Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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Von einem Abenteuer, das der Spiegelschwab mit einem Pfaffen gehabt.

Wenn die Höllenqualen bekehren würden, so wäre der Teufel schon längst ein Heiliger. Bei dem Spiegelschwaben hat die Hölle nichts verfangen. Davon gibt folgendes Stücklein ein Zeugniß. Vor Pähl, auf der Straße, begegnete ihm ein Pfaffe; der trug auf seinen Schultern eine Geldkatze voll Opferpfenninge, und er schmunzelte unter der liebwerthen Last, wie einer, der sein Schätzle heimführt. Der Schwab dachte sich: Dem will ich tapfer einheizen, daß er ein Paar Güldele schwitzen muß. Und er ging auf ihn zu, und sagte: »Mit Verlaub! ich will Euch die Last da abnehmen.« Der Fachsenmacher wollte nur einen Possen spielen, wie er zu thun pflegte; aber der Herr nahm's für baaren Ernst, und er stellte sich, und sagte: »Hebe dich hinweg, Swabe!« Donner und Wetter! wie schwoll da dem Spiegelschwaben der Kamm! Hätte er ihn einen Stockböhmen, einen Kalmucken geschimpft, oder noch was Aergeres, es hätte ihn wahrlich nicht so sehr verschmacht. »Was, Schwabe?« sagte der Schwabe, und ging dem Schwarzrock näher an den Leib, und hielt ihm die Faust unter das Kinn, und fipperte vor Zorn. In der Angst nahm der dicke Herr seine Hilfe zur geistlichen Waffe, und er rief mit aufgehobener Hand, zum Schwur, wie St. Niklas, die Bannformel über ihn auf: »Si quis –« und so weiter. Der Spiegelschwab verstand zwar kein Latein; aber er gneißte doch, es sei dies so eine von den Zauberformeln; und wie er denn von Haus aus ein Hasenfuß war in solchen Dingen, so zog er andere Saiten auf, und sagte: »Leids wolle er ihm just nicht anthun; aber den Schimpf könne er auch nicht so auf sich sitzen lassen; er möchte ihm daher ein Paar Güldele geben, zum Beweis, daß er's nicht übel gemeint.« Dies that denn auch der geistliche Herr, zwar ungern, aber doch froh, daß er den schwäbischen Landstürzer um so wohlfeilen Preis sich vom Leib geschafft.

Das wird erfahren oft und dick,
Je ärger Schalk, je besser Glück.

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