Sagen aus Böhmen
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Die Polednice entführt eine Wöchnerin

In der Mittagsstunde geht in Böhmen eine Frau um, die heißt Polednice. Sie ist entweder weiß oder auch rot gekleidet und erscheint insbesondere Sechswöchnerinnen, wenn sie sich in der Mittagszeit im Freien blicken lassen. Daher sieht man streng darauf, daß solche Frauen um zwölf Uhr mittags zu Hause sind. Ebenso wenig dürfen sie des Abends nach dem Feierabendläuten aus der Stube gehn.

In Pribram ging einmal eine Sechswöchnerin aufs Feld, um den Schnittern, die dort Garben banden, das Mittagsessen zu bringen. Die Schnitter erschraken gleich, wie sie die Frau kommen sahen, und warnten sie und sagten, sie sollte eilen, daß sie vor dem Mittagsläuten nach Hause komme. Die Wöchnerin aber lachte über die Furcht ihrer Leute und sagte, daß sie warten und das leere Geschirr wieder mitnehmen wolle. Sie setzte sich daher zu den Schnittern ins Gras und plauderte. Auf einmal entstand ein großer Wirbelwind, und die Frau war mitten aus den erschrockenen Schnittern verschwunden. Erst nach Jahr und Tag kam sie wieder nach Hause. Die Polednice sagte man, habe sie entführt und im Wirbelwind herumgetragen.

 


 


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