Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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Wie der Nestelschwab seine Mutter findet, aber seinen Vater nicht.

Vor Markdorf am Weg beim Brunnen saß ein altes Mütterle, die hatte Brillen auf, und lugte so vor sich hin, als suchte sie etwas. Und wie die sieben Schwaben vorbei gingen, glaubten sie, es sei die Zigeunerin, und gingen auf sie zu. Die sah auf, und als sie einen nach dem andern angelugt, rief sie plötzlich: Rudeli, liebs Sühnli! Der Nestelschwab merkte, daß dies seine Mutter sei und sagte: Mämmeli, do bini jo! Jene sagte: Chetzer! wo bisch denn so lange Zit g'sin? In der Welt, sagte der; und er griff in den Sack, und gab ihr das Zipfele Wurst hin, das er seinem Maul abgespart hatte in Ravensburg, und sagte: Gott g'segnis! Die Mutter sagte: Luser, wie sieht's auf dinem Grind us? laß lugen. Und Rudeli legte sich demüthig nieder, und that seinen Kopf in ihren Schooß, und die Mutter strehlte ihm sein Haar, und suchte, was sie suchen konnte. – Als die Mutter mit Rudelis Grind fertig gewesen, sagte sie: Jetzt soll' er bei ihr bleiben. Der aber fragte den Seehaasen insgeheim; und als dieser ihm zugeredet, sagte er zur Mutter: Er müsse vorerst noch Thaten thun, und die Mutter solle nur hier auf ihn warten, dann wolle er mit ihr zurück ins Schwyzerland. Die Mutter bat: Rudeli, liebs Rudeli! Rudeli aber blieb dabei, er müsse Thaten thun. Und er ging zu den Gesellen, und mit ihnen weiter. Unterwegs fragte ihn der Seehaas: ob er denn also ein Schweizer sei? Er antwortete: seine Mutter sei aus der Schweiz, und habe als Markedenterin gedient unter den Rothmäntlern. – Und so wissen wir denn bis heutigs Tags noch nicht, was der Nestelschwab für ein Landsmann gewesen, und ob er schon aus der Schweiz keinen Verstand mitgebracht, oder ihn erst in Schwaben verloren habe.


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