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Eine lustige Geschichte vom langen August

Der lange August war der stattlichsten Studenten einer in der alten Verbindung »Niandrina«. Ein guter, braver Kerl war er, das muss ihm jeder nachsagen. Aber das Pulver hatte er nicht erfunden, das muss man ihm auch lassen.

Eines Tages lustwandelte er am kühlen Strande der Ostsee. Da fiel dicht vor seinen Augen ein kleiner Knabe ins Wasser. Ein Sprung ihm nach und der brave August brachte das Kind glücklich auf's Trockene. Freilich war das eben kein Kunststück, denn das Wasser reichte dem langen Kerl kaum bis unter die Arme.

Weiß aber der Himmel, auf welche Weise die Heldentat ruchbar wurde, kurz, eines Tages erhielt der lange August ein amtliches Schreiben, in welchem ihm die Wahl gelassen wurde zwischen einer Geldprämie und einer Erinnerungsmedaille. Zartfühlend, wie August war, verschmähte er die klingende Münze und wählte die Medaille.

Mit trübseligem Gesicht erschien eines Tages Freund August bei Freund Theo, dem stets ein Schelm im Nacken saß. »Hast du Geld, Theo?« – »Nein, du vielleicht?« – »Würde ich dich sonst anpumpen wollen?« – »Siehst du, was für ein Teekessel du gewesen bist! Warum hast du nicht die bare Münze an Statt der Medaille genommen?« – »Ja, du hast schon recht, aber Geld müssen wir doch haben.« Theo schwieg nachdenklich.

Dann rief er plötzlich aus: »Wir müssen wieder einen retten. Einer von uns springt ins Wasser, der andere zieht ihn heraus. Und dann teilen wir uns den Raub.« Damit erklärte sich er bedrängte August einverstanden. Beide Freunde begaben sich nun wieder an den Ort, wo August den Knaben gerettet hatte.

»Na, nun spring du hinein!«, sagte er zu Theo. »Ei bewahre«, entgegnete dieser. »Es würde auffallen, wenn du immer der Retter bist. Du musst hinein.« – »Gut«, sagte August und zog sich den Rock aus. »Ei, bewahre«, hinderte ihn Theo, »du musst verunglücken, das ist viel natürlicher.« Auch das war einleuchtend.

August sprang gehorsam bis an den Hals ins Wasser, schlug nach Kräften um sich und rief mit kläglicher Stimme: »Hi – i – ilfe! Hi – i – ilfe!« Aber Theo rührte sich nicht. Laut lachend stand er da mit übergeschlagenen Armen am Ufer, während der gefoppte August seinen Hilferuf immer lauter und kläglicher vertönen ließ.

Endlich wurden einige Schiffszimmerleute, die in der Nähe arbeiteten, aufmerksam. Aber als einer von ihnen sich ans Rettungswerk begeben wollte, hielt Theo ihn mit den Worten zurück: »Der verstellt sich nur; das ist ja derselbe, der neulich hier den Jungen aus dem Wasser gezogen hat. Passen Sie nur auf, der kommt gleich selber wieder ans Land.«

Jetzt endlich merkte der arme August den schwarzen Verrat. Pustend und schnaubend stieg er in nicht allzu rosiger Laune langsam ans Ufer. Wenig fehlte und er hätte obendrein die Fäuste der erbosten Zimmergesellen zu fühlen bekommen. Aber er war zu gutmütig, um lange grollen zu können. Seine Freundschaft zu Theo erhielt keinen unheilbaren Riss; und wenn er, was oft geschah, mit seinem zu Wasser gewordenen schlauen Streiche geneckt wurde, pflegt er gelassen zu sagen: »Hätte ich nur wenigstens meine neuen Hosen nicht angehabt.«

 


 


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