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Nur selten findet man ein Herrenhaus ohne den Schmuck einer grünen Umgebung. Sie gibt selbst einem sonst unscheinbaren Häuschen, aus nüchterner Zeit stammend und jedes äußeren Schmucks entbehrend, etwas Behagliches, Anheimelndes, zumal wenn dasselbe durch einige alte Bäume beschattet, von üppigen Weinreben oder dunkellaubigem Efeu umrankt ist, wenn an den Fenstersimsen blühende Sommerblumen, die sich freundlich von dem Grün abheben, stehen und sich überall die pflegende Hand der Hausfrau, die Betätigung eines gediegenen Geschmackes und entwickelten Schönheitsgefühls bemerkbar machen.
221. Der Vorgarten. Vielfach ist die Landwirtsfrau nur rein auf sich, als ihren eigenen Gärtner, angewiesen und hat obendrein über geringe Kräfte zu ihrer Unterstützung zu verfügen; dann kann sie sich allerdings nur auf einen kleinen Vor- oder Blumengarten beschränken. Dieser aber muß, wenn auch noch so einfach, stets den Eindruck sorgsamer Pflege machen, wozu vor allen Dingen ein gut erhaltener Zaun, eine geräumige, mit Strauchwerk eingefaßte Vorfahrt gehören. Und ebenso einladend und geschmackvoll muß es auch um das Haus herum eingerichtet sein. Allmählich verläuft sich dann der Weg in die Gemüse- und Obstgärten, die sich für den ersten Augenblick durch Buschwerk den Blicken des Ankommenden entziehen, aber einen angenehmen Spaziergang gestatten. Die Anlage eines Ziergartens kann selbstverständlich nicht nach einer bestimmten Schablone vor sich gehen, zumal dabei Rücksicht zu nehmen ist auf Örtlichkeit und die zu Gebote stehenden Mittel, Zeit und Arbeitskräfte.
222. Die Wege. Ein trockener, ebener, mit Kies befahrener, sauberer Weg erfordert viel Arbeit, und darum beschränkt man sich in seiner Anlage auf das Notwendigste. Das hindert jedoch nicht, daß die Wege mit einiger Symmetrie um das Haus herum angelegt werden, dann, in freie Bewegung übergehend, stets gefällige, niemals schroffe, kurze Wendungen machen und dabei zu einem bestimmten Ziele führen, sei es zu Ruheplätzchen, freundlichen Aussichtspunkten, Ausgängen etc. Auch müssen sie wenigstens 1,50-2 m breit sein und gestatten, daß zwei Personen bequem nebeneinander hergehen. Durch Buchsbaum, Steine, Flachwerke oder Rasenbatzen, die man aus Wiesen, Abhängen etc. schneidet, nebeneinander legt und festklopft, erhalten die Wegekanten besondere Festigkeit. Zur Einfassung eignen sich von Blumen: Veilchen, Vergißmeinnicht, Kresse etc., von Küchenkräutern: Salbei, Lavendel und Schnittlauch, krause Petersilie etc.
223. Der Rasen. Zu Rasenplätzen ist der Boden schon im Herbst 50 cm tief umzugraben und von Unkrautwurzeln, Steinen und dergl. sorgfältig zu reinigen. Im Frühjahr, sobald die Erde beim Betreten nicht mehr an den Füßen haften bleibt, macht man die Fläche so gleichmäßig und wagerecht wie möglich, düngt sie, wenn notwendig (Guano, Horn- und Knochenmehl), überwalzt sie und säet den Grassamen ziemlich dicht ein (auf 25 qm ungefähr 500 g Samen); dann wird der Platz gewalzt oder mit Brettchen, die man unter den Füßen befestigt, festgetreten, schließlich auch nur geharkt. Man wählt zur Gras-Aussaat, die eine feuchte Bodenbeschaffenheit erfordert, einen windstillen Tag. War der Samen keimfähig, so geht er nach 14 Tagen auf. Sollen die kleinen Graspflänzchen sich im ersten Jahre noch recht bestocken, so müssen die jungen Halme, sobald sie 7-8 cm hoch sind, vorsichtig abgemähet und sorgfältig abgefegt werden. Die gelockerte Pflanze erhält durch Walzen ihre Festigkeit wieder. Jede Woche geht nun im Morgentau die Rasenmähemaschine (Fig. 116) darüber hin, damit die Rasenfläche recht dicht wird. Kurz geschnitten und gut gesäubert muß der Rasen in den Winter kommen. Grashalme faulen leicht und teilen die Fäulnis dem Stocke mit. Alles in dem jungen Rasen aufsprießende Unkraut muß, ehe es überhand nimmt, ausgejätet werden, und bei älteren großen Rasenplätzen im Frühjahr eine Egge leicht darüber hinfahren, um alle moosigen Teile zu zerstören. Rasenmähemaschinen sowie Bewässerungsvorrichtungen oder Gartenspritzen mit Schläuchen sind für Gartenanlagen unentbehrliche Dinge.
224. Das Anpflanzen des Strauchwerks. Das blühende Strauchwerk, die so mannigfaltigen Ziersträucher bringen Leben und Abwechslung in die Landschaft, helfen schattige Plätze bilden und verdecken manches, was nicht gesehen werden soll.
Strauchwerk wird zunächst dicht angepflanzt, damit es bald Schutz gewährt; später wird es dadurch gelichtet, daß man das weniger Gute herausnimmt. Lehnt sich das Gesträuch an eine Mauer, einen Zaun, ein Gebäude etc. an, so wird es einseitig gesetzt, und zwar so, daß es sich allmählich von seinem Stützpunkt aus abflacht. Soll aber das Strauchwerk als Gruppe von allen Seiten sich zeigen, so wird das am höchsten wachsende in die Mitte gesetzt und nach außen zu ringsherum immer niedriger werdende Sorten. Das Ganze bildet dann eine Kuppel, von welcher man nicht einmal die Stämmchen des Strauchwerks zu sehen bekommen darf. Fichten und Tannen beleben die Landschaft ungemein, wachsen jedoch rasch und gehören daher nur in größere Parkanlagen.
Die Ziersträucher sind im ganzen billig; für 3 M. erhält man schon ein ansehnliches Sortiment, z. B. Berberitze, Mandelbäumchen, Heckenkirsche und -Röschen, Würzstrauch, Jasmin, Flieder, Schneeball. Diese lassen sich auch durch Ausläufer vermehren, besonders auch die Haselnuß, Schlehe und Spiräen. Kennt man die Beschaffenheit der Sträucher und hat man eigenen Geschmack, um Mannigfaltigkeit in Laub und Blüten hineinzubringen, so läßt sich diese Anpflanzung auch ohne Kunstgärtner ausführen.
Perückenstrauch, Götterbaum, Weißdorn, Weigelia, rotblühender Pirus, Deutzia, Trauerrose, sie alle schmücken alleinstehend die Rasenplätze ganz ausnehmend und gestatten freundliche Durchblicke.
225. Der Steinhaufen ist ein recht wirkungsvoller Schmuck im Garten. Man gibt ihm die dem Raume entsprechende Form, füllt die Lücken mit möglichst viel Gartenerde aus, damit Efeu, Farnkraut (Fig. 117), Dachwurz, Vergißmeinnicht und noch manches andere Blümchen darauf wächst und Leben hineinbringt, und gibt dem Ganzen durch irgend eine ornamentale Figur einen Abschluß.
226. Blumenträger und -Tische lassen sich in verschiedener Weise zur Verschönerung des Gartens billig herstellen. Z. B. findet ein alter Baumstumpf oder ein knorriger Ast dazu vortreffliche Verwendung. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Zwerge, allerlei Tiere aus Ton oder Metall als Schmuckstücke der Gärten und bringen Leben in die Landschaft, wenn sie nicht im Übermaß verwendet werden.
227. Das Wasser belebt in jeder Weise ein landschaftliches Bild, sei es als Springbrunnen oder als Bächlein mit grünen Ufern, als See mit einer Gondel, – immer erfreut es das Auge und ist eine Quelle des Segens für den Garten selbst. Zur Einfassung der Ufer eignet sich vorzüglich der großblätterige Huflattich (Fig. 118). Er ist mit seiner rötlichen Blüte der erste Frühlingsbote und entwickelt den ganzen Sommer hindurch ein mächtiges Blätterdach.
228. Die mehrjährigen Gewächse und Stauden sind für die geringste Pflege ebenso dankbar wie die Ziersträucher, kehren unermüdlich Wieder, blühen reichlich und sterben zum Teil von selbst ab. Je besser der Boden, desto üppiger gedeihen sie; breiten sich ihre Stöcke zu mächtig aus, so werden sie durch Teilung vereinzelt und können mehreren Plätzen zur Zierde gereichen. Sie eignen sich vorzüglich zur Ausfüllung der Rabatten, lassen sich aber auch gruppenweise auf Beeten verwenden. Die Auswahl in den perennierenden Gewächsen ist so reichhaltig, daß man zu jeder Jahreszeit einige blühende Exemplare darin haben kann. Glockenblume, Ochsenzunge, Päonie oder Bauernrose, Phlox, Zinnie, Nachtschatten, Rittersporn, Nachtkerze, Kartäuser-, Garten- und Federnelken, Winterastern (Fig. 119) und Akelei sind nur eine kleine Auslese der hier in Betracht kommenden Pflanzen, und welchen Blumenflor, welche Freude bringen sie hervor!
229. Die Zwiebelgewächse eignen sich auch zur einfachen Gartenkultur. Bei kräftigem, lockerem Boden in warmer, geschützter Lage blühen sie unermüdlich jedes Jahr und kehren unverdrossen wieder. Schneeglöckchen, Krokus, Hyazinthen und Tulpen sind die ersten Frühlingsboten in dieser Art; sie werden durch die Narzissen abgelöst, denen wiederum Türkenbund, Kaiserkrone und Lilien aller Art folgen. Sobald sie abgeblüht haben, sterben sie ab und machen anderen Blumen Platz. Alle drei Jahre müssen sie versetzt werden, wobei eine Teilung der vermehrten Zwiebeln stattzufinden hat.
Anders verhält es sich mit den Knollengewächsen, der Georgine, der Canna etc. Diese werden im Herbst, nachdem das Laub vom ersten Frost braun geworden ist, ausgegraben und an einem frostfreien Ort überwintert. Im Mai legt man die Knollen in die Erde und schon Ende Juli zeigen sich die ersten Blüten und dauern an, bis die letzten der erste Nachfrost vernichtet. Eine der dankbarsten Blumen ist die Georgine (Fig. 120), unermüdlich im Blühen und schmückend durch ihre Größe und Farbenpracht.
230. Sommerblumen, die alljährlich wieder ausgesäet werden müssen, dürfen in keinem Garten fehlen und gehören wenigstens als Schmuck um das Haus herum. Levkoje, Aster, Reseda, Phlox und Petunie sind die dankbarsten ihrer Art. Für geringes Geld gibt es eine reiche Auswahl von Blumensamen, der im April an einem geschützten, sonnigen Plätzchen ausgesäet und dessen aufgesprossene Pflänzchen später versetzt werden. Bietet sich jedoch Gelegenheit, die Pflanzen in einer Gärtnerei zu kaufen, so erspare man sich die Mühe der Aussaat. Der Samen von Einfassungen wird gleich auf den ihm angewiesenen Beetabschluß gesäet, nachdem man eine kleine Rinne dazu gezogen hat. Bei einiger Geschicklichkeit im Zeichnen lernt man auch eine Blumenfigur selbst entwerfen und anlegen. Jede Abteilung derselben wird mit Buchsbaum eingefaßt. Gleichmäßige Größe und Farbenharmonie der Pflanzen sind dabei maßgebend und abwechselnd oder korrespondierend mit je einer Blumengattung geschmückt. Die schmalen Wege zwischen den Einfassungen werden mit gelbem Sand bestreut, wodurch die Gruppe sich mehr hervorhebt. Teppichbeete bedürfen größerer Kenntnisse und Sorgfalt.
231. Die Rose. Zur Rosenkultur ist vor allen Dingen ein tiefgründiger, nahrhafter, mehr lehmiger Boden Bedingung. Die Rose kommt auch in leichtem, sandigem Erdreich fort, aber kümmerlich, und in sehr trockener, heißer Zeit treten dann Krankheiten auf, wie der Rosenpilz und Rost. Durch ersteren erhält die Rose Weiße, durch letzteren gelbe Blätter, und die Blüten bilden sich nicht aus. Zeigen die Rosen zusammengerollte Blätter, so hat der Rosenwickler (Fig. 121) seine Eier hineingelegt. Die sich daraus entwickelnde Made frißt Blüten und Knospen ab, wenn die Blätter nicht beizeiten entfernt werden. Ein anderer, sehr häufig auftretender Schädling der Rose ist die Rosenblattlaus (Fig. 122), die man am schnellsten und sichersten durch Einspritzen von Tabakssaft vertilgt. Die Rose verträgt ungemein viel Dünger, namentlich Kuhmist, auch während des Sommers darf man ihr künstlichen Dung zuführen. Man pflanzt die Stämmchen meist im Frühjahr, ehe die ersten Triebe weit vorgerückt sind. Billig, aber langsam kommt man zu einem Rosenflor durch Schößlinge der auf dem Felde wild wachsenden Rose, die man mit möglichst starker Wurzel auswählt und im Herbste verpflanzt. Im August des nächsten Jahres werden sie mit Reisern edler Stämme okuliert, d. h. veredelt, eine Kunst, die man sich unschwer aneignen kann. Rosen gehen im Winter weniger durch Frost als durch zu viel Wärme ein. Sie vertragen einige Grad Kälte, ihr Stamm wird dadurch sogar abgehärtet. Vor Ende November oder Anfang Dezember werden die Rosen nicht eingelegt. Soll dies geschehen, so werden die Stämme niedergebogen und die Kronen in eine aufgeworfene Vertiefung des Erdreichs sorgfältig eingebettet; später bedeckt man sie noch mit Laub und Ästen. Auch das Aufdecken besorgt man nicht auf einmal, sondern nach und nach. Jedes Bäumchen verlangt seiner schweren Krone wegen einen Pfahl zur Stütze. Hochstämmige Rosen als Massengruppe gewähren einen besonders wirksamen Anblick, eignen sich aber auch im Vorgarten zur Umsäumung eines Rasens, verbunden durch wohlriechenden Wein, der girlandenartig herabhängt, oder Efeu oder durch wurzelechte, strauchartige, immerblühende Remontantrosen. Die verwelkten Blüten der Rosen sind sofort abzuschneiden, wenn der Stock reiche Blüten tragen soll.
232. Sitzplätze, in verschiedener Form und zu verschiedener Zeit Schatten spendend, beleben die Landschaft. Das Auge wird angenehm berührt, wenn hier und da eine Bank, an eine Mauer gelehnt oder unter dem Laubdach eines Baumes, zum Niedersitzen einladet, wenn von einer Anhöhe herab ein kleiner Pavillon mit Ruhesitzen oder im Gebüsch ein lauschiges Plätzchen winkt. Gartenmöbel werden aus allerlei Dingen billig hergestellt; ein abgehackter Baumstamm wird z. B. mit einem passenden Brett versehen, schlanke Birkenstämme werden zu einer Bank zusammengefügt und auch aus Rasenbatzen läßt sich leicht ein Ruheplatz herstellen.
Vor allen Dingen trage man Sorge, daß in der Nähe des Hauses ein geschützter, bequem liegender und geräumiger Sitzplatz für die ganze Familie eingerichtet wird, falls sich keine Veranda am Hause befindet. Oftmals bieten auch hohe prächtige Linden ein herrliches, schützendes Laubdach, worunter sich besonders am Abend nach getaner Arbeit Kind und Kegel zum Plauderstündchen einfinden. Wirklichen Schutz gegen Wind und Wetter bietet aber nur ein Gartenhaus oder eine Laube, welche durch wilden oder wohlriechenden Wein, Waldrebe etc. Behaglichkeit und Ansehen erhält. Gartenmöbel werden bei Regenwetter schief gestellt, damit das Wasser ablaufen kann, und im Winter unter ein schützendes Dach gebracht.
233. Die Zucht der Blumenzwiebeln für den Winter. Für 3 Mark erhält man bereits ein ziemlich reiches Sortiment Zwiebeln von Hyazinthen, Tazetten, Märzbecher, Krokus etc., die Ende Oktober eingesetzt werden. Dazu füllt man Blumentöpfe mit leichter, durchgesiebter Holzerde halb voll, streut gewaschenen, weißen Flußsand darauf, legt die Zwiebel hinein und deckt sie mit letzterem zu. Hierauf wird im Garten ein ziemlich tiefes Loch gegraben – leerstehende Frühbeete werden nur etwas vertieft –, dahinein stellt man die Töpfe der Reihe nach, breitet Erdreich darüber, wirft eine Schutzdecke von Dünger auf und gießt einmal gründlich durch. So bleiben die Töpfe bis Weihnachten oder Anfang Januar stehen, dann nimmt man sie heraus, säubert und bringt sie zum Antreiben in ein Zimmer mit gleichmäßiger Temperatur von 15-16° C. Durch diese Methode werden sehr kräftige Blüten erzielt, welche andauernder blühen, wenn sie kühl stehen.
234. Das Überwintern der Topfgewächse verursacht immer große Mühe, wenn ein Glashaus nicht zur Verfügung steht. Man suche alsdann ein Zimmer, nach Süden gelegen, zu dem Zwecke einzuräumen und heize dasselbe, sobald ein darin stehendes, mit Wasser gefülltes Gefäß Neigung zum Gefrieren zeigt. Die Temperatur muß sich möglichst auf 3° C. erhalten. Pflanzen vertragen durchaus keinen jähen Temperaturwechsel. Yukka, Lorbeer- und Fuchsienbäumchen, Oleander etc. lassen sich im Keller oder auch auf einem Bodenraum bei einigermaßen Schutz gegen Kälte überwintern. Die Töpfe müssen mehr trocken als naß gehalten werden, mehr im Dunkeln als im Licht stehen, damit sie nicht treiben. Rhododendron, Magnolien und Zypressen halten bei warmer Umhüllung im Freien aus. Kleine Fuchsien sowie Geranien werden nicht erst überwintert, da sie sehr billig in den Handel kommen. Treibhauspflanzen werden vor Mitte Mai nicht ins Freie gebracht. Die gestrengen Herren müssen erst vorüber sein. Auf Blumentreppen werden die Töpfe so gestellt, daß sie sich gegenseitig nicht beschatten. Blumentische und -ständer sind in Küchengeschäften sowohl als in Korbläden in so reicher und auch praktischer Weise erhältlich, daß die Wahl oft schwer fällt.
235. Der Blumentisch im Zimmer ist in runder Form nicht allen Pflanzen gleich günstig, falls man nicht für die Schattenseite nur Blattgewächse wählt, die der Sonne nicht bedürfen. Gleichmäßige Wärme, regelmäßiges Begießen mit abgestandenem, womöglich Regen- oder Flußwasser, dem man dann und wann einige Tropfen Salmiakgeist zufügt, befördern das Gedeihen der Pflanzen. Besser wenig als zu viel gießen, wodurch die Erde leicht säuert. Blühende Gewächse bedürfen reichlicherer Nahrung. Der Untersetzer zum Aufhalten der Feuchtigkeit sollte keinem Topfgefäß fehlen, ja vielfach wird die Pflanze von untenher ernährt. Pflanzen, die zu viel begossen worden sind, erkennt man an den bleichenden Gipfeln, überhaupt an einem durchaus bleichen, kränkelnden Aussehen. Pflanzen mit saftigem, fleischigem Körper, wie z. B. Kakteen etc., werden in diesem Falle welk, schrumpfen vom Gipfel aus zusammen oder faulen daselbst an. In dieser Weise kränkelnde Exemplare werden sofort ausgetopft und ihre Wurzeln werden von den schlechten Teilen befreit. In frische, sandige Erde gebracht und an einen schattigen Platz gestellt, erholen sich die Kakteen bald zu neuer Lebenskraft.
236. Blumensträuße lange frisch zu erhalten. Man benetze sie täglich mit neuem Flußwasser, in das man eine Messerspitze salpetersaures Natron (Chilisalpeter) getan. Auch in feuchtem Sande bleiben die Blumen lange ansehnlich und wohlriechend. Soll ein Strauß im Sommer über Land mitgenommen werden, so werde er in eine ausgehöhlte Gurke, die nicht allein Feuchtigkeit bietet, sondern auch eine ganz nette Naturvase darstellt, gesteckt.
237. Gräser und Blumen zu trocknen. Vor der Heuernte werden die vielen blühenden, reizenden Gräser auf den Wiesen mit Vorliebe abgeschnitten, um im Winter die Vasen zu füllen. Man stelle sie vorher in einen Blumentopf und trockne sie an einem dunklen Orte, wo sie nicht blühen. Im Garten macht man dies mit Schleiergras und andauerndem Chrysanthemum; sie entfalten sich noch während des Trocknens. Im Herbst liefert das Schilf seine braunen Samenkolben, der Wald Immortellen und Erika. Sie alle, harmonisch vereint, füllen die leeren Blumengläser, und durch bronzierte Blätter und gemachte Blumenzweige wird die angenehme Wirkung noch erhöht.
238. Die Einteilung. Meist schließt sich der Gemüsegarten an den Blumengarten an oder bildet den größeren Teil desselben. Er wird von geradlinigen Wegen durchschnitten und in bestimmte Viertel eingeteilt (Fig. 123). Die Beete laufen den Rabatten entgegengesetzt. Auf den letzteren findet das Beerenobst, auch hier und da ein Obstbaum seinen Platz und eine saubere Einfassung, z. B. aus Immergrün, Monatserdbeeren oder Gewürzkräutern, begrenzt die Rabatten. Die Beete werden mit Ausnahme des Spargellandes in 1,25 m Breite abgeteilt und sind 30 cm weit voneinander entfernt. Nach jeder Umgrabung müssen sie wieder genau abgetreten und mit der Schnur gerichtet werden.
239. Die Lage des Gemüsegartens wird möglichst südwestlich gewählt, die Wetterseiten, Norden und Osten werden durch Gebäude, hohe Mauern, dicke Hecken, kleine Wäldchen etc. geschützt. Ein sandiger, humusreicher Lehmboden mit Grundfeuchtigkeit ist für den Gemüsebau am zuträglichsten. Er lohnt jede Düngung. Sandiges Erdreich lohnt nur beim Anbau von Mohrrüben, Zwiebeln, Kartoffeln und Spargel und bedarf sehr vieler Düngung. Nasser, tiefgründiger Boden, dessen Grundwasser noch im Frühjahr in den Furchen steht und sich bei jedem starken Regengusse wieder zeigt, ist kalt und wenig brauchbar. Gräben, noch besser Drainage, gewähren Abzug. Gemüsebau wird nur dann mit günstigem Erfolge betrieben, wenn der Boden in seiner Zusammensetzung und Beschaffenheit für die Gartengewächse geeignet ist.
240. Welche Gemüsearten soll man bauen? Gemüseverkauf lohnt nur in der Nähe größerer Städte oder unter anderen günstigen Verhältnissen. Mohn, Kümmel, Zwiebeln, Gurken und Kohl, auch Spargel lohnen immer noch, wenngleich die Anlagekosten nicht geringe sind und die Konkurrenz bedeutend ist.
241. Die Bearbeitung des Gemüselandes. Je sorgfältiger und gründlicher das Gemüseland bearbeitet wird, desto ertragsfähiger wird es. Im Herbst sind die Beete teils umzugraben und mit Dünger zu versehen, teils zu bewerfen oder zu stürzen, d. h. recht tiefe Schollen auszustechen und locker umzuwenden. Vor jeder Aussaat oder Anpflanzung sind die Beete durchzugraben und von jeglicher Unreinigkeit, von Wurzeln, Steinen etc., zu befreien. Wird das Land dabei gedüngt, so wird der Dünger vorher ausgebreitet und mit dem Grabscheit untergezogen. Bei nasser Witterung gräbt es sich schlecht, weil die Erde am Spaten festklebt.
242. Zum Pflanzen bedient man sich des Pflanzholzes (Fig. 154), welches spitz zulaufend ist und möglichst tief in die Erde gebohrt wird. Dann wird das Pflänzchen mit der rechten Hand in das entstandene Loch gesteckt, so daß die Wurzel ganz senkrecht steht und das erste Blättchen (das Herz) nicht verdeckt wird. Nun drückt man die Erde fest, hebt das Pflänzchen und drückt noch einmal nach in der Weise, daß im Erdboden eine kleine Vertiefung bleibt. Man pflanzt im Verband, d. h. so, daß die Pflanzen der zweiten Reihe der ersten nicht gegenüber stehen, sondern gegenüber der Mitte zweier Pflänzchen, wie Fig. 124 zeigt; in der dritten und vierten Reihe wiederholt sich dies natürlich ebenso und so fort. Gesunde, kräftige Pflanzen, die ohne Auftreibungen an der Wurzel gerade gewachsen sind und bei feuchter Witterung in lockeren Boden gepflanzt werden, sichern das Gedeihen.
243. Die Pflege des angepflanzten Gemüses. Je öfter man die Pflanzen behackt oder den fest gewordenen Boden auflockert und von Unkraut befreit, desto vorteilhafter ist es für die Pflanzen. Später werden sie behäufelt, d. h. man bringt an ihren Fuß mehr Erde, um die Wurzelbildung dadurch zu befördern. Stehen die Pflanzen zu dicht, so werden sie verzogen oder gelichtet, um ihnen mehr Raum zur Ausbreitung zu gestatten. Die ausgezogenen Pflanzen können noch anderweitig untergebracht werden; dieses sogenannte Pikieren ist ihnen zuträglich.
244. Das Begießen. Jede frische Anpflanzung wird begossen, doch nicht mit der Brause der Gießkanne, wodurch sie überschwemmt würde, sondern man gießt das Wasser mit einem kleinen Gefäß in eine Vertiefung neben dem Pflänzchen. Davon hängt bei anhaltender Trockenheit sein Gedeihen ab. Das Begießen muß im Frühjahr am Morgen, im Sommer am Abend, und zwar durchdringend geschehen, sonst bringt es keine Erfrischung, sondern macht die Oberfläche krustenartig. Das Regenwasser, welches frei von allen Salzen ist und sich in eingegrabenen Tonnen ansammeln läßt, ergibt das beste Gedeihen. Steht nur Röhren- oder Pumpenwasser zur Verfügung, so muß dies eine Zeitlang abstehen und sich erwärmen, um gleiche Temperatur mit dem Boden zu erlangen.
245. Den Samen der verschiedenen Pflanzen kann man zum Teil selbst ernten. Man sammelt ihn und läßt ihn in der Sonne nachreifen. Selbstgezogener Samen artet jedoch leicht aus, darum ist es vorteilhafter, Samen zur Pflanzzeit aus berühmten Gärtnereien zu beziehen.
246. Das Mistbeet (Fig. 125) beansprucht viel Mühe und Sorgfalt und reichlichen Dünger, der es teuer macht. Ein einziges Versehen vereitelt nicht selten allen angewandten Fleiß. Darum ist es ratsam, wenn die Hausfrau, als ihr eigener Gärtner, sich nur auf wenige Anlagen beschränkt.
Man wähle für das Mistbeet einen geschützten, sonnigen Ort, umgeben von Mauern, Zäunen oder Gebüsch. Dort wirft man eine Grube von 50-60 cm Tiefe aus und setzt einen passenden Kasten hinein, der aus starkem Holz gefertigt und dessen Hinterwand um 30 cm höher ist als die Vorderwand, damit die Sonnenstrahlen besser einwirken können. Der Kasten wird an den Ecken auf Mauersteine gestellt, mit einem festen Umschlag von frischem Pferdedünger umgeben und mit passenden Fenstern versehen. Ein Frühbeetfenster hat meist die Größe von 150 cm. Der mit ein wenig Stroh untermischte Dünger wird zuerst in einen Haufen vor das Frühbeet gebracht, damit er dort 2-3 Tage ruhe; dann wird er in den aufgestellten Kasten geworfen und fest eingetreten, so daß er zuletzt 30-40 cm hoch liegt. Nun legt man das Fenster darauf und läßt den Dünger 2-3 Tage sich erwärmen oder brennen; lüftet aber dann und wann, um die starken Dünste entweichen zu lassen. Darauf gibt man dem noch einmal zusammengetretenen Dung eine Decke von Laub oder verrottetem Dünger und bringt erst nach zwei Tagen eine leichte, fruchtbare, durchgesiebte Erde in der Höhe von 20-25 cm darauf. Nun läßt man die Beete wieder drei Tage ruhen, wobei man lüftet und durch das Thermometer sich von der Wärme des Frühbeetes überzeugt. 18-20° C. ist die richtige Temperatur zum Säen. Hier werden nun die ersten Gemüse, wie Mohrrüben und dergl., herangezogen, ebenso die Pflanzen für das freie Land; oder man macht eine Aussaat von Salat und Radieschen, nachdem man vorher Gurkenkerne gelegt hat, deren Pflänzchen sich erst breiten, wenn erstere schon abgeerntet sind. Darauf schließt man die Fenster, deckt Strohmatten (Fig. 126) auf dieselben und läßt den Samen keimen. Sobald er aufgeht, müssen die Pflänzchen bei Tage Licht, aber nicht zu viel Wärme haben, sonst wachsen sie geil in die Höhe und werden schwach oder ganz unbrauchbar. Je nach der Witterung wird gelüftet, bedeckt etc., bis schließlich die Pflanzen für das freie Land ganz des Schutzes entwöhnt worden sind. Man halte die Beete von Unkraut sorgfältig rein und überbrause sie, sobald das Erdreich zu trocken ist. Hat dieses eine weißliche, aschenähnliche Färbung, so ist es verbrannt und untauglich. Holzasche wird über die Beete gestreut, um das Wachsen von Pilzen in der feuchten, warmen Luft zu verhindern.
247. Die Fruchtfolge. Beim Gemüsebau richtet man sich nach der Beschaffenheit des Bodens und hält mit Vorteil eine Art Fruchtfolge ein. Man darf nicht Jahr für Jahr die gleiche Sorte Gemüse auf ein und dasselbe Beet bringen. Da man das Wintergemüse erst von Juni ab anbaut, läßt sich auf diesen Beeten erst eine Vorfrucht ernten, wie Spinat, Rapunzel, Wintersalat, die im Herbst schon eingesäet worden sind, oder frühe Erbsen, Karotten, Kohlrabi. Es gibt Gemüsearten, die stark zehren, d. h. viel Düngung brauchen, wie Kohlarten, Suppen- und Gewürzkräuter, Sellerie, Spinat etc., dann solche, die mäßig zehren, wie alle Knollengewächse, Zwiebeln, Kartoffeln, Radieschen, und endlich solche, die wenig zehren, wie die Hülsenfrüchte.
248. Die Behandlung der einzelnen Gemüsearten.
Die Kohlarten.
Kopfkohl (Kraut oder Kappus) verlangt einen kräftigen, stark gedüngten, gründlich gelockerten und bearbeiteten Boden, da die Wurzeln sehr tief gehen. Man benützt frisch gedüngtes Land, welches eine sonnige, doch geschützte und zugleich feuchte Lage hat, da die Kohlarten reichlich Wasser zum Gedeihen brauchen, namentlich in der ersten Zeit ihrer Entwickelung. Bei Trockenheit ist fleißiges Begießen nötig, sonst werden die Köpfe nicht fest. Durch Frost verlieren dieselben Geschmack und Dauerhaftigkeit. Frühkohl lohnt den Anbau am besten. Der Kohlweißling (Fig. 164) oder die Gemüseeule erscheint im Mai, eine 2. Generation Anfang August; die grünliche Raupe richtet durch Abfressen der Blätter der Hülsenfrüchte und Kohlarten viel Schaden an. Das beste Mittel zur Vertilgung ist das Ablesen der Raupe. Die Puppe überwintert bis zum nächsten Frühjahr.
Blumenkohl, Karviol (Fig. 127). Man macht, um dieses Gemüse den ganzen Sommer hindurch zu haben, zu verschiedenen Zeiten Aussaaten. Die Pflanzen werden 60 cm auseinander gesetzt. Oft gedeihen sie, einzeln auf Beete gesetzt, besser als in zusammenhängender Pflanzung. Sobald die Köpfe die Größe einer Faust haben, legt man die Endspitzen von einigen ihrer Blätter über dieselben, damit sie fest und weiß bleiben und noch wachsen. Fängt die Rose an zu blühen und sich zu teilen, so verliert sie Ansehen und Geschmack. Im Winter halten sich die abgeschnittenen Köpfe am besten in einer frostfreien Bodenkammer.
Kohlrabi ist mit weniger gutem Boden zufrieden. Man macht von diesem Gemüse ebenfalls Aussaaten zu verschiedenen Zeiten, pflanzt es auf die Ränder anderer Beete, oder gibt ihm als Zwischenfrucht Salat.
Wirsingkohl (Fig. 128), auch welscher Kohl genannt, wird meist zwischen Weißkohl gepflanzt. Man unterscheidet frühe und späte Sorten. Letztere werden im Winter im Keller auf Sand ausbewahrt, oder man hebt sie mit den Wurzeln aus und bringt sie in Gemüsegruben.
Rosen- oder Sprossenkohl (Fig. 129) ist ein Wintergemüse. Ende September werden die Endspitzen der Blätter ausgebrochen, damit sich die kleinen Röschen besser entwickeln können. Bei geringem Frost überwintert Sprossenkohl, besonders wenn er die Blätter behält, im Freien, andernfalls wird er mit den Wurzeln in Gruben gebracht.
Blätterkohl, auch Kraus-, Grün- oder Braunkohl genannt (Fig. 130), bleibt im Winter im Freien, ist aber vor Hasen zu schützen. Seine Stauden treiben im Frühjahr noch einmal aus und kommen die jungen Triebe als Sprossenkohl in den Handel. Vor Mitte Juli wird der Kohl nicht ausgepflanzt.
Die salatartigen Gewächse.
Der Kopfsalat gedeiht in allen Bodenarten, entwickelt sich jedoch zu festen Köpfen nur in mildem, etwas schwerem, stark gedüngtem Erdreich. Wenn keine Mistbeete zur Verfügung stehen, so läßt sich die erste Aussaat in einen Holzkasten an einem warmen Orte machen. Frühsalat gedeiht am besten auf Spargelbeeten, die eine geschützte Lage haben. Salat ist ein so erfrischendes Gemüse, daß es den ganzen Sommer nicht ausgehen darf; darum wird von Zeit zu Zeit immer wieder frisch ausgesäet. Für Wintersalat wird Ende August bis Mitte September Aussaat gemacht; im Oktober, in der Regel 4 Wochen nach der Aussaat, werden die kleinen Pflänzchen verpflanzt und gegen die Kälte zugedeckt. Im März und April ist der Salat sehr ergiebig, aber nicht besonders zart im Geschmack. Die abgepflückten, krausen Blätter wachsen wieder nach.
Endivien- oder Bindsalat (Fig. 131) wird wie Kopfsalat angebaut, entwickelt sich aber im nördlichen Deutschland durchaus nicht so wie im südlichen und besonders wie in Frankreich etc. Wenn die Pflanze ungefähr 20 ein hoch ist, werden die Blätter bei trockener Witterung zusammengebunden, damit sie innen bleichen, wozu 2-3 Wochen gehören. Die Winterendivie ist gegen Kälte sehr empfindlich. Man hängt sie zugebunden im Keller auf. Die glatte Endivie ist zarter als die krause.
Rapunzel oder Acker-Feldsalat, auch Rapünzchen genannt, macht wenig Mühe und wird im August gesäet, damit die Pflanze sich vor dem Winter noch bestockt. Unter dem Schnee bleibt die Rapunze am zartesten. Vor dem Gebrauch bleibt sie 24 Stunden stehen, um bei der Bearbeitung mit Öl und Essig leichter mürbe zu werden. Sie wird vielfach als Ausputz verwandt.
Die spinatartigen Gewächse.
Spinat (Fig. 132). Die besten Sorten sind der rundblätterige und der Riesenspinat von Viro flay. Die Saatzeit ist für beide am besten der August. Saat und junge Pflanzen müssen reichlich begossen werden. Der Spinat verlangt älteren, dungreichen Boden. Zum Gebrauche müssen die Blätter rechtzeitig geschnitten werden, damit sie von neuem treiben. Auch im März und April kann man Sommerspinat aussäen, wenn die Aussaat im Herbste versäumt worden ist.
Gartenmelde und Sauerampfer (Fig. 133); beide Sorten wachsen wild, werden aber auch angesäet, um sie wie Spinat zu benützen oder unter denselben zu mengen; sie geben reichlich.
Gewächse, deren junge Triebe und Blattstengel gegessen werden.
Rhabarber dient nicht allein als Schmuckpflanze, sondern erobert sich mehr und mehr sein Recht in der Küche. Man ißt die Stengel der Blätter (Fig. 134), wenn sie 30-40 cm lang sind und solange sie nicht holzig und geschmacklos werden.
Ein Rhabarberstock kann an demselben Orte stehen, man muß ihn nur auf gut rigoltes Land bringen, reichlich, in kleineren Mengen jedesmal düngen und den Boden öfter auflockern. Die beste Sorte für deutsche Verhältnisse ist »verbesserte Viktoria«; zu nennen wäre noch die »verbesserte Rotstielige« und »Queen Victoria«. Um einen reichhaltigen Blätterschmuck und Stengelertrag zu erhalten, werden die Blütendolden rechtzeitig abgeschnitten.
Der Spargel liebt einen leichten, lehmig-sandigen, vor allem stark kalkhaltigen Boden und eine warme, sonnige, freie Lage. Bei einer neuen Anlage werde
1. auf eine durchgreifende Bearbeitung des Bodens,
2. auf eine sorgsame Anpflanzung und Pflege,
3. auf eine fortgesetzte Zuführung von Nährstoffen und endlich
4. auf eine kräftige Entwickelung der Pflanzen
gesehen, ehe die jungen Triebe gestochen werden.
Einige Wochen vor der Pflanzung lasse man den zur Spargelzucht gewählten Platz 50-60 cm tief rigolen. Ist man im Besitz von verrottetem Dünger oder Kompost, so ist eine Mischung mit der umzugrabenden Erde gut, aber nicht unbedingt nötig. Frischen Stalldünger unter die Erde zu mischen, wirkt stets schädlich, weil die fleischigen Wurzeln der Spargelpflanzen den frischen Dünger nicht ertragen, bezw. faulen, wenn sie damit in Berührung kommen. Ist das Beet zubereitet, so wird in unserem Klima etwa Ende März oder Anfang April stets bei trockener Witterung mit dem Setzen des Spargels begonnen. Zu diesem Zwecke macht man Gräben von 40 cm Tiefe und 40 cm Breite (Fig. 135).
In diese Gräben werden die Pflanzen, 40 cm voneinander entfernt, gepflanzt, und zwar derart, daß sie auf eine kleine, maulwurfshügelähnliche Erhöhung zu stehen kommen, damit die Wurzeln gut ausgebreitet werden können und der Kopf noch 12 cm tief unter der Bodenoberfläche (Fig. 135b) zu stehen kommt. Über die Pflanzen gibt man 4 cm hoch Erde, dann 5 cm hoch verrotteten Dünger, auf diesen wieder Erde, so daß das ganze Beet wieder gleich eben ist wie vorher. Die Reihen sollen einen Abstand von 70-80 cm voneinander haben. Wenn die Wurzeln gelegt sind und der Boden geebnet ist, so hat man im ersten Jahre nichts weiter zu tun, als den Boden zu lockern und das Unkraut zu entfernen. Andere Gemüse zwischen den Spargel zu pflanzen ist nicht empfehlenswert, da diese demselben nur schaden.
Gegen Ende Oktober schneidet man die Spargelstengel 30 cm hoch über dem Boden ab, dann nimmt man im Quadrat von 40 cm über jeder Pflanze so viel Erde ab, daß nur etwa 3-4 cm Erde über dem Wurzelstock bleibt, und ergänzt die abgehobene Erde mit ebensoviel Dünger über der Pflanze, doch so, daß die Mitte (der Kopf) des Stockes frei bleibt. Diese Behandlung muß dem Spargel jedes Jahr im Spätherbst zuteil werden. Die Abnahme der Erde bringt keinen Schaden, weil die Wurzeln gegen Frost unempfindlich sind. Ein auf diese Weise behandeltes Spargelbeet dauert doppelt so lange als jene nach der alten Manier angelegten und liefert unausgesetzt schöneren Spargel. Im zweiten Jahre, im Monat März, kommt 8 cm von der im Herbst abgenommenen Erde auf den über Winter darauf gelegenen Dünger; im dritten Jahre kommt 18, im vierten Jahre 22 cm, im fünften sowie in allen folgenden Jahren 28 cm dick Erde auf den während des Winters darauf gelegenen Dünger. Der im Herbste auf die Reihen gebrachte kurze Dünger (am besten Abtrittsdünger mit Torfmull) bleibt also stets darauf liegen und wird im Frühjahr mit Erde bedeckt. Da die im Herbste von den Stöcken abgenommene Erde, welche man links und rechts in Rangen aufhäuft, über Winter recht ausfriert und so locker und weich wird, so durchdringen sie die Spargel leicht und werden deshalb auch schöner.
Zum Setzen verwende man kräftige, 2-3jährige, ja keine zu alten Pflanzen und schneide an den Wurzeln nur die abgebrochenen oder beschädigten Teile ab.
Die Schönheit der Spargel hängt meist von der guten Kultur, das Aroma derselben von der Bodenart ab, in der sie gezogen werden. Spargel auf ungedüngtem Boden werden nie mild und gut; diejenigen, welche in reinen Sandboden gebaut werden, haben das wenigste Aroma.
Man sticht am Morgen und Abend, lockert vorher den Boden mit dem Messer auf, fährt an der Pfeife entlang, hüte sich aber, die Wurzel (Fig. 136) zu verletzen. Ende Juni (am 24., dem Johannistag) wird mit der Ernte aufgehört, bei jungen Anlagen noch früher. Die Beete müssen von Unkraut rein gehalten und die abgestorbenen Stengel im Herbst abgeschnitten werden. Der Spargel ist eine Queckenpflanze, die sich nach und nach in die Höhe zieht. Eine leichte Düngung mit Kochsalz belebt alte Beete ungemein und macht die Pfeifen zarter. Je frischer der Spargel genossen wird, desto schmackhafter ist er. In feuchten Sand gelegt, hält er sich einige Tage frisch, im Wasser nimmt er leicht einen säuerlichen Geschmack an. In leichten Körben mit frischer Grasverpackung läßt er sich gut verschicken.
Stengel- oder Bleichsellerie gibt keine Knollen, sondern nur langes, kräftiges Kraut und braucht ein gut gedüngtes, tief rigoltes Land, sehr viel Feuchtigkeit, sowie sorgfältige Pflege. Sobald die Blätter 25 bis 30 cm hoch sind, werden die Büsche zusammengebunden und mit Erde angehäufelt. Man wiederholt dies Verfahren, bis die Erde 45 cm hoch anliegt. Das Herzblatt darf aber nicht überschüttet werden. Man macht Aussaaten von 4 zu 4 Wochen. Für den Winter bleiben die Stauden in der Umhüllung und werden gegen Kälte mit Stroh und Decken geschützt. Die Stengel werden entweder roh geschält und zu Butterbrot gegessen oder als Gemüse mit holländischer Sauce zubereitet; sie müssen nur zart gebleicht sein.
Gewächse, die als Würze zu Speisen dienen.
Bohnen- oder Pfefferkraut wird aus Samen gezogen, der im April auf ein warmes Beet ausgesäet wird. Später samt es sich allein aus und zeigt sich bald hier, bald dort im Garten.
Dill, das so beliebte Gurkenkraut, kommt, einmal angebaut, ebenfalls alljährlich wieder und findet sich vielfach auf Spargelbeeten ein.
Estragon (Fig. 137) ist ein Staudengewächs von angenehmem Geruch und Geschmack. Es kehrt alle Jahre wieder und wird vor der Blüte abgeschnitten. Mit Essig in einer Flasche aufgestellt, geben die Blätter dem ersteren ein angenehmes Aroma ab. Die Blätter sind getrocknet und gewiegt eine beliebte Würze für feine Gerichte und Saucen. Man vermehrt die Pflanze durch Stockteilung alle 3-4 Jahre.
Krause- und Pfefferminze laufen weit aus und unterdrücken dadurch andere Gewächse. Man pflanzt sie darum etwas entlegen im Küchengarten an. Nach 3 Jahren arten sie aus.
Kümmel (Fig. 138) wird im Mai oder Juni ausgesäet und erst im folgenden Jahr geerntet. Die jungen Pflänzchen werden in Reihen verpflanzt und im Herbst behäufelt. Bei starker Kälte gibt man ihnen eine leichte Bedeckung. In gutem, tiefgründigem Boden dauert die Pflanze zwei Jahre und ist sehr ertragreich, so daß der Kümmelbau lohnt. Der Samen muß rechtzeitig geerntet werden, sonst fällt er aus. Die Stengel werden vor dem Blühen abgeschnitten, zusammengebunden, an schattiger Stelle getrocknet und in Tüten verwahrt. Ein beliebtes Gewürz bei Bereitung von Wurst.
Majoran oder Meiran wird jedes Jahr neu gesäet und verpflanzt. Man schneidet die Stengel, bevor die Pflanzen blühen, ab, bindet sie zusammen, trocknet sie an schattiger Stelle und hebt sie in einer Tüte auf. Majoran wird ebenfalls besonders zur Wurstbereitung verwendet.
Thymian, ebenfalls ein Wurstkraut, kehrt auf nahrhaftem, trocknem Boden und in geschützter Lage von selbst wieder. Man trocknet ihn wie Majoran.
Salbei ist andauernd und eignet sich zur Einfassung von Rabatten. Seine Blätter dienen zu Küchenzwecken, besonders zum Würzen des Hammelbratens und als Aufguß mit Honig versüßt bei Husten und Halsschmerzen. Bewährt sich besonders in der Zahnpflege.
Krause Schnittpetersilie ist fein gewiegt ein beliebtes Würzkraut für Suppen und Gemüse und dient auch zum Ausputz der Speisen. Die Pflanze ist zweijährig.
Die Hülsenfrüchte.
Bohnen. Alle Bohnensorten sind gegen Frost äußerst empfindlich und dürfen nicht vor der Mitte des Mai gelegt werden; eine alte Gärtnerregel sagt: »nicht früher, als bis der Apfelbaum blüht«. Die Bohnen lieben eine freie, sonnige Lage, durchlassenden, milden Boden, aber keine frische Düngung. Man macht vom Mai bis zum August alle drei Wochen eine neue Aussaat, um bis zum Spätherbst dies Gemüse frisch zu haben. Größere Anlagen nebeneinander gepflanzter Stangenbohnen nehmen sich gegenseitig zuviel Sonne und beeinträchtigen das Gedeihen. – Man unterscheidet niedrige oder Busch- und hohe oder Stangenbohnen. Letztere sind zarter und feiner im Geschmack, erstere lassen sich dafür überall, wo Land zur Verfügung steht, anpflanzen und bedürfen der Stangen nicht. In ein Pflanzloch werden 2-3 Bohnen gelegt, vier Reihen auf ein Beet. Durch Anpflanzung von Buschbohnen (Fig. 139) verwertet sich das Gemüseland ziemlich günstig.
Der Anbau der Stangenbohnen (Fig. 140) ist mühsamer und durch die Stangen kostspieliger. Sie werden vor dem Legen der Bohnen aufgestellt und durch Querstangen verbunden. Dabei nimmt man auf die Windseite Rücksicht, damit der Sturm nicht die ganze Anlage vernichtet. Die Stangen sind den Winter über sorgfältig aufzuheben.
Zum Kochen eignet sich die Schwertbohne (Fig. 141), zum Einlegen in Büchsen oder Salz die Speckbohne, weil sie fleischiger ist. Das Perl- oder Prinzeßböhnchen, sowie die hellgelbe Wachsbohne werden zu Salat bevorzugt. Die letztgenannten Sorten ranken nicht so hoch und begnügen sich mit Strauchwerk. Die reifen Bohnen müssen, um nicht zu schimmeln, in der Schale trocknen und auf den Bodenraum dünn ausgebreitet werden. Die nicht ganz reif gewordenen Bohnen finden noch Verwendung in der Küche.
Puffbohnen (Fig. 142) sind in vielen Gegenden ein sehr beliebtes Gemüse. Sie sind sättigend und, da sie eher als die Kartoffeln reifen, eine gute Aushilfe. Man macht die erste Aussaat meist schon Ende Februar oder Anfang März und dann alle 3-4 Wochen eine neue. Diese Bohne schmeckt nur, wenn ihre Schale weder zu hart noch zu weich ist. Sobald die Pflanze Schoten ansetzt, bricht man ihr die Spitze aus und schützt sie dadurch vor Blattläusen.
Erbsen. Die Erbse ist nicht wählerisch im Boden; frischer Dünger ist ihr nachteilig. Sobald es die Witterung erlaubt, wird die erste Aussaat, zwei Reihen auf ein Beet, gemacht. Wenn die Pflanze einige Zentimeter hoch ist, wird sie behäufelt und mit Reisig besteckt, damit sie sich festranke. Das Pflücken der jungen Schoten geschehe vorsichtig, um die Ranken nicht zu brechen. Die ersten abgeräumten Schotenbeete lassen sich wieder zu Spinat oder spätem Gemüse verwenden. Die Schnabel- und die englische Markerbse sind vortreffliche Sorten als Gemüse.
Fleischfrüchte.
Die Gurke verlangt Wärme, kräftigen Boden und frische Düngung. Vor Mitte Mai legt man die Kerne nicht in das freie Land aus. Werden sie eingequellt, so keimen sie rascher. Die Beete müssen sehr fein bearbeitet werden. Man zieht in der Mitte derselben eine tiefe Rille, legt die Kerne im Abstand von 6-8 cm hinein und deckt sie leicht zu. Stehen die Pflanzen sehr dicht, so ist es erforderlich, sie zu verziehen. Die Beete müssen oft aufgelockert und bei Trockenheit durchdringend begossen werden, damit der Boden nicht hart wird. Wachsen die Gurkenpflanzen zu langsam und ohne schützendes Blätterdach, so werden die Früchte am Stielende bitter. Sobald die Gurke anfängt, gelbe Strahlen an der Spitze zu bekommen, kann sie abgenommen werden. Die Ränder der Gurkenbeete nützt man durch Salat-, Kohlrabi- oder auch Blumenkohl-Pflanzen vorteilhaft aus. Zu Samengurken wählt man die besten Exemplare aus, gibt ihnen eine Unterlage, damit sie auf dem feuchten Erdreich nicht faulen, nimmt sie ab, sobald der Stiel trocken wird, und läßt sie in der Sonne nachreifen. Die Kerne lege man zur Prüfung in kaltes Wasser; die oben schwimmenden sind hohl. Der Samen behält 6 Jahre Keimkraft. Gurken sind unter Umständen sehr lohnend und gut verkäuflich.
Die Melone(Fig. 143) läßt sich im nördlichen Deutschland nur im Mistbeet ziehen und außerdem ist ihre Kultur für einen Laien immer noch zu mühsam und beschwerlich. Der Samen bleibt 15 Jahre keimfähig.
Tomate oder Liebesapfel(Fig. 144) bürgert sich mehr und mehr in Deutschland ein. Man pflanzt sie im Freien, wenn keine Fröste mehr zu befürchten sind, also nicht vor Ende Mai, und zieht sie einzeln an Stöcken entlang.
Der Kürbis findet die beste Nahrung auf Komposthaufen. Wenn keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, legt man den Samen 4 cm tief und bezeichnet die Stelle mit einem Stöckchen. Die Kerne keimen rascher, wenn sie 24 Stunden in Milch geweicht haben und dann mit Baumerde zugedeckt werden. Bei Trockenheit muß der Boden gelockert und begossen werden. Damit die Frucht nicht von der Feuchtigkeit leide, legt man Korbgeflecht oder Flachwerk unter. Löst sich der Kürbis leicht von der Ranke und kann man die Schale mit dem Fingernagel nicht mehr eindrücken, so ist er reif. Die Früchte werden nicht selten zentnerschwer. Sie lassen sich als Viehfutter trefflich verwenden. Der Melonenkürbis dient zu Küchenzwecken. Der Samen bleibt 10 Jahre keimkräftig.
Wurzelgewächse.
Mohrrüben werden im zeitigen Frühjahr reihenweise auf Beete gesäet. Der Samen braucht lange Zeit zum Aufgehen. Die kurzen, dicken Mohrrüben, Karotten genannt, sind weniger ertragreich, aber zarter und wohlschmeckender. Man macht davon mehrere Aussaaten, die erste schon im Frühbeet. Läuft der Samen zu dicht auf, so müssen die Pflanzen verzogen werden. Man nimmt in der Regel die stärksten Wurzeln fort, um sie als erstes Suppengrün zu verbrauchen.
Radieschen baut man als Zwischenfrucht unter Spinat, Mohrrüben, Zwiebeln etc., aber auch allein an. Am zartesten schmecken sie aus dem Frühbeete. Bei Trockenheit werden sie rasch holzig.
Rettich verlangt einen nahrhaften und lockeren Boden mit Feuchtigkeit, aber nicht frischen Dünger, sonst wird er pelzig. Die Sommerrettiche ersetzen die Radieschen. Die Winterrettiche müssen vor Frost geschützt werden.
Wurzelpetersilie wird ebenso behandelt wie die Mohrrübe. Ihr Samen bedarf langer Zeit zum Aufgehen. Die ersten Wurzeln verkaufen sich gut.
Meerrettich (Fig. 145) hat sehr lange Wurzeln und muß deshalb einen tiefgründigen, gut rigolten Boden haben, der außerdem mit Dünger reich gesättigt ist. Zur ersten Anpflanzung verschafft man sich eine Anzahl Neben- oder Seitenwurzeln, die, mit einem wollenen Lappen von allen Wurzelfasern befreit, in ein schräges Pflanzloch (Fig. 146) geschoben werden, so daß von dem dicken Ende 2 cm herausragen. Zu Johanni entblößt man die Wurzeln bis zur Hälfte, ohne das untere Ende zu lockern, und reibt abermals die Wurzelfasern ab, um eine lange Wurzel zu erzielen. Meerrettich überwintert im Freien; man nimmt deshalb nur so viel aus der Erde, wie man eben für die nächste Zeit gebraucht. Bleibt von der Wurzel etwas im Erdboden zurück, so artet dies aus und wird schließlich ein unangenehmes Unkraut. Recht starke, lange, vollkommene Meerrettichwurzeln haben einen guten Preis.
Knollensellerie (Fig. 147) gedeiht nur auf gutem, schwerem Boden. Man bringt den Samen schon im Februar ins Frühbeet, er braucht sehr lange Zeit zum Aufgehen. Nur gesunde, kräftige Pflanzen liefern große Knollen. Im Mai verpflanzt man sie, drei Reihen im Verband, auf ein Beet. Als Zwischenfrucht wird Salat genommen. Öfteres Behacken ist notwendig; im August werden die obersten Seitenwurzeln entfernt, um dadurch größere Knollen zu gewinnen.
Zichorie wird vielfach im Gemüsegarten mit angebaut, um ein reines, unverfälschtes Kaffeesurrogat zu erhalten. Die Wurzeln werden später im Backofen geröstet; die jungen Blätter der Zichorie werden, als Salat bereitet, in manchen Gegenden sehr geschätzt.
Die Kohl- oder Steckrübe, auch Wrucke genannt, wird wie alle anderen Rübenarten gebaut und behandelt. Wo Mais (Kukuruz) als Futter für das Federvieh angebaut wird, benutzt man sie als Zwischenfrucht. Mais gibt bedeutend reicheren Ertrag, wenn er weit auseinander steht.
Die Bete oder rote Rübe, ein beliebtes Salatgemüse, wird vielfach an den Rändern der Beete angepflanzt und wie alle Rübenarten behandelt. Die glatte, mehr rundliche Rübe ist am meisten beliebt.
Die Schwarzwurzel (Fig. 148) verlangt guten Boden. Man säe den Samen dicht aus, damit die Wurzeln nicht dick und saftlos werden. Im August oder September werden die Pflänzchen auf frei gewordenes Gemüseland ausgepflanzt und im Juli des nächsten Jahres geerntet. Bei sehr gut bearbeitetem Boden geschieht die Aussaat schon im April, und die Wurzel wird bereits im Herbst verbraucht.
Rüben. Unter den Rübensorten ist die Teltower Rübe wohl am angesehensten und schmackhaftesten. Sie gedeiht nur in leichtem, gedüngtem Sandboden und darum sind die Rübchen der Mark Brandenburg besonders schmackhaft.
Die Zwiebelgewächse.
Der Knoblauch (Fig. 149). Die einzelnen Teile desselben (Zehen genannt) werden im Frühjahr ausgelegt und wie Zwiebeln behandelt. Später werden die langen grünen Blätter zusammengebunden, damit sie trocken werden und der Saft in die Zwiebel gehe. Der Anbau lohnt nicht.
Porree oder Lauch (Fig. 150) ist als Suppenkraut sehr angenehm. Man zieht die Pflanze im Mistbeet. Die Blätter müssen während des Wachstums öfter verkürzt werden. Porree hält, warm zugedeckt, über den Winter im freien Lande aus.
Perlzwiebeln sind eine Abart des Porrees. Man gibt ihnen mageres Land, damit sie nicht groß werden, und macht die Anlage bereits im Herbst. Im Juli werden sie herausgehackt; die kleine Zucht bleibt für das nächste Jahr zurück. Die Zwiebelchen müssen bald nach der Ernte, ehe sie keimen, in Essig eingelegt werden.
Schnittlauch wird vielfach als Einfassung benutzt. Er darf nicht in die Blüte kommen und wird alle 3 Jahre verpflanzt.
Rokambole ist eine Abart des Knoblauchs, aber von feinerem und schärferem Geschmack; man braucht sie zu Kräuteressig, Pasteten und dergleichen.
Die Zwiebel, auch Bolle genannt, lohnt bei richtigen Bodenverhältnissen den Anbau reichlich. Der Boden muß gut bearbeitet, klar und locker, dabei leicht und warm sein. Man bringt den Samen breitwürfig oder reihenweise in die Erde und verzieht rechtzeitig die Pflanzen. Damit die Zwiebel sich verdicke, werden im August die röhrenartigen Blätter niedergetreten. Sind sie abgestorben, so kann die Ernte beginnen. Die kleinen Zwiebeln werden als Steckzwiebeln ausgesucht und im folgenden Frühjahr gesteckt. Zwiebeln dürfen nicht zweimal hintereinander auf ein und dasselbe Land gesteckt werden, soll die Made als schlimmster Feind nicht ihren Einzug halten. Wird das Zwiebelpflänzchen gelb, so kann man der Made gewiß sein. Ruß und Holzasche vertilgen sie einigermaßen.
Die Kartoffelzwiebel bestockt sich ähnlich wie die Kartoffel, oft sitzen schon Ende Juli 12-20 kleine Zwiebeln unter dem Stock. Das Fleisch ist fest, fein und dabei scharf. Zu Küchenzwecken ist sie sehr geeignet.
Mohn lohnt den Anbau auf gutem, kräftig mit Herbstdüngung bearbeitetem Boden. Er wird reihenweise gesäet, mit etwas Sand und Mohrrübensamen untermischt. Die zu dicht stehenden Pflanzen werden verzogen, das Land wird rein gehalten. Läßt sich der Mohnkopf leicht vom Stengel abbrechen und raschelt der Samen darin, so ist derselbe reif und wird geerntet. Er darf nicht schimmeln und wird deshalb auf dem Hausboden ausgebreitet und öfter gewendet. Die besten Köpfe werden zu Samen verwahrt; sie müssen fest geschlossen sein. Die Mohrrüben haben nach der Mohnernte noch Zeit zum Wachsen.
Die Knollengewächse sind hauptsächlich durch die Kartoffel vertreten, welche hier wohl keiner Erwähnung bedarf. Eine gute Frühkartoffel muß in jedem Gemüsegarten gebaut werden.
249. Das Einkellern des Gemüses. Wenn die verschiedenen Wurzelgemüse aus der Erde genommen sind, werden sie sorgfältig gereinigt und in einem frostfreien, trockenen Keller, der vorher gründlich gesäubert und gelüftet worden ist, in Sand gelegt. Dieser wird rabattenähnlich geformt, dann werden die Wurzeln hineingelegt, so daß die Herzblätter nach außen kommen und jede Schicht durch Sand getrennt ist. Oder man legt runde Haufen an, durchschichtet sie mit Steinkohlenasche und setzt die Wurzeln kreisförmig ein.
Von Meerrettich, Porree und Schwarzwurzel wird nur so viel, als für den allernächsten Bedarf nötig ist, eingelegt. Die Gewächse halten im Freien aus. Faulige Wurzeln sind sofort zu beseitigen, sonst stecken sie die gesunden an. Die Kellerfenster sind bei Frost zu schließen und zu verpacken, bei wärmerer Witterung zu öffnen.
Blumen- und Weißkohl sowie Wirsing werden auf dem Hausboden etwas übertrocknet und dann in den Keller gebracht, wo sie auf Brettern einzeln aufgestellt werden. Die fauligen Blätter müssen sofort entfernt werden. Blumenkohl erhält leicht schwarze Flecke und ist nicht ausdauernd. Rotkohl ist härter als Weißkohl. Zwiebeln werden ebenfalls erst auf dem Hausboden getrocknet und dann an einem frostfreien, trockenen Orte in Kisten aufbewahrt oder auf Stroh ausgebreitet und bei strenger Kälte bedeckt. Sie dürfen nicht keimen; um dies zu verhüten, werden sie in lose Säckchen gesteckt und einige Tage in die Räucherkammer gehängt.
250. Gemüsegruben. Wo kein Keller in Bereitschaft steht oder viel Vorrat an Gemüse vorhanden ist wird dasselbe im Oktober in 1 m tiefe, grundwasserfreie Gruben gebracht, der Kohl mit der Wurzel. Dann werden Bretter darüber gedeckt und Laub darauf geschüttet. Tritt strengere Kälte ein, so wird mit mehr Erde und Stroh oder Laub gedeckt. Die Pflanzen, welche im Frühjahr noch Samen geben sollen, werden ebenfalls auf diese Weise verwahrt. Für diesen Zweck sucht man die besten Exemplare aus, zieht sie an einem trockenen Tage mit der ganzen Wurzel aus dem Erdreich und gibt ihnen durch Anbinden an Bohnenstangen eine feste Lage. Die Pflanzen dürfen sich weder berühren noch umfallen und auch nicht naß werden. Darum bedeckt man sie noch mit Erbsenreisern. – Grüne Petersilie wird für den Winter in pyramidenähnlichen Tongefäßen gezogen, die vorher halb mit Sand und halb mit leichter Erde gefüllt worden sind. Nach Weihnachten fangen auch die eingekellerten Wurzeln zu grünen an. Schnittlauch wird im Herbst in Töpfe oder Kisten gepflanzt und nach Weihnachten in der Küche oder an einem sonnigen Plätzchen zum Ausgrünen gebracht.
251. Welche Gerätschaften sind zur Bearbeitung des Gartens nötig? 1. Ein Grabscheit, 2. eine Schaufel, 3. verschiedene Hacken, sowohl eine Spitz- als eine Kohl- und Kartoffel- sowie Unkraut-Hacke (Fig. 151-153), 4. einige Harken oder Rechen von Holz und Eisen, weit- und engzinkig, 5. Stoßeisen oder Wegehobel zum Reinigen, 6. eine Mistgabel, 7. einige Pflanzhölzer (Fig. 154), 8. eine Gartenschnur zum Abteilen der Beete und Reihen, 9. verschiedene Körbe für Gemüse, Blumen und Samen, 10. eine Schiebekarre, 11. eine Misttrage, 12. zwei Leitern in verschiedener Größe, 13. ein recht scharfes Gartenmesser (Fig. 155), 14. ein Spargelmesser (Fig. 156 und 157), 15. eine Baum- und Gartenschere (Fig. 158), 16. eine Gartensäge, 17. große und kleine Gießkannen, 18. Bast und Bindfaden zum Anbinden, 19. Blumenstäbe und -töpfe. Ein kleiner Schuppen oder sonst ein abgeschlossener Raum ist der beste Aufbewahrungsort für alles Handwerkszeug.
252. Die Feinde der Gärten. In erster Reihe ist hier das Federvieh zu nennen; seinem Beispiel folgen die Sperlinge und Menschen durch ihre Naschhaftigkeit und die Hunde durch ihre Wildheit.
Die Blattlaus verstopft durch ihre klebrige Absonderung die Poren der Blätter. Durch öfteres Bespritzen mit Seifen- oder Sodazusatz oder auch durch Räucherung mit Tabak entfernt man die Tiere. Sie sind ein Zeichen, daß der Pflanze der Standort nicht zuträglich ist. Die Schildlaus, welche sehr fest unter den Blättern sitzt, wird ebenso vertrieben. Ein ferneres Mittel ist folgendes: 20 g Quassiaspäne werden in 4-5 l weichen Wassers etwa 10 Minuten gekocht; die Flüssigkeit wird durchgeseiht, worauf man 20 g feine Seife darin auflöst. Nach dem Erkalten wird die Masse gut umgerührt und die Pflanze damit besprengt. 15-20 Minuten später werden die toten Tiere mit reinem Wasser abgespült.
Der Erdfloh (Fig. 159) bohrt die jungen Blätter der Pflanzen an und saugt sie aus. Durch Begießen der heimgesuchten Pflanzen und Beete mit Wermuttee wird das Ungeziefer einigermaßen vertilgt. Es schart sich mit besonderer Vorliebe in Gartenkresse zusammen und läßt sich deshalb leicht vertilgen.
Der Engerling (Fig. 160-162) frißt vorzugsweise die Wurzeln des Salates an, so daß die Blätter der Pflanze verwelken. Durch tiefes Umgraben kommen die Engerlinge an die Oberfläche und werden dadurch eine Beute der Vögel, besonders der Krähen. Sehr gut soll eine Düngung mit Wollabfällen wirken.
Der Maulwurf gehört zwar wegen seines Unterwühlens und Aufstoßens eigentlich zu den schädlichen Tieren und muß deshalb auch weggefangen werden, andererseits wieder ist er zu den nützlichen Tieren zu rechnen, da er viel Insekten, Regenwümer etc. vertilgt.
Der Regenwurm zieht zu seiner Nahrung die jungen Pflanzen in die Erde. Bei anhaltender feuchter Witterung und beim Graben kommen diese Würmer nach oben und werden abgelesen.
Die Maulwurfsgrille oder Werre (Fig. 163) schadet hauptsächlich durch ihr Unterwühlen; das Weibchen nagt alle Pflanzenwurzeln über ihrem Neste ab. Im Sandboden kommt sie häufiger als in anderem vor. Um sie zu fangen, geht man ihrer Fährte nach und sucht ihre Nester auf, die meist auf feuchten Wiesen am verdorrten Gras kenntlich sind, oder man gräbt Blumentöpfe, nachdem man deren Löcher mit einem Kork verstopft hat, in die Gänge der Werre ein; darin fangen sie sich zahlreich.
Die Mäuse benagen die Pflanzenwurzeln. Gift ist das sicherste Vertilgungsmittel, bringt aber gleichzeitig auch anderen Tieren Schaden. In den Mistbeeten werden sie durch Fallen eingefangen. Die pulverisierten Blätter des Oleanders sollen ihnen sehr zuwider sein.
Die Kohlraupe (Fig. 164) entwickelt sich aus den Eiern des Kohlweißlings, der sie im Juli in die tiefen Blätter der Kohlanpflanzung legt. Man steuere der Vermehrung der Raupe so viel als möglich im Entstehen durch Absuchen. Hanf um die Kohlbeete angebaut, soll dem Ungeziefer nachteilig sein.
253. Die Lage. Ein Obstgarten muß möglichst geschützt gegen Luftströmungen, namentlich gegen Nordwinde, liegen und die Sonnenseite frei haben; das fördert das Gedeihen der Bäume und Früchte. Meist ist er mit Gras bewachsen, wodurch das Erdreich feuchter bleibt. Hauptbedingung ist, daß die Bäume nicht zu dicht stehen, auch wenn sie im Gemüse- und Blumengarten angepflanzt werden. Äpfel, Birnen und Süßkirschen pflanzt man in Abständen von 7 bis 8 m, bei Pflaumen und Sauerkirschen genügen 5 m. Apfelbäume haben das dichteste Laub und bieten darum den meisten Schutz gegen die Sonne.
254. Das Anpflanzen der Obstbäume. Hierbei sind klimatische Verhältnisse und die Bodenbeschaffenheit zu berücksichtigen. Feinere Sorten Äpfel und Birnen verlangen guten Boden und Wärme. In sandigem Erdreich gedeihen saure Kirschen ohne weitere Pflege, darum werden diese Bäume mit Vorliebe zur Anpflanzung an Chausseen und Feldwegen benutzt. Den Bedarf seiner Obstbäume suche man aus bestempfohlenen, bekannten Baumschulen, die gleiche Bodenbeschaffenheit haben, zu kaufen.
Die Baumlöcher werden längere Zeit vor dem Pflanzen tief ausgeworfen, damit die Seitenwände sowohl als der Boden den atmosphärischen Einwirkungen ausgesetzt sind. Zu Frühlingsanpflanzungen werden die Baumlöcher schon im Herbst ausgeworfen. Bodenlockerung und -durchlüftung ist die Hauptsache beim Pflanzen der Obstbäume, deshalb fülle man mindestens die Hälfte der ausgeworfenen Löcher mit verbessertem Boden, der mit Reisig, Kappusstrünken und Rapsstroh gelockert wird. Dabei läßt sich das Erdreich verbessern, besonders wenn es nicht kalkhaltig ist. Ein junger Baum darf nie tiefer gepflanzt werden, als er vorher gestanden hat. Es genügt, wenn die obersten Wurzeln 4-6 ein hoch mit Erde bedeckt sind (Fig. 165). Man nehme nur wurzelreiche, mit vielen Faserwurzeln versehene Stämmchen. Jeder junge Baum bedarf eines Pfahles als Stütze, der vorher schon in den Boden gebracht und, um das Faulen zu verhüten, am unteren Ende angebrannt worden ist. Man bindet den Baum erst lose an, damit er sich mit dem Erdreich senken kann, und später mit Strohseilen oder Weidenruten in Form einer Acht, um Reibungen zu verhüten. Um den Baum wird in einem Umkreise von 1 in eine Vertiefung gemacht, damit beim Begießen das Wasser nicht abfließe.
255. Das Obsttragen zu befördern. Im Herbst entwickeln sich schon die Knospen für das nächste Jahr und deshalb muß dem Baume in dieser Zeit recht kräftige Nahrung zugeführt werden. Der Obstbaum wird folgendermaßen gedüngt: Man mischt in einem Fasse 1 Teil Rindviehjauche und 1 Teil Wasser zusammen und läßt dies 4-5 Tage gären. Dann werden mit einem Pfahle von 8-10 cm Stärke 1 m tiefe Löcher im Umkreis der Krone (soweit diese reicht, gehen auch die Wurzelspitzen des Baumes) in den Boden gestoßen und wöchentlich einmal mit verdünnter Jauche gefüllt. Wer dies alljährlich regelmäßig und gewissenhaft befolgt und dabei von Zeit zu Zeit das Erdreich um den Stamm selbst auflockert, wird selten eine vollständige Mißernte haben (Fig. 166 und 167). Auch die Kloake, das Spülwasser aus der Küche und das Waschwasser sind zum Düngen der Obstbäume zu verwenden. Von künstlichen Düngemitteln eignen sich Chilesalpeter (2 kg auf einen ausgewachsenen Baum) und Superphosphat.
Unter die größten Feinde der Obstbäume sind die Raupen und Maikäfer zu zählen. Die Feinde der Obstkultur können aber nur dann mit Erfolg vermindert werden, wenn denselben ein allgemeiner Vertilgungskrieg angekündigt wird, d. h. wenn jeder Baumbesitzer zu dieser Vertilgung das seinige beiträgt. Am besten aber vertilgt sie die Natur in kalten Wintern. Als zweckmäßige Vertilgungsmittel der Raupen dürfen empfohlen werden:
a) Schonung aller Singvögel, namentlich der Meisen, welche das Jahr hindurch eine Menge Raupen, Eier und Puppen verzehren. Besonders sollte auch dem Vogelnesterausnehmen durch mutwillige Knaben und dem Vogelfange (welcher sowieso in vielen Ländern gesetzlich verboten ist) von seiten der Ortsobrigkeit und der Schullehrer gesteuert, und sollten die Gesetze, welche hierüber existieren, strenge gehandhabt werden.
b) Das Abnehmen der im Winter und Frühjahr auf den Bäumen hängen gebliebenen zusammengesponnenen Blätter, in denen die Eierniederlage der Raupen sich befindet. Ebenso müssen diejenigen Zweige abgeschnitten werden, an denen sich Ringe von Insekteneiern gebildet haben. Diese abgenommenen Zweige und Blätter müssen verbrannt werden.
c) Das Abkratzen der alten Rinde und des Mooses von den älteren Bäumen, wo gewöhnlich die Herberge der Insekten und ihrer Raupen sich befindet. Dazu können Kratzer benutzt werden, wie Fig. 168 zeigt; hierauf ist das Ankalken der Rinde vorzunehmen.
d) Das tiefe Umgraben der Baumscheiben vor Winter, wo ebenfalls viel Insektenbrut ihr Winterquartier aufgeschlagen hat.
e) Abscharren mit kurzen Besen oder Zerdrücken der zwischen den Gabeln und Ästen der Bäume angelegten Raupennester. Sobald die erste Frühlingswärme eintritt, entwickeln sich die Raupen, und dann ist es hohe Zeit, dieselben durch die angezeigten Mittel zu vernichten.
f) Ist man auf diese Art nicht aller Raupenbrut habhaft geworden, so suche man sie bei der etwas vorgerückten Jahreszeit des Morgens oder abends, ferner bei feuchter Witterung in den Astgabeln, wo sie nesterweise beisammensitzen, und drücke sie tot. Man kann sie auch durch Seifenwasser töten, indem man wollene Lumpen an der Spitze einer Stange befestigt, dieselben mit dem Seifenwasser befeuchtet und die Raupennester damit benetzt. Ebenso kräftig wirkt auch statt Seifenwasser ein Absud von Tabaksabfällen.
g) Die größte Zerstörung richtet die Raupe des Frostnachtschmetterlings, sowie die eines Rüsselkäfers im Frühjahr an den Obstbäumen an (Fig. 169). Diese Larven fressen zunächst die Knospen und Teile der Blüten, so daß dieselben abfallen und dadurch die Hoffnung auf einen Obstertrag zerstört wird; später gehen die gefräßigen Tiere auch an die Blätter der Bäume. Die Weibchen des Frostnachtschmetterlings sind ungeflügelt, und dieser Umstand gibt uns einen Fingerzeig, auf welche Art wir dieselben von unseren Obstbäumen abhalten können. Im Oktober und November findet die Begattung dieser Nachtschmetterlinge statt, die im Puppenzustande in der Erde lagen. Das ungeflügelte Weibchen kann nur kriechend seinen neuen Aufenthalt auf den Bäumen erreichen, wo es einige hundert Eier legt. Man binde daher im Oktober etwa 1 m über der Erde 15-18 cm breite Gürtel aus starkem Papier um den Stamm (Fig. 170). Diese Gürtel werden mit Teer oder Wagenschmiere überstrichen, so daß die Schmetterlinge an dem klebrigen Stoff hängen bleiben. In neuerer Zeit wendet man hierzu den sogenannten Brumataleim an. Ist derselbe trocken oder sind so viele Schmetterlinge gefangen, daß sie den anderen einen trocknen Übergang gewähren, so muß aufs neue Teer oder Brumataleim aufgestrichen werden. Des Morgens vertilgt man die durch die klebrige Masse gefangenen Insekten. Die Gürtel müssen so dicht anliegen, daß die Schmetterlinge nicht darunter wegkriechen können.
Ein schlimmer Feind der Obstbäume zur Zeit ihrer Blüte ist der Rüsselkäfer oder Apfelblütenstecher (Fig. 171), dessen Larve die Blüten zerstört. Vor Eintritt des Frostes bindet man um den Stamm ein Strohseil, in das sich die Käfer bei eintretender Kälte verkriechen, so daß sie leicht gefangen werden können.
Die Blutlaus (Fig. 172) gilt mit Recht als der gefährlichste Feind der Apfelbäume. Sie sitzt gewöhnlich in größerer Anzahl an jungen Trieben und Zweigen beisammen, sucht aber auch stärkere Äste auf. Sie ist leicht erkennbar durch die weiße, flockige Masse, in die sie eingehüllt ist, und dadurch, daß sie beim Zerdrücken einen blutroten Saft von sich gibt. Zwei Mittel sind nach Börner besonders zur Vertilgung wirksam: 1. Fuhrmanns Fettmischung (1 Teil Pferdefett, 1 Teil Schmiertran, 3 Teile denaturierter Spiritus, event. auch noch etwas Kochsalz) und 2. Tabakslaugenmischung. (Man koche 2½ kg Tabaksrippen in 15 l Wasser auf und gieße den Extrakt ab; Schmierseife löse man zu 2½ kg in 10 bis 15 l Wasser. Diese Lösungen werden zu gleichen Teilen gemischt und mit dem dritten Teil denaturiertem Spiritus versetzt.) Nach einigen Wochen muß das Ausbürsten mit diesen Flüssigkeiten wiederholt werden. Kräftige Düngung der Bäume und sonstige gute Pflege müssen aber damit Hand in Hand gehen.
Ein weiterer Schädling der Obstbäume ist die Ringelspinnerraupe (Fig. 173).
Anfang Juni, während der Tau noch auf dem Garten liegt, gehe man mit Leiter und einem groben Tuch versehen von Baum zu Baum, um denselben nachzuspüren; sie sitzen zur Nachtzeit, um sich vor Kälte zu schützen, in den Zwieseln der Bäume fest zusammen und werden erst durch den warmen Sonnenstrahl geweckt, darum wird ihnen in so früher Morgenstunde am günstigsten nachgestellt.
256. Die verschiedenen Obstarten.
Das Kernobst.
Der Apfelbaum kommt im Sandboden nicht gut fort, während bei besserem Erdreich die härteren Sorten auch in rauheren Gegenden gedeihen. Feinere Äpfel verlangen ein warmes, möglichst gleichmäßiges Klima, um zu rechter Vollkommenheit auszureifen. Gravensteiner (Fig. 174), Kalvillen (Fig. 175) und Renetten (Fig. 176) sind besonders bevorzugte Sorten.
Der Birnbaum bedarf nicht sowohl eines nahrungskräftigen als tiefgründigen Bodens; leichter Sandboden mit lehmigem Untergrund sagt ihm zu, Grundwasser dagegen nicht. Besonders empfehlenswert sind die verschiedenen Sorten Butterbirnen (Fig. 177): die Blanche etc. zum Essen, und zum Abbacken die Speckbirne, Bergamotte.
Der Quittenbaum ist hinsichtlich des Bodens nicht wählerisch, liebt aber eine freie, sonnige Lage. Die Birnquitte wird der Apfelquitte vorgezogen. Die Frucht ist roh nicht genießbar, wird aber als Gelee und eingelegt hochgeschätzt.
Das Steinobst.
Der Pfirsichbaum. Der Pfirsich (Fig. 178) bedarf zu seiner Reife sehr vieler Wärme, deshalb gedeiht er in den nördlichen Gegenden Deutschlands nur an Wänden oder Mauern direkt südlicher Lage. Ein lockerer, vorwiegend poröser Boden mit durchlassendem Untergrunde sagt ihm am meisten zu. Die Äste des Baumes müssen wiederholt an das Spalier gebunden und ausgeschnitten werden, damit sie das Reifen der Früchte nicht beeinträchtigen. Im Winter schützt man ihn durch Eindecken mit Fichtenzweigen. Ein gut gereifter Pfirsich ist eine der aromatischsten Früchte.
Der Aprikosenbaum (Fig. 179) blüht nicht selten so früh, daß seine Blüte vom Frost zerstört wird. Er wird häufig freistehend und nicht am Spalier gezogen. In milden Wintern braucht er keine Umhüllung. Oft trägt die Aprikose so reichliche Früchte, daß, wenn man sie nicht zum Teil unreif ausbricht, der Baum im nächsten Jahre eingeht. Vorzüglich ist die Aprikose zum Einmachen.
Der Pflaumenbaum ist nicht wählerisch und gedeiht auch in einem mittelmäßigen, sandigen Boden, obwohl er in besserem Erdreich bedeutend reicher trägt. Er liebt die Gemeinschaft mit seinesgleichen und ist dann ergiebiger. Die Bauernpflaume, auch Zwetsche genannt, ist zu Wirtschaftszwecken am schätzenswertesten. Je gründlicher die Pflaume am Baume ausreifen kann, desto süßer wird sie; die ersten reifen Pflaumen sind meistens madig. Mitunter laufen die unreifen Pflaumen zu Taschen auf und fallen ab; die Ursache davon ist der Stich des Pflaumenbohrers, eines schädlichen Insektes. Die Reineclaude ist sowohl frisch, als eingelegt sehr zu empfehlen.
Der Kirschbaum ist mit leichtem Boden zufrieden, gedeiht in schwerem sogar weniger und kommt selbst noch in rauhen, kalten Gegenden fort. Kirschbäume mit sauren Kirschen eignen sich zur Bepflanzung der Feldwege und geben sichereren Ertrag als andere Obstarten. Die Glas- oder Weichselkirsche und die süße Herzkirsche sind besonders beliebt.
Das Schalenobst.
Der echte Kastanienbaum (Marone) wird im nördlichen Deutschland nicht heimisch, er trägt hier nur selten und unvollkommene Früchte. Am Rhein gedeiht er in geschützter Lage und auf nahrhaftem Boden schon besser.
Der Walnußbaum kommt überall fort, besonders wenn er Schutz gegen heftige Luftströmungen hat, sonst erfrieren seine ersten jungen Triebe. Seine Krone breitet sich ungemein aus und bietet herrlichen Schatten. Ein freier Stand sagt ihm zu. Er wächst langsam und wird erst spät ertragsfähig.
Der Haselnußstrauch pflanzt sich durch Ausläufer fort. Er wächst rasch und läßt sich zu schattigen Gängen einrichten. In England wird der Haselnußkultur viel Aufmerksamkeit geschenkt, und sie bringt reichen Ertrag. Dort gibt es Gärten, wo bisweilen 600-700 Haselnußsträucher, deren Durchschnittsernte man auf je 1 Mark berechnet, gezogen werden. Die Fruchtbarkeit der Haselnußsträucher läßt sich durch sonnigen Stand und richtigen Schnitt bedeutend erhöhen. Mau muß die langen, glatten Ruten zurückschneiden, die starken bis zur Hälfte, die schwachen auf ein Drittel ihrer Länge, damit die unteren Augen zum Austreiben genötigt werden. Die Seitenzweige bleiben unbeschnitten.
Das Beerenobst.
Der Weinstock reift im nördlichen Deutschland nur an sonnigen Mauern und Hauswänden in geschützter Lage. Frei stehende, dem Winde ausgesetzte Spaliere geben meist unvollkommen ausgereifte, sauere Trauben. Die frühen Weinsorten, wie Frühleipziger, Gutedel, Malvasier, Diamant, Chasselas rose royal etc., berechtigen noch am ehesten zur Hoffnung auf einen guten Ertrag. Der Weinstock verlangt ein durchlassendes, sich leicht erwärmendes, schiefer- oder kalkhaltiges Erdreich und ist dankbar für das aus der Küche kommende Fleischwasser als Düngung. Zum Verschneiden des Stockes gehört besondere Vorsicht und Kenntnis; seine Tragfähigkeit hängt davon ab. Aus einem ausführlichen Gartenbuch läßt sich das Verschneiden wohl erlernen, doch überläßt man es besser einer erfahrenen Hand. Im Herbst geschieht der Hauptschnitt. Für den Winter werden die Reben in eine gegrabene Rinne niedergelegt und mit Laub und Reisig bedeckt, doch nicht früher, als Frost eintritt. Im Frühjahr lüfte man, bevor die ersten Triebe da sind.
Die Erdbeere verlangt ein sorgfältig vorbereitetes, stark mit Mist gedüngtes, kalkhaltiges Land und reift sehr schnell. Alle drei Jahre ist eine Umpflanzung erforderlich. Die Stöcke dürfen nicht zu nahe stehen, damit sich die Frucht ordentlich entwickeln kann. Die Schnuren oder Ranken werden erst nach der Ernte abgenommen. Die daran befindlichen Pflänzchen dienen zur Vermehrung. Alle Jahre kommen neue besondere Erdbeersorten in den Handel, die aber nicht überall gedeihen. Da gilt es nun zu versuchen, was für den eigenen Garten am passendsten ist. Die reifende Erdbeere wird gegen Sand und Würmer durch eine Unterlage von Moos oder Lohe geschützt oder durch Drahtstäbe (Fig. 180). Stöcke mit hohlen Blüten werden herausgerissen, damit sie die anderen nicht anstecken. Ein arger Feind der Erdbeere ist die Schnecke, die besonders nachts ihr Unwesen treibt. Man gehe vor Sonnenaufgang die Beete durch, um sie zu fangen, und lege hier und da Erbsenstroh aus, in welches sich das Tier mit Vorliebe verkriecht. Die Monatserdbeere ist ungemein ergiebig und lohnend.
Der Himbeerstrauch verlangt guten Boden, eine geschützte Lage, Luft und Licht von allen Seiten; er lohnt aber auch die geringste Pflege, jedes Begießen im heißen Sommer, jede Düngung im Frühjahr. Im Herbst stirbt das Holz ab und es kommen neue Ausläufer, von denen man 4-6 Stück wachsen läßt. Im Frühjahr verkürzt man die tragfähigen Stecklinge, da der oberste Teil doch keine fruchttragenden Seitenäste bringt. Einzeln stehende Stöcke lohnen am besten. In der Nähe einer Stadt ist der Anbau der Himbeere sehr einträglich.
Die Johannisbeere gedeiht bei einigermaßen gutem Boden überall. Das alte moosige Holz muß alljährlich ausgeschnitten werden, damit die Sträucher genügend Luft und Licht erhalten. Kronenbäumchen (Fig. 181) sehen zierlicher als Sträucher aus und sind vor den Angriffen des Federviehes ziemlich sicher. Bei umfangreichen Johannisbeerpflanzungen lohnt die Weinbereitung. Die große Kirschjohannisbeere erfreut sich eines besonderen Rufes; eine Abart ist die schwarze Johannisbeere, auch Ahlbeere genannt, die in der Destillation sehr beliebt ist; daraus bereiteter Likör soll dem Magen besonders zuträglich sein, während das Gelee von der Frucht bei Halsleiden ein linderndes Mittel ist.
Den Stachelbeerstrauch oder das Stachelbeerbäumchen (Fig. 182) behandelt man ebenso wie die Johannisbeere. Da der Stachelbeerstrauch oft überreich trägt, bedarf er dann und wann einer Düngung. Man nimmt ihm schon einen Teil seiner noch unreifen Früchte, die zu Küchenzwecken verwertet werden. Der Stachelbeer- sowohl als der Johannisbeerstrauch werden stark von Raupen heimgesucht. Darum wird an frostfreien Wintertagen der Boden unter den Büschen mit Jauche, der etwas Salz zugesetzt wird, begossen. Man tötet dadurch die Puppen im Boden. Sitzen die Raupen bereits auf den Sträuchern, so werden diese durch Schütteln davon befreit und dann mit Seifenlauge und Asche bespritzt. – Stachelbeer- und Johannisbeerwein sind beliebte Getränke.
Die Hagebutte wächst nicht allein wild, sondern wird auch in Gärten angebaut und durch die Kultur bedeutend veredelt und vergrößert. Sie gibt eine treffliche Schutzhecke ab; ihre Früchte kocht man ein oder verwendet sie getrocknet zu Suppen und Saucen.
Die Zeit der Abnahme des Obstes ist von großer Wichtigkeit. Sommeräpfel und -Birnen, Kirschen, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche und Weintrauben sowie alles Beerenobst werden baumreif, d. h. nachdem alle ihre vollständige Reife auf dem Baume oder Strauche erhalten haben, abgenommen und müssen bald nach der Ernte verzehrt werden, da sie keine Haltbarkeit besitzen. Anders ist es mit den Herbst- und Winterfrüchten, welche lagerreif geerntet werden. Man pflückt sie ab, sobald ihre Kerne sich zu färben anfangen und sie sich leicht vom Zweige lösen, dann läßt man sie ihre Reife erst durch Liegen erlangen. Durch zu frühes Abnehmen werden die Früchte welk und faulen, und das Aroma geht verloren. Die Zeit der Ernte für Dauerobst ist September und Oktober. Zum Abnehmen wähle man trockne Tage und warte, bis der Tau vorüber ist. Selbst gleich nach dem Regen darf das Einsammeln nicht geschehen, das Wasser muß erst verdunstet sein. Man beauftrage mit dem Abnehmen des Obstes nur verständige Personen, welche den Baum und seine nächste Ernte zu schonen wissen. Nicht alles Obst reift zu gleicher Zeit; das an der Sonnenseite wird natürlich früher gezeitigt, deshalb werden die Bäume öfter durchgepflückt. – Der Obstpflücker bindet sich, ehe er auf den Baum steigt, einen Sack oder ein Saatleinen um, in welches er die Frucht legt. Was er mit der Hand nicht erreichen kann, bringt ihm ein Obstbrecher heran, welcher an einer Stange befestigt ist. Beim Entleeren des Sackes dürfen die Früchte nur ganz allmählich herausgeschüttet oder sollten noch besser herausgenommen werden. Jeder Druck wird später ein brauner Fleck, der Ansatz zur Fäulnis. Alles geschüttelte und wurmstichige Obst muß besonders gelegt und bald verbraucht werden. Nach dem Abnehmen wird das Obst möglichst dünn auf Strohmatten oder Langstroh in einer Kammer oder Stube ausgebreitet, wo öfter gelüftet werden kann, ohne daß Zugluft entsteht, damit die Früchte abschwitzen. Tritt Frostwetter ein, so wird das Obst in trockene, frostfreie, nicht dumpfige Keller oder Gewölbe, die ziemlich dunkel gehalten und wenig gelüftet werden, gebracht. Fehlt es an solchen, so suche man das Obst in der Kammer durch Stroh, Decken, Federsäcke etc. gegen Frost zu schützen. Um Platz zu gewinnen, lasse man sich tragbare Obstgestelle (Fig. 183) anfertigen. Tannene Bretter von 4 cm Breite und 2 cm Stärke, sowie ebensolche von der halben Dimension genügen dazu. Die ersten werden zum Hauptgestell und den Füßen verwandt, die zweiten zu den Böden und ihrem Rande. Man bringt die Leisten 15 ein voneinander entfernt an, damit sich die Früchte nicht berühren. Diese werden möglichst einzeln nebeneinander gelegt, die Äpfel auf die Stiele, die Birnen auf die Blüte. Das Obst ist jede Woche durchzusehen; das faulige muß der Ansteckung wegen entfernt werden. Sobald sich auf den Früchten Schimmel zeigt, ist frische Luft unbedingt notwendig.
Bei allzu beschränkten Räumen wird das Obst lagenweise in Häcksel aufbewahrt. Man wische es vorher sorgfältig ab und lege nur wirklich gesunde Früchte so in die Tonnen und Kisten hinein, daß sie sich nicht berühren, vergesse aber eine monatliche Durchsicht nicht. Auf gleiche Weise verpackt, läßt sich das Obst auch verschicken; es muß nur recht fest aufeinander liegen, damit es sich nicht schütteln und rühren läßt.
Jede feine Frucht wird vorher einzeln in zartes Papier gewickelt. Eine Schicht Frucht wechselt mit einer Lage Holzwolle, Papierschnitzeln oder Moos ab. Auf den Boden sowohl, als an die Seitenwände, unter den Deckel und zwischen die Früchte werden genannte Sachen gestopft. Zur längeren Aufbewahrung aber eignet sich nur das Kern- und Schalenobst. Pfirsichen und Aprikosen werden zum Versand eingewickelt und in Watte gepackt, um sie vor Druck zu bewahren. Feine Apfelsorten wickele man einzeln in Papier und lege sie dicht und fest aufeinander.
Die Zwetsche oder Pflaume hält sich auf dem Baume am besten und kann dort selbst einen Frost ertragen; sie ist erst recht süß, wenn ihre Haut am Stiel kraus wird. Kleine abgebrochene Ästchen mit Pflaumen, die sofort versiegelt und aufgehängt werden, behalten ihre Früchte eine Zeitlang frisch.
Weintrauben werden, sobald sie vom Spalier abgebrochen sind, vorsichtig in einer trockenen, luftigen Kammer, wo man bereits Schnüre hin und her gezogen hat, aufbewahrt. Man befestigt die Trauben sofort mit Bindfaden daran und siegelt den Abschnitt zu, damit der Saft der Beeren nach unten ziehe. Die Trauben dürfen sich nicht berühren, auch nicht zu engbeerig sein. Angegangene Beeren sind zu entfernen. Trauben halten sich nach diesem Verfahren meist bis Weihnachten wohlschmeckend, wenn sie mitunter auch welk und unansehnlich erscheinen. Hält man die Beeren in heißes Wasser, so werden sie wieder glatt.
Eine andere Art Konservierung der Trauben, die empfohlen wird, ist folgende: Man stecke jede Traube mit ihrem Stengel so tief als möglich in einen sauren Apfel. Sein Saft gibt der Traube Nahrung und erhält sie frisch. Dann legt man sie vorsichtig in eine Kiste mit Kleie, läßt aber in den Deckel vier Löcher machen, damit die Luft Zutritt hat.
Das Schalenobst oder die Nüsse sind reif, wenn ihre äußere Schale zu platzen anfängt und nicht mehr an der inneren festhängt. Um die Nüsse zu trocknen, befreit man sie von allen grünen Schalenresten und breitet sie im Freien an einem sicheren Plätzchen (etwa auf einem Papp- oder Zinkdach, einer Galerie oder Veranda) auf Strohmatten aus, damit die frische Luft recht darüber hinstreichen kann. Vor dem Abendtau müssen sie aber wieder aufgenommen werden. Eignet sich das Wetter nicht zum Trocknen im Freien, so wird der Hausboden oder irgend eine erwärmte Stube dazu benutzt, und die Nüsse werden fleißig umgewendet, damit sie nicht schimmeln, deshalb werden sie auch in trockenem Sand abgerieben.
Der Fruchtkorb oder die Obstschale, welche zum Zulangen einladen soll, muß so geschmackvoll und mannigfaltig wie möglich zusammengestellt werden. An Blättern, Ranken etc. darf es bei der Ausschmückung nicht fehlen. Ebenso darf den Früchten nicht ihr zarter Duft und köstlicher Hauch genommen werden, darum werden sie so wenig als möglich mit der warmen Hand berührt. Nur der Apfel und die Birne dürfen abgerieben werden, damit sie aus dem Grün oder den buntgefärbten Herbstblättern freundlicher hervorblicken. Wird die Obstschale mit Stachel- und Johannisbeeren gefüllt, so werden letztere als kleine Ästchen über den Rand der Schale gesteckt. Große Erdbeeren werden, den Stiel nach außen, pyramidenartig mit Sorgfalt aufgebaut.
Bis vor wenigen Jahren lag die Obstverwertung in Deutschland noch sehr im argen, und Frankreich und Amerika waren den Deutschen darin weit voraus. Erst durch die Bemühungen des deutschen Pomologenvereins, der Obst- und Gartenbauvereine, welche darauf hinwiesen, daß nur solche Sorten Obst angepflanzt werden sollen, welche sich als Tafelobst oder zu anderen Verwendungsweisen eignen, hat das Obst auch bei uns einen höheren Wert erhalten. An vielen Orten sind Obstverwertungsgenossenschaften entstanden, die jährlich große Quantitäten geeignetes Obst einkaufen: 1. zum Dörren oder Trocknen, 2. zum Einmachen, 3. zur Verarbeitung zu Mus, Gelee oder Pasten und 4. zur Obstweinfabrikation, welche immer größere Dimensionen annimmt. – Je besser das Obst und besonders je mehr zu bestimmten Zwecken dasselbe gezüchtet wird, desto lohnendere Resultate werden in der verschiedenen Art und Weise der Verwertung erzielt. Daß eine Überproduktion stattfinden könnte, ist vorläufig noch durchaus ausgeschlossen. Obstprodukte finden überall Absatz. Ungefähr 32 Millionen Mark beträgt die Summe, welche aus Deutschland alljährlich für Obst ins Ausland wandert, und die Einfuhr nimmt stetig zu. Der Franzose hat längst erkannt, welch treffliches Nahrungs- und Genußmittel das Obst ist, wie es zum Wohlbefinden des Menschen beiträgt. Darum ist fast jedes 2. Schaufenster in Frankreich mit Konserven aller Art besetzt. Sollte dabei nicht mancher Landwirtsfrau der Gedanke kommen, sich hierin einen lohnenden Erwerbszweig zu schaffen?
Mehr und mehr bricht sich der Beruf, Gärtnerin zu werden, unter den jungen Mädchen Bahn. Die Gärtnerei ist kein leichter Beruf, sondern erfordert viel Mühe und Ausdauer, Lust und Freude zur praktischen Arbeit und gründliche, praktische und theoretische Vorbildung während zweier Jahre Lehrzeit. Sie erfordert ein vielseitiges Wissen und ein tüchtiges, praktisches Können. Gleichviel ob im Winter der Schnee hoch liegt und die Hände den Frost arg fühlen, ob die Sonne im Sommer ihre brennenden Strahlen wirft: die Gärtnerin darf sich dadurch nicht beeinflussen lassen, die Arbeit muß gemacht werden. Die Gärtnerei ist aber auch ein schöner, anregender, vielseitiger, interessanter und befriedigender Beruf, und darum möchte ich denselben Euch, Ihr Landwirtstöchter, warm empfehlen. Euch ist das Arbeitsfeld auf dem eigenen Grund und Boden bereits gegeben. Gartenbau ist ein Teil der Landwirtschaft, und ein rationeller Gartenbau kommt in erster Linie auch der Landwirtschaft zugute.