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Paul war mit seiner Laterne in die Öffnung gestiegen und verschwunden.
»Hier ist eine Leiter, Großvater,« rief Paul aus der Tiefe zurück, »die will ich noch hinuntersteigen, dann komme ich zurück.«
»Nimm dich in acht, Junge,« rief Vit noch in die Öffnung hinein.
Alle lauschten an der Öffnung. Da – ein Krachen, ein Hilferuf und ein Fall; gleichzeitig ein Klirren von zerbrochenem Glas und verworrenes Stimmengewirr – dann wurde es still. Die oben an der Öffnung sich Befindenden standen wie die Bildsäulen vor Schreck.
»Was ist das?« sagte Vit.
»Man hat den Jungen erwischt,« flüsterte van Este.
»Ich will ihm beistehen,« sagte Hermann und wollte in die Öffnung steigen.
»Das wäre Wahnwitz, junger Mann.« sagte Vit. »Wer weiß, was da unten los ist. Eigentlich hätte ich den Jungen auch nicht allein hineinkriechen lassen sollen!«
»Wir stecken das ganze Nest in Brand!« rief der Hauptmann.
»Dabei gewinnen wir nichts,« sagte Vit. »Laßt uns überlegen, was da zu tun ist.«
Jetzt wurde an die Türe geklopft. Alle begaben sich mit dem gefangenen Burschen aus dem Pferdestall in die Scheune.
»Ihr Hermann, und noch zwei Mann, stellt euch leise an die Tür und öffnet, wenn ich es euch sage,« befahl Vit mit gedämpfter Stimme. »Wer hereingelassen wird, den schlagt ihr nieder und fesselt ihn. So, Bursche, nun frage einmal von hier aus, wer dort an der Tür ist, und dann fragst du, was ich dir vorsage,« flüsterte er dem Gefangenen zu.
»Wer ist da?« fragte dieser.
»Pitt ist hier.«
»Ja.«
»Wo ist der Baas?«
»Zum Teufel, mache auf, es ist uns schlecht ergangen, der Baas hat seinen eignen Weg genommen.«
»Macht auf,« sagte Vit halblaut zu seinen Leuten.
Die Tür wurde geöffnet, und drei fielen über den ahnungslosen Banditen her, der im Nu gefesselt war.
»Ah, sieh da,« sagte Vit, »das trifft sich ja prächtig! Pitt Steves, es freut mich, dich wiederzuhaben. Dieses Mal könnte es aber nicht so glatt ablaufen zwischen uns beiden.«
Steves schwieg.
»Herr Hauptmann,« wandte sich Vit an diesen, »kommt, wir wollen hinab in den Gang, ich habe doch keine Ruhe wegen dem Paul.«
»Gewiß, Meister,« erwiderte der Angeredete, »laßt uns einmal nachrutschen und sehen, was ihm da unten zugestoßen ist.«
Sie schickten sich eben an, mit der Laterne in den Pferdestall zu gehen, als draußen mehrere Schüsse fielen.
»Was ist das?« sagte Vit, »die Schüsse sind zwar ziemlich weit von hier gefallen, da hört – wieder zwei! Ob Gerd Klingen und Lörs mit den Banditen aneinander geraten sind?«
»Wir können doch nicht hier bleiben, erwiderte der Hauptmann, welcher ein Gewehr zur Hand nahm. »Wir müssen sehen, was es draußen gibt.«
»Also, vorwärts Leute, hinaus in Gottes Namen! Einer bleibt hier und bewacht die Gefangenen. Halte mir ja die Öffnung im Pferdestall im Auge und laß dich nicht übertölpeln, Junge,« ermahnte Vit die Schildwache noch besonders.
Sie traten aus der Scheune ins Freie. Der Tag begann zu grauen.
»Es scheint, als ob wir über das Mädchen nichts erfahren sollten, Meister,« bemerkte der Hauptmann verdrießlich. »Bis jetzt wissen wir noch nicht das Geringste. Wenn es hell ist, muß ich fort, denn ich soll heute nach Gladbach und Dülken und diesen Nachmittag schon in Krefeld sein. Da werde ich wohl unverrichteter Sache abziehen müssen.«
»Leider. Glaubt mir aber, Herr Hauptmann, daß mir das ebenso leid tut, wie Euch, denn das Schicksal Eures Kindes geht mir nahe und ist meine ständige Sorge!«
Jetzt fielen wieder einige Schüsse.
»Vorwärts,« sagte Vit, »wir sind nicht mehr weit von dem Kampfplatz entfernt.«
Jetzt hörte man von dem Grasweg aus, auf welchem der kleine Trupp marschierte, rechts und links ein Rascheln im Gebüsch, als wenn jemand sich langsam durch das Unterholz arbeiten wollte.
»Halt!« gebot Vit. »Geht Ihr, Herr Hauptmann, mit Hermann und Euren Leuten rechts ins Gebüsch und seht wer es ist, der uns entgegenkommt. Seid aber vorsichtig und schießt nicht unsere Leute über den Haufen!«
Beide schwenkten rechts und links in den Wald hinein.
»Halt, wer da!« rief der Hauptmann, als er kaum in das Dickicht getreten war. Er erhielt keine Antwort, sondern der Angerufene suchte in der Richtung nach der Straße zu das Weite zu gewinnen. Jedoch erreichte ihn eine Flintenkugel, und er stürzte zu Boden. Jetzt sprangen noch vier Banditen aus dem Busch über den Grasweg und dann an der andern Seite in den Wald hinein. Vit hörte das Knacken der dürren Äste und befahl seinen Leuten, sich niederzulegen. Im selben Augenblick näherten sich vier Gestalten.
»Feuer!« kommandierte Vit, und eine Salve genügte, um die Vier niederzustrecken. Jetzt wurde es im Walde lebendig. Man hörte Flüche, und eine Stimme rief:
»Mut, Leute, wir sind verraten, verkauft euer Leben so teuer wie möglich!«
»Aha,« sagte Vit, »der schwarze Baas! Auf, Jungens! Geladen, schnell! Vorwärts! Nicht so dicht nebeneinander; ihr bietet dann den Halunken ein zu leichtes Ziel.«
»Hallo! Hallo!« erscholl es von der Straße her.
»Hallo! Hallo!« kam die Antwort von drei Seiten, zuerst schwach, dann immer stärker.
»Der Kessel ist fertig,« sagte Vit, »jetzt treiben wir das Wild zusammen.«
Es mochten noch ein Dutzend Räuber in der Umzingelung sein. Alls sie merkten, daß sie vollständig eingeschlossen waren, rief der Baas: »Kommt her, Leute, so, jetzt brecht zusammen hier durch; vorwärts!«
Die Banditen versuchten die Kette keilförmig zu durchbrechen, aber Vit und seine Leute sowie Lörs und Klingen fielen über sie her und hieben sie unbarmherzig nieder. Der Baas war entwischt.
»Der Kerl versteht gewiß die Passauer Kunst,« Passauer Kunst. Wer diese verstand, galt als kugelfest. sagte Vit ärgerlich. »Wir hätten ihn doch hier fassen müssen. Er steht wahrhaftig mit dem Teufel im Bunde!«
Zwei von den Leuten Vits waren von den Räubern niedergestoßen worden, und mehrere hatten Hiebe und Stiche bekommen.
»Haben wir es gut gemacht, Meister?« fragte Lörs.
»Ja, wie habt ihr es denn gemacht?«
»Als wir die Banditen kommen hörten, haben wir sie in den Wald getrieben, sie verfolgt und eingeschlossen, und schließlich dann mehrere Schüsse abgegeben, um euch aufmerksam zu machen.«
»So war es gut,« sagte Vit, »ihr seid echte Kerls. Wir werden jetzt wohl mit der Bande aufgeräumt haben; hätten wir nur den Hauptmann noch dabei! Nun kommt, Jungens, zur Scheune, wir müssen jetzt zuerst nach dem Paul sehen.«
Alle setzten sich in Bewegung.
»Das war ja eine vollständige Schlacht, Meister,« meinte van Este.
»Ja, wenn keine Schlacht, so doch ein Schlachten,« erwiderte Vit.
In der Scheune war alles ruhig.
Vit begab sich in den Pferdestall, beugte sich über die Öffnung und lauschte.
»Mir ist, als höre ich Stimmen da unten,« sagte er. »Horcht Ihr doch einmal, Herr Hauptmann, vielleicht hört Ihr besser als ich.«
»Gewiß,« sagte van Este, »ich höre deutlich die Stimme Pauls. He, Paul, was machst du da unten?« rief er hinein.
»Nichts!« rief Paul, »laßt doch einen herunter kommen mit einem Seil, ich kann sonst nicht hinauf.«
Der Hauptmann sagte ihm, was Paul gerufen.
»Kommt her,« sagte Hermann. »Bringt ein Seil und eine Laterne.«
Ein Seil war bald gefunden, und die Laterne brannte noch. Hermann stieg in die Öffnung und kam langsam abwärtsgleitend an einen Spalt, welcher in die Tiefe führte.
»Bist du da unten, Paul?« fragte Hermann.
»Jawohl, ich habe hier Bekannte gefunden und einen guten Fang gemacht! Befestige das Seil oben, damit ich hinaufklettern kann.«
Vor dem brunnenartigen Loche waren zwei dicke Pfähle in die Erde getrieben. Um diese befestigte Hermann das Seil und ließ es dann in die Tiefe fallen. »Ist es lang genug?« fragte er.
»Gewiß, es reicht bis auf die Sohle. Langsam, ich steige zuerst hinauf und dann ihr,« sagte Paul zu seinen Begleitern.
Paul erfaßte das Seil, stemmte die Füße gegen die Wand und kam so in die Höhe.
»Wo hast du so lange gesteckt?« fragte Hermann, dem Freunde kräftig die Hand schüttelnd.
»Das sollst du gleich hören,« sagte Paul. »Nun vorwärts, Kerst, kommt Ihr jetzt und dann die andern. Die Laterne laßt stehen.« Sie krochen den Weg hinan, und Paul rief: »Großvater, hier bin ich und habe Gesellschaft mitgebracht.«
»Gott sei Dank, daß du da bist, Junge. Und wer kommt denn da? Ach, das ist ja Kerst Jansen!«
»Ja, er ist es,« sagte der Schmied, dem Meister die Hand schüttelnd.
»Junge, du siehst nicht gut aus. Hast sicher schlechtes Futter bekommen?«
»Sehr schlechtes. Gott sei Dank, daß Paul uns rettete,« seufzte der Schmied.
»Und daß der dabei den Hals nicht brach,« lachte Paul. »Aber da kommen noch fünf Mann von unsern alten Bekannten.«
Das war eine Freude, als sich unsere alten Freunde, Kerst und seine Kameraden, nach so langer Zeit wiedersahen. – –!
»Aber wie fandest du die Kerls?« fragte Vit den Paul.
»Ei, ich kam bis an einen Spalt und leuchtete hinunter, dann legte ich mich wider ein Brett, dieses brach durch, und ich stürzte in die Tiefe. Habe mich aber glücklicherweise nicht verletzt, trotzdem ich unten über einen Tisch mit Flaschen und Gläsern stolperte. Gleich darauf hörte ich Stimmen in einem anstoßenden großen Keller, ging hinein und erkannte bald unsere Freunde, welche dort im Dunkeln gefesselt lagen. Ich habe gleich ihre Fesseln durchschnitten und ihre angeschwollenen Glieder mit Wein eingerieben, dessen es unten genug gibt. Dann sagte der Schmied zu uns: ›Laßt uns gut aufpassen. Der Baas kommt in der Regel durch diesen geheimen Gang hier in den Keller; er meldet sich durch eine Klingel an. Dann wird eine Strickleiter herunter gelassen, und er steigt hinauf.‹
Es war ganz finster unten,« erzählte Paul weiter. »Wir schlichen den Gang entlang, der ganz feucht und schlüpfrig war, und als derselbe sich in zwei Gänge zweigte, blieben der Schmied und ich stehen und postierten uns rechts und links, die andern schickten wir zurück. Die Zeit fiel uns lang. Ich hatte mein kurzes Schwert in der Hand, und Meister Jansen mein Messer. ›Am Ende kommt er gar nicht,‹ sagte ich zu Jansen. ›Was kann das nutzen‹, meinte Jansen, ›wir müssen stehen bleiben, denn herauf kommen wir nicht, und den Ausgang suchen, das ist mir vorläufig zu gefährlich‹. ›Pst!‹ flüsterte ich nach einiger Zeit dem Meister zu, ›es bewegt sich etwas im Gange.‹ Richtig, wir konnten deutlich den leisen, vorsichtigen Schritt eines Menschen unterscheiden, welcher näher kam. Endlich war er ungefähr bei uns. Wir hielten den Atem an, denn er blieb stehen; er mußte uns gewittert haben. ›Wer ist da?‹ fragte er. Keine Antwort. Wir hörten das Knacken eines Hahnes. Es überlief mich eiskalt, denn so vor der Mündung eines Gewehres zu stehen, ist kein Spaß. Der Schmied mochte dasselbe Gefühl haben, denn er wartete nicht weiter, sondern sprang der Absprache gemäß auf den Angekommenen zu und rang mit ihm. Ein Schuß krachte, verletzte jedoch niemand. Beide fielen zur Erde. Ich stürzte auch, konnte aber wenig ausrichten; zudem war ich dem Munde des schwarzen Baas zu nahe gekommen, denn er biß mich in die Hand, daß ich laut aufschrie vor Schmerz. Gleich darauf hörte ich einen der beiden röcheln, und in Zeit von einer Minute war es vorbei mit ihm.«
»Ich hatte ihm das Messer in die Gurgel gestoßen,« ergänzte der Schmied. »Jetzt ist er aber bestimmt tot, Meister Vit; hätte ich damals Eure Lehre befolgt, dann wäre ich nicht so übertölpelt worden.«
»Na, davon nachher,« sagte Vit. »Burschen, bringt jetzt einmal etwas Ordentliches zu essen.«
»Zu essen ist hier genug,« sagte der Schmied und öffnete einen verborgenen Schrank in der Wand. Dort stand Butter, Käse, Brot und Fleisch. Jeder schnitt sich ab, und alle ließen es sich wohl schmecken.
»Seid ihr denn lange hier gefangen gewesen?« fragte der Hauptmann den Schmied.
»Das will ich meinen,« erwiderte dieser, »seit vergangenen Winter. Da bin ich schön angelaufen damals, als ihr mich verlassen hattet. Wir steckten im Walde ein paar Hütten in Brand, weil wir befürchteten, dort würde sich noch allerlei Gesindel aufhalten, und kehrten dann am Mittag zur Scheune zurück. Das Tor stand offen, wir ritten in die Scheune hinein und stiegen ab. Da fielen gleich ein Dutzend Mann über uns her, und in einigen Minuten waren wir gefesselt. Der schwarze Baas stand dabei und lachte, daß ihm die Tropfen in den Bart liefen. ‹Ihr Tölpel,‹ sagte er, ›wie könnt ihr so dumm sein und euch so über's Ohr hauen lassen. Nun, du bist zu gebrauchen, wir haben Arbeit genug für dich. Du sollst uns Schlüssel und Dietriche machen, sowie unsere Waffen in Ordnung halten. Auch für deine Gefährten haben wir zu tun. Läuft einer fort, erhält er eine Kugel zwischen die Rippen.« – So geschah es auch. Es wurde Werkzeug gebracht, und ich mußte arbeiten, durfte mich nicht entfernen und die andern auch nicht. Der arme Nikolaus Berger und der Brandts versuchten zu fliehen, beide wurden, als man sie einholte, niedergeschossen. Die Bande war wohl fünfzig bis siebzig Mann stark. Ein junger Mann in vornehmer Kleidung war wiederholt hier. Er schien mit dem Baas sehr befreundet zu sein. Er hielt sich aber nie lange hier auf. Wenn die ganze Bande auf Raub auszog, dann wurden wir gefesselt und unten in den Keller gebracht, so auch gestern. Gott sei Dank, daß wir nun endlich frei sind. Wie ist es zu Hause mit meiner Frau und den Kindern?«
Vit erwiderte: »In Gladbach sind die Hessen seit – –«
»Ach, daß weiß ich,« unterbrach ihn Jansen, »ich frage nur nach den Meinen.«
»Die sind gut aufgehoben in Hillensberg,« versetzte Vit, »du kannst darüber ohne Sorge sein.«
»Es ist eigentlich schade, daß Ihr den schwarzen Baas beseitigt habt,« sagte der Hauptmann zu Jansen, »nun werden wir über das Mädchen nichts mehr erfahren.«
»Welches Mädchen meint Ihr?« fragte der Schmied.
»Unsere Eva soll von den Banditen geraubt worden sein,« sagte Vit.
»Unsinn, Meister, fällt den Banditen gar nicht ein. Nein, wäre das der Fall, so hätten die Räuber sich darüber unterhalten und wir hätten wohl ein Wort davon aufgefangen. Aber ich habe nichts gehört!«
»Die Spur ist also wieder verloren, sagte der Hauptmann mit einem Seufzer und senkte traurig den Kopf, als beuge er sich der Macht seines Geschickes. Dann stand er auf.
»Wollt Ihr mir versprechen, Meister, daß Ihr Euch weiter um mein armes Kind bemüht? Ich muß fort, die Pflicht ruft.«
»Beruhigt Euch, Herr Hauptmann,« erwiderte Vit. »Ich werde Eva schon finden, verlaßt Euch darauf; nicht eher raste ich.«
»Nun dann Gott befohlen, Leute!« grüßte der Hauptmann freundlich, »lebt wohl und meinen wärmsten Dank für Eure Hilfe. Hermann, Ihr bleibt hier, bis das Mädchen gefunden wird; bringt mir Botschaft, sobald es in Sicherheit ist.« Er und seine Leute stiegen jetzt zu Pferde, und mit einem kräftigen Händedrucke schied er von Vit.
»Liegen die drei Gefangenen zusammen?« fragte Vit, als er in die Scheune zurückgekehrt war.
»Nein, erwiderte Paul, »ich habe sie von einander gesondert, damit sie sich nicht miteinander verständigen können!«
»Das ist gut. Laß den jungen Burschen von gestern noch einmal vorführen,« befahl Vit, »wir wollen hören, was er sagt.« »Er ist ein armer Junge,« bemerkte der Schmied, »und hat keine Schuld an dem Treiben der Banditen. Er ist hier gefüttert worden, hat aber nie an einem Überfall teilgenommen, sondern tat nur Lauscherdienste. Laßt ihn laufen, Meister.«
»Na, wollen sehen, da kommt er ja. Junge, hast du dich auch an Räubereien beteiligt?« fragte Vit.
»Nein, Herr.«
»Was hast du denn hier getan?«
»Ich war froh, daß ich zu essen hatte, denn ich stehe allein in der Welt.«
»So, na, dann kannst du gleich machen, daß du von hier fortkommst. Laß dich aber nirgendwo mehr bei den Räubern blicken. Was ist das für ein Edelmann, der hier bei dem Baas verkehrte?«
»Ich kannte ihn nicht, er kam aus Flandern.«
»Hatte er auch wohl einmal Reiter bei sich?«
»Jawohl, mitunter begleiteten ihn mehrere Berittene.«
»Weißt du nichts von einem Mädchen, welches geraubt worden ist?«
»Vor einigen Tagen hörte ich den Baas mit dem Edelmann über ein Mädchen sprechen.«
»Und weißt du, wo es geblieben ist?«
»Nein, der Edelmann sagte, ›die Taube‹ sei gut verwahrt.«
»Wer ist die Alte, die hier ist?«
»Sie ist seit einigen Wochen hier und wird Mutter Katt genannt.«
»Was hat sie hier zu tun?«
»Sie kocht und besorgt die Wäsche, führt also den Räubern die Haushaltung.«
»Weiß die vielleicht etwas von dem Mädchen?«
»Das ist möglich, denn neulich hörte ich, wie sie schimpfte und sich beklagte, daß sie auch für ‹diese Puppe‹ noch das Essen bereiten müsse.«
»Ah, und wer besorgt denn das Essen? frug Vit weiter.
»Ein Bursche, den ich nicht kenne, holt das Essen hier ab.«
»Es ist gut,« sagte Vit zufrieden, »kann das wohl stimmen, Kerst?«
»Ja, der Junge sagt gewiß die Wahrheit,« entgegnete der Schmied. »Von dem Essen weiß ich allerdings nichts.«
»Da laß den alten Mann einmal kommen, Paul, wir wollen hören, was der denn weiß.«
Ein Mann von sechzig Jahren mit struppigem roten Barte und aufgedunsenem Gesicht, welches auf häufigen Branntweingenuß seines Inhabers schließen ließ, wurde vorgeführt.
»Das scheint ein rechter Galgenvogel zu sein,« meinte Vit zu Kerst.
»Das ist er auch; wer weiß, wie viele Menschenleben der auf seinem Gewissen hat?!«
»Das ist nicht wahr,« rief der Gefangene, der die letzten Worte gehört hatte, mit heiserer Stimme, »nur wenn ich angegriffen wurde und mein Leben in Gefahr war, dann wehrte ich mich.«
»Jawohl, man sieht dir deine Unschuld an, man fügt dir schweres Unrecht zu!« sagte Vit zu dem Gefangenen. »Aber was für einen Rock hat der Kerl an?«
»Es ist das abgeschnittene Ordenskleid eines Mönches, den er vorige Woche mit Hilfe eines andern Gauners beraubt und ermordet hat,« erklärte der Schmied.
»Es ist nicht wahr,« schrie der Gefangene, »ich habe das allerdings erzählt, aber es ist nicht wahr, ich bin unschuldig.«
»Laßt den Pitt Steves kommen,« befahl Vit.
Pitt Steves erschien.
»Pitt,« redete Vit ihn an, »du bist ein ehrlicher Spitzbube; sage einmal, ist dieses Galgengesicht auch einer von den Räubern?«
»Ja, es ist der Weibermörder, der mordet nur Frauen, Kinder und Mönche, die sich nicht wehren können.« Damit drehte er dem Alten den Rücken.
»Er ist mein Feind,« schrie der Gefangene, »er will mich ins Verderben stürzen; glaubt ihm nicht, ihr Herren!« Dabei fiel er auf die Knie und hob die gefesselten Hände flehend zu Vit empor.
Dieser sah ihn verächtlich an. »Es wäre wirklich schade um die Kugel!« sagte er.
»Gott sei Lob und Dank,« rief der Gefangene, »daß Ihr Euch des Unschuldigen erbarmen wollt, daß Ihr –«
»Schweig', Memme!« fuhr Vit ihn an, »ich meine nur so ein feiger Mensch ist keinen Schuß Pulver wert, für den gibt es nur einen Strick! Was meint ihr, Leute, was machen wir mit dem Kerl?«
»Gehängt wird er!« riefen alle wie aus einem Munde.
»Gut, du, Lörs und noch zwei Mann nehmt ihn mit; laßt ihm eine Viertelstunde Zeit, und dann hängt ihr ihn an den höchsten Baum auf.«
»Hört mich an, Herr,« flehte der Gefangene, ich weiß noch ein Geheimnis nämlich, wo der Pitt Steves sein Geld hat; ich verrate Euch alles, – laßt mich leben!«
Lörs packte ihn auf einen Wink von Vit bei den Schultern, ein anderer bei den Füßen, und so ging es mit ihm hinaus trotz seines Sträubens und jämmerlichen Schreiens.
»Nun Pitt,« wandte Vit sich an diesen, »was fangen wir mit dir an?«
»Was ihr wollt, ich bin ja in eurer Hand.«
»Du scheinst mir etwas zu schade zum Hängen.«
»Also werdet ihr mich erschießen?«
»Bist du der einzige von der Bande, der am Leben geblieben ist?«
»Nach dem, was ich erzählen hörte, werde ich und vielleicht noch einige versprengte Räuber übrig geblieben sein.«
»Warum warst du eigentlich bei den Räubern, Bursche?«
»Schlechte Zeiten verleideten mir das Leben. Ich hatte keinen Verdienst, und ein ungebundenes, freies, abenteuerliches Leben hat etwas verlockendes – so kam ich bald zu der Bande.«
»Aber die Leute auszurauben und zu morden, muß doch ein schreckliches Geschäft sein.«
»So sieht es allerdings aus. Wir mordeten aber keine Wehrlosen, sondern griffen Kaufleute an und raubten ihre Waren, oder wir schnappten die Kriegsbeute anderer weg. Die Überfälle an wehrlosen Personen besorgten einzelne Feiglinge auf eigene Faust, ohne daß der Hauptmann davon wußte.«
»Welche Beziehungen bestanden zwischen dem Edelmann, der hier wohl einmal erschien, und dem Baas?« »Sie waren Jugendfreunde. Der Edelmann trieb uns gewöhnlich die Vögel in das Garn, damit wir sie rupfen konnten.«
»Was würdest du tun, wenn ich dich freigäbe?"
»Ich würde mich sofort als Landsknecht anwerben lassen.«
»Bei wem? Doch nicht bei den Hessen?«
»Nein, bei den Kaiserlichen. Die Hessen sind ja auch nichts anders als Soldat gemachte Banditen und treiben es manchmal noch schlimmer als diese.«
»Da hast du recht. Willst du mir versprechen, dich nie wieder einer Räuberbande anzuschließen?«
»Das will ich schwören, und einen Schwur hält auch ein ehrlicher Bandit. Übrigens wechsle ich ja nur meinen Herrn, im Grunde bleibe ich doch, was ich war. Wer überfällt denn die Kaufleute, mordet und brandschatzt die Bauern und Bürger? Die fremden Feldherren! Und weiter tat der schwarze Baas auch nichts.«
»Es ist viel Wahres in deiner Rede. Was meint ihr, Leute,« fragte Vit, »sollen wir ihn freigeben und laufen lassen?«
»Wenn er schwört, bei den Kaiserlichen in Köln einzutreten, so wollen wir ihn freigeben,« sagte der Schmied. »Was meint ihr, Jungens?«
»Soll uns recht sein,« sagten die Burschen.
»Bist du bereit, diesen Schwur zu tun?« frug Vit den Gefangenen. »Ich schwöre es!« erwiderte dieser und hob die rechte Hand in die Höhe.
»Schneidet die Fessel entzwei, Hermann,« wandte sich Vit an diesen.
Hermann zerschnitt die Fessel und Pitt war frei.
»Gehe in Gottes Namen und werde jetzt ein ehrlicher Krieger,« sagte Vit, ihm die Hand reichend.
»Ich danke Euch und Ihr sollt von mir hören, daß ich Wort gehalten habe. Wir sehen uns vielleicht noch einmal wieder.«
»Das würde mich freuen« meinte Vit, »dann aber hoffentlich sehe ich dich als Soldat, nicht als Bandit –.«
»Das versteht sich! Lebt wohl!« Pitt grüßte alle und schritt aus der Scheune.
»Das ging mir gegen die Haare, Kerst,« wandte sich Vit an diesen, »den Kerl niedermachen zu lassen.«
»Mir auch,« meinte der Schmied.
»Er wird uns wohl nicht mehr vor die Flinte kommen,« warf Paul ein.
»Der wird sich hüten,« sagte Vit. »Hole nun das Weib, Junge.«
Die alte Frau wurde gebracht. Sie trug ein schmutziges Kleid und ein Tuch um den Kopf gewunden. Unter diesem erschien ein gelbes eingefallenes Gesicht, worüber hier und da einige Strähnen widerspenstiger grauer Haare hingen. Ein Paar halbgrüne Augen hefteten sich stechend auf den Sprecher.
Vit überlief es kalt: es war ihm, als sehe er in die schillernden Augen einer Schlange.
»Wie heißt du, Weib?« begann er.
»Katt, Witwe Katt.«
»Was machst du hier?«
»Ich war Haushälterin.«
»So, du warst hier wohl bei recht braven Leuten, wie?«
»Das weiß ich nicht. Ich bekümmerte mich nicht darum, was die Leute taten.«
»Ei! Wie unschuldig! Wußtest du denn nicht, daß du hier bei Räubern warst?«
»Bei Räubern! Nein, das waren doch Handelsleute.«
»Richtig, Handelsleute, welche mit Menschenleben handelten und fremdem Hab und Gut. Wo ist das Mädchen, dem du das Essen von hier zuschickst?«
»Ich weiß nichts von einem Mädchen.«
»Das ist recht, lüge nur tüchtig drauf los, dann wird deine Sache besser!«
»Ich weiß wirklich von keinem Mädchen.«
»Hier haben wir einen guten Fang gemacht,« fiel da Lörs ein, welcher einen zerlumpten Burschen von einigen zwanzig Jahren gepackt hatte und ihn vor sich herschob. Die Alte erbleichte, als sie den Burschen sah. Vit bemerkte es, bemerkte auch, wie sie dem Burschen schnell ein Zeichen gab, daß er schweigen sollte.
»Bringt das Weib wieder in den Verschlag,« kommandierte Vit. Man brachte sie weg. Sie suchte dem Burschen noch einen Wink zu geben, dieser bemerkte es jedoch nicht.
Jetzt begann Lörs: »Wir hatten den einen Kerl gehängt und wollten nach hier zurückkehren, als sich dieser Bursche durch das Unterholz auf die Scheune zuschlich. Ich dachte gleich, daß er kein reines Gewissen hatte und schlich ihm nach. Als er meiner ansichtig wurde, gab er Fersengeld. Wir holten ihn jedoch ein und brachten ihn hierher.«
»So,« sagte Vit und betrachtete den Burschen von oben bis unten. Dieser hatte ein fahles mißfarbiges Gesicht und sah verlottert aus. Es schien ein feiger, heimtückischer Mensch zu sein; sein unsteter, lauernder Blick, seine dünnen, schmalen Lippen und die hochaufgeschwungenen Augenbrauen deuteten darauf hin.
»Was wolltest du hier?« fragte Vit.
»Nichts.«
»Du, Hermann und Paul, stellt euch hier mit geladenen Gewehren auf. Sobald ich sage ›Feuer!‹ schießt ihr den Kerl über den Haufen. Ich werde mich doch von diesem Burschen nicht belügen lassen.«
Die beiden luden die Gewehre und stellten sich schußfertig auf.
»Was wolltest du hier?« fragte Vit wieder.
»Ich wollte zu meiner Mutter.«
»So, wer ist denn deine Mutter?«
»Die Kathrin.«
»Die Alte, die hier ist?«
»Ja.«
»Wie heißt du?«
»Wilm.«
»Großvater!« rief Paul, »soll das nicht –«
»Ruhig, Junge!« wehrte Vit ab.
»Wo hast du mit deiner Mutter gewohnt, ehe du hierher gekommen bist?«
»An allerlei Orten.«
»Auch in Brocksittard?«
»Das weiß ich nicht.«
»Legt an!« kommandierte Vit.
»Halt, halt!« flehte er. »Ja, auch in Brocksittard.«
»So, und wo ist das Mädchen geblieben, welches in Brocksittard bei euch war?« fragte Vit.
»Das ist uns entlaufen.«
»Wo hattet ihr das Kind her?«
»Aus Flandern von einem Fremden, welcher es im Auftrag eines andern geraubt hatte.«
»Wißt ihr den Namen des Kindes?«
»Nein, wir nannten es Eva.«
»Wurdet ihr auch dafür bezahlt?«
»Ja, in der ersten Zeit regelmäßig, später blieb das Geld aus.«
»Das Kind wurde wohl von deiner Mutter zum Betteln angehalten?«
»Es ging mit meiner Mutter in Sittard Almosen sammeln.«
»Und wenn es nicht genug heimbrachte, dann wurde es von dir mißhandelt.«
»Ich habe es einigemal geschlagen, wenn es eigensinnig war, aber mißhandelt nie.«
»Wo ist das Kind jetzt?«
Der Bursche schwieg und überlegte.
»Antwort, Junge, und hüte dich, die Unwahrheit zu sagen! Wo ist die Eva?«
»In Grippekoven.« Grippekoven. Die Ruine des frühern Raubschlosses.
»In dem verfallenen Schlosse?«
»Ja.«
»Du bringst ihr das Essen?«
»Ja.«
»Wer hat die Eva dahin gebracht?«
»Das weiß ich nicht.«
»Bursche, du lügst!«
»Nein, ich weiß es nicht.«
»Woher wußtest du denn, daß sie dort war?«
»Meine Mutter schickte mich mit Essen hin.«
»Dann wußte diese es. Von wem?«
»Vom schwarzen Baas.«
»Ist eine Wache dort?«
»Ja, der Aret und ich bewachten das Mädchen.«
»Doch, noch für zwei Tage.«
»Du wirst uns diesen Nachmittag hinführen.«
»Wann Ihr wollt.«
»Führt ihn fort bis gleich. Gebt ihm auch zu essen. Du, Lörs, bleibst mit vier Mann hier und hältst die Scheune besetzt, bis wir zurückkommen. Sei vorsichtig und lasse dich nicht übers Ohr hauen. Wenn jemand herein will, weißt du, was du zu tun hast. Komm, Kerst, wir wollen einmal die Keller besehen.«
Vit, Jansen, Paul und Hermann kletterten an dem Seil herunter und fanden ein Kellergewölbe mit Waffen aller Art. Diese waren schön blank, dafür hatten die Gefangenen sorgen müssen. Pulver und Kugeln, alles war reichlich vorhanden. Eine schwere eiserne Truhe wurde von Jansen geöffnet, und darin befanden sich, in Säckchen geordnet, lauter Gold- und Silbermünzen.
Alle stießen ein lautes Ah der Überraschung aus.
»Wahrhaftig, da sind wir auf den Schatz der Banditen gestoßen!« rief Vit aus und hob prüfend eines der Säckchen in die Höhe.
Die andern standen in wortlosem Staunen.
»Aber es ist zusammengeraubtes Geld,« fuhr er fort, »Geld, an dem Blut klebt und Tränen! Deshalb wollen wir nichts davon haben, sondern es denen zukommen lassen, die im Kriege am meisten gelitten haben, um ihre Not zu lindern und ihre Tränen zu trocknen.«
Jeder nahm einen kurzen Karabiner und steckte ihn in den Gürtel, versah sich mit Pulver und Blei und suchte dann den Ausgang ins Freie. Wo der schmale Gang sich teilte, wurde zuerst ein Gang abgeschritten, welcher in ein brunnenartiges Loch mündete, aus dem ein starker Modergeruch emporstieg.
»Das wäre wahrscheinlich unser Grab geworden,« bemerkte Jansen, »wenn die Geschichte schief gegangen wäre.«
Jetzt kam man in einen andern Gang, welcher von dem ersten abzweigte. Dort fand man zuerst die Leiche des schwarzen Baas. Ein prachtvoller, mit Silber und Elfenbein eingelegter Karabiner lag neben ihm. Vit steckte ihn zu sich. Eine Börse mit Goldstücken nahm der Schmied an sich. Paul steckte eine kleine Brieftasche ein. Dieselbe enthielt allerlei Papiere, die vielleicht von Wichtigkeit waren.
»Was fangen wir mit der Leiche an?« fragte Vit, »wir können sie doch unmöglich liegen lassen.«
»Sehr einfach,« versetzte Jansen, »du, Paul, faß an, wir werfen ihn zu seinen Opfern in den Brunnen.«
Sie schritten mit der Leiche auf den Brunnen zu und warfen sie hinab. Ein dumpfes Aufschlagen aus der Tiefe bewies, daß sie unten angekommen war.
»So,« sagte Jansen, »dort mag er liegen bis zum Jüngsten Tage! Er wird jetzt wohl nicht noch einmal lebendig werden.«
»Das haben wir nicht zu befürchten,« erwiderte Vit.
»Hätte ich Euren Worten Gehör geschenkt, dann wäre vorigesmal die Geschichte nicht so gekommen,« bemerkte der Schmied.
Sie kehrten durch den Gang zurück und kamen durch ein dichtes Gestrüpp ans Tageslicht. Ein großer, wilder Rosenstrauch verdeckte die Spalte so, daß niemand den Eingang leicht finden konnte.
»So, nun wissen wir das auch. Wir wollen doch Lörs darauf aufmerksam machen, damit er sich, im Falle er verfolgt wird, zu helfen weiß,« meinte Vit.
Sie schritten durch den Gang zurück und kletterten wieder in die Scheune. Paul blieb unten und erwartete Lörs, um ihm alles zu zeigen, damit er Bescheid wisse. Gerd Klingen hatte für ein tüchtiges Mittagsmahl gesorgt und es aufgetischt; alle setzten sich zum gemeinschaftlichen Mahle nieder. Vit sprach das Tischgebet, dann langten alle ordentlich zu, denn der Anblick der dampfenden Schüsseln hatte einen scharfen Hunger in ihnen hervorgerufen.
»Wird wohl in der Scheune noch nie vorgekommen sein, daß eine solche Gesellschaft hier gebetet hat,« sagte Vit und begann ein gewaltiges Stück Schinken zu bearbeiten, indem er noch die Bemerkung machte: »Es ist doch ein Glück, wenn der Mensch noch gute Zähne hat, da bleibt der Magen gesund und der Mensch auch!«
Jetzt kamen auch Lörs und Paul mit einem Dutzend Flaschen Wein aus dem Keller zurück.
»Hier, Großvater, heute wollen wir es uns wohl sein lassen, wir haben einen frischen Trunk mitgebracht.«
»Na, Junge,« meinte Vit schmunzelnd, »das wird am Ende doch zu arg werden.«
»Ach was,« rief der Schmied, sich einen Humpen einschenkend, »auf unsere Gesundheit! Wir haben lange genug entbehren müssen.«
Die Humpen klangen aneinander, alle tranken und waren fröhlich und guter Dinge.
»Jetzt wird es aber Zeit, daß wir aufbrechen,« sagte Vit; »leckt nur keinen halben Tag an den Fingern herum.« Gabeln kannte man noch nicht. Fleisch und Gemüse aß man mit den Fingern oder mit dem Löffel.
Die Pferde wurden gesattelt, und dann ging es fort. Wilm wurde auch auf ein Pferd gesetzt und mit einem Riemen an dem Sattel befestigt. Das Pferd war durch einen zweiten Riemen mit dem Pferde Pauls verbunden.
»Ich bitte Euch, reitet etwas langsamer,« bat Wilm, als sie eine Strecke fort waren, »ich kann nicht reiten, habe nie auf einem Pferde gesessen.«
»Der Kerl sieht aus, als ob er sterben wollte,« sagte Vit zu Jansen und deutete auf Wilm, welcher mit Paul immer mehr zurückblieb.
»Ich kann nicht mehr,« seufzte Wilm totenbleich. »Einen Tropfen Wasser, ich falle sonst von der Mähre herab!«
»Darauf soll's nicht ankommen,« sagte Paul mitleidig. »Es muß doch hier irgendwo Wasser sein!«
Er ließ die Pferde halten, schwang sich herab und lief in den nahen Wald um nach Wasser zu suchen, fand jedoch nichts, so sehr er auch ausschaute und horchte, ob er nicht das Murmeln einer Quelle hörte. Als er dann wieder auf die Straße kam, war sein kranker Wilm mit den Pferden verschwunden.
»Ich Tölpel!« rief Paul und schlug sich vor die Stirne, »da werde ich schön ausgelacht werden. Wo ist der Schelm nun hin, ich muß doch die Spur sehen können. Was ist das? Zwei Spuren, eine nach rechts und eine nach links? Donnerwetter! Daß ich auch so dumm sein konnte –!«
Er legte sich auf den Boden und hörte nach jeder Seite hin ein Pferd traben. »Na, ich muß doch sehen, welchen Weg er eingeschlagen, und muß auch wissen, wohin er mein Pferd gejagt hat. Hm, die Spuren hier sind tiefer in den Boden eingetreten, also saß er auf dem Pferde, welches in dieser Richtung läuft. Ja, ja, diese Spuren dagegen sind viel leichter. Verwünscht!« Er lauschte wieder nach der Stelle hin, wo sein Pferd sein mußte, hörte aber nichts mehr. »Wahrscheinlich ist es stehen geblieben,« fuhr er fort, »dann kann ich mein Pferd zurückholen, es lief in der Richtung nach Erkelenz, später komme ich bis hierher zurück, da ich doch denselben Weg einschlagen muß, den der Trupp genommen hat, weil der ja vielleicht zurückreitet, um mich zu suchen. Also in Gottes Namen vorwärts!«
Paul lief, so rasch er konnte, und war bis in die Nähe von Matzerath gekommen, als er sein Pferd an einer kleinen Bauernhütte, welche dicht am Wege lag, stehen und grasen sah. Als er näher kam, sah er, daß das Pferd an einen Baum gebunden war. Wahrscheinlich hatte der Bauer das Pferd festgehalten und angebunden. Eben wollte er den Riemen von dem Baume losmachen, als die Tür des Häuschens sich öffnete, vier Soldaten herausstürzten, über ihn herfielen und ihn fesselten, ehe er sich zur Wehr setzen konnte.
»Ha, Bursche, haben wir dich endlich!« sagte ein dicker Sergeant, vergnügt seinen gewaltigen Schnurrbart streichend.
»Ihr habt Euch wohl geirrt, Leute, und den Unrechten gefaßt,« sagte Paul.
»Das ist wohl möglich,« meinte der Sergeant trocken.
»Ich bin aus Gladbach,« setzte Paul hinzu.
»Mag sein,« gab der Sergeant zurück.
»Und suche meine Schwester, welche geraubt worden ist.«
»Meinetwegen deine Mutter.«
»Aber wie kann man da über mich herfallen und mich fesseln wie einen Räuber?«
»Wir fahnden auf Spitzbuben von der Bande des schwarzen Baas. Wir haben dich hier gefunden, du scheinst uns verdächtig, und wir bringen dich nach Erkelenz. Also ohne Umstände – vorwärts!«
»Was habe ich mit dem schwarzen Baas und seiner Bande zu schaffen!« stieß Paul ärgerlich hervor. »Seht doch zu, wen Ihr vor Euch habt und gebt mich frei!«
Aber die Soldaten hoben ihn aufs Pferd, nahmen ihn in die Mitte und fort gings auf Erkelenz zu. Hinter ihm her ritt der Sergeant.
»Die ganze Gegend hat die Bande ausgeplündert,« sagte dieser zu den Soldaten gewandt, »und vor einigen Tagen unsere Soldaten niedergemacht, welche einen Wagen mit Proviant nach Gladbach bringen sollten; – da können wir nicht lange Federlesens machen!«
»Sehe ich denn aus wie ein Räuber?« fragte Paul.
»Warum denn nicht? Ein Spitzbube läßt sich nicht immer von einem ehrlichen Menschen unterscheiden. Wenn du unschuldig bist, wird sich das in Erkelenz finden. Jetzt ruhig!«
Paul biß sich in die Lippen und verwünschte sein Mißgeschick.
Endlich war der Trupp in Erkelenz angekommen. Das Tor öffnete sich, nachdem der Sergeant die Losung gegeben hatte, und man ritt sofort zur Wache.
»Ein famoser Fang, Serneau!« redete der Sergeant den wachthabenden Offizier an. »Einen Kapitalkerl von den Räubern haben wir erwischt. Hier ist er.«
Serneau, ein schmächtiger junger Offizier, erhob sich und besah Paul vom Kopf bis zu den Füßen. »Ein tüchtiger Kerl, das muß ich sagen,« meinte er beifällig nickend. »Untersucht den Burschen!«
Pauls Taschen wurden untersucht. Man fand einiges Geld und in seinem Wams die Brieftasche des schwarzen Baas.
»Her damit!« sagte Serneau, öffnete die Tasche, faltete die Pergamente auseinander, und begann zu lesen.
Die Soldaten sahen ihm zu und erwarteten die Orakelsprüche, welche er, als der einzige des Lesens Kundige, jetzt verkünden würde. Auf einmal sprang der Offizier auf, lief auf den Sergeanten zu und rief: »Kunz, du bist ein Glückskerl, du hast den schwarzen Baas selbst geschnappt! Hier in diesem Briefe teilt ihm ein Freund mit, daß ein Proviantwagen von Dahlen nach Gladbach fährt, dem nur einige Soldaten als Schutz beigegeben sind. Hallo, Leute, ist das ein Fang!«
Der Sergeant und die Soldaten überließen sich ihrer Freude über den glücklichen Griff, den sie getan hatten und besahen Paul mit einer gewissen Ehrfurcht. War es ihnen doch gelungen, den Räuberhauptmann zu fangen, der die ganze Gegend solange in Furcht und Schrecken versetzte, und den keiner bis jetzt erwischen konnte! Auch staunten sie, daß der Baas noch ein so junger Kerl war; denn daß es der schwarze Baas wirklich war, fiel keinem ein zu bezweifeln, da der Offizier es ja behauptete.
Paul machte zuerst große Augen und wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Er überdachte die sonderbare Situation, in die er geraten war, und trotzdem dieselbe recht verhängnisvoll für ihn werden konnte, kam sie ihm plötzlich so komisch vor, daß er in ein lautes Lachen ausbrach.
»Was,« rief der Offizier, »der Kerl lacht uns noch aus und will uns zum besten halten?! Na, warte Bursche, ich werde schon sorgen, daß du dich zu Tode lachen sollst, wir haben Salz und auch Ziegen hier!« Ziegen leckten das Salz, welches dem zu Marternden in die aufgeschnittenen Fußsohlen gestreut war. Derselbe lachte sich dann buchstäblich zu Tode.
»Aber seid doch vernünftig,« erwiderte Paul betroffen, »ihr könnt euch doch wohl denken, daß ich nicht der schwarze Baas sein kann. Ich trage doch keinen schwarzen Bart, habe ja überhaupt noch kein Haar unter der Nase!«
»Das tut nichts, die Verkleidung, in der du erscheinst, ist hier Nebensache. Soldaten, werft ihn in den festen Turm und legt ihm Ketten an, ich will dem Kommandanten sofort Bericht erstatten, und ihr sollt reichen Lohn haben!«
Die Soldaten schleppten Paul in den Turm und warfen ihn in ein Verlies, nachdem sie ihm zuvor Ketten angelegt hatten. Die ganze Besatzung von Erkelenz war in Aufregung und die Bürgerschaft nicht minder.
Die Soldaten saßen abends in den Kneipen und erzählten sich nichts anderes als von dem gefürchteten Räuberhauptmann, den sie nun gefangen und eingeliefert hatten.
Paul lag inzwischen an seiner Kette gefesselt auf dem halbvermoderten Stroh und überdachte seine Lage. »Diese verflixte Brieftasche,« brummte er, »muß mich da so in die Patsche bringen! Die Kerls schwören Stein und Bein, ich sei der schwarze Baas, und ich muß nun am Ende für dessen Räubereien den Sack lappen und seine Schurkereien mit meinem Leben bezahlen. Das hätte ich mir nicht geträumt. Die Burschen haben mich so fest gekettet, daß an eine Flucht nicht zu denken ist. Diese Ketten sind wahrhaftig unbequeme [Zieraten]. Aber wenn der Kommandant kein Esel ist, muß er doch einsehen, daß ich nicht der schwarze Baas sein kann, trotz der verwünschten Brieftasche!«
Der Offizier war zum Kommandanten Valliers geeilt, um ihm das Ereignis zu melden. Dieser hatte gerade die Hauptleute und Offiziere zu einem Schmause eingeladen. Als er die Meldung vernahm, lud er den Offizier ein, in den Saal zu kommen, wo die Gesellschaft versammelt war. Dort erzählte er sofort den glücklichen Fang, den der Sergeant Kunz gemacht, indem er den berüchtigten Räuberchef gefangen habe.
»Den müssen wir sehen, sofort!« riefen alle durcheinander.
»Bringt ihn hierher!« befahl der Kommandant, und Serneau entfernte sich, um Paul zu holen. Paul wurde aus dem Loche geholt und zur Wohnung des Kommandanten geführt, von alt und jung angestaunt. Die Bürger in Erkelenz meinten zwar, der sehe nicht aus wie ein Räuberhauptmann. Er trat, von dem Offizier und zwei Soldaten geführt, in den Saal und verneigte sich tief vor dem Kommandanten und den Hauptleuten.
»Der sieht gar nicht übel aus,« meinte der Kommandant, Paul betrachtend.
Ein alter Hauptmann sagte: »Dieses Milchgesicht soll der berüchtigte schwarze Baas sein? Niemals!«
»Ich hatte mir einen großen herkulischen Kerl mit zerhacktem Gesichte gedacht,« bemerkte kopfschüttelnd ein Offizier.
»Das kann man nicht wissen,« versetzte ein anderer, »es kann in dem jungen Burschen ein verwegener Patron stecken. Hätten wir nur, wenn es der schwarze Baas ist, sein geraubtes Geld!«
Paul hatte die Bemerkungen angehört und auf diese letzteren seinen Plan gebaut, vielleicht konnte ihre Geldgier ihn retten.
»Also du bist der schwarze Baas?« fragte der Kommandant.
»So nennt man mich,« antwortete Paul.
»Du bist doch erst ein Bursche von 18 bis 19 Jahren und sollst schon so viele Jahre hier die Gegend unsicher gemacht haben? Wie verhält sich das?«
»Das war ich nicht, das war mein Großvater, welcher dasselbe Gewerbe betreibt wie ich.«
»Ah,« erscholl es allgemein, »jetzt wird die Sache klar.«
»Wo ist dein Großvater?« fragte der Kommandant den Paul.
»Das weiß ich nicht.«
»Habt ihr viel Geld und Kostbarkeiten im Besitz?« fragte Valliers weiter.
»Soviel, als zwei Pferde ziehen können.«
»Wo sind diese verborgen?«
»Das werde ich nicht sagen.«
»Ich werde dich zwingen, zu sprechen.«
»Das könnt ihr nicht. Und wenn ihr mich totschlagt, dann habt ihr gar nichts, denn unsere Schätze findet ihr nicht.«
»Wenn wir dir nun das Leben schenken, willst du uns dann sagen, wo sie sind?« fragte der Kommandant lauernd.
»Hm!«
»Wir wollen euch ja nicht alles nehmen. Aber einen Teil müßt ihr herausgeben. Also sprich!«
»Das läßt sich hören.«
»Unter welchen Bedingungen würdest du das tun? Deine Bande soll ja fast ganz aufgerieben sein.«
»Das ist wahr,« sagte Paul, »die Bande ist versprengt bis aus drei oder vier Mitglieder. Ihr könnt sechs oder acht Soldaten mitschicken. Ich gehe gefesselt ebenfalls mit und zeige ihnen den Ort, wo die Schätze sind, dann verlange ich aber sofort in Freiheit gesetzt zu werden.«
»Aber warum sollen denn nur acht Soldaten mitgehen?« fragte der Kommandant mißtrauisch.
»Ihr braucht doch nicht die halbe Besatzung mitzuschicken,« gab Paul gereizt zurück, übrigens müßt ihr mir ehrenwörtlich versprechen, mich nach Empfang des Geldes freizugeben.«
»Gut, trete hier in das Nebenzimmer; wir werden unter uns beraten und dir den Beschluß mitteilen,« sagte der Kommandant.
Paul trat ab; die Tür wurde hinter ihm abgeschlossen. Das Zimmer lag im ersten Stocke. Paul machte es sich in einem Sessel bequem und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Endlich wurde er hereingerufen. Der Kommandant eröffnete ihm, daß er den Ort anzugeben habe, wo das Räuberlager sei und wo die Schätze sich befänden; wenn sich seine Angaben über die Schätze als wahr erwiesen, solle er in Freiheit gesetzt werden.
»Hört mal, ihr Herren!« sagte Paul, »die Schätze, die wir in Besitz haben, sind so kostbar und zahlreich, daß es mir schwer fällt, sie so ohne weiteres preiszugeben. Die ganze Bande hat Anrecht darauf und ihr könnt euch denken, welch furchtbare Rache die anderen an mir nehmen werden, wenn ich diesen Verrat begehe. Die Sache will überlegt sein. Laßt mir bis morgen Bedenkzeit. Ich muß so etwas beschlafen, ehe ich mich entscheide. Schon geht es auf den Abend zu und für heute wird der Ritt ja doch nichts werden. Dafür ist es zu weit von hier.«
Die Herren waren damit einverstanden und Paul wurde wieder in sein Gefängnis geführt.
»Das soll der berüchtigte Räuberhauptmann sein?« flüsterten sich die Leute wieder auf den Straßen zu, als Paul gefesselt zwischen den Soldaten daherkam. »Er sieht doch so harmlos aus. Und dabei ist er noch ein so junges Blut. Man sollte meinen, es sei nicht möglich!«
Paul wurde in sein Verlies gebracht und an die Wand gefesselt. Nachdem die Soldaten ihn verlassen hatten, setzte er sich auf das Stroh und überlegte. »Da habe ich mich in eine schöne Lage gebracht,« murmelte er vor sich hin. »Wäre ich nur hier aus dem verwünschten Loche heraus! Die Esel, mich für einen Räuberhauptmann zu halten! Wenn sie nur nicht darauf bestehen, daß ich ihnen die geraubten Schätze zeigen soll, denn zu der Gastesscheune darf ich sie nicht führen, dann verrate ich meine Freunde ... Der Großvater sagt immer: ›Guter Mut ist halbes Zehrgeld.‹ Aber hier soll einem der Mut doch vergehen. Die Eisen an den Händen drücken entsetzlich. Ich kann kaum einen Schritt weit gehen. Ahnte mein Großvater nur die Geschichte, der würde wohl Rat schaffen. Ich weiß nicht, was ich morgen den Herren aufbinden soll. Daß ich auch diese Brieftasche einstecken mußte! Nun, wer weiß, wozu es gut ist, daß ich zum schwarzen Baas geworden bin! Was der Großvater wohl zu meinem Ausbleiben sagen mag! Ob er mit seinen Leuten Grippekoven schon erobert hat?« Nach einem kurzen Abendgebet legte er sich so bequem nieder, wie es seine Ketten erlaubten, und fiel dann in einen ruhigen Schlaf.
Plötzlich wachte er auf, ein Schlüsselbund rasselte, und seine Kerkertüre wurde geöffnet. Es mochte Mitternacht sein. Soviel Paul in dem Halbdunkel unterscheiden konnte, trat eine weibliche Gestalt in sein Verlies.
»Paul, mein armer Paul!« rief eine Mädchenstimme, »sehe ich dich hier wieder?«
Paul war aufgesprungen und rief mit freudiger Stimme: »Bist du es, Eva?«
»Ja, lieber Bruder, ich bin es! Ich bin heute morgen aus einem verfallenen Schlosse, wo ich gefangen gehalten wurde, entflohen und hier in der Nähe der Stadt von neuem ergriffen worden. Jetzt hält man mich hier fest, jedoch darf ich im Hause des Gefangenwärters frei umhergehen.«
»Arme Eva! Was aus uns werden soll, das mag der liebe Gott wissen!«
»Ich bin gekommen, dich zu retten, Paul. Sorge dich nicht um mich, ich werde hier gut behandelt. Der Gefangenwärter ist ein braver Mann. Hier hast du zwei Feilen und ein langes Seil. Feile deine Ketten und die Gitterstäbe durch, und dann sieh zu, wie du aus der Stadt kommst. Hier, dem Gefängnisse gegenüber, ist die Stadtmauer diese Nacht von Soldaten nicht besetzt; sobald du über die Gartenmauer springst, bist du an der Stadtmauer. Sei aber ja vorsichtig, Paul, und laß dich nicht wieder erwischen! Ich muß nun fort, sonst merkt man meine Abwesenheit, schon höre ich Tritte. Lebe wohl, grüße den Großvater!«
»Lebe wohl, Eva! Du bist mir wie ein rettender Engel erschienen. Hab' Dank und verlaß dich drauf, daß wir uns bald wiedersehen. Der Großvater ruht nicht eher, bis auch du wieder frei bist!« Noch ein flüchtiger Händedruck, und Eva war verschwunden.
»Gott sei Dank,« sagte Paul, als die Türe sich wieder geschlossen hatte; »jetzt werde ich doch wohl aus dem Loche herauskommen. Nur schade, daß ich das arme Mädchen hier lassen muß!« Nachdem er noch etwas gewartet und sich genügend überzeugt hatte, daß im Gefängnisse alles ruhig war, begann er zuerst die Ketten durchzufeilen. Es war eine mühsame Arbeit. Endlich löste sich die Kette vom linken Arm, und er setzte jetzt die Feile an die Kette des rechten Armes. Mit der linken Hand wollte das aber schlecht gelingen, deshalb gab er es auf, dieselbe am Handgelenk zu durchfeilen, und begann jetzt, die Kette in der Mitte anzugreifen. Er konnte dann wenigstens die rechte Hand gebrauchen, mußte nur ein Stück der Kette mitnehmen. Nach längerer, angestrengter Arbeit war er frei. Jetzt stieg er auf zwei in die Wand gemauerte eiserne Haken, an denen die Ketten befestigt waren, um an das mit vier Eisenstangen vergitterte Fenster zu gelangen, wo er mit dem Durchfeilen der Stangen begann. Zwei Stunden genügten, um drei Stangen zu durchschneiden; der Mond leuchtete ihm bei der schweren Arbeit. Dann rüttelte er an den Stangen; die erste bog sich ziemlich weit nach innen und fiel schließlich aus dem Mauerwerk heraus, die zweite ebenfalls. »Nun ist die Öffnung schon so groß, daß ich mich durchzwängen kann,« flüsterte er. Er band sich das Seil um den Leib und setzte sich rittlings in die Öffnung, das andere Ende des Seiles an den Stumpf der abgefeilten Stange befestigend, und ließ sich langsam herunter. Nachdem er einige Fuß heruntergerutscht war, glaubte er den Schritt einer Schildwache zu vernehmen und blieb ruhig hängen. Es war jetzt so finster, daß er nichts sehen konnte, denn der Mond hatte sich hinter die Wolken verborgen. »Es war nichts,« flüsterte er und rutschte weiter. Plötzlich riß die Stange oben aus der Mauer, und mit großem Gepolter fiel Paul auf einen Haufen Bretter. »Hans Ungeschick, der ich bin!« brummte er, sich den Rücken reibend. Das Seil und die ausgebrochene Stange lagen neben ihm. Er blieb ruhig liegen, denn jetzt hörte er Schritte, und da der Mond wieder heller schien, sah er zu seinem größten Schrecken einen Soldaten auf sich zukommen. Er duckte sich zwischen die Bretter und hielt den Atem an. Der Posten kam näher und bog sich über die vorstehenden Bretter, welche Paul etwas verdeckten. Das offene Gitterfenster hatte derselbe noch nicht bemerkt.
»Jetzt geht es ans Leben!« dachte Paul, schnellte in die Höhe, und blitzschnell umfaßten seine Hände den Hals des Soldaten und preßten ihn so fest zusammen, daß derselbe keinen Schrei ausstoßen konnte. Paul würgte fester, bis dem Soldaten die Besinnung schwand und er neben ihm niedersank. Dann ließ er ihn los und schlug ihm mit der Faust an die Schläfe, um ihn vollends zu betäuben, nahm schnell das Seil und die Eisenstange und sprang damit über die niedrige Gartenmauer, um an die Stadtmauer zu kommen. Er hatte diese bald erreicht, und kein Posten war zu sehen. Rasch befestigte er das Seil und ließ sich daran herunter, es war jedoch etwas zu kurz. Was jetzt machen? Er ließ sich fallen und plumpste in einen Graben, welcher mit Morast und Wasser angefüllt war. Hier wühlte er sich durch bis auf die andere Seite, wälzte sich durch das Gras, um sich von dem Unrat etwas zu reinigen, und lief dann, so schnell er konnte, in der Richtung auf Linnich der Gastesscheune zu.
Der Soldat blieb längere Zeit ohnmächtig liegen, und als er erwachte, besann er sich des Vorgefallenen und sah auch jetzt das zerbrochene Gitter. Er begab sich zur Wache und erzählte, sechs Mann seien von der Stadtmauer her auf ihn zugekommen und hätten ihn überfallen und geknebelt. Dann hätten sie den schwarzen Baas aus dem Kerker geholt. Schließlich sei einer gekommen, der ihm einen Schlag auf den Kopf gegeben, daß ihm die Sinne vergangen waren. Als er erwachte, seien alle fort gewesen.
Der Kommandant war wütend. Von der Stadtmauer hing das Seil herab, als sichtbarer Beweis, daß der Räuberhauptmann verschwunden und der kostbare Fang ihm entwischt war. »Tod und Teufel!« fluchte er, »der darf uns nicht entgehen –« und er schickte mehrere Trupps Soldaten aus, die die ganze Gegend durchstreifen sollten, um seiner wieder habhaft zu werden.
»Der Vogel wird sich schon so weit aus dem Staube gemacht haben, daß wir ihn nicht finden,« sagte ungläubig ein alter Hauptmann.
»Verlaßt Euch darauf,« behauptete der Kommandant, »der Kerl wird noch einige Tage hier in der Gegend bleiben, um seine Schätze zu sichern.«
»Die wird er wohl längst gesichert haben,« meinte der Hauptmann, »und wir haben das Nachsehen.«
Am Morgen war Vit mit seinem Trupp bei Grippekoven angelangt. Das frühere Schloß war nur noch ein großer Schutthaufen, der ganz mit Schlingpflanzen überwachsen war. Ein großer und breiter Graben, voller Morast und sehr tief, verhinderte das Eindringen in die Ruine.
»Ich glaube, der Kerl hat uns zum besten gehalten,« sagte Vit ärgerlich. »Da kann ja keiner hinüberkommen! Und in dem Schutthaufen sollen sich Menschen aufhalten? Wo doch der Paul bleibt mit dem Banditen!«
»Es wird wohl nötig sein, daß wir den Schutthaufen durchsuchen,« meinte Jansen, »denn alles deutet darauf hin, daß jemand dort verborgen ist. Kommt her, Meister Vit, seht, dort ist eine Furt von Steinen, welche wahrscheinlich hinüberführt. Laßt mich einmal versuchen, ob man auf die ersten Steine treten kann.«
»Die Steine sind gelegt, um die Leute zu täuschen,« erwiderte Vit, »denn seht, unter jedem Steine liegt ein Stückchen Rasen, damit der Stein nicht in die Tiefe sinkt.« Vit versuchte sich mit einem Stocke auf einen Stein zu stützen, jedoch Stein und Stock verschwanden langsam in die Tiefe. »Siehst du, Schmied, so wärest auch du versunken, wenn du auf die Steine getreten hättest!«
»Also muß doch auch etwas dort sein,« erwiderte der Schmied, »denn wozu macht man solche Täuschungen? Doch nur, um seine Feinde zu verderben!«
»Na, ich habe gewiß nichts dagegen, daß wir das frühere Räubernest einmal durchsuchen,« sagte Vit, »aber da heißt es überlegen, wie man hinüberkommt. Wir müssen jedenfalls warten, bis Paul kommt. Gott weiß, wo er stecken mag –! Er wird doch nicht wieder in der Klemme sitzen? Fast sollte man's glauben, weil er so auf sich warten läßt. Es ist eine verdrießliche Geschichte! Den Banditen Wilm wollen wir schon so weit bringen, daß er uns hinüberhilft, er wird den Weg wohl wissen. Das muß früher ein echtes Räubernest gewesen sein. Wer weiß, wie manches unschuldige Opfer hier hat verbluten müssen und wie viele mögen jahrelang in diesen Verliesen geschmachtet haben! Die armen, unglücklichen Menschen! Nachts soll es hier ja oft schauerlich hergehen, und ich möchte wahrhaftig nicht in der Nacht so einem Geist begegnen!« Heute soll es noch in der alten Ruine spuken.
»Da wollen wir doch einmal eine Nacht hier zubringen,« erwiderte der Schmied lachend.
»Das wollen wir lieber bleiben lassen,« sagte Vit. »Wißt Ihr auch, daß einem Manne, welcher hier nachts vorbeigekommen ist, ein Geist den Hals umgedreht und ihn in den Morast geworfen hat?«
»Unsinn,« versetzte der Schmied, »der Mann ist einfach selbst in den Morast geraten und erstickt.«
»Aber woher kommt denn das furchtbare Geheul oft in der Nacht?« fragte Vit.
»Nun, von wilden Tieren, woher sonst!« erwiderte der Schmied.
»Na, wir wollen nicht darüber streiten; Kerst Jansen, ich sage dir, daß es hier nicht geheuer ist, verlaß dich darauf! Aber wir können auf den Paul nicht länger warten; du, Kurt, reitest einmal zurück und siehst, wo er bleibt. Wir wollen unterdes zusehen, wie wir hinüberkommen können.«
»Ob die Buchen hier nicht bis auf die andere Seite reichen? Wenn wir diese umhauen, dann kommen wir schon hinüber,« sagte der Schmied, auf zwei schlanke Bäume deutend. »Wie breit mag der Graben sein?«
Hermann nahm eine Schnur und befestigte daran einen Stein, warf ihn hinüber bis zum andern Ufer und zog ihn dann zurück durch den Morast. »So, da hätten wir die Breite des Grabens,« sagte er, die Schnur zusammenlegend.
»Ja, wüßten wir jetzt nur, wie hoch die Bäume sind!« sagte der Schmied.
»Einer klettert einfach auf den Baum und mißt die Höhe mit einer Schnur, dann wissen wir, ob die Bäume hoch genug sind, um als Brücke zu dienen,« meinte Hermann.
»Könnt ihr denn die Höhe der Bäume nicht messen, ohne auf dieselben zu klettern und vielleicht den Hals zu brechen?« sagte Vit kopfschüttelnd.
»Anders wird es wohl nicht gehen,« versetzte Hermann.
»So, meint Ihr?« erwiderte Vit, nahm einen Stock von der Erde auf, gab ihn dem Schmied und sagte zu ihm: »Kerst, wie lang ist dieser Stock?«
»Zwei Schuh.«
»So, hier stelle ich ihn auf die Erde, wie lang ist nun der Schatten des Stockes?« fragte Vit.
Kerst maß mit der Hand den Schatten, den der Stock geworfen, und sagte: »Genau drei Schuh.«
»Gut, nun geht jetzt und meßt den Schatten der Buchen, und zieht ein Drittel von dem Schatten ab, dann habt ihr die genaue Höhe der Buchen, verstanden?«
»Ei, das ist ja eine höchst einfache Rechnung, welche aber doch ganz richtig sein kann!« sagte Hermann.
»Was nützt uns das alles, Herr Hermann,« versetzte der Schmied, »wenn das auch richtig ist? Wir müssen zum Fällen der Bäume doch auch Axt und Säge haben.«
Jetzt kam Gerd Klingen, welcher mit einigen Leuten um den Graben herum gegangen war, und meldete, er habe eine Furt gefunden. Über einen langen Baumstamm, welcher eben unter der Oberfläche des Morastes liege, könne man ganz bequem hinüberkommen.
Vit überzeugte sich von der Richtigkeit, schritt langsam über den Balken voran und kam auch glücklich vor der Ruine an. »Es geht,« rief er hinüber, »kommt mir nur nach.«
Jansen, Hermann und Klingen folgten.
»Nun ist's gut, keiner mehr!« rief Vit. »Gebt ihr nur acht auf die Pferde, Jungens! Kommt,« wandte er sich zu den Dreien, »jetzt wollen wir das Nest einmal untersuchen.«
Sie schritten zu einer Öffnung in dem zusammengestürzten Gemäuer und stiegen durch diese in einen großen, kellerähnlichen Raum, der mit Holz angefüllt war. An einer Seite war eine Nische in der Wand angebracht, und als Vit mit seinem Gewehrkolben in die dunkle Nische hineinstieß, fiel ein metallener Gegenstand rasselnd zur Erde.
»Wo mag denn das hingehen?« fragte Vit und starrte in das Dunkel hinein.
»Da scheint irgendwo Licht einzudringen,« sagte Klingen, als er auch hineingesehen hatte, und sprang dann aus dem Keller heraus, kletterte draußen auf einen Haufen Bauschutt und riß dort ein Bündel Reiser, die eine Öffnung verdeckten, weg.
»So, jetzt haben wir Licht genug,« sagte Vit und kroch durch die Nische in ein kleines, ziemlich gut erhaltenes Gemach, welches früher wahrscheinlich als Vorratskammer neben der Küche benutzt worden war. Ein ärmliches Lager von Laub, ein Stuhl und ein kleines, altes Schränkchen nebst einer zinnernen Schüssel, welche Vit umgestoßen hatte, machte die ganze Ausstattung des Gemaches aus.
»Ah, hier liegen Garn und Kleiderfetzen, welche mit einer Schere abgeschnitten sind,« sagte Vit, diese Gegenstände aus dem Schränkchen hervorziehend. »Das deutet darauf hin, daß hier ein weibliches Wesen war. Wir wollen also sehen, wo das Mädchen ist. Sie wird sich am Ende versteckt haben.«
»Hier ist noch ein Gelaß,« rief jetzt Hermann, welcher seine Untersuchungen an einer andern Stelle begonnen hatte.
Ein ähnliches Gemach wie das erste, nur viel schlechter und tiefer gelegen, war gefunden. In demselben war eine große Feuerstelle mit noch warmen Kohlen, einige Töpfe, ein Bratspieß und ein großes Lager von Laub.
»Wo ist aber der Hüter all dieser Kostbarkeiten?« fragte Vit.
»Es ist eine richtige Höhle,« sagte Jansen, »ich denke, wir machen uns hier ein Feuer an und sehen zu, ob wir etwas Genießbares finden, Ich will es mir jedenfalls hier bequem machen und mich etwas auf das Lager setzen, das scheint ja recht weich zu sein.«
»Donnerwetter, was ist das?« rief der Schmied, von dem Lager aufspringend, »was liegt hier drunter?« Er tastete in dem Laub herum und zog ein Bein ans Licht, dem bald ein ganzer Körper folgte.
»Gnade, Gnade!« rief der Kerl, den Jansen zum Vorschein brachte, indem er sich vor dem Schmied auf die Knie warf.
»Na, endlich doch etwas Lebendiges,« sagte Vit lachend.
»Gnade, um Gottes willen – Gnade!« flehte er wieder.
»Nun, sei einmal ruhig,« rief Vit ihm zu, »und höre, was ich zu fragen habe!«
»Ist hier ein Mädchen gewesen, das Eva hieß?«
»Ja, Herr.«
»Und wo ist sie jetzt?«
»Sie ist gestern entflohen, während ich schlief. Der schwarze Baas, welcher sie mir zur Bewachung anvertraut hatte, wird mich totschlagen, wenn er erfährt, daß das Mädchen fort ist!«
»Darüber sei ohne Sorgen; der schwarze Baas ist tot und wird dir und keinem mehr etwas zuleide tun.«
»Wie, der schwarze Baas tot? Nicht möglich!«
»Es ist so, wie ich sage.«
»Gehörte dieser Kerl auch zu der Bande?« fragte Vit den Jansen.
»Nein, ich glaube nicht,« antwortete Kerst.
»Was hattest du hier verloren, und warum bewachtest du das Mädchen?«
»Ich bin Besenbinder, nenne mich Aret und wohne hier im Walde in einer elenden Hütte mit meiner alten Mutter. Der Baas versprach mir eine gute Belohnung, wenn ich das Mädchen bewachen würde, und das habe ich getan. Als ich aber gestern erwachte, war sie fort!«
»Kann das wohl wahr sein, was der Bursche sagt?« fragte Vit weiter.
»Es wird wohl die Wahrheit sein,« antwortete der Schmied, »denn er ist keiner von der Bande.«
»Was wirst du jetzt tun?« fragte Vit den Burschen.
»Ich gehe nach Hause zu meiner Mutter.«
»Tue das, und wenn Wilm zu dir kommt, so sage ihm, das Mädchen wäre entlaufen, und du wüßtest nicht, wohin es sei. Schweige aber darüber, daß wir hier gewesen sind. Wenn du aber etwas von dem Mädchen hörst, so teile es mir in der Scheune mit.«
»Soll geschehen,« sagte Aret.
»Das ist doch eine verwünschte Geschichte!« brummte Vit. »Wo mag wohl das arme Kind jetzt umherirren? Ihr, Hermann, müßtet eigentlich dafür sorgen, daß es wiederkommt, denn Ihr seid die unschuldige Ursache, daß es damals gefangengenommen worden ist.«
»Ich will gewiß mein Bestes dazu tun,« erwiderte Hermann.
»Wir wollen uns aber nicht länger aufhalten,« sagte Vit, »sondern zur Scheune zurückkehren. Morgen ist Sonntag, und heute Nachmittag oder am Abend muß der Peter ja zurückkommen, um uns Mitteilung zu machen, wie es mit unsern drei Gefallenen und ihrem Begräbnis aussieht.«
Sie schritten wieder über den Balken, schwangen sich auf die Pferde und ritten der Scheune zu. Als sie auf die Straße kamen, wo Wilm ausgerissen war, trafen sie den Kurt, der sich nach Paul umgesehen hatte und jetzt meldete, daß er vernommen hätte, ein Flüchtling sei auf einem Pferde heute morgen in der Richtung nach Linnich geritten.
»Da ist der Wilm vermutlich durchgebrannt, und Paul ist ihm nachgeritten,« sagte der Schmied.
»Das wäre aber eine schöne Geschichte!« sagte Vit ärgerlich.
In der Scheune angekommen, hatte Lörs nichts Verdächtiges zu melden. Alle setzten sich zusammen, nur Gerd Klingen, welcher das Kochen gründlich verstand, begann eine Mahlzeit herzurichten, die dann auch schnell eingenommen wurde.
»Sorgt, daß ihr morgen früh alles in Ordnung habt, denn wir reiten jedenfalls früh von hier fort,« sagte Vit zu den Leuten.
Bald lagen alle in tiefem Schlafe; nur Gerd Klingen und noch zwei Mann, welche die erste Wache hatten, gingen auf und ab.
Es mochte gegen 11 Uhr sein, als an das Tor geklopft wurde.
»Wer ist das?« fragte Klingen.
»Ich bin's, der Paul; mach' auf, Gerd!«
Klingen schob den schweren Balken zurück und ließ Paul eintreten.
»Wo hast du denn gesteckt, Junge? Der Großvater hat viele Sorge um dich gehabt und war recht ärgerlich.«
»Wer ist da, Gerd?« fragte Vit, welcher durch das Geräusch aus dem Schlaf erwacht war.
»Ich bin wieder da, Großvater,« antwortete Paul.
»So, na, endlich, ich dachte, du wärst gar nicht mehr zurückgekommen. Was hast du denn angefangen heute? Gerd, zünde eine Kerze an. Wir müssen doch hier sehen können.«
Kerst Jansen und Hermann waren auch aus dem Stroh gekrochen und setzten sich auf die dort stehenden Bänke. Die Kerze brannte. Alls nun Paul bei Licht betrachtet wurde, brachen alle in ein schallendes Gelächter aus.
»Aber Junge, wie siehst du denn aus?« rief Vit.
»Ich habe ein Schlammbad genommen, und da ich keine Zeit hatte, meine Kleider auszuziehen, so bin ich mit den Kleidern in das Bad gestiegen.«
»So, so, wo war denn das?«
»In Erkelenz, wo ich allerlei erlebt habe.«
»Nun dann erzähle mal.«
Paul erzählte, wie es ihm mit Wilm ergangen war.
»Na,« unterbrach ihn Vit, »also von dem Burschen hast du dich übertölpeln lassen? Übertölpeln wie ein Schuljunge!«
»Ja, es ist wahr, Großvater, ich war ein richtiger Dummerjahn, aber hoffentlich fällt mir der Bursche noch einmal in die Finger, – dann wehe ihm!«
»Dem Burschen kannst du das nicht übelnehmen,« sagte Vit, »der hat schlau gehandelt. Es war nur nicht schlau von dir, daß du dich anführen ließest. Doch erzähle weiter.«
Als Paul erzählte, daß man ihn in Erkelenz für den schwarzen Baas gehalten habe, da lachte Vit und meinte, der Kommandant sowie die anderen Hauptleute müßten doch einige Finger breit über der Nase etwas zuviel oder zuwenig haben, sonst könnten sie einen so grünen Jungen nicht für einen Räuberhauptmann halten, »Aber wie bist du denn entwischt, Junge?«
»Die Eva hat mir geholfen, daß ich –«
»Was? Wer? Welche Eva?«
»Unsere Eva, die wir suchen.«
»Ist die in Erkelenz?«
»Freilich! Sie ist gestern aus Grippekoven entflohen, aber in der Nähe von Erkelenz wieder ergriffen worden! Dort wird sie jetzt festgehalten.«
»Nun, Meister Vit,« sagte Hermann, »Ihr habt heute gesagt, ich sei die unschuldige Ursache, daß die Eva gefangengenommen wurde, erlaubt mir jetzt, daß ich sie auch befreien darf.«
»Habe durchaus nichts dagegen, wenn Ihr sie nur aus der Stadt herausholt.«
»Dafür laßt mich sorgen. Den Kommandanten Valliers kenne ich recht gut.«
»Aber wenn man Euch gefangen nimmt, dann müssen wir Euch nachher herausholen.«
»Dazu wird es wohl nicht kommen,« gab Hermann zuversichtlich zurück.
»Wir brauchen uns augenblicklich keine Sorge um unsere Eva zu machen; sie ist, wenn auch gefangen, so doch recht gut dort aufgehoben,« versicherte Paul. »Ich habe nur einige Worte mit ihr sprechen können, aber soviel hörte ich doch aus ihr heraus, daß es ihr nicht schlecht geht.«
»Haben wir doch den ganzen Tag an dem verwünschten Grippekoven gelegen, und das Mädchen sitzt während dieser Zeit in Erkelenz!« brummte Vit und schüttelte ärgerlich den Kopf.
»Was ist das?« fragte Klingen plötzlich, »ich höre einen Reiter näher kommen.«
Jetzt fiel ein Schuß etwas von der Scheune entfernt. Dann einer dicht am Tore. Alle griffen zu den Gewehren, welche geladen bereit standen.
Nun erfolgte ein Schlag gegen das Tor.
»Wer ist da?« fragte Klingen.
»Ich bin's, der Peter Knapperts.«
»Rasch, das Tor auf!« befahl Vit.
Klingen machte auf, und Peter ritt mit dem Pferde in die Scheune hinein. »Zwei Mann mit den Gewehren sind hinter mir her,« rief er atemlos, sprang dann vom Pferde, riß einem der Männer das Gewehr aus der Hand und lief, von Paul und Hermann gefolgt, wieder ins Freie. »Eigentlich waren es drei Mann, die mich verfolgten,« fuhr Peter keuchend fort; einen muß ich wohl getroffen haben. Aber beinahe hatten sie mich vor der Scheune eingeholt!«
»Verdecke das Licht, Gerd,« sagte Vit, »damit die Verfolger nicht auf uns aufmerksam werden. Die werden wohl allein mit zwei Mann fertig werden können.«
»Wir müssen uns hinlegen,« sagte Paul leise, als sie einige Schritte gegangen waren, »hört ihr, dort stöhnt einer.«
»Das wird wohl der Getroffene sein,« sagte Peter, »horch, jetzt kommen die beiden näher.«
Der Mond beleuchtete die beiden Reiter, welche mit schußfertigem Gewehre herankamen.
»Nimm den rechts, Peter, und ich nehme den links,« flüsterte Paul. »Aufpassen, jetzt, Feuer!«
Beide Schüsse hatten getroffen. Die Soldaten suchten sich noch auf den Pferden zu halten, verloren jedoch bald das Gleichgewicht und fielen zur Erde.
Als Paul mit seinen Begleitern hinzukam, waren beide schon tot, und am Wege lag auch der von Peter vorhin erschossene Reiter, während das Pferd desselben in das Gebüsch gelaufen war. Es wurde aber bald eingefangen.
»Nun, wie steht es, Jungens?« fragte Vit, aus der Scheune tretend.
»Alles ist vorbei, Großvater. Wir haben drei Pferde erbeutet, die Retter sind tot.«
»Wer morgen die Wache hat, mag sie begraben,« sagte Vit. »Die werden wohl am einfachsten unten in den Brunnen geworfen. Was für Soldaten waren das, Peter?«
»Sie haben mich von Erkelenz aus verfolgt bis hier. Aber ich hatte ein gutes Pferd.«
»Wo hast du das bekommen?« fragte Vit.
»Bei Carmanns am Gen-Holt habe ich es geliehen.«
»Gut, kommt herein, Jungens,« sagte Vit. »Was gibt's denn morgen, Peter?« fragte er, als sie wieder in der Scheune waren.
»Die Beerdigung unserer Kameraden. Die Leute sind eingesargt und bekommen auch eine Totenmesse gelesen.«
»So, in Kleinenbroich oder Korschenbroich?«
»Nein, am Gen-Holt. Ein alter Dominikaner, welcher sich bei Carmanns aufhält, wird dort morgen das Messopfer im Walde darbringen.«
»Das freut mich,« sagte Vit, »nach so langer Zeit wieder mal einen Sonntag zu erleben, wie man es als Christenmensch gewohnt ist. Das wird uns allen gut tun. Nur ist die Sache etwas gefährlich wegen der Nähe der Stadt. Doch genug, jetzt wollen wir schlafen gehen, hoffentlich werden wir nicht mehr gestört werden.«
Alle suchten ihr Lager auf und fielen bald in Schlaf. Am andern Morgen waren sie früh munter. Klingen hatte einen gewaltigen Kessel Haferbrei gekocht, welcher mit Brot verspeist wurde. Nachdem die Pferde gesattelt waren, befahl Vit dem Lörs die größte Vorsicht an und bestimmte zwei Leute, die bei ihm bleiben sollten, dann ritt der Trupp durch den Wald auf schmalen Pfaden vorwärts in der Richtung auf Erkelenz zu, und rechts an der Stadt in weitem Bogen vorbei nach Holt. Nicht weit vom Engelshofe Engelshof war ein Abteierhof am Gen-Holt., an welchem die Straße nach Aachen vorbeiführte, in der Richtung auf Heiligenpesch Heiligenpesch. Hehn, Pesch, Gebüsch, heiliges Gebüsch, weil dort jahrhundertelang die Gottesmutter verehrt wurde. zu, einen Flintenschuß vom Wege ab, lag zwischen knorrigen Eichen eine talartige Vertiefung, die ganz von Bäumen eingeschlossen war. An einer Seite, zwischen drei gewaltigen Eichen, war ein Altar aufgeschlagen, und vor den Stufen desselben standen die drei Särge der Gefallenen. Gleich daneben war ein großes Grab aufgeworfen, worin die Toten ihre letzte Ruhestätte finden sollten. Es hatten sich viele Leute aus der Umgegend eingefunden, jedoch nur Männer. Am Eingange des Tales stand ein leichter Wagen mit zwei Pferden für den Fall bereit, daß sich feindliche Soldaten nähern sollten, damit dann der Dominikaner leicht fortgebracht werden konnte. Vit begrüßte seine Bekannten und stellte darauf die Wachen aus.
Nach kurzer Weile erschien der Pater, ein alter, ehrwürdiger Mann mit schneeweißen Haaren. Das Totenamt begann, Bruder Carmanns vertrat die Stelle des Meßners. Es war ein Sonntagmorgen im Sommer. Hellblau strahlte der Himmel über Wald und Flur. Bäume und Sträucher strömten einen frischen, würzigen Duft aus. In ihren Zweigen zwitscherten die Vögel und unten im Grase, über den blühenden Waldblumen, tanzten die Falter und summten die Bienen. Die Lerche schwang sich jubilierend in die Lüfte. Ein heiliger Friede lag ausgebreitet über der ganzen Natur. Die Männer, die den Altar umstanden, waren sichtlich bewegt und wohnten dem unter freiem Himmel dargebrachten Meßopfer mit größter Andacht bei Lebendig lebt noch im Volksmunde, daß dort, wo in Holt die neue Kirche gebaut wurde, vor Hunderten von Jahren die heilige Messe in Kriegszeiten im Freien gelesen worden ist.. Es war ein seltsamer Anblick: Greise, welche mühsam an ihrem Stocke dahinwankten, Jünglinge, kaum dem Knabenalter entwachsen, Männer in der Vollkraft ihrer Jahre, alle in ernster, feierlicher Stimmung, knieend mit gefalteten Händen. Oben zwischen den Bäumen standen die Burschen Vits, in der einen Hand den Rosenkranz, mit der andern die geladene Flinte haltend. Als die Messe vorüber war, wurden die Toten eingesegnet, und in die Gruft hinabgelassen. Dann wurden die üblichen Gebete gesprochen, und die Feier war zu Ende. Vit bedankte sich herzlich bei dem alten Pater, und half ihm nebst dem Bruder Carmanns in den Wagen, der gleich davon rollte, nachdem der Altar zusammengeklappt und aufgeladen war. Solcher Feldaltäre wurden damals im Kriege viele gebraucht.
»So, nun geht nach Hause, Leute,« sagte Vit, »wir wollen auch gleich aufbrechen.«
»Aber, Vit,« redete ihn ein alter Bauer an, »du solltest noch etwas hier warten und einmal mit dir reden lassen.«
»Nein, Dores, das geht nicht,« erwiderte Vit, ihm die Hand schüttelnd, »ich habe Eile und zudem bin ich vogelfrei, Junge; wenn man mich erwischt, dann bin ich ein toter Mann.«
»Dann ist es ein gefährliches Handwerk, welches du treibst!« meinte der alte Hendrick, auf seinem Krückstocke näher humpelnd.
»Gefährlich ist es schon,« sagte Vit, »es ist eben Kriegshandwerk.« Er reichte beiden die Hand zum Abschiede und wollte sich entfernen, als noch sechs junge Burschen zu ihm kamen und ihn baten, sie zu seiner Truppe zu nehmen; drei aus Kleinenbroich, einer aus Büttgen und zwei aus Gladbach.
»Aber wißt ihr auch was das heiß«, wenn ich euch unter meine Schar aufnehme?« fragte Vit. Jeden Tag das Leben aufs Spiel setzen und dem Tod ins graue Antlitz schauen, mitunter Hunger und Durst leiden, Tag und Nacht keine Ruhe haben – gefällt euch das? Bleibt ruhig zu Hause, Jungens!«
»Die meisten von uns haben kein Haus mehr,« bemerkte Kaspar Fischer, »unsere Eltern und Geschwister sind ermordet, unsere Häuser niedergebrannt, wir haben nur das nackte Leben, und das wollen wir gerne bei Euch einsetzen.«
»Hm, das ist etwas anderes! Also, ihr wollt mir folgen und unbedingten Gehorsam leisten?«
»Bis in den Tod!« erscholl es in der Runde.
»Gerd Klingen gib den Burschen an, wo sie sich an der Scheune einfinden sollen; sie müssen zu Fuß hingehen, können also nachkommen. Hier hast du Geld, siehe zu daß du für jeden ein Pferd auftreibst. So, ihr könnt jetzt gehen.«
»Meister,« sagte ein Bursche aus Büttgen, »es sind sechs berittene Soldaten in Büttgen, welche tausend Mann Hessen einquartieren wollen, wenn sie nicht tausend Reichstaler bekommen. Die Büttger sind daher in großer Verlegenheit, können das Geld nicht auftreiben und haben die Kerls schon seit vier Tagen dort. Es sind Oberste und Hauptleute.«
»Habt ihr nicht vor kurzer Zeit ebenfalls hundert Reichstaler auf dieselbe Art hergegeben?« fragte Vit.
»Jawohl, es ist aber keine Einquartierung gekommen.«
»Das kann ich mir denken; das werden geradeso wie dieses Mal Leute von den Hessen gewesen sein, die auf eigene Faust brandschatzen wollten.«
»Du, Paul, kannst du wohl den Weg nach Büttgen finden, ohne ein Dorf zu berühren, so daß du im Büttger Walde ankommst?«
»Gewiß, Großvater,« erwiderte Paul.
»Gut, nimm noch fünf Mann mit und bringe dem Obersten, oder wer es ist, die tausend Reichstaler, aber in harter, grober Münze. Sorge aber, daß du diesen Abend wieder mit deinen Leuten in der Scheune eintriffst.«
»Darauf könnt Ihr Euch verlassen, Großvater!«
»Aber ohne Bäder zu nehmen, hörst du, Junge!«
»Heute habe ich kein Bedürfnis dazu.«
Paul mit noch fünf Burschen aus der Gegend setzten sich zu Pferde und ritten an dem Engelshof vorbei auf Brandenberg Am Brandenberg lag ein großer Hof, der einem adeligen Herrn gehörte. zu, von da ging's durch Busch und Wald weiter. Vit ritt mit seinen Leuten auf dem Wege, den sie gekommen waren, zur Scheune zurück. Als sie in die Nähe von Erkelenz gekommen waren, nahm Hermann von Vit und seinen Leuten Abschied und versprach, sobald wie möglich mit Eva zurückzukommen.
»Ich wünsche Euch recht viel Glück zu dem Streich, sorgt aber, daß er gelingt, und bringt mir mein Mädchen unversehrt zurück!« mahnte Vit.
»Seid außer Sorge, Meister, lebt wohl!«
Vit machte es sich in der Scheune bequem. Er hatte nur wenige Mann bei sich. Lörs war mit vier Mann nach Körrenzig, welche die beiden Gefallenen, die bei dem Scharmützel abends an der Scheune niedergehauen worden waren, vermittelst Tragbare dahin besorgten, dort sollten sie auf dem Kirchhofe begraben werden. Klingen traf mit den sechs neu angeworbenen Leuten ebenfalls ein.
Paul war glücklich mit seinen Leuten in Büttgen angekommen. Nachdem er sich erkundigt hatte, wo die Quartiermacher sich aufhielten, ritt er gleich mit seinen Begleitern zu dem Hause Kluths, einem alten Bekannten Vits, hin. Einer sagte Kluth Bescheid, was sie wollten, und Paul schritt mit den Seinen, nachdem die Pferde in einem Nachbarhause zusammengestellt waren, in das Zimmer, in welchem die sechs Herren es sich beim Wein und Würfelspiel gut sein ließen.
»Guten Tag, meine Herren,« sagte Paul, »Ihr entschuldigt wohl, wenn ich störe.«
»Was wollen die Herren eigentlich hier, Herr Kluth?« fragte er den jetzt eben ins Zimmer tretenden Hausherrn.
»Die Herren wollen Quartiere machen für tausend Hessen oder tausend Taler haben.«
»So,« sagte Paul, »wo sollen die tausend Hessen denn herkommen – aus dem Mond vielleicht? Wer seid Ihr überhaupt?«
»Was geht das dich an, Grünschnabel?« platzte ein alter Oberst heraus. »Schere dich hinaus oder ich schicke dich zum Teufel!«
»Langsam, ereifert Euch nicht, mein Herr,« sagte Paul sich verbeugend. »Was mich das angeht? Die Leute haben mich gebeten, sie von den Schnapphähnen zu befreien, und das wollte ich eben tun. Also gebt acht: Eure Pferde stehen vor der Türe bereit, Eure Pistolen liegen hier auf dem Tisch, außer Bereich Eurer Finger, denn Ihr könntet ein Unglück damit anrichten Wir sind zu sechs Mann und jeder hat eine geladene Pistole in der Hand. Ich zähle bis drei, dann sitzt Ihr zu Pferde und laßt Euch hier im Dorfe nicht mehr sehen, sonst geht's Euch an den Kragen!«
Paul stand drohend da in entschlossener Haltung.
Die Hessen sahen sich verdutzt an. So waren sie noch nie überlistet worden.
»Aufgepaßt, Leute!« rief Paul den Seinen zu, »ziele jeder auf seinen Mann, jeden Fehlschuß müßt ihr mit dem Leben bezahlen!«
Die Soldaten erhoben sich, nur der alte Oberst rief: »Tod und Teufel, den will ich sehen, der mich hier aus dem Hause jagt!« Damit stürzte er mit gezogenem Säbel auf Paul zu.
Paul drückte kaltblütig seine Pistole ab, und schon lag der Alte mit durchschossenem Schädel röchelnd am Boden.
»Jetzt wird es Zeit, meine Herren, ich zähle eins!« Hub Paul an.
Alle fünf stürzten zur Tür hinaus, Paul und seine Leute folgten. Erstere schwangen sich auf die Pferde und ritten so rasch wie möglich zum Dorfe hinaus.
»So,« sagte Paul, »diese Spitzbuben werden schwerlich wiederkommen!«
Die Leute in Büttgen atmeten auf und bedankten sich bei Paul, daß er sie von ihren Plagegeistern befreit hatte.
»Das ist nicht der Rede wert,« sagte Paul. »Wenn Kleinenbroicher und Büttger Burschen dabei helfen, kann man solche Stückchen liefern!«
»Unser Peter soll auch mit Euch gehen,« sagte der alte Kluth, »darf er das?«
»Einen kräftigen Burschen können wir immer gebrauchen.«
Sie setzten sich zu Pferde, Peter Kluth nahm das Pferd des erschossenen Obersten, und fort ging es auf demselben Wege zurück, den sie gekommen waren. Abends kamen sie glücklich in der Scheune an und waren nicht wenig stolz, ihre Abenteuer erzählen zu können.
Vit lächelte wohlgefällig und sagte: »Das habt ihr gut gemacht, Jungens; damit werden wir diesem Hessenpack das Brandschatzen und Plündern schon verleiden!«