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Dass einem, der mit Räubern zusammentrifft, seine gesamte Barschaft abgenommen wird, ist keine Seltenheit. Nicht oft aber ereignet es sich, dass einer durch die Begegnung mit solchem Diebsgesindel zu Gelde kommt. Und doch ist's einmal geschehen – und das ging so zu.
Ein junger Gesell, der auf der Wanderschaft war, musste, um nach der nächsten Stadt zu kommen, einen weiten Wald durchqueren. Man hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es hier nicht recht geheuer sei, und ihm geraten, lieber einen Umweg zu machen und den Waldweg zu meiden. Aber er kannte keine Furcht und wies auf seine leere Tasche und seinen derben Knotenstock hin, den er mit kräftigem Arm zu schwingen verstände.
Als er mitten im Walde war, hörte er nicht fern von sich einige Stimmen untereinander sprechen, und sein scharfes Auge bemerkte, wie im dichten Unterholz drei Räuber beieinander saßen und eben das geraubte Geld unter sich teilten. In ihrem Eifer bemerkten sie nicht, wie sich der Gesell ihnen näherte. Diesem aber war durchaus nicht wohl zumute, als er die drei erblickte – und die große Sorge beschlich ihn, wie er ungefährdet vorüber kommen wollte.
Endlich durchzuckte ein guter Gedanke sein Gehirn. Et tat, als ob er nicht allein wäre und sprach leise, doch so, dass es die Räuber hören konnten: »Nur vorsichtig, vorsichtig! Wir haben die rechten Vögel gefunden. Du musst rechts herum gehen, du links, die da bleiben dort stehen. Wir müssen sie umstreifen, dass uns keiner entwischt.«
Kaum hatten die Räuber diese Worte vernommen, da meinten sie nichts anders, als die Häscher wären ihnen auf den Fersen. Sie ließen das Geld im Stich und nahmen schleunigst Reißaus.
Der Wanderer verhielt sich erst noch eine Weile still, dann aber ging er hinzu und hob das Geld auf, das die Räuber in der Eile hatten liegen lassen – und das war nicht wenig.
Fröhlich zog er seine Straße weiter und freute sich des gelungenen Streiches. Das Geld aber, das er zunächst der Polizei des nächsten Städtchens ablieferte, wurde ihm später zugesprochen.