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Brief LIX.

London, den 25. Januar 1712-13.

Wir haben heute einen so furchtbaren Sturm gehabt, dass ich auf dem Wege zu Lord Bolingbroke hundert Ziegel habe fallen sehn; und ein solcher Totschläger fiel keine vierzig Ellen vor mir nieder; er hätte einen Gaul erschlagen; nach der Kirche und dem Hofzirkel also ging ich durch den Park und nahm mir eine Sänfte zum Lord Schatzmeister. Von dem Hause neben seinem war mit hundert Backsteinen ein zinnerner Schornstein herabgestürzt. Heute abend ist es ruhig geworden; ich möchte wissen, ob Sie auch solchen Wind gehabt haben. Ich hasse ihn so sehr, wie es nur irgend ein Schwein tun kann. Lord Schatzmeister hat mich eingeladen, morgen wieder bei ihm zu essen. Ihn kommt bisweilen diese Grille an, dass er mich von einem Tag auf den andern einlädt, und dann bin ich gezwungen, die Einladungen zu versäumen. Meine kleine Abhandlung ist erschienen; es ist keine Politik. Wenn sie einschlägt, so sage ich nochmals, dass Sie davon hören sollen. Nacht, liebste Halunkinnen.

26. Heute morgen habe ich einen kleinen Schwindelanfall gehabt, der mich mit seinen hässlichen Nachwehen den ganzen Tag hindurch gestört und geschwächt hat. Haben Sie Mitleid mit Pdfr. Nach Tische, als ich beim Lord Schatzmeister war, schickte der französische Gesandte, der Herzog von Aumont, dem Lord Schatzmeister Bescheid, dass sein Haus bis auf den Boden niedergebrannt wäre. In den oberen Räumen ist Feuer entstanden, während er mit Monteleon, dem spanischen Gesandten, und andern bei Tische sass; und bald darauf kam Lord Bolingbroke mit derselben Geschichte zu uns. Wir machen uns viele Gedanken darüber, aber ich glaube, es war die Unachtsamkeit seiner halunkischen französischen Dienstboten. Es ist merkwürdig, dass an eben diesem Tage Lord Somers, Wharton, Sunderland, Halifax und der ganze Klub der whiggistischen Lords in der Altstadt bei Pontack gegessen haben, wie ich auf Umwegen hörte. Sie haben irgend einen verdammten Anschlag. Ich will Ihnen noch etwas Wunderliches sagen; ich habe schon den Lord Schatzmeister darauf aufmerksam gemacht; der Tag seines Attentats war der Todestag König Wilhelms; und der Tag, an dem ich ihm dadurch das Leben rettete, dass ich die Bänderschachtel öffnete, war König Wilhelms Geburtstag. Über meinen Freund Herrn Lewis ist durch den Irrtum eines Mannes, der zu einem anderen seines Namens ging, um ihm für einen Pass zu danken, der ihm die Rückkehr aus Frankreich ermöglichte, eine Lüge verbreitet worden. Dieser andre Lewis sprengte aus, der Mann hätte ihm im Namen des Lord Perth und des Lord Melfort (zwei Lords, die beim Prätendenten sind) für seine grossen Dienste usw. Dank gesagt. Die Lords werden diesen anderen Lewis morgen in einer Ratssitzung verhören; und ich glaube, Sie werden in den Zeitungen davon hören, denn ich will Abel Roper einen Bericht darüber bringen lassen. Bitte, sagen Sie mir, ob es nötig ist, ein wenig deutlicher zu schreiben; denn ich habe ein Stück meines letzten Briefes noch wieder durchgesehn und konnte es kaum lesen. Ich will meine Handschrift verbessern, wenn Sie wollen; aber Sie sind mehr daran gewöhnt als ich. Nacht, MD.

27. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister gegessen; das sind vier Tage hintereinander; und er hat mich auf morgen wieder eingeladen, aber ich habe es einfach ausgeschlagen. Ich war heute abend mit ihm bei der Taufe der Tochter Lord Dupplins. Er ging um zehn, mich und ein paar andere hielten sie bis nach zwölf fest; also können Sie überzeugt sein, dass es spät ist, wie man sagt. Unser Verdacht, dass das Haus des Herzogs von Aumont böswillig in Brand gesteckt wurde, verstärkt sich. Ich habe heute Lord Siegelbewahrer aufgesucht, der durch eine Erkältung ganz die Stimme verloren hat. Dort sagte mir Dr. Radcliffe, der Konditor des Gesandten habe sein Haus durch kochenden Zucker in Brand gesteckt; als er hinunterging, sei er übergekocht. Andre sind immer noch anderer Meinung, also weiss ich nicht, was ich davon denken soll. Nacht, meine liebsten MD, haben Sie Pdfr. lieb.

28. Ich war heute bei Hofe, und der spanische Gesandte sprach mit mir, als dächte er nicht an eine Absicht bei dem Brand in d'Aumonts Hause; aber Abbé Gautier, der hiesige französische Gesandte, sprach ganz anders; d'Aumont habe am gleichen Tage einen Brief erhalten, in dem ihm mitgeteilt worden sei, dass sein Haus abbrennen würde; und man erzählt von noch mehreren anderen Einzelheiten, die zu berichten zu weit führen würden. Eine besteht darin, dass ein Bursche, der gerade, als das Feuer ausbrach, das Dach ausbesserte, in dem Zimmer einen Topf mit griechischem Feuer gesehn habe. Ich habe bei Lord Orkney gegessen. Weder Lord Abercorn noch Selkirk wollen mit mir reden. Ich habe beide Seiten verstimmt. Nacht, liebe MD.

29. Heute hat sich unsere Gesellschaft, vierzehn Mitglieder, in einer Taverne versammelt. Wir haben jetzt beschlossen, uns nur einmal in vierzehn Tagen zu versammeln, und in der Zwischenwoche berät dann immer eine Kommission von sechs oder sieben Mitgliedern über irgend etwas Gutes, was sich tun lässt. Ich habe vorgeschlagen, dem Lord Schatzmeister noch einmal durch drei der bedeutendsten Mitglieder eine Botschaft zu schicken, er möge an eine bestimmte Persönlichkeit hundert Guineen zahlen lassen; und sie sollen darauf bestehen, so gut sie können. Auch in der Gesellschaft selbst haben wir sechzig Guineen erhoben; aber ich habe das durch Taxatoren machen lassen, zu denen auch ich gehörte, und wir haben unsre Steuer den verschiedenen Besitzständen angepasst. Der Herzog von Ormond zahlt zehn Guineen und ich den dritten Teil einer Guinée; auf diese Weise mögen sie so oft Beiträge erheben wie sie wollen. Nun, aber ich muss Ihren Brief beantworten, junge Frauen; noch nicht, es ist frubbedoll spät, und ich kann ihn nicht finden. Nacht, liebste MD.

30. Ich habe seit zwei oder drei Tagen Wasser aus Spa getrunken; aber es verdaut nicht und macht mich sehr schwindlig. Mir ist nicht wohl, wahrhaftig, ich werde es nicht mehr nehmen. Ich bin nach der Kirche heute mit dem Rektor umhergeschlendert, um mir eine Bibliothek anzusehen, die zum Verkauf steht, und um fünf habe ich bei Lord Orkney gegessen. Wir glauben immer noch, dass bei dem Brand in d'Aumonts Hause böswillige Brandstiftung vorlag. Ich höre, der kleine Harrison ist herüber gekommen; ich hatte ihn nach Utrecht geschickt. Er ist jetzt königlicher Sekretär bei der Gesandtschaft; und er hat den Grenzvertrag mitgebracht, wie wir ihn jetzt verbessert haben; auch die Holländer haben sich ihm jetzt so gefügt, er war das grösste Hindernis für den Friedensschluss. Ich hoffe, er wird in einem Monat auch den Frieden selber herüberbringen, denn wir werden ihn so bald wie möglich wieder zurückschicken. Ich sehne mich danach, den kleinen Balg zu sehn, mein eignes Geschöpf. Sein Gehalt beträgt im Ganzen tausend Pfund im Jahr; aber ausgezahlt hat er noch keinen Heller erhalten, obgleich ich die Leute bis ins Herz gequält habe. Er muss mindestens drei- oder vierhundert Pfund Schulden haben, der Balg! Lassen Sie mich zu Bett gehn, Burschen. Nacht, liebe, reizende MD.

31. Heute morgen war Harrison bei mir; wir haben drei Stunden miteinander geplaudert, und dann habe ich ihn zu Hofe mitgenommen. Als wir zur Tür meiner Wohnung hinunter gingen, sah ich, dass ein Wagen auf ihn wartete. Ich schalt ihn aus; er aber flüsterte mir zu, es ginge nicht anders; und in der Kutsche sagte er mir, er hätte keinen Heller in der Tasche, um ihn zu bezahlen; und deshalb habe er den Wagen für den ganzen Tag genommen und beabsichtige, sich hier oder dort Geld zu borgen. Hier also waren einem Beamten der Königin die wichtigsten Geschäfte anvertraut, und er hatte keinen Schilling in der Tasche, um einen Wagen zu bezahlen! Ich habe ihm, als er bei mir war, sieben Guineen gezahlt, als Teilzahlung für ein Dutzend Hemden, das er mir in Holland gekauft hat. Ich habe ihn dem Herzog von Ormond und bei Hofe mehreren grossen Herren vorgestellt; und ich richtete es so ein, dass Lord Schatzmeister zu mir kam und fragte (ich hatte Parnell bei mir), ob das Dr. Parnell wäre; und er kam und sprach sehr freundlich mit ihm und lud ihn in sein Haus ein. Ich bilde mir etwas darauf ein, dass die Minister mit Parnell bekannt zu werden wünschen; nicht aber Parnell mit den Ministern. Sein Gedicht ist jetzt fast ganz korrigiert und soll bald erscheinen. Das genügt für heute; ich will Ihnen nur noch sagen, dass ich in der Anstalt bei meinem Drucker war, um einen Examiner über die Geschichte meines Freundes Lewis zu ändern; sie soll mit Anmerkungen erzählt werden. Nacht, MD.

Sonntag, den 1. Februar. Ich habe bis heute in Dingen des Examiners nichts tun können; aber heute morgen kam der Drucker, und ich habe ihm diktiert, was gesagt werden sollte; und dann kam Herr Lewis und korrigierte es, wie er es haben wollte; so war ich also weder bei Hofe noch in der Kirche. Der Herzog von Ormond und ich haben bei Orkney gegessen. Ich verliess sie um sieben und habe dann bei Sir Andrew Fountaine gegessen, der ein sehr schlimmes wundes Bein hat, um dessentwillen er nach Frankreich zu gehn beabsichtigt. Pest. Jetzt ist eine Woche herum, und noch ist nicht eine Seite des Briefes vollendet. O, aber ich will jetzt in drei Wochen immer nur einmal schreiben. Ja, wahrhaftig, aber dieser da soll früher abgehn. Das Parlament soll am 3. zusammentreten, wird sich aber auf drei oder vier Tage vertagen; denn die Königin liegt mit der Gicht, und beide Sprecher befinden sich nicht wohl, obgleich der eine von ihnen, der Lord Siegelbewahrer, fast wieder gesund ist. Ich habe mit dem Herzog von Ormond viel über Irland gesprochen. Wir sind nicht ganz einer Meinung, und ich kann auch irische Angelegenheiten nicht genügend beurteilen; aber ich will morgen mit dem Lord Schatzmeister reden, damit wir drei sie so oder so ordnen können. Nacht, Burschen beide, haben Sie Pdfr. lieb.

2. Ich habe vor einigen Tagen einen Brief von Moll Gery erhalten; sie heisst jetzt Wigmore, und ihr Gatte ist Pastor geworden. Sie wünscht nichts, als dass Lord Schatzmeister ihm eine Pfarre verschaffe; aber ich werde ihr keine Antwort schicken, obgleich sie es sehr wünscht. Sie macht in Farnham immer noch Frauenkleider ... Es hat den ganzen Tag hindurch geregnet; Dilly kam zu mir und fuhr im Wagen in die Stadt; so ging ich denn mit ihm, um mich durchschütteln zu lassen, da es mich keinen Heller kosten konnte. In der Altstadt traf ich meinen Freund Stratford, den Kaufmann, der ins Ausland geht, um seine Forderungen einzuziehn und sich in der Welt zu klären. Er bat mich, ich möchte mit ein paar andern befreundeten Kaufleuten speisen, weil es das letztemal wäre, dass ich sehn würde. Ich tat es und dachte abends Lord Schatzmeister aufzusuchen; aber er war um fünf Uhr ausgegangen; so besuchte ich denn ein paar Freunde und ging nach Hause. Und jetzt habe ich noch den grösseren Teil ihres Briefes zu beantworten; aber heute abend werde ich es nicht tun, da mögen Sie sagen, was Sie wollen. Das Parlament tritt morgen zusammen, wird aber noch auf vierzehn Tage vertagt; diese Enttäuschung wird, so glaube ich, viele ärgern, wenn sie auch keine Whigs sind; denn sie sind gezwungen, sich für nichts den Aufenthalt in der Stadt etwas kosten zu lassen; aber es fehlt noch eine Antwort aus Spanien, ehe wir sicher sind, das alles für den Frieden bereit ist; und Gott weiss, ob wir diese Antwort innerhalb dieses Monats haben können. Es ist eine heikle Konstellation der Dinge; wir stehn dicht vor dem Äussersten; ich bin dessen müde. Nacht, MD.

3. Das Parlament ist zusammengetreten und wurde, wie ich schon sagte, vertagt; und ich sah einige umwölkte Stirnen und hörte andere murren. Wir haben jetzt unsre Schwierigkeiten mit Frankreich, denke ich, alle überwunden. Wir haben alle Artikel des Handelsvertrages festgelegt, wobei sie sehr dazu neigten, den Halunken zu spielen, hätten wir ihnen nicht die Stange gehalten; und diese Nachricht, die wir aus Spanien erwarten, soll ein paar andere Halunkereien der Franzosen verhindern; denn sie finden doch noch einen Ausweg, mit Spanisch-Westindien Handel zu treiben; aber ich hoffe, wir werden es verhindern. Ich habe beim Lord Schatzmeister gegessen, und er war in recht guter Laune. Ich gab ihm das Manuskript des Teils meines Buchs zu lesen, in dem sein Charakterbild stand, das ziemlich offen entworfen war. Er las und korrigierte es gerade mit dem Bleistift, als der Bischof von David (der jetzt nach Hereford zieht) eintrat, und uns unterbrach. Ich verliess ihn um acht, und blieb bis zwölf beim Rektor und dem Bischof von Clogher sitzen; und zwar in der Wohnung des Rektors. Nacht, MD.

4. Ich war heute bei Hofe, ging aber dem Lord Schatzmeister aus dem Wege, weil ich mich dem Herzog von Ormond versprochen hatte, bei dem ich gegessen habe und zwar, glaube ich, zuviel gegessen und getrunken habe. Ich habe heute abend mit Lady Masham und Lord Schatzmeister bei Lord Masham gesessen. Sie entsinnen sich, letztes Jahr war das mein ständiger Abendaufenthalt. Ich traf Lady Jersey bei Lady Masham; sie hat schon lange nach meiner Bekanntschaft geangelt und mir jetzt ein Versprechen abgerungen, in ein oder zwei Tagen bei ihr Schokolade zu trinken; ich weiss aber nicht, ob ich es tun werde (ich habe eben, wie sie sehn meine Feder neu gespitzt), denn ich liebe ihren Charakter nicht sehr; aber sie ist sehr boshaft, und also scheint mir, ich muss auf gutem Fuss mit ihr bleiben. Ich merke, ich kann diesen Brief nicht vor nächstem Samstag abschicken; also will ich jetzt den Ihren beantworten. Ich finde keine verschiedenen Monatsdaten; und doch ist er vom 3. Januar datiert, hat also sehr lange gebraucht. Ich habe an Dr. Cloghill nicht geschrieben, dass ich in Irland nichts haben wollte, sondern dass ich mich nirgends um etwas bewürbe, und das ist die Wahrheit. Ich habe dem Lord Schatzmeister, Lord Bolingbroke und dem Herzog von Ormond Dr. Sterne Den Dechanten von St. Patrick. als Bischof empfohlen, und zwar habe ich das von Herzen getan. Ich weiss nicht, was danach kommen wird; aber ich sage es Ihnen als tiefstes Geheimnis, dass der Herzog von Ormond mir hat versprechen müssen, niemanden zu empfehlen, bevor er es mir nicht gesagt hat; und zwar aus gewissen Gründen, die aufzuzählen zu weit führen würde. Mein Kopf ist immer noch nicht in Ordnung. Es tut mir um die arme Ppt herzlich leid. Ich werde morgen mehr beantworten. Nacht, liebste MD. Nacht, ihr lieben Burschen beide. Nacht, MD.

5. Ich muss mit Ihrem Brief fortfahren. Ich habe heute bei Sir Andrew Fountaine mit dem Rektor gegessen, und dann den ganzen Nachmittag hindurch mit ihm Ombre gespielt. Ich habe gewonnen, und doch ist Sir Andrew Fountaine ein vortrefflicher Spieler. Lord Pembroke kam auch, und ich habe ihm ein paar schäbige Wortspiele à la Dilly gegeben. Nun, aber Ihr Brief; ei, lassen Sie sehn. – Nein, ich glaube, ich werde auf lange hinaus nichts mehr schreiben noch auch, was ich geschrieben habe, veröffentlichen. Ich hat keine Ahnung, dass Sie es Filby sagen würden. Gänge und Besuche – was soll das? Ich werde für Herrn Walls ebenso oft predigen und Besuche machen. Ich bete zu Gott, dass er die Gesundheit der Leute festige; meine ist ziemlich mittelmässig. Das Wasser von Spa habe ich wieder gelassen; mir schwillt das Bein davon. Nacht, liebste MD.

6. Heute ist der Geburtstag der Königin, und ich habe ihn noch nie mit so viel Luxus und Kleiderprunk gefeiert gesehn. Ich ging zu Hofe, um mir alles anzusehn, und habe dann beim Lord Siegelbewahrer gegessen, wo sich die Damen in ihrem Putz bewundern liessen. Den Abend habe ich bei Frau Vanhomrigh verbracht, und bin ziemlich früh nach Hause gekommen, um wieder an der Antwort auf Ihren Brief zu schreiben. Ich bete zu Gott, dass er die Königin erhalte. Sie war vor etwa zehn Tagen sehr krank, und hatte die Gicht im Magen. Als ich vom Lord Siegelbewahrer kam, sprach ich beim Lord Schatzmeister vor, weil ich hörte, er hätte sich sehr fein gemacht, und das war etwas neues; es war auch so, denn sowohl sein Rock wie seine Weste waren gestickt. Ich habe den Rektor seither oft gesehn und habe nicht ein einziges mal mit ihm gesprochen, damit er über Daniel Carr mit den Tamples spräche, und ich werde es auch nicht tun; ich mag es nicht. Ich habe Jüngst an Parvisol geschrieben. Sie haben recht daran getan, ihn zu veranlassen, dass er seine Rechnung aufstellt. Alles wird teuer in Irland, nur das Korn der Pastoren nicht; denn nach Parvisols Aufstellung sind meine Einkünfte dieses Jahr sehr gefallen. Nacht, liebe Halunkinnen, MD.

7. Ich war heute bei Hofe, habe aber keine Geburtstagskleider mehr gesehn; die grossen Leute tragen sie immer nur ein oder zweimal. Ich habe bei Lord Orkney gegessen, und den Abend bei Sir Andrew Fountaine verbracht, dessen Bein in sehr zweifelhaftem Zustand ist. Bitte, lassen Sie mich wissen, wann MD's Geld annähernd fällig ist; lassen Sie es mich immer vorher wissen. Dieser Brief, glaube ich, wird kaum vor Samstag abgehn; denn ich will Ihnen etwas sagen; da mir nicht sehr wohl ist, wage ich nicht viel zu arbeiten; so lasse ich morgens Gesellschaft kommen und verbringe den Nachmittag, indem ich irgendwo esse und sitzen bleibe. Lord Schatzmeister ist böse, wenn ich nicht jeden zweiten Tag bei ihm esse, und dann komme ich immer erst spät fort; gestern abend hielt er mich bis fast zwölf Uhr fest. Wir haben seit mehr als zwei Monaten beständig Regenwetter; das hindert mich am Spazierengehen, so dass unser Frühjahr nicht wie Ihres ist. Ich habe Fanny Manley noch nicht gesehn; ich kann keine Zeit finden. Ich bin gegen all meine Bekannten im Aufstand, aber ich will mich mit meiner Gesundheit und dem Wetter bessern. Clogher eine Rolle spielen? Clogher spielt eine ...! Erkältungen? Ei, wir haben vor Erkältungen alle auf den Tod darniedergelegen; aber jetzt sind sie ein wenig vorüber, und meine zweite ist fast gewichen. Ich kann für Swanton wirklich nichts tun. Es ist unmöglich, und ganz abseits von meinem Wege. Wenn er kauft, muss er kaufen. Jetzt also habe ich Ihren Brief beantwortet; und damit ist es zu Ende; und ich will nichts mehr sagen, sondern wünsche Ihnen nur eine gute Nacht, Sie lieben Halunkinnen, MD.

8. Es hat heute von Morgen bis Abend furchtbar geregnet. Ich wollte beim Lord Schatzmeister essen, suchte aber Sir Andrew Fountaine auf, und der behielt mich zum Essen da, was mir das Geld für den Wagen ersparte; ich bin auch den ganzen Nachmittag bei ihm geblieben, und habe dreizehn Schilling und sechs Pence beim Ombre verloren. Das war Sparsamkeit! Und Lord Schatzmeister wird schelten; aber ich werde morgen bei ihm essen. Die Tochter des Bischofs von Clogher ist seit einigen Tagen krank, und es zeigt sich, an Pocken. Sie ist ganz voll; aber sie kommen gut heraus, und man fürchtet keine Gefahr. Lady Orkney hat mir ihr Bild geschenkt; ein sehr schönes Original von Sir Godfrey Kneller; es wird jetzt restauriert. Er hat ihr Schielen wunderbar getroffen, und sie wissen ich liebe einen schiefen Blick. Ich habe heute Lady Worsley aufgesucht, die eben in die Stadt gekommen ist; sie steckt voll von rheumatischen Schmerzen. All meine Bekannten werden alt und kränklich. Sie wohnt in eben dem Hause der King Street, wo DD's Bruder das Zuckerbrot zu kaufen pflegte, als ich dort wohnte, und MD mich besuchte. Nacht, MD.

9. Ich dachte heute beim Lord Schatzmeister zu essen, aber er ass nicht zu Hause, sondern bei Tom Harley; so ass ich denn bei Lord Masham und gewann alles, was ich verloren hatte, im Picquet mit Lady Masham zurück; als wir aber zum Spiel um Einsätze übergingen, verlor ich es von neuem. Lord Schatzmeister kam und schalt mich aus, weil ich ihm nicht zu Tom Harley nachgekommen war. Miss Ashe ist immer noch ebenso; und man meint, sie sei nicht in Gefahr; mein Diener geht täglich vor, wenn ich ausgehe, und sagt mir abends Bescheid. Ich war heute morgen bei Lady Jersey, und wir haben zwanzig Verabredungen über Diners getroffen, aber ich werde kaum eine innehalten. Nach all ihrer Grösse sieht sie sich jetzt auf sieben Dienstboten und ein kleines Haus ohne Wagen beschränkt. Sie gefällt mir einigermassen. Nacht, MD.

10. Ich habe heute morgen dem Herzog und der Herzogin von Ormond, Lady Betty und der Herzogin von Hamilton Besuche gemacht. (Während ich diesen Satz schrieb, kurz vor zwölf Uhr, schickte die Herzogin von Hamilton, damit ich morgen bei ihr ässe. Ich sehe mich gezwungen, die Antwort durch die Tür zu rufen, denn mein Diener hat den Schlüssel und ist zu Bett gegangen; aber ich kann ihr nicht gehorchen, denn morgen tritt unsre Gesellschaft zusammen.) Ich stahl mich um acht vom Lord Schatzmeister fort, und wollte den Abend bei Sir Thomas Clarges und seiner Frau verbringen; traf sie aber an einer anderen Stelle und bis Jetzt dort gesessen. Meinem Kopf ist es heute nicht schlecht gegangen. Ich war bei Hofe und nahm Lord Mansel zu einem Spaziergang mit in den Park, bevor wir essen gingen. Gestern und heute ist es schön gewesen; und doch hat es die ganze letzte Nacht hindurch geregnet. Ich sah heute Sterne bei Hofe mit starren Augen dastehn. Er hat mich oft aufgesucht, sagt er; aber mein Diener hat ihn noch nicht hereingelassen. Er ist in tiefer Trauer; ich hoffe, nicht um seine Frau. Gefragt habe ich ihn nicht. Nacht, MD.

12. Ich habe all die Tage her falsch datiert, denn wir haben heute den 12. Ich weiss nicht, wann ich mich zuerst geirrt habe. Ich habe heute in unserer Gesellschaft gegessen; das grösste Diner, das ich je gesehn habe. Es fand bei Jack Hill, dem Gouverneur von Dünkirchen statt. Ich legte Rechenschaft ab über sechzig Guineen, die ich gesammelt hatte, und morgen soll ich sie zwei Autoren geben; und der Lord Schatzmeister hat uns zur Belohnung einiger andrer hundert Pfund versprochen. Gestern Abend fand ich auf meinem Tisch einen Brief vor, der mir sagte, dass der arme kleine Harrison, der königliche Sekretär, der jüngst mit dem Grenzvertrag aus Utrecht gekommen ist, krank wäre, und mich abends sehn möchte; aber es war schon spät und ich konnte erst heute hingehn. Ich habe ihn in meinen Briefen oft erwähnt, wie Sie sich vielleicht entsinnen. Ich ging morgens hin und fand ihn schwerkrank; ich habe mir von Lord Bolingbroke dreissig Guineen für ihn geholt, und ferner eine Anweisung auf den Schatz über hundert Pfund, die morgen an ihn gezahlt werden sollen; ich habe ihn der Luft wegen nach Knightsbridge bringen lassen. Er hat Fieber und eine Lungenentzündung; ich hoffe aber, er wird aufkommen. Nacht, MD.

13. Ich habe einen armen Dichter aufgesucht, einen gewissen Diaper, der sehr krank in einer scheusslichen Dachstube liegt. Ich habe ihm im Namen Lord Bolingbrokes zwanzig Guineen gegeben, die anderen sechzig an zwei Autoren verteilt, und einen Freund gebeten, die hundert Pfund für den armen Harrison zu erheben, dem ich sie morgen früh bringen will. Ich habe anfragen lassen, wie es ihm ginge; und er ist sehr krank. Ich bin sehr besorgt um ihn, denn er ist ganz mein Geschöpf; er steht auf einem sehr ehrenwerten Posten und verdient es. Gegessen habe ich in der Altstadt. Ich bin sehr besorgt um diesen armen Jungen. Seine Mutter und seine Geschwister pflegen ihn, und es fehlt ihm an nichts. Nacht, liebe MD.

14. Ich habe heute morgen Parnell mitgenommen, und wir gingen zu Fuss hinaus, um den armen Harrison zu besuchen. Ich hatte die hundert Pfund in der Tasche. Ich sagte Parnell, ich fürchtete mich, an die Tür zu klopfen; ich hatte eine düstere Ahnung. Dann klopfte ich, und sein Diener erzählte mir, in Tränen, dass sein Herr vor einer Stunde gestorben wäre. Denken Sie sich, was für ein Schmerz das für mich war! Ich ging zu seiner Mutter, und habe dann alles für sein Begräbnis angeordnet, und zwar auf morgen zehn Uhr abends und so wenig kostspielig wie möglich. Lord Schatzmeister war ganz bestürzt, als ich es ihm sagte. Ich konnte nicht beim Lord Schatzmeister noch irgendwo sonst essen, sondern habe mir gegen Abend ein Stück Fleisch holen lassen. Kein Verlust hat mich je so sehr geschmerzt; das arme Geschöpf! Ich bete zu Gott, dem Allmächtigen, er möge die arme MD segnen. Leben Sie wohl.

Ich schicke dies heute abend ab, und es tut mir leid, dass es fortgehn muss, während ich so bekümmert bin.


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