafter des Kaisers, habe seiner Hoheit gesagt, es schicke sich nicht, ohne lange Perücke zu Hofe zu gehn; er aber trug eine aufgebundene. »Nun,« sagte der Prinz, »ich wusste nicht, was ich anfangen sollte, denn ich habe in meinem Leben noch keine lange Perücke gehabt; ich habe auch zu all meinen Kammerdienern und Lakaien geschickt, um zu sehn, ob einer von ihnen eine hätte, so dass ich sie borgen könnte; aber keiner hatte eine.« – War das nicht sehr gross gesprochen und nicht ohne einige Verachtung? Aber der Staatssekretär sagte, es käme nicht darauf an; dergleichen beobachteten nur Kammerherrn. Ich habe bei Lord Masham zu Nacht gegessen, und Lord Schatzmeister und der Staatssekretär assen auch dort. Jeder verliess uns um zwölf; wir andern aber haben uns erst um zwei getrennt; und doch habe ich noch all dies geschrieben, weil es noch frisch ist; und jetzt will ich schlafen, wenn ich kann; das heisst, ich glaube, ich werde es können, weil ich ein wenig getrunken habe.

7. Ich war heute morgen beim Herzog von Ormond, um ihm mitzuteilen, dass wir ihm die Ehre erwiesen haben, ihn in unsre Gesellschaft aufzunehmen und um ihn auf nächsten Donnerstag ins Strohdach einzuladen. Er nahm es mit der Dankbarkeit und Demut entgegen, die eine solche Ehre verdient, kann aber erst zur übernächsten Sitzung kommen, weil Donnerstag Prinz Eugen bei ihm essen soll, was ich als gute Entschuldigung gelten liess; ich werde demgemäss berichten. Ich habe bei Lord Masham gegessen und bis acht heute abend bei ihm gesessen; dann ging ich nach Hause, weil mir nicht ganz wohl war; ich hatte Leibschneiden; aber jetzt, da mir wieder wohl ist, will ich zum Abendbrot nicht mehr oder wenigstens sehr selten zu Lord Masham gehn. Lord Schatzmeister ist fast immer da, und das verlockt mich; aber das späte Aufbleiben bekommt mir nicht; das ist das Kurze und Lange davon, und ich will nicht mehr; also nehmen Sie Ihre Antwort, junge Frauen; und heute abend habe ich Ihnen nichts mehr zu sagen; wegen des Erzbischofs nämlich; ich will ihm einen langen Brief schreiben; doch nicht mehr so höflich wie früher; ich werde ihm nicht mehr trauen.

8. Nun, also, kommen Sie, lassen Sie diesen Brief sehn; wenn ich ihn beantworten muss, so muss ich. Was ist nun das? Ja, wahrhaftig, meinen Geburtstag habe ich zwei Tage später beklagt, das ist alles; und Sie reimen, Frau Stella? Sind diese Verse auf meinen Geburtstag gemacht? Wahrhaftig, als ich sie gelesen hatte, liefen sie mir den ganzen Tag lang durch den Kopf, und ich habe sie wohl tausendmal hergesagt; sie tranken Ihr Wohl aus allen Gläsern, und wünschten usw. Ich konnte sie nicht aus dem Kopf los werden. Was, nein, ich glaube, nicht; was sage ich am achten Dezember? Vergleichen Sie, und sehn Sie nach, ob ich das sage. Ich freue mich über Frau Stoytes Besserung, freue mich von Herzen; um Ihr Kind der Dolly Manley und des Bischofs von Cloyne kümmere ich mich nicht; es tut mir aus Ehrbarkeitsgründen leid, weiter nichts. Ja, ja, Sir George St. George ist tot. – Gehn Sie, weinen Sie, Frau Dingley; ich habe an den Dechanten geschrieben. Raymond wird reich werden, denn er hat die Bauwut. Ich wollte, alles, was er verdient, möge ihn von seinen Schulden befrein. Bah, ich heize, dass es brennt wie der Blitz; das kostet mich einen Schilling die Woche, ausser den kleinen Kohlen. Ich habe vier neue Mützen, meine Gnädigste, schön und bequem, aus gestreiftem Kattun statt aus Muslin; also braucht Patrick sie nicht auszubessern, sondern kann die alten auftragen. Stella hat Dingley das Wort aus der Feder genommen; Presto eine Erkältung? Ach, hier stirbt alles daran; ich habe eine solche in meinem Leben noch nicht gehabt, sie ist in fünf Wochen noch nicht gewichen. Ich hoffe, Leigh ist längst bei Ihnen und hat Ihnen Ihre Kiste gebracht. Wie gefällt Ihnen die Elfenbeinraspel? Stella ist böse, aber ich will ihr etwas noch schöneres besorgen. Ist die Schürze nicht ebenso gut? Ich bin überzeugt, dass ich das Geld dafür niemals bekomme; also ist alles wieder in Ordnung. – Worin der Streit mit Sir John Walters bestand? Ei, wir haben uns mit keinem Wort gestritten; nur zog er über mich her, als ich fort war und Lord Schatzmeister und Lord Siegelbewahrer zogen mich eine Woche lang auf. Es war Wasser auf ihre Mühle; eine gründlich ernste Geschichte. – So mögen die Whigs ihre Güter verkaufen oder sich aufhängen, denn Frieden werden wir haben. Lord Schatzmeister sagte mir, Conolly ginge nach Hannover. Ihr Rektor ist ein Geck. Stella ist brav, weil sie nicht böse ist, wenn ich ihr ihre Orthographie vorhalte; in diesem finde ich keine Fehler. Gott der Allmächtige sei gepriesen, dass Ihr Leiden abnimmt. Das mehrt meine Hoffnung, dass es ganz verschwinden wird. Und hat auch sie die Furcht vor der Pest geplagt? Achten Sie nicht auf diese Gerüchte. Ich habe sie fünfhundertmal gehört. Dingleys Abrechnung habe ich in meinem letzten angeführt. Ich hatte Katharinas Siebenpencemittagsessen vergessen. Ich hoffe, es gab Beefsteaks; ich werde im Frühjahr vorsprechen und es essen; aber Gevatterin Stoyte muss mir Kaffee oder grünen Tee geben, den chinesischen trinke ich nicht. Ach, ja, die Broschüre; die vierte Ausgabe enthält einige Zusätze; die fünfte umfasste viertausend Exemplare in kleinerem Druck, die für sechs Pence verkauft wurden. Ja, die Anweisung über zwanzig Pfund von Parvisol habe ich erhalten; und was weiter? Bitte, essen Sie die Äpfel aus Laracor jetzt; ich bitte Sie, bewahren Sie sie nicht auf, sondern sagen Sie mir, wie sie waren. Tookes Anweisung haben Sie in meinem letzten erhalten. Und also ist jetzt Ihr ganzer Brief beantwortet; ich will Ihnen sagen, was ich tue; ich lege Ihren Brief vor mich hin und gehe ihn in aller Ordnung durch und ich beantworte, was einer Antwort bedarf; und so, und so. Nun; als ich erwartete, dass wir alle verloren wären, da hatte ich die Absicht, mich auf sechs Monate zurückzuziehn und mich dann nach Laracor hinüberzustehlen; und tausendmal führte ich zwei Zeilen aus Shakespeare im Munde, wo Kardinal Wolsey sagt:

Ein schwacher Greis, gepeitscht von Staatsgewittern, Kommt zu euch, seine müden Knochen auszuruhn. Ich bitte Sie um Vergebung, ich habe Sie um diesen ganzen Rand betrogen; ich hatte es nicht bemerkt; und er wurde immer breiter und breiter, wie bei Stella, Sie ungeschickten Schlumpen; sie schreibt so so da; das sieht aus wie zwei Eier für einen Groschen. – Ein schwacher Greis! Da sage ich es wieder, und nun werde ich es bis morgen wiederholen. – Der Herzog von Marlborough sagt, er wünsche jetzt nichts so sehr, wie einen Weg zu finden, um Dr. Swift zu versöhnen. Er irrt sich; denn die Dinge, die am schlimmsten wider ihn gingen, sind nicht von mir geschrieben. Der Staatssekretär sagte es mir im Namen eines seiner Freunde; und sicherlich werde ich jetzt, da er am Boden liegt, nicht auf ihm herumtreten; obgleich ich ihn nicht liebe, missfällt es mir, dass er all seine Ämter verloren hat. – Heute morgen hat Bernage mich besucht und gab ein paar mittelmässige Entschuldigungen dafür an, dass er sich so lange nicht hat sehen lassen. Ich mache mir nicht für einen Dreier daraus. Prinz Eugen hat Sonntag nicht beim Herzog von Marlborough gegessen, wohl aber war er gestern abend in Lady Betty Germains Gesellschaft, und es war eine ungeheure Anzahl von Damen da, um ihn zu sehn. Herr Lewis und ich haben bei einem privaten Freund gegessen. Ich habe heute morgen den Herzog von Ormond aufgesucht, der mich bat, ihn um ein Uhr im Cockpit zu treffen; aber er kam nicht. Auch bei der Herzogin habe ich eine Weile gesessen. Uns gefallen die Dinge noch nicht besonders gut. Ich bin früh nach Hause gegangen und will jetzt fleissig sein. Ich will schreiben.

9. Ich konnte letzte Nacht erst nach zwei Uhr schlafen gehn, und vor drei weckte mich schon wieder das Geräusch von Leuten, die mein Fenster zu erbrechen suchten. Eine Weile wollte ich mich nicht rühren, weil ich dachte, es wäre nur Einbildung; als aber der Lärm andauerte, stand ich auf und ging ans Fenster, und da verstummte er. Ich ging wieder zu Bett und hörte ihn noch einmal, diesmal heftiger. Da stand ich auf und rief ins Haus und liess mir eine Kerze bringen; die Halunken hatten das Schiebefenster eine Elle hochgeschoben. Vor meinem Fenster stehn hohe Schuppen, obwohl meine Wohnung im ersten Stock liegt; und wenn sie auf die Schuppen steigen, sind sie fast in gleicher Höhe mit meinem Fenster. Wir sahen ihre Spur und frische zerbrochene Glasscheiben. Die Wächter sagten uns heute, sie hätten sie gesehn, hätten sie aber nicht fassen können. Sie hatten schon um dieselbe Zeit in der Nachbarschaft mehrere andre angegriffen; und in der Suffolk Street, der zweitnächsten Strasse von uns aus, haben sie ein Haus tatsächlich ausgeplündert. Es heisst, es seien aus dem Dienst entlassene Seeleute. Ich ging hinauf, um meinen Diener zu holen und fand sein Bett leer; es scheint, er schläft oft ausser dem Hause. Ich habe ihn heute morgen als einen der Einbrecher vorgefordert. Er ist ein trauriger Hund; und sowie ich wieder in Irland bin, werde ich ihn fortschicken. Ich habe heute doppelte Eisenstangen vor jedes Fenster in meinem Ess- und Schlafzimmer machen lassen; und ich verstecke meinen Geldbeutel in einem alten Strumpf zwischen dem Kopf des Bettes und der Täfelung. Lewis und ich haben bei einem alten schottischen Freund gegessen, der den Herzog von Douglas und drei oder vier weitere Schotten auf uns hetzte.

10. Heute, wissen Sie, war unser Gesellschaftstag; aber der Herzog von Ormond konnte nicht bei uns sein, weil er mit dem Prinzen Eugen speiste. Ich habe für einen Dichter eine Guinee zeichnen müssen; er hat ein paar Verse auf Affen gemacht und die Geschichte auf den Herzog von Marlborough gedeutet; die andern gaben zwei Guineen, ausser den beiden Ärzten, die meinem Beispiel folgten. Ich liebe diese Sitte nicht; das nächste mal werde ich nichts geben. Ich habe heute abend mit dem Lord Schatzmeister bei Lord Masham gesessen; mir gefällt sein Gesichtsausdruck nicht, und auch die Lage der Dinge gefällt mir nicht sehr.

Wir stehen nicht eher fest
Als bis Somerset uns verlässt.

wie der alte Spruch sagt.

11. Herr Lewis und ich haben beim Kanzler des Schatzamts gegessen; von allen Leuten, die ich in der Stadt kenne, isst er am elegantesten. Ich bin bei Mondschein bis acht Uhr kräftig im Park spazieren gegangen, um mein Mittagessen und meinen Wein loszuwerden; dann ging ich zu Herrn Domville, um dort mit Ford zu Nacht zu speisen; wir blieben bis zwölf. Heute wurde mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit gesagt, dass der Herzog von Somerset bald entlassen werden wird; das stehe fest; aber was werden wir mit der Herzogin beginnen? Man sagt, der Herzog werde sie aus Ärger zwingen, die Königin zu verlassen, wenn er fort muss. Alles dreht sich schon eine gute Weile um diese Furcht. Nun, Lewis also gab mir einen Brief von MD, Nummer 25. O, Himmel, ich hatte noch in vierzehn Tagen keinen erwartet. Sie sind riesig gut, das ist gewiss; aber beantworten werde ich ihn nicht, denn dieser geht morgen ab, nur was Sie davon sagen, dass der Drucker zur Rechenschaft gezogen wird; darauf lege ich keinen Wert; hier ist alles sicher; und ich fürchte nichts mehr, wenn nicht das Ministerium stürzt; ich hoffe, dass die Gefahr vorüber ist. Vor einem solchen Wandel aber werde ich in Irland sein; und selbst wenn die Pläne der Whigs fortgegangen wären, hätte das, denke ich, nicht vor Schluss der Tagung sein können. – Haben Sie nicht durch Leigh eine Schürze erhalten, Frau Stella? Haben Sie alles erhalten, was ich in einem frühern Brief erwähnte?

12. Morgens. Dieser geht wie gewöhnlich heute ab. Ich denke daran, in die Altstadt zu gehn; aber davon abends. Es ist seit zwei oder drei Tagen schönes mildes Wetter. Leben Sie wohl, usw. usw.


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