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Auch in den Militärstrafen gaben die Römer den übrigen und den spätern Völkern ein schlimmes Beispiel. Livius, Polybius und Tacitus erzählen allerlei merkwürdige Fälle; die Soldaten wurden oft so entsetztlich geprügelt oder gegeisselt, daß sie unter den Händen ihrer Peiniger blieben. Nicht selten entstanden Aufruhr und Meutereien aus diesem übergroßen Mißbrauch des Fustu arium supplicium, und er begünstigte auch manchmals die Einfälle der barbarischen Völker.
Die Zahl der Streiche war gesetzlich nicht festgesetzt, daher alles von der Willkühr der Vorgesetzten abhing, welcher sein Summove lictor, despolia, verbera, animadverte, ohne einigen Widerspruch, geltend machen konnte.
Diese Strafmethode zu Aufrechterhaltung der Kriegs-Disciplin ging auch auf die christlichen Staaten über; die Soldaten wurden fast in jedem Zeitraum geprügelt. Am meisten System erhielt die Bastonnade jedoch vom dreißigjährigen Kriege an; viele der größten Feldherren waren auch die größten Prügler. Das österreichische und preußische Heer galt darin als Muster; König Friedrich I., der Vater Friedrich des Einzigen, prügelte oft Hofherren, Hofdamen, Priester, Soldaten und Offiziere zugleich.
Das Spießruthenlaufen, verbunden mit dem eigentlichen s.g. Schlagen (La Schlague von den Franzosen, die es nicht übersetzen konnten, genannt), bildet eine der abscheulichsten Parthieen in der Geschichte des neueren Militärwesens; es war für einen großen Theil des schönen Geschlechtes einst eine der pikantesten Scenen der Wachtparade, welche nur selten versäumt wurde; zum Glück ist dieses unseres Jahrhunderts unwürdige Unwesen fast überall abgeschafft, und auch die Stockprügel werden nur in wenigen einzelnen Fällen mehr ertheilt. Am unmenschlichsten benehmen sich auch hier wieder die Engländer, in Großbritannien, in Hannover und in den Kolonieen zugleich. Parlaments-Verhandlungen, ständische Protokolle, Journale und Schriften haben gleich sehr die entsetzlichen Mißbräuche an den Tag gebracht, welche man sich noch bis zum gegenwärtigen Jahr zu Schulden kommen ließ. Alle besseren Menschen staunten über eine solche Barbarei, und dennoch fand sie noch beredte Vertheidiger, selbst unter liberalen Ministern. Erst in der letzten Parlaments-Sitzung hat man endlich angefangen, auf die Stimme der Menschheit zu hören, und es hat fürwahr der Sieg Mühe genug gekostet Vergl. Dupin: Extraits des voyages dans la Gr. Brétagne. I. (Force militaire chatimens corporels.) Allgem. Zeitung. – Polit. Annalen..
Die Franzosen haben die Ehre, zuerst unter allen Nationen das Prügeln beim Militär abgeschafft zu haben; daß man es früher niemals gebraucht, ist eine pure Unwahrheit. Die Versuche einiger Kriegsminister und Offiziere, das deutsche Schlagwesen in Frankreich einzuführen, scheiterten; die Soldaten setzten sich aus aller Macht zur Wehre dagegen Lanjuinais 38. 39..
Bei den Russen fanden außer den gewöhnlichen Spießruthen besonders die Batoggen und die Palki's (oder Stockschläge) statt.
Unter den Soldaten, welche die Stockprügel am meisten auszuhalten im Stande sind, zeichnen besonders die slavischen Böhmen, die Ungarn und die Slowaken sich aus. Der berüchtigte Trenck erzählt von einem Deserteur, der, zum drittenmal ertappt und zum Galgen verurtheilt, seinem General, dem Panduren Trenck, den Vorschlag machte, 1000 Prügel für seine Begnadigung anzunehmen. Der Kerl erhielt sie und ward im Spitale geheilt Leben und Thaten Friedrichs von der Trenck. III. B..
Eine stehende Rubrik in der Militärzucht bildeten die Weiber und Mädchen des Trosses. Sehr ergötzlich und anmuthig sind darüber manche Reglemente zu lesen Z.B. das von Georg v. Frondsberg.. Meißner, A. v. Schaden und J. v. Voß haben in einigen ihrer Romane sich versucht, in wie weit auch eine solche Materie Gegenstand poetischer Arbeit werden könne.