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XXIV.
Fortsetzung. – Dominikaner und Dominikanerinnen. – Die Jesuiten.

Jedermann beinahe kennt die Geschichte dieses in den Annalen der Menschheit flucherfüllten Ordens, welcher, wie kein anderer, Jammer und Thränen über sie gebracht hat, mit seinen besondern, männlichen und weiblichen Verzweigungen, mit seiner Inquisition und deren Martern.

Der Stifter, Dominikus de Gußmann, der seinen Namensvorgänger, den großen Gepanzerten, täglich vor Augen hatte, zeichnete sich durch die unvernünftigsten Selbstpeinigungen aus, besonders bei Anlaß der Einführung des Rosenkranzes und des Ketzergerichts. Im mystischen Wahnsinne glaubte er, er habe den bereits zur Vernichtung des Menschengeschlechtes aufgehobenen Arm des himmlischen Rächers dadurch entwaffnet. Er peitschte sich oft so jämmerlich, daß er für todt liegen blieb und die heilige Mutter, mit drei schönen Jungfrauen, herbeieilte, ihn zu retten. Jene nahm ihn in den Arm, auf ihren Schoos und streichelte und tröstete ihn, bis er wieder zu sich selber kam. Die Teufel erfüllten Lüfte und Klüfte mit ungeheurem Wuthgeschrei über ihn; sie sahen es voraus, wie viele hunderttausend Seelen er ihrer Macht entziehen und wie er sie selbst durch den Rosenkranz wie mit feurigen Ketten gefesselt halten würde. Nach andern Berichten geschah dieß seinem Schüler Alan.

Unter den merkwürdigen Männern des Dominikaner-Ordens zeichnete vorzüglich Johann Tauler, der große Mystiker, sich aus, dessen Schriften in mancher Beziehung einen bleibenden Werth gewonnen haben. Sein Lebensbeschreiber erzählt, daß er wie ein Schulknabe seine geistlichen Exercitien mit einem goldenen A-B-C begonnen und von dem Manne, der ihn unterrichtete, die Ruthe für jede Unaufmerksamkeit erhalten habe. Später mußte er auf dessen Befehl sich selbst züchtigen, so oft er glaubte, es verdient zu haben, und als Tauler nach drei Wochen wieder zu seinem Lehrer kam, meldete er ihm: in seinem ganzen Leben sei er nicht mehr, der Lektionen willen, mit Schlägen gebüßt worden, als während dieses Zeitraumes.

Ein Gegenstück zu ihm bildete Heinrich Suso, genannt Amandus, dessen Schriften, gleich den Tauler'schen, in neuester Zeit frisch herausgegeben worden sind Von J. Görres. Vgl. die Rezension im Morgenblatt 1831..

Die Dominikaner prügelten und behandelten sich nicht besser, wie die Hunde. Ihre Regeln wimmeln von abgeschmackten Bußbestimmungen. Am liebsten wählten sie dicke Fascikel scharfer Ruthen, die bald auf den völlig, bald auf den entblößten Leib angewendet wurden. Die Novitzen und Novitzinnen bekamen sie natürlich am allerhäufigsten; die gewöhnlichste Disciplin war Geisselung auf den bis zum Gürtel entkleideten Körper; in vielen Klöstern aber bekamen die Frauenzimmer sie auf den hintern Theil, oder sie mußten sie sich selber geben. Bisweilen mußten sie statt auf den Bauch, sich auf den Rücken und den einen Schenkel über den andern legen. Die Cilicien, härene Gürtel und eiserne Armbänder gehörten zu dem Hauptschmucke. Die Nonne, welche man ohne Strümpfe, Stirnband und Gürtel schlafend im Bette traf, wurde sehr scharf gezüchtigt; ebenso jene, welche das Silentium brachen, in Gegenwart der Superiorin und aller Schwestern. Die Disciplinen unterschieden sich in gewöhnliche und außergewöhnliche. Nie lief es, wie in Fontevrauld, mit einigen Ruthenstreichen ab, sondern die Schuldige ward bis aufs Blut gehauen, und da sie sich abwechselnd bestrafen mußten, so schonte die spätere, welche bei der Vorgängerin keine Schonung gefunden, natürlich diese auch nicht, wenn wiederum die Reihe an sie kam. Es herrschte darin ein durchdachtes System und große Regelmäßigkeit Pragm. Gesch. d. M. O. VII..

Die Jesuiten sollten nun eigentlich den Reihen der Disciplingruppe in den Mönchs-Orden schließen; wir haben jedoch ihrer ungeheuren Flagellations-Leidenschaft bereits zur Genüge erwähnt. Es läßt sich denken, daß das, was außerhalb der Kollegien und Klöster so gerne vorgenommen ward, im Innern derselben, in den Novitziaten, nicht fehlte. Doch geisselten sie hier mit vieler Theorie. Man weiß, wie sie's in diesem Punkte hielten. Die Monita secreta, wie die eigentlichen Statuten enthalten manches Erbauliche über diesen Punkt. Verschiedene pikante Thatsachen versparen wir auf das Kapitel, das von der Geisselung, als pädagogisches Korrektionsmittel handelt Ebend. IX. und X..

In den neu errichteten Kongregationen der Jesuiten, Redemptoristen und Ligorianer ist natürlich die Disciplin ebenfalls wieder eingeführt und der Verfasser könnte ganze Bogen von wunderlichen Scenen beibringen, welche damit in Verbindung stehen.


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