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Im Jahre 1838 saß ein alter Seekapitän in seinem Hause, ein halbes Stündlein von der holländischen Stadt Haarlem. Und warum sollte er auch dort nicht sitzen? Hatte er doch vierzig Jahre draußen Sturm und Wetter über sein Haupt gehen lassen und sein Gesicht sah verwittert aus wie eine alte Felswand.
Er rauchte vom feinsten Kubatabak aus seinem echten türkischen Kopf und trank dazu langsam aus der japanischen Tasse seinen Mokkakaffee, dachte an seine Fahrten auf fremden Meeren und freute sich, dass er das Seine in Frieden genießen konnte.
Denn drin im Hause war alles aufgestapelt aus allen fernen Ländern – und Silber und Gold dabei in schweren Truhen. Sein Diener war noch nicht wieder aus der Stadt zurück, aber die Sonne war untergegangen, die feuchten holländischen Nebel stiegen herauf und der alte Herr dachte: »Du willst doch in deinem Alter nicht noch den Schnupfen kriegen«, klopfte seine Pfeife aus und legte sich ins Bett.
Er mochte wohl so im ersten Schlummer liegen und träumen von den Chinesen und ihren geschlitzten Augen und langen Zöpfen. Da hört er leise etwas bohren, als ob einer statt durch die Haustür durchs Fenster kommen wollte. Er steht auf und kann auch deutlich merken, dass einer am Fenster ist, der ihm nächtlings unangemeldet einen Besuch machen will. Merke wohl, weniger ihm selber, als seinen goldnen Vögeln.
Da fiel dem alten Herrn siedendheiß ein, dass leider seine Säbel, Flinten und Pistolen in seiner Waffensammlung waren, die im andern Flügel des Hauses weit drüben stand und er nichts hatte, womit er sich wehren konnte. Der Dieb war schon nachgerade mit dem Losschrauben fertig und drückte die Scheibe ein.
Da aber war der alte Seemann auch seinerseits bereit. Derselbe hatte nämlich auf seinem Nachttische eine Flasche mit Selterswasser stehen, fest zugepfropft und oben mit Draht zu. Schnell nahm er den Draht herunter, hielt den Daumen auf den Pfropfen und stellte sich hinter den Vorhang. Der Dieb streckt eben seinen Kopf durch die Scheiben und denkt: »Wo der Kopf durchgeht, geht alles andere nach.«
Da drückt der alte Herr an den Pfropf der Flasche (die er noch vorher geschüttelt hatte), das knallt wie ein Pistolenschuss und der Pfropf mitsamt dem Selterswasser fährt dem Langfinger auf die Stirne und ins Gesicht.
Der glaubt nicht anders, als dass er zum Tode getroffen und das Blut ihm bereits über das Gesicht fließe und stürzt im Schrecken rücklings zum Fenster hinaus in den Hof hinunter, der ein paar Fuß tief unten lag. Der alte Herr wusste aus seinem Seeleben, dass man einem geschlagenen Feinde keine Ruhe lassen darf, stieg dem Feinde nach, der am Boden lag und band ihm den Hals mit seinem Schnupftuch fest zu, als ob es ein Halsreifen wäre.
Dann machte er den Tyras von der Kette los und brachte den Übeltäter noch in derselben Nacht hinein nach Haarlem zur Polizei. Dafür bekam er vom König von Holland noch ein besonderes Dankschreiben, dass e einen so gefährlichen Spitzbuben eigenhändig gefangen.
Merke: Das Selterswasser ist ein gut Wässerlein, nicht bloß gegen den Durst und allerhand Krankheiten, sondern auch, um Diebe zu fangen. Freilich muss einer es verstehen zu brauchen, und das Selterswasser muss von der besten Sorte sein.