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Du herrschendes Kind im erwachsenen Leben, Du strahlender Knabe, unglaubliches Meer, Du hast dich für ewig dir selber ergeben, Drum bist du so furchtbar unnahbar und hehr. Erstaune nicht, Kind: nun erscheint ein Gespiele. Sei innig, o Meer, und sei minnig und leise. Entzücke mich, Meer, und sei Freund und Gespiele! So sei die Gespielin! Ich will dich genießen. |
Zum sternigen Himmel italischer Nacht Versteigt sich der duftige Odem Sorrents, Soeben sind Boten des Tages erwacht, Und wunschvergnügt freun sich die Kinder des Lenz. Schon schwellt der Orange benebelnder Duft Ins traumhafte Dunkel der Nachtigall dringt Smaragde umschwirren das traumhafte Blau – Jetzt tagt es, – denn überall sickert das Licht Das sind keine Rehe, – das Leben beginnt! – Die Sterne verschwinden wie Mythen im Grau, Die bleiche und träumeumschleierte Erde Sie sehen sich, fassen sich: beide erröten! Auch schüttelt der Wind die verwelkenden Blüten Schon streichelt der Tag nun, mit wonnigem Arme, Die See selbst durchzittern jetzt Wonnegefühle. Sein Rauch ist so weiß wie ein bräutlicher Schleier Die helleren Segel erscheinen zuerst. Das segelt, entblendet der finstersten Bucht. Doch wächst sie noch an! Da kommt der Korvetten verschlungene Reih. Mit schlängelnden Hälsen, auf schäumendem Gischt, Jetzt spielen die Schwäne mit Silbergeschirr Wie hold mich der sonnige Morgen erfreut! Wie selig durchschauert mich irdische Liebe! Jetzt spielt meine Seele mit Pinien im Walde O Pinie, ich stehe auf südlicher Erde, Du atmest die freiesten Lebensergüsse! |
Ob, verliebt in Menelaus, Paris oder Fausten, Wollustküsse jemals ganz Helena berauschten? Durch die Ahnung ward das Glück Aber ihr Trabantenchor Einzig im Erinnern kann Was sich sacht und langsam sucht, Holde Braut, dein Eigenglück Eines Dunkels Trauerlaut Still im Weib und unberührt Gilt ein solcher Abschiedsblick Ahnt die Seele liebend gar, Ragst du, mit dem schlanken Leib, Hält, wenn Herz an Herz sich preßt, Fort ist unsre Jugend, fort! Als, noch keusch, an Hellas' Strand Und da trat er in den Traum, Ja! Er sah von Meer und Flur Und er hörte, wie der See |
Die Sonne glüht die Weltgesetze. Ihr strenges Antlitz gibt sie kund. Gebote, die man nie verletzte, Verkündet sie mit Feuermund! 450 Doch ihre großen, goldnen Strahlenarme Die Sonne birgt, in reichen Lichterhüllen, Ihr waren Kindersterne urverbunden: So mag uns Liebe wieder sonnwärts tragen, Die Sonne ist das Ich der zarten Blüte: Den Sternen wird des Menschen Ursinn munden. Zu einem Herzen wird vom Sternenkreise O Sonne, du erteiltest den Planeten, Du Fordrungssonne, hoch vom Schenkungsfluge, |
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Als Lied erblüht, was seltsam ist im Wesen, Dem Sonnenantlitz bleibt es keusch vertraut: Du kannst zur Glut im Sonnenkuß genesen, Hast du im Blut dein Gutsein sanft erschaut. Wie unergründbar walten Sonnenseile, Der Herzen Seltsamkeiten sind erkoren, Die Menge doch bricht auf zur Sonnenscheibe, Wohl gleicht das Gold erstarrten Sonnenstrahlen, In uns erglüht die Freudenfeuerkette, Doch hat der Ring der Freuden goldne Schranken, Bloß wer zu seinem freien Stern geboren, |
O Sonne, Sonne, großer Lichtgedanke, Der du das Unding zur Gestaltung raffst, O wüßtest du, wie brünstig ich dir danke, Daß du ein Kind durch meine Liebe schaffst! Des Weibes stummer Blick hat mir verraten, Du Kind, mein Kind, du Frucht von meinem Wesen, Dann schmieg ich mich, ein Glücklicher auf Erden Wir Menschen wurden die Beschlußverkünder Gebt ab, ihr Seelen, was ihr kurz empfunden, |
Einer Frucht, die reif ist, ähnlich, Stürzt die Sonne in die See: Unerdenklich, unerwähnlich, Ist es abends Abschiedsweh. Schatten, die uns überraschen, Wie von lauter Flammenbündeln Fällt der Aar getroffen nieder, Alles Flimmern, das geblieben, Weiberaugen, Schminkgesichter, Zwischen Menschen, Wellen, Enten Schmale, kahle Dünen schmiegen Ängstlich wimmern diese Glocken: Schlug ein Held, klug eingebuchtet, Still! Die Recken sind Zypressen, Doch sie ringen aus dem Boden, Still mein Blick! Denn schwer verbluten Zwischen goldnen Plätscherkronen, Seht, das Meer tauscht mit den Wipfeln Doch nun glimmt es vor Altären Und die Stadt, die sich erhellte, Drüben am Vesuve schwellen Er vergräbt sich wild in Pläne In Geschicke fügt er immer Urgefüge erste Bleiche Dumpfer Allmacht Liebesschäume, Zucken immer noch Entschlüsse Kann er gar das Schicksal lenken, Taucht er Skandinaviens Küsten, Wutgeburt, Vesuv, es ringeln Tod und Gift verspritzen Schlangen, 457 Angeschlemmt mit Züngelflammen, Flammendrache, grauser Wühler, Was zerstörst du hier im Leben, Bis zur Meersirenensippe Ja, sie balgen und sie streiten Doch der Berg bleibt unheillenkend, |
Es schlingen durch Liebe verkettete Stunden Ein wonniges Band durch die innere Nacht, Nun können sich Sterne der Unschuld bekunden, Doch trüben wir gerne, was ferne erwacht. Die keuschen Gefühle sind winzige Sterne, In uns Urverliebten, in mir und im Weibe, Hoch oben! Sie lächeln, die Kleinen, die Freien. Die Sonne ist wolkenreich westlich gegangen, Durch innige Küsse der Liebe verschlungen, Wir sehen in Liebe erglühende Sterne, Das ist es! Das ist es! drum sind wir geboren: Umblaut euch, ihr Augen: nicht sehn und nichts merken! Wie herzhaft erleiden wir Rätsel der Freude: Wo du mich durchwitterst, da bin ich der Meine: Ein rätselndes Schwingen, Erleiden und Fliegen Du dunkelerfunkelte, sterneversprühende, Gespenster des Forderns, zu Lüsten gesteigert, Getrennt ist die Welt, doch sie schickt ihr Gefunkel, |
Kosmisches Kind
O Mensch, du trägst die Sterne durch Gedulden! Dein pochend Herz verknüpft sich Himmelscharen, Der Mund wird ihr Ergeistern offenbaren: Die Urruhe geschieht in Schlummermulden. Des Menschen Herz beflügelt sich mit Feuer! In unsern Seelen bergen sich die Sterne: Warum der Sternenkranz so angsthaft flimmert? |
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Die Weltgeborgenheit ist Kindesschlummer! In ihm verweht das Sterben, nebelt Leben. Das Wunder: Schlummer! Zwischen Sternen schweben Befriedigt Sonnen, macht uns zukunftsstummer. 461 Dem junggebornen Monde gleicht ein Kindelein: Der Mond vermocht es, Eltern zu bescheren: Die Milch von Vollmonden schwellt Mutterbrüste! |
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Bald wird mein Kind im Schutz Merkurius' tändeln, Gar hurtig Sinn in Schlummerpausen bringen; Der Sonne nah, weil froh in lieben Dingen, Doch schlafverwandt, noch kurz durch Welt zu pendeln! Komm zu Verstand: die Liebe kernt im Leibe! Durch Sonnenjahre magst du wachsam schreiten, Das Kriegsgestirn in dir will dich zerbrechen! Die Menschen sind geknüpfte Sternenknoten: Ein Ich ist Erzengel im Himmel – Seele. Aus Ichgewichtungen ersternen Ketten, Des Himmels Flammensprache fordert Frieden! |
Hier lacht die Nacht: das ist die Stadt der tollen Nächte, Das ist das Land der Liebe und der Liebesrechte: Jetzt fürchtet niemand mehr die großen Zweifelsmächte, Noch weilt die Kindlichkeit im schaudernden Geschlechte. Das herzt sich und lacht. Das tanzt auf der Straße. Das ist die Stadt mit dem gebrochnen Herzen! So komme, so komme, die Reue ist ferne! Das ist die Stadt mit dem gebrochnen Herzen! Das ist die Stadt, wo ich ein Wesen knickte, Jetzt springen wir, wirbeln wir, drüber, hinüber! Das ist die Stadt mit dem gebrochnen Herzen! Der Gram erfaßt mich. Ringsum wird es dunkel. Das Mutterherz blutet! Es blutet und blutet. Das ist die Stadt mit dem gebrochnen Herzen! »Du Heiliger, Schutzpatron dieser Gefilde, Wir wollen uns herzen, besitzen, vergnügen, »Du Mutter, die keine Gewalttat erfahren, Nun blutet das Dunkel. Das Mutterherz blutet. Das ist die Stadt mit dem gebrochnen Herzen! Schon donnert die Luft, und schon tönen die Glocken, Das singt Litaneien, beleuchtet die Straßen! Das läuft aus den Häusern: die Freude ist ferne! Das ist die Stadt mit dem gebrochnen Herzen! |
Lebensgold ist jedes Blatt, und es kann nicht sterben. Alles Same: selbst der Stiel edles Sichverschwenden! Was da weste, werden wir urbewußt ererben, Ja, wir folgen immerdar innern Palmenhänden. Ach es blüht, entzaubert sich unsre Lebenssäule. Todesschreie gellen tief! Dort in meinen Tiefen, Kaum in Fleisch verknüllt, entreißt Geist sich jäh den Eltern: Eine Sonne sinkt in mir, denn ich sehe Herzen Ja, die Sterne flimmern doch! so wie sie uns scheinen: |
Mein Gedanke hat mir Weib und Kind getötet! Mörder! Mörder! dröhnt es um mich her, Nein, es ist das kein Gesicht eines Phantasten, Meine Seele ist ein wilderregtes Meer. – – – – – – – – – – – – – – – – Dort scheint mich jenes Licht, das brennt, tief zu verklagen: Das foltert, tötet mich mit scharfem Speer! Jetzt splitterts! Nein, es beugt sich bis zum Herzen! Jetzt stichts so tief, so tief hinein! – Dort scheucht mich jene rote Blutgardine, Der langen Gasse einzger Schein! Er haftet sich an die Erinnrung an. Er wird der armen Seele blutigroter Fleck. Wohl wogt ihm meine Wollenssucht entgegen, Doch immer wieder packt er mich – als Schreck! Ach, furchtbar schmiegt er sich, als blutge Schlange: Jetzt taucht er auf, – er taucht empor – mit einem Bild! Mein Weib seh ich erstarrt in Krämpfen, Dazu mein Kind, ein blutiges Gebild. 467 Da liegt sie tot. Von mir erdrosselt: Mir hat sie zu viel Lebensmuß erwürgt! Dort seh ich noch die toten Schlangen: blutge Streifen, Die Schmerzensspangen, die sie totgeschnürt. Ach, hat die Todesangst ihr Licht vernichtet? Hat sie aufs Leben wissentlich verzichtet? Hat sie das alles, alles das, gespürt? Zu plötzlich faßten sie die Sterbenskrallen, Gar rasch ist sie dem Erdentod verfallen! Dort suchte noch ihr Blick nach mir, Er starrte nach der dunkeln Tür: Sie spürte Tod und Schmerz in allen Nerven, Schwer zerrte ja an seinen Mutterwurzeln Ein jungerkeimtes eignes Sonnensein! Sie rief vor Angst bestimmt um Menschenhilfe, Wie läge sonst ein Weib bei ihr, das ich noch nie gesehn: Es schluchzt noch immer dort an ihrem Totenbette, Doch mich treibts weiter! Fort von dieser Schreckensstätte! 468 |