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Nach Freiheit strebt der Mann,
das Weib nach Sitte.
Vor langer Zeit, vielleicht vor vierzig Jahren,
Da trat ich vor die deutsche Mädchenwelt:
Ich habe manches Euch zu offenbaren
Aus Kopf und Herzen; seht, wie's Euch gefällt!
Sie nahmen's froh aus meinen Händen fort
Und dankten's mir mit manchem lieben Wort.
Wohl hat die Welt sich völlig umgeschwungen,
Es weht ein andrer Geist durch diese Zeit;
Gar mächtig klug geworden sind die Jungen,
Zurückgeblieben sind die Alten weit.
Was vormals war des ernsten Strebens wert,
Scheint heute oftmals in ein Nichts verkehrt.
Allein die Wahrheit läßt sich nicht verdrängen,
Was echt und göttlich ist, bleibt ewig stehn!
Wie sich der Fürwitz müht, sie einzuengen,
So wird sie dennoch nicht zugrunde gehn!
Und wendeten auch Tausende sich ab,
Sie graben doch der Wahrheit nicht das Grab!
So send' ich, meine Büchlein, euch aufs neue
Hinaus im alten Glauben und Vertraun.
Zeugt von der Wahrheit! Möge eure Treue
In manch verständnisvolles Auge schaun!
Was in euch echt ist, zeige seine Kraft,
Die Gutes in den jungen Seelen schafft.
Jetzt bin ich alt, die achtzig Jahre drücken,
Vom langen Dienst sind müde Aug' und Ohr,
Und nur das Herz schlägt gerne noch die Brücken
Zu andern Herzen über, wie zuvor.
Ich grüße Dich, Du deutsche Mädchenwelt:
»Schau her, ob Dir das Alte noch gefällt!«