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In der Nähe des Brodnizer Waldes steht neben einem Bache eine sehr alte Linde.
Es lebten einmal im Dorfe zwei Brüder, die sich bitter haßten. Als der eine starb, ließ ihn der andere unter diese Linde begraben, nach einiger Zeit aber erhängte sich der andere selbst an dieser Linde. Am andern Tage fanden ihn die Leute und begruben ihn auf derselben Stelle, wo der Bruder lag. Das Haus nahm sich ein Gläubiger und wohnte darin. Aber wie erschrak er, als er um die zwölfte Stunde der Nacht ein Geprassel und einen Schlag hörte. Er stand auf und sah die Geister der Brüder, die sich prügelten und dabei sein Geräte zerschlugen und zerbrachen. Dasselbe wiederholte sich in der zweiten Nacht und in der dritten, so daß er endlich das Haus verlassen mußte. Viele Menschen sahen sie unter der Linde raufen. Ein Postillon fuhr einmal durch den Wald. Da hörte er auf einmal hinter sich »Josef« rufen. Er schaute sich um und sah die zwei Brüder unter der Linde, die rauften sich wieder. Rasch schlägt der Postillon in die Pferde und will weiter fahren, allein auf einmal gingen die Pferde so langsam und zogen und schwitzten, als ob sie schwer geladen hätten. Der Postillon schaut sich um und sah den einen Bruder hinten auf dem Wagen sitzen. Erst am Kreuzwege war er wieder verschwunden und die Pferde zogen leichter. jeden Tag wiederholt sich der Kampf der Brüder; oft findet man am andern Tage Blutstropfen unter der Linde.