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Italienische Novellen. Dritter Band
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Antonio Francesco Grazzini

Der Stellvertreter des Ehemanns

Es ist schon lange her, da wohnte in der Ghibellinenstraße eine Witwe der Familie Chiaramontesi, die Frau Margherita genannt wurde. Diese nahm ein kleines Bauernmädchen von Kind auf als Magd ins Haus mit der Verpflichtung, sie später zu verheiraten, wenn sie herangewachsen und in das passende Alter gekommen sei, und verabredete mit ihren Angehörigen, ihr hundertfünfzig leichte Lire als Mitgift zu geben. Nun begab es sich, daß sie, herangewachsen und heiratsfähig geworden, von ihrer Mutter geholt und ins Mugellotal, von wo sie waren, gebracht wurde, durchaus im Einverständnis mit Frau Margherita, die ihnen gesagt, die Mitgift stände jederzeit zur Verfügung, wofern sie einen passenden Gatten fänden. Frau Mea, so ließ sich ihre Mutter nennen, hatte das Töchterchen zu sich genommen und ließ im Lande wissen, daß sie sie verehelichen wolle; und da sie eine recht gute Mitgift hatte und auch strotzend gesund und kräftig von Gestalt war, hatte sie sogleich viele Gatten zur Auswahl. So gab die Mutter sie einem jungen Mann, der Beco dal Poggio hieß, mit der genannten Mitgift.

Am Abend des Hochzeitstages wollte Beco mit ihr schlafen und hatte vor, in wenigen Tagen wegen der Mitgift der Witwe nach Florenz zu kommen. Aber in der Zwischenzeit bekam er Lust, auf den Markt in Dicomano zu gehen, um Stoffe für sich und seine Frau zu besorgen. Darum sagte er der Schwiegermutter und der Frau, sie sollten ihrerseits zu Frau Margherita gehen, sich die Mitgift geben lassen und sie nach Hause bringen, denn er bleibe drei bis vier Tage fort, ehe er zurückkomme, brach sodann auf und ging zu jenem Markt.

Frau Mea und das Töchterlein machten sich anderntags zu sehr früher Stunde auf den Weg und kamen gegen Mittag zu einem Ort, an dem ein Priester amtierte, der früher ihr Pfarrherr gewesen war, ein sehr angesehener und liebenswerter Mann. Nach dem Brauche fast aller aus jenem Ort sprachen sie bei ihm vor und wurden von Hochwürden so willkommen geheißen, daß sie zum Mittagessen dablieben. Zufällig befand sich an diesem Morgen auch ein Nachbar von ihnen dort, der aus Florenz kam und heimkehrte, Nencio dell' Ulivello mit Namen. Als sie gegessen hatten und noch bei Tisch saßen, schickte sich der Priester an, zu fragen, was für gute Umstände denn Frau Mea nach Florenz führten, und sie antwortete, daß sie um die Mitgift der Tochter ginge, die sie verheiratet habe, und sagte ihm, mit wem.

Hochwürden sagte lachend: »Und wo ist Beco?«

»Er ist auf den Markt nach Dicomano gegangen«, antwortete die Frau; »was macht es aus, ob er da ist oder nicht ?«

»Es bedeutet«, sagte Herr Agostino (denn das war der Name des Priesters), »daß ihr umsonst geht; denn wenn die Herrin den Gatten nicht sieht, wird sie das Geld nicht zahlen wollen, womit sie recht hat.«

»Wir haben also ein schönes Zeug angerichtet«, sagte Pippa (denn so hieß die Braut), »und wir werden abwarten müssen, bis Beco zurückkommt, und zusammen hingehen. Verflucht sei eine solche Gedankenlosigkeit!«

»Ei«, sagte der Priester, »ich will Euch zeigen, daß Ihr doch nicht umsonst gekommen seid: nehmt den Nencio hier mit Euch, von dem ich weiß, daß er, um Euch gefällig zu sein, gerne mitkommt, und sagt, er sei der Gatte. Da ihn jene nie gesehen hat, wird sie das ohne weiteres glauben und Euch das Geld auszahlen.«

Dieser Vorschlag gefiel Frau Mea sehr, und Nencio, um dem Priester und den Frauen einen Dienst zu erweisen, nahm einfach an, wobei er nicht daran dachte, daß das noch andere Folgen haben sollte. So schlugen sie, ohne zu säumen, den Weg nach Florenz ein, kamen schließlich bei dem Hause der Witwe an und wurden freundlich von ihr aufgenommen, da Frau Mea sagte, Nencio wäre der Gatte Pippas und sie seien wegen der Mitgift gekommen. Darauf antwortete Frau Margherita, nachdem sie den Eheleuten liebenswürdig die Hand gereicht hatte, daß sie sehr zufrieden sei. Und sogleich sandte sie die Magd zu einem, der ihre Geschäfte besorgte, er möge das Geld zurechtmachen und rasch hersenden, damit jene weggehen könnten; inzwischen ließ sie ihnen einen Imbiß geben und beglückwünschte Pippa und Nencio sehr, den sie für ihren Gatten hielt und dem sie sagte, er habe ein gutes, wohlerzogenes Mädchen, und er müsse sehr nett zu ihr sein. Nencio bemühte sich darüber erfreut zu erscheinen.

Schließlich kam, schon lange erwartet, der Vermögensverwalter der Witwe; sie erklärte ihm alles und sagte, sie brauche einhundertundfünfzig Lire, um Pippa zufriedenzustellen und sie hier dem Gatten auszuzahlen für Rechnung der Mitgift, die sie sich verdient hatte. Jener ging und begab sich auf die Bank, um das Geld zu bringen; aber er kam bald zurück und sagte, daß er den Kassierer dort nicht gefunden habe; es sei darum nötig, daß sie sich bis zum andern Morgen geduldeten, an dem er das Geld zu früher Stunde schicken werde.

Dazu ergriff Frau Margherita das Wort und sagte: »Auf jeden Fall ist es so spät, daß ihr nicht mehr heimgehen könnt, das würde ja Mitternacht; darum wird es besser sein, daß ihr heute nacht bei mir bleibt; hier ist Platz genug im Hause, um euch unterzubringen; sicher müßt ihr müde sein. Dies konnte gar nicht besser kommen; denn so erfreue ich mich noch ein wenig an meiner Pippa, die ich Gott weiß wann wiedersehen werde; denn da ich sie aufgezogen, habe ich sie gern und lieb wie eine Tochter.« Damit waren Frau Mea und das Mädchen, die nicht weiter dachten, zusammen mit Nencio einverstanden.

Es kam der Abend; die Witwe hatte inzwischen das Abendessen herrichten lassen; sie gingen zu Tisch und aßen mit großer Fröhlichkeit zu Nacht. Aber beim Zubettgehen gerieten Frau Mea und Pippa sehr in Bestürzung, als sie hörten, daß Frau Margherita in einem Erdgeschoßzimmer ein Bett hatte herrichten lassen, wo das Ehepaar schlafen sollte, und Frau Mea sollte mit der Magd oben übernachten. Das machte dem Nencio so viel Freude und Vergnügen, wie ihnen Schmerz und Ungemach. Frau Mea machte viele Worte, um zu sagen, daß sie mit der Tochter schlafen wolle; aber alle wurden von der Witwe verworfen, die ihr sagte, daß es nicht erforderlich und unziemlich sei und daß Nencio Pippa in Florenz ebensogute Gesellschaft leisten werde wie auf dem Lande; so wurde Frau Mea gezwungen, zuzustimmen, in der Furcht, die Herrin möchte merken, daß Nencio nicht der Gatte der Tochter sei, und man sie ertappe und für eine Lügnerin halte. Sie ging mit Nencio und der Pippa in die Kammer, warf sich dort vor Nencio auf die Knie und bat ihn um Gottes willen, er möge sich zufrieden geben, die Tochter in dieser Nacht nicht anzusprechen, was ihr Nencio bei seiner Seligkeit versprach. Vergnügt darüber kehrte sie in den Saal zurück und ging mit der Magd schlafen; ebenso tat Frau Margherita.

Sowie Frau Mea weggegangen war, verschloß Nencio die Tür sehr sorgfältig von innen und begann sich zu entkleiden, betrachtete dabei aber die Pippa, die sich zierte und kicherte und so tat, als ob sie angekleidet schlafen wollte, und keinerlei Anstalt traf, sich auszuziehen; aber Nencio machte ihr deutlich, daß er sie nicht fressen würde, und wußte sie so zu bezaubern, daß sie sich mit einem Ruck auszog und sich vor ihm ins Bett legte, worauf er, als das Licht verlöscht war, sich vergnügt neben ihr ausstreckte.

Nachdem sie einige Zeit ohne zu sprechen verweilten, begann Nencio einen Fuß auszustrecken und kam mit einer Seite von ihr in Berührung, und Pippa, ohne weiter etwas zu sagen, kraulte ihn leicht, worauf Nencio sie umfaßte, um sie zu erregen, und sie ihn, so daß der Gefährte sich scherzend auf sie legte, ohne je dabei ein Wort zu sagen, und er von ihr und das Mädchen von ihm jenes Vergnügen und die Zufriedenheit empfing, die Eheleute einer vom andern erhalten.

Als dann Nencio aufhörte, begann zuerst Pippa zu sprechen und sagte fast lachend: »O weh, Nencio, auf diese Weise hältst du die Treue und die Schwüre, die du meiner Mutter geleistet ? Ich hätte es nie geglaubt und hielt still, nur um zu sehen, ob du so böse seiest; aber es ist mir lieb, dich für ein andermal kennengelernt zu haben.«

Darauf erwiderte Nencio lachend: »Ich habe keinen Schwur gebrochen noch irgend jemand Unrecht getan! Es ist wahr, daß ich deiner Mutter versprach, dich nicht anzureden, – und so habe ich es gehalten. Wie hätte ich dich angeredet?« Er näherte sich wieder, denn ihm gefielen ihre rundlichen Formen, und ebenso stillschweigend fand er ein andermal mit ihr zusammen und streckte sich sodann zum Schlafen aus.

Am Morgen darauf früh erwacht, verschafften sie sich zwei weitere Male das gleiche Vergnügen.

Inzwischen war Frau Mea aufgestanden und hatte von Frau Margherita zwei Paar frische Eier erhalten, um sie dem Paar zu bringen. Sie nahm sie, um kein Aufhebens zu machen, und brachte sie ihnen, wenngleich sie dachte, daß sie sie nicht nötig hätten. Als sie in die Kammer kam, fand sie die Tochter, die eben mit dem Anziehen fertig war; aber Nencio war noch im Bett. Lachend sagte sie zu ihnen: »Seht, was für eine gute und liebenswerte Dame Frau Margherita ist! Sie schickt euch sogar frische Eier, da sie glaubt, ihr braucht eine Stärkung. Aber sag mir ein wenig, du«, sagte sie zu dem Mädchen, »was für eine Gesellschaft hat dir Nencio heute nacht gemacht ?«

»Eine ausgezeichnete«, antwortete Pippa, »er hat sich genau an das gehalten, was er versprochen hat, so daß ich sehr befriedigt bin und ihm immer verpflichtet bleibe.«

»Gott möge es ihm vergelten«, antwortete Frau Mea, »und möge es seiner Seele Segen bringen! Aber was mache ich mit diesen Eiern in den Händen?«

»Gebt sie her«, sagte Nencio, »ich werde sie trinken, damit die Sache echter aussieht.« Er ließ sich ein Paar geben und schlürfte sie in einem Zuge aus. Er wollte auch noch das andere Paar verschlingen, als Pippa sagte: »Eh, Vielfraß, die andern will ich für mich«, nahm sie der Mutter aus der Hand und trank sie aus. Darauf gingen die Frauen in den Saal und ließen Nencio, damit er sich anzöge.

Sie waren nicht lange dort, als der mit dem Geld erschien und dem Nencio, der inzwischen heraufgekommen war, als dem Ehegatten hundertfünfzig Lire guten Geldes aufzählte – als Zahlung der Mitgift der Pippa, Magd der Frau Margherita, so schrieb er es in das Buch ein – und ging weg. Frau Mea tat das Geld in einen Kissenüberzug, den sie mitgebracht hatte; dann wurde etwas getrunken, und sie, Pippa und Nencio bedankten und verabschiedeten sich und gingen vergnügt und fröhlich von Frau Margherita fort. Gemeinsam, ohne den Priester gesprochen zu haben, da sie ihn zu Hause nicht antrafen, kehrten sie ins Mugello zurück, und jeder ging nach seinem Hause; doch hatte Frau Mea und ihre Tochter vorher Nencio für den Dienst gedankt, den er ihnen erwiesen. Zwei Tage später kam Beco vom Markt zurück, fand die Schwiegermutter, die die Mitgift abgehoben hatte, war's zufrieden und dachte an nichts anderes als seinen Geschäften nachzugehen und sich seiner Pippa zu erfreuen.

Später jedoch, am Johannistag, kam er nach Florenz, um seinem Grundherrn ein paar junge Gänse zu bringen, und der Zufall wollte es, daß diese gerade am Tag zuvor nach dem Elsatal gegangen war, um seinen Bruder zu besuchen, der in Certaldo Beamter war, und seinen ganzen Hausstand mitgenommen hatte, so daß er das Haus verschlossen fand. Und da er nicht wußte, was er mit den jungen Gänsen anfangen sollte, wollte er sie Frau Margherita bringen, der vormaligen Herrin seiner Pippa, deren Namen und Wohnung er wohl wußte; denn es schien ihm, sie habe sich großzügig benommen, da sie seinem Weibe ohne ihn die Mitgift gegeben hatte, und er sagte sich: »So werde ich sie kennenlernen und werde meine Pflicht zum Teil erfüllen.« So begab er sich auf den Weg und klopfte dort angelangt an die Tür.

Die Magd, die ihn mit den Gänsen im Arm gesehen hatte, sagte zu Frau Margherita: »Es ist ein Bauer«, und öffnete die Tür.

Als Beco in den Saal gelangt war, machte er eine schöne Verbeugung, grüßte Frau Margherita und sagte: »Ich bin der Gatte von Eurer Pippa, und ich bringe Euch als Geschenk diese jungen Gänse, damit Ihr sie Euch im Gedenken an unsere Liebe schmecken lasset.«

Darauf antwortete die Frau, nachdem sie ihm sehr genau ins Gesicht gesehen: »Guter Mann, gibt acht, daß du nicht den Namen verwechselst oder dich im Hause irrst! Wer schickt dich, und wohin hast du zu gehen?«

Darauf sagte Beco: »Seid Ihr nicht Frau Margherita Chiaramontesi, die einst die Pippa aufzog? Und noch sind es keine zehn Monate her, daß Ihr ihr hundertfünfzig Lire als Mitgift gabt.«

»Ja, ich bin es«, antwortete die Witwe.

»Ich bin also der Gatte«, versetzte Beco.

»Wie?«, fuhr die Frau fort, »du bist doch nicht der Gatte meiner Pippa!«

»Warum bin ich's nicht?« sagte Beco, »ich weiß, daß ich heute nacht mit ihr schlief und sie heute morgen zu Hause ließ, und daß sie sich den Kopf waschen wollte, um sich zu diesem Johannistage schön zu machen.«

»Wie, um Gottes willen«, erwiderte Frau Margherita fast wütend, »bist du ihr Gatte? Ich weiß doch, als Pippa wegen der Mitgift kam, daß er mit ihr war und von andrer Figur ist, als du bist; ich habe ihn doch gesehen und weiß noch, daß ich sie abends zusammen schlafen schickte, und weiß auch, daß er am Morgen die Mitgift wegtrug, zusammen mit Frau Mea, der Mutter des Mädchens.«

Darüber rief Beco mit lauter Stimme schreiend: »O weh, ich bin betrogen worden!« Als er dann mehr und in Ruhe mit Frau Margherita sprach und sich nach allen Einzelheiten erkundigte, wurde er nach Zeit, Person, Gesicht und Namen sicher, daß der, der sich an seiner Statt als Gatte der Pippa ausgab, Nencio dell' Ulivello gewesen war. Aber das bedeutete ihm wenig im Vergleich dazu, daß er ganz allein mit ihr geschlafen hatte; es schien ihm und ebenso der Witwe die unerhörteste und befremdendste Sache auf der Welt. Er ließ die jungen Gänse da, und ohne daß er hätte essen oder trinken wollen, brach er voll Wut und Eifersucht auf und marschierte derart, daß er abends zu Hause anlangte; und der ersten, die ihm begegnete, es war Frau Mea, sagte er eine grobe Beleidigung, und ebenso auch seiner Frau, die bald darauf erschien. Um sich zu entschuldigen, sagten die guten Frauen, daß der Priester ihnen das geraten hätte, und daß Nencio nichts anderes tat, als mit der Pippa schlafen. Aber Beco konnte sich nicht wieder trösten, da ihm jene Schimpf und Schande angetan zu haben schienen, und er geriet derartig in Zorn, daß er einen Stock nahm, um ihnen die Arme zu brechen; doch hielt er dann aus Furcht vor der Justiz an sich, aber jagte sie zum Hause hinaus und sagte, sie sollten nach Hause gehen, denn er wolle diesen Schimpf nicht bei sich haben, verschloß die Tür gut und ging ohne Nachtessen zu Bett. Die Frauen gingen schmerzerfüllt in das Haus eines Bruders von Frau Mea, das nicht weit weg war.

Beco konnte die ganze Nacht kein Auge schließen und mußte immer an seine Pippa denken. Er beschloß bei sich, sie nicht mehr haben zu wollen und zum bischöflichen Gericht zu gehen und Nencio wegen Ehebruchs vorladen zu lassen. Und so, als der Morgen Tag wurde, sprang er aus dem Bett, und mehr von entfesselter Wut als von vernünftigen Gründen bewegt, begab er sich schreiend nach Florenz und beklagte sich auf dem ganzen Weg und bei allen Leuten, die er traf, über seine Frau. Als er schließlich zum bischöflichen Gericht gelangt war, erhob er die Anklage. Deshalb wurden am selben Tag Nencio dell' Ulivello und Pippa vorgeladen, so daß sie anderntags vor Mittag in Florenz waren, um sich zu verteidigen, beide fest entschlossen, immer zu leugnen und dem Vikar zu sagen, daß Nencio ganz auf seinem Bettrand geschlafen habe.

Als sie schon vor dem Bischofssitz waren und eben eintreten wollten, sahen sie ausgerechnet Herrn Agostino, der gewisser Geschäfte halber dorthin gekommen war, deren ledig er sich nun sehr verwunderte, an diesem Ort Nencio und sie zu sehen, und er fragte, warum sie hier wären. Darum erzählte ihm Nencio Punkt für Punkt die ganze Geschichte, worüber aber Hochwürden das Lachen nicht verhalten konnte; als er Beco am gleichen Ort und aus demselben Grunde sah, nahm er ihn beiseite und machte ihm heftigste Vorwürfe wegen seines törichten Verhaltens und weil er sich so habe von der Wut hinreißen lassen, und sagte ihm, daß Nencio alles gut gemacht habe, und zwar um ihm und den Frauen gefällig zu sein, daß er in jener Beziehung nichts mit der Pippa gehabt habe, wofür er mit seinem Worte bürgen könne, da Nencio letzte Ostern bei ihm gebeichtet habe. Er bewies ihm dann mit tausend Gründen, daß er ein Narr sei, und daß, wie auch immer die Sache ausgehen mochte, es für ihn nicht anders als schlimm sein werde. Schließlich erreichte er, daß er ihn dazu brachte, der Pippa zu vergeben und Frieden mit Nencio zu machen. Dann ging er zu dem Vikar hinein, mit dem er sehr vertraut war, und bewirkte, daß jene entlassen wurden, und einmütig gingen sie dann zusammen nach seiner Kirche, um dort den ganzen Abend zu verbringen. Beco aber konnte durchaus nicht über diesen Schlaf hinwegkommen, den Nencio mit seiner Frau gemacht hatte, und stand nicht wenig verdrießlich da; daher ließ Herr Agostino, um die Sache zur Ruhe zu bringen und sie wirklich zu versöhnen, sich von Nencio unter Eid versprechen, daß, wenn er eine Frau habe, Beco eine Nacht mit ihr zu schlafen hätte unter der Auflage, daß er nichts zu ihr sagen dürfe, nur damit er den Leuten antworten könne: »Wenn Nencio mit meiner, so habe ich mit seiner Frau geschlafen«; auf diese Weise hätte keiner einen Vorteil vor dem andern.

Nachdem sie sich aufs neue ausgesöhnt hatten, verließen sie den Priester mit guten Wünschen und gingen am andern Morgen fort, und jeder kehrte in sein Haus zurück. Solange jedoch Beco lebte, nahm Nencio kein Weib, da er fest überzeugt war, seine Frau würde nicht besser sein als die Pippa.


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