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Beim ersten Hause, dessen Wand bläulich zwischen den Gartenbäumen hervorschimmerte, gedachte der Erhabene vorzusprechen. Wie er sich nun aber der Tür nähern wollte, wurde er ein Netz gewahr, das auf einen Ast gehängt war. Und der Erhabene schritt fürbaß, das Haus des Vogelstellers verschmähend.
An diesem äußeren Rande des Ortes waren die Häuser spärlich verstreut, auch hatte dort unlängst eine Feuersbrunst gewütet, und so dauerte es denn eine Weile, bis er wieder an eine menschliche Wohnung kam. Es war dies das Gehöft eines wohlhabenden Brahmanen. Der Erhabene war schon zum Tor hereingetreten, da hörte er, wie drinnen die beiden Frauen des Brahmanen keiften, mit lauten schreienden Stimmen sich zankten und sich gegenseitig mit groben Schimpfworten bewarfen. Und der Erhabene wendete sich um, trat wieder zum Torwege hinaus und schritt fürbaß.
Der Lustgarten jenes reichen Brahmanen erstreckte sich weithin den Weg entlang. Der Erhabene begann schon Müdigkeit zu spüren, und sein rechter Fuß, von einem scharfen Stein verletzt, schmerzte ihn im Weiterschreiten. So näherte er sich endlich dem nächsten Wohnhause, das schon von weitem sichtbar war; denn heller Lichtschimmer strömte quer über den Weg durch das Gitter der Fensterläden und die offenstehende Tür. Wäre aber auch ein Blinder gekommen, so hätte er doch das Haus bemerkt, denn übermütiges Lachen, Becherklang, Stampfen tanzender Füße und lieblich heitere Töne der siebensaitigen Vina drangen ins Freie heraus; an den Türpfosten gelehnt aber stand ein schönes Mädchen in reichem Seidengewand und mit Jasmingewinden behangen. Lachend ihre vom Betelkauen roten Zähne zeigend, lud sie den Wanderer ein: »Tritt herein, Fremder! Hier wohnt die Freude.«
Und der Erhabene schritt fürbaß, seines Wortes gedenkend: »Als Weinen gilt im Orden der Heiligen das Singen; als Tollsein gilt im Orden der Heiligen der Tanz; als kindisch gilt im Orden der Heiligen das Zähnezeigen zur Unzeit, das Lachen: Genüg' euch in Wahrheit Entzückten das Lächeln des lächelnden Blickes.«
Das Nachbarhaus war nicht weit entfernt, aber der Lärm der Zecher und der Vinaspieler drang bis dahin, und so ging der Buddha weiter bis zum nächsten Hause. Neben diesem waren aber zwei Metzgergesellen beim letzten Schimmer des Tageslichtes eifrig am Werk, eine soeben geschlachtete Kuh mit scharfen Messern zu zerlegen.
Und der Erhabene schritt an der Wohnung des Schlächters vorüber.
Vor dem nächsten Hause standen viele Schüsseln und Näpfe aus frischem Ton, die Ausbeute einer rechtschaffenen Tagesarbeit; unter einer Tamarinde befand sich das Töpferrad, und der Hafner löste gerade eine Schüssel davon ab und trug sie zu den anderen.
Der Erhabene trat zum Hafner hin, begrüßte ihn höflich und sagte:
»Wenn es dir, Abkömmling Bhagas, nicht ungelegen ist, bleibe ich über Nacht in deinem Vorsaale.«
»Es ist mir, o Herr, nicht ungelegen. Doch ist soeben ein Pilger angekommen, müde von einer langen Wanderung. Und er hat schon sein Lager hier aufgeschlagen. Wenn es ihm recht ist, mögest du bleiben, o Herr, nach Belieben.«
Und der Erhabene überlegte sich: »Einsamkeit freilich ist der beste Gefährte. Aber dieser liebe Pilger ist hier spät angekommen, wie ich selber, müde von einer langen Wanderung. Und er ist an den Häusern unreiner, blutiger Gewerbe vorbeigegangen, ist an dem Hause des Zankes und des gehässigen Streits und an dem Hause des Lärms und der unwürdigen Freuden vorübergeschritten, um erst hier beim Hafner einzukehren. Mit einem solchen Manne zusammen kann man die Nacht verbringen.«
So trat denn der Erhabene in die Vorhalle ein, wo er einen jungen Mann von edlen Gesichtszügen gewahr wurde, der in der einen Ecke auf einer Matte saß.
»Wenn es dir, Pilger, nicht ungelegen ist,« sprach der Erhabene zu ihm, »bleibe ich über Nacht hier im Vorsaale.«
»Geräumig, Bruder, ist der Vorsaal des Hafners; bleibe der Ehrwürdige nach Belieben.«
Da breitete nun der Erhabene an der einen Wand die Strohmatte hin und setzte sich nieder, die Beine gekreuzt, den Körper gerade aufgerichtet, in heiliges Sinnen versunken. Und der Erhabene brachte die ersten Stunden der Nacht sitzend zu. Und auch der junge Pilger brachte die ersten Stunden der Nacht sitzend zu.
Da gedachte denn der Erhabene bei sich: »Ob wohl dieser edle Sohn fröhlich beflissen ist? – Wie, wenn ich ihn nun darum fragte?«
Und der Erhabene wandte sich also an den jungen Pilger:
»Weshalb, o Pilger, bist du in die Heimatlosigkeit gegangen?«
Der junge Pilger antwortete:
»Nur ein paar Nachtstunden sind vergangen. Wohlan, wenn mir der Ehrwürdige seine Aufmerksamkeit schenken will, werde ich erzählen, weshalb ich in die Heimatlosigkeit gegangen bin.«
Der Erhabene gab durch freundliches Kopfnicken sein Einverständnis zu erkennen, und der junge Pilger hub zu erzählen an.